Nachtfahrt

Nachts. Die Kälte schleicht über der Vorstadt. Die Straße liegt da, im warmen Licht der Straßenlaternen welches sich in den Regenpfützen spiegelt. Das Auto rollt über die Fahrbahn. Abbremsen. Das Ticken des Blinkers in seinen Ohren. Er lenkt das Auto neben eine Zapfsäule. Allein und verlassen, verlassen und allein steht die Tankstelle da. Der taghell ausgeleuchtete Zapfsäulenbereich steht im starken Widerspruch zur Einsamkeit, die sie ausstrahlt. Er steigt aus. Angenehmer Benzingeruch in seiner Nase. Tankdeckel auf. Er nimmt den Zapfhahn und steckt ihn in die Öffnung. Das Lebenselixier des Autos fließt in dessen metallische Adern. Klack, der Tank ist voll. Beim zurückstecken des Zapfhahns tropft ein wenig Benzin zu Boden.

Schnellen Schritts eilt er ins Geschäft zum Bezahlen. Die Kälte dringt tiefer. Er schlingt den Mantel enger um seinen Körper. Nach kurzem Zögern geht die Schiebetür auf. Die Luft im Innern der Tankstelle schmeckt nach Putzmittel. Sein Blick schweift über die Regale. Kein Produkt vermag es, ihn davon zu überzeugen es zu kaufen. Also weiter. Zur Kassa. Der Verkäufer, in sein Handy vertieft, grüßt. Er grüßt zurück, Nummer 1 Bitte. Zahlt und geht hinaus. Der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen ist deutlich spürbar. Kühl legt die Nach ihre Arme um ihn. Schnell ins Auto. Schlüssel ins Zündschloss. Motor starten. Losfahren.

Er blinkt beim Verlassen der Tankstelle, obwohl kein anderes Auto weit und breit zu sehen ist. Gewohnheit. Seine Hand fährt in die Mittelkonsole und holt eine Zigarettenschachtel hervor. Er nimmt kurz die andere Hand vom Lenkrad und nimmt sich eine Zigarette aus der Schachtel. Hektische Suche nach dem Feuer. Er findet es und kurz darauf glimmt der Tschick. Rauch erfüllt die Fahrerkabine. Er schließt kurz die Augen, während der Wagen weiter die menschenleeren Straßen entlangrollt. Fast alle Fenster der Häuser sind dunkel. Die Leute schlafen. Neid erfasst ihn, die Leute liegen warm in ihren vier Wänden, wissen wo ihr Platz ist, wo sie hingehören, wer sie sind. Er fährt stadtauswärts. Die Häuser werden immer niedriger, bis, kurz nach der Stadtgrenze, nur noch vereinzelt kleine Einfamilienhäuser den Weg säumen. Die Landstraße führt durch hügelige Felder, sie sind kaum zu erkennen in der mondlosen, wolkenverhangenen Nacht. Und er fährt und fährt und findet kein Ziel.

Der Schein seines Fernlichts beleuchtet düstere Nebelschwaden, die dicht am Boden übers Land ziehen. Er passiert eine Ortstafel, verlangsamt die Fahrt. Der Wagen rollt die beschauliche Dorfstraße entlang bis zum Hauptplatz. Neben einem imposanten Brunnen hält er an. Eine Kirche beansprucht eine Ecke des Hauptplatzes für sich. Der Turm ragt in die rabenschwarze Nacht empor. Er steigt aus. Ein eisiger, böiger Wind fegt über die Ortschaft hinweg. Die Tür der Kirche ist unverschlossen. Im Innern ist es kein bisschen wärmer als draußen, aber immerhin weht kein Wind.

Seine Schritte am Steinboden hallen von den ebenso steinernen Wänden wider und durchdringen die nahezu gespenstische Stille. Am Altar brennen Kerzen, die einzigen Lichtquellen. Ihr fahler Schein erhellt die vorderen Reihen der Sitzbänke, sowie seine Seele, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Er blickt nach oben zum Deckengewölbe. Niemand weiß, wie lange. Er bekreuzigt sich und tritt hinaus ins Freie.
 
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Bo-ehd

Mitglied
Hallo B.V.,
du bist neu in diesem Forum, deshalb sollten die Leser mit allem sehr nachsichtig sein. Trotzdem will ich verschiedene Dinge anmahnen. Es sind einige Kommafehler und auch andere Rechtschreibfehler im Text. Deshalb: Grundsätzlich mal das Korrekturprogramm benutzen und sich die Kommaregeln anschauen.
Jeder Text hier sollte eine Aussage haben, die über das Banale, sprich Alltagsgeschehen, hinausgeht. Deinem Text kann ich eine solche Aussage/Botschaft/Message nicht entnehmen.
Ein Mann irrt herum; das reicht nicht. Gute Texte leben davon, dass etwas passiert. Hier solltest du noch daran arbeiten.
Nimm diese Kritik bitte als das, was sie ist: Einen gutgemeinten Hinweis auf Fehler und Schwächen, die du beim nächsten Text vermeiden solltest.
Gruß Bo-ehd
 

lietzensee

Mitglied
Hallo B.V. Convalina,
herzlich willkommen in der Leselupe. Ich habe deinen Text ein paar mal gelesen und er hat mir bei jedem Mal besser gefallen. Der Mann irrt herum, aber der Text selbst bewegt sich durchaus zielgerichtet: raus aus der Stadt und hinein in eine Dorfkirche. Dabei sprichst du immer wieder die Einsamkeit des "modernen" Lebens an. Der Text hat sein Thema. Bei den Beschreibugen gelingen dir ein paar schöne Bilder.
Ich denke aber auch, dass er Überarbeitung gut vertragen kann. Eigentlich kann ja jeder Text immer Überarbeitung vertragen. Dazu ein paar Gedanken:

Du neigst dazu, sehr gleichförmige Sätze aneinanderzureihen. Ich würde raten, das durch ein paar andere Satzkonstruktionen aufzulockern. ZB hier:
Er findet es. Der Tschick glimmt. Rauch erfüllt die Fahrerkabine. Er schließt kurz die Augen. Der Wagen rollt weiter die menschenleeren Straßen entlang.

Einige Adjektive finde ich überflüssig. Weniger ist mehr und dann kommen die übrigen Adjektive stärker zur Geltung. ZB hier:
Der neblige Schleier der Kälte liegt über der Vorstadt. Die Straße liegt da
Im Schleier steckt das neblig Undurchsichtige für mich schon drin. Nebelig man man darum streichen. Alternativ könnte man auch schreiben, "Kalter Nebel liegt über der Vorstadt."
In beiden Sätzen verwendest du auch liegt. Um das zu vermeiden, könnte man dem Schleier etwas bewegung geben, ihn kriechen, wabern, gleiten lassen.

Zum Schluss noch etwas zu dieser Stelle:
Er bekreuzigt sich
Hier hast du mich als Leser wirklich eingefangen. Der Text beginnt mit Kälte, einsamen Straßen, niemanden zum Reden, dann wirkt der Kirchenbesuch logisch und kommt gleichzeitig überraschend. Meiner Meinung nach wäre das ein starker Endpunkt für den Text.

Viele Grüße
lietzensee
 
Lieber Bo-ehd,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Text zu Lesen. Mit den Beistrichen ist das so eine Sache... Über den Nachholbedarf in dieser Hinsicht bin ich mir im Klaren. Rechtschreibfehler habe ich jetzt aber dann keine mehr gefunden.

Allerdings bin ich, bezüglich deines zweiten Punkts, anderer Ansicht. Vielleicht ist es mir entgangen, aber wo steht, dass jeder Text hier eine Aussage haben sollte, die über alltägliche Banalitäten hinausgeht? Es ging mir mit diesem Text darum, ein Gefühl, eine Atmosphäre oder einen Geisteszustand einzufangen.

Vielen Dank, dass du deine Gedanken mit mir geteilt hast!

Liebe Grüße,
B.V.
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Lietzensee,
wieso musst du diesen Text mehrmals lesen, um ihn zu verstehen? Könnte es sein, dass du mehr hineininterpretierst, als vorhanden ist?
Gruß Bo-ehd
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo B.V.,
natürlich steht es nirgendwo, dass ein Text eine Aussage haben sollte. Das ist ja das Problem. Die ganzen Hinweise und Infos zu den Textsorten hier gehören gründlichst überarbeitet.
Gruß Bo-ehd
 
Hallo Bo-ehd,

Könnte es sein, dass du mehr hineininterpretierst, als vorhanden ist?
Ich habe bei diesem Text bewusst auf Konkretes verzichtet, um Freiraum für Interpretationen zu schaffen. Gerade die machen es doch erst interessant. Vielleicht sieht man sich selbst, eine alte Erinnerung oder etwas komplett anderes zwischen den Zeilen.

natürlich steht es nirgendwo, dass ein Text eine Aussage haben sollte. Das ist ja das Problem. Die ganzen Hinweise und Infos zu den Textsorten hier gehören gründlichst überarbeitet.
Aber liegt nicht der Reiz der Kurzprosa gerade in dieser Freiheit? Das ist doch eine, den Inhalt betreffend, eher schwammig bis überhaupt nicht definierbare Art von Text. Wenn man feste Regeln einführt, was ein Text haben darf und was nicht, läuft man dann nicht Gefahr, dass die Texte alle zu schablonenhaft geschrieben werden?

Nur so ein paar Gedanken von mir.
Ich freue mich auf deine Antwort!

Liebe Grüße,
B.V.
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo B.V.,
um deine letzte Frage zu beantworten: Ist dir bei irgend einem Lesestoff, egal welcher Art und in welcher Sorte, einmal eine "Schablonenhaftigkeit" aufgefallen? Ich lege dir die Antwort in den Mund: Nein, noch nie!
Jeder auch nur einigermaßen gelungene Text hat eine Struktur, einen Aufbau, eine Methodik, nach der er verfasst wurde. Viele davon sind offensichtlich: Beim Roman sind es die verschiedenen Handlungsstränge, bei der originalen Kurzgeschichte der Schluss mit Pointe, bei der Lyrik das Versmaß etc.
Die Kurzprosa ist zu vielfältig, um sie mit Schreibregeln zu definieren. Es gibt sie als Schilderung einer Kürzestgeschichte, einer Szene, einer Person, eines Missstandes, einer Betroffenheit und auch einer Einsamkeit, wie in deiner Geschichte etc. Da kann es nicht fünf Regeln geben, die für alles gelten. Der Autor ist also relativ frei in seiner Gestaltung. Weswegen eine andere Mindestanforderung besonders wichtig ist, nämlich seine Aussage. Wird diese Anforderung unterschritten, handelt es sich um Bla Bla.
Bla Bla wird - auch hier im Forum - gern auf dem Rettungstuch des Interpretationsspielraums gebettet. Interpretieren kann man alles, auch den schwächsten Text. Beispiel: Ich öffnete die Tür meines Hauses und bekam eine Gänsehaut. Jetzt kann man als Leser, der sich mit allem zufrieden gibt, loslegen. War es der Geruch, die Musik, ein Kratzgeräusch, Furcht vor Einbrechern, ist der Ex zurückgekehrt etc.? Das kann es doch nicht sein!
Um wieviel attraktiver und intelligenter ist es hingegen, dem Leser eine klipp und klare Schilderung anzubieten, bei der der Interpretationspfad vorgegeben ist. Da wissen doch Autor und Leser, wovon die Rede ist.
Lies dich mal ein bisschen in die Kurztexte hier rein. Da wirst du die Unterschiede schnell erkennen.
Gruß Bo-ehd
 

lietzensee

Mitglied
Hallo B.V.,
es freut mich, dass du meine Kommentare hilfreich fandest. Man hätte sicher noch ein paar andere Stellen anmerken können. Es ist auf jeden Fall ein Text, an dem es sich lohnt, zu arbeiten. Normalerweise ist der Umgang hier im Forum übrigens entspannter;-)


Hallo Bo-ehd,
wieso musst du diesen Text mehrmals lesen, um ihn zu verstehen?
Du wunderst dich, dass ich einen Text vor dem Kommentieren mehrmals lese? Da bin ich fast etwas erschrocken.


Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum du solche Probleme hast, diesen Text zu interpretieren. Er thematisiert Einsamkeit und Anonymität. Hier ist der Interpretationspfad doch eindeutig. Für mich ist er fast schon wieder zu geradlinig.

Um wieviel attraktiver und intelligenter ist es hingegen, dem Leser eine klipp und klare Schilderung anzubieten, bei der der Interpretationspfad vorgegeben ist.
Nur aus Interesse gefragt, hattest du mal was von Kafka gelesen?

Viele Grüße
lietzensee
 
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Bo-ehd

Mitglied
Hallo Lietzensee,

ja, hab ich. Habe meine Abiturarbeit über ihn geschrieben, was sehr, sehr lange her ist. Du sprichst das Thema Kafka wahrscheinlich an, weil es eine extreme Interpretationsproblematik enthält. Wie du weißt, gibt es bis heute bzgl. seiner drei großen Fragmente fröhliche Uneinigkeit unter den Literaturwissenschaftlern bzw. Interpreten.

Diese Hauptwerke haben ein alles entscheidendes Merkmal: Kafka beschreibt mit allergrößter Präzision Personen, Objekte und Handlungen. Das, liebe Lietzensee, lädt mich zum Interpretieren ein. Da weiß ich, worum es geht. Ein Stimmungsbild wie die Fahrt bei Nacht und Nebel tut es hingegen nicht, es wird auch andere Leser nicht sonderlich interessieren, fürc hte ich, weil der gesamte Kontext fehlt.

Und wenn zum Schluss die weitestgehend unbekannte Person eine Kirche betritt und sich bekreuzigt, dann ist das für mich … Wieviel Millionen Menschen tun das täglich? Ohne Kontext ist auch diese Schilderung nicht viel wert, auch wenn sie dich mitnimmt.

Mein Vorschlag für dieses Forum wäre, eine neue Rubrik „Stimmungsbilder“ zu etablieren. Das würde sehr viel zum Verständnis beitragen. Dann wüsste jeder Leser genau, was ihn erwartet, wenn er sie anklickt.

Gruß Bo-ehd

P.S. Ganz nebenbei: K. hat auch Kurz- und Kürzestgeschichten geschrieben, die z.T. ein Kreuz zu lesen sind. Ich habe sie in der Schublade Experimentalliteratur abgelegt. Es ist also nicht alles Gold, was glänzt.
 
Mein Vorschlag für dieses Forum wäre, eine neue Rubrik „Stimmungsbilder“ zu etablieren. Das würde sehr viel zum Verständnis beitragen. Dann wüsste jeder Leser genau, was ihn erwartet, wenn er sie anklickt.
Hallo Bo-ehd,

würdest du den Text "Stilleben" von Alfred Polgar auch dieser Kategorie zuordnen?

Den findet man ganz leicht, such einfach nach "Stilleben alfred polgar aufgabenpool".

Liebe Grüße,
B.V.
 
Hallo B.V. Convalina,

mich stört an der Geschichte nur ein einziger Satz:

Die Kälte schleicht über der Vorstadt.
Meinem Sprachgefühl nach müsste es „schleicht über die Vorstadt" heißen.

Ansonsten ist dir eine gute Kurzprosa gelungen, finde ich. Du hast die Stimmung des Morgens gut eingefangen.

LG SilberneDelfine

Hallo Bo-ehd,

natürlich steht es nirgendwo, dass ein Text eine Aussage haben sollte. Das ist ja das Problem. Die ganzen Hinweise und Infos zu den Textsorten hier gehören gründlichst überarbeitet.
Weil sich ein einziger User dran stört? ;) Ja, ich weiß, das ist provokant gefragt.
Aber die meisten Forentexte - so auch zur Kurzprosa - wurden erst vor kurzem überarbeitet, weil die Forenredakteure gewechselt bzw. neue angefangen haben. Das kannst du nicht wissen, so lange bist du, glaube ich, noch nicht hier.

Es steht doch klipp und klar im Forentext, um was es bei der Kurzprosa geht:

. Zum einen gehören hierzu Kürzestgeschichten und Prosa-Miniaturen, die oft nicht mehr als eine halbe Seite umfassen.
Zu den Miniaturen gehören ja Stimmungsbilder.

Um wieviel attraktiver und intelligenter ist es hingegen, dem Leser eine klipp und klare Schilderung anzubieten, bei der der Interpretationspfad vorgegeben ist. Da wissen doch Autor und Leser, wovon die Rede ist.
Vielleicht ist das hier bei der Kurzprosa aber gar nicht gewollt. Ich weiß, ehrlich gesagt, auch nicht, was an einem vorgegebenen Interpretationspfad besser oder intelligenter sein soll.

LG SilberneDelfine
 
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lietzensee

Mitglied
Hallo Bo-ehd,
genau, auf die berüchtigte Interpretationsproblematik beim Franz wollte ich hinaus. Dein vorheriges Posting war bei mir so angekommen, dass Texte ohne eindeutigen "Interpretationspfad" nichts taugen. Das hat mich geärgert. Nicht alles, was sich der eindeutigen Interpretation entzieht, ist große Kunst. Aber es eben auch nicht gleich bla bla, nur weil die Interpretation nicht auf dem Silbertablett mitgeliefert wird. Ich denke, dass dieser Text eine valide Richtung einschlägt. In der Kunst wie im Sport sind die Wege zur Meisterschaft halt lang und steil.

Und wenn zum Schluss die weitestgehend unbekannte Person eine Kirche betritt und sich bekreuzigt, dann ist das für mich … Wieviel Millionen Menschen tun das täglich? Ohne Kontext ist auch diese Schilderung nicht viel wert, auch wenn sie dich mitnimmt.
Der Text liefert doch Kontext. Der Prot ist erst einsam in der Stadt. Dann geht er in die Kirche. Dieser Zusammenhang macht für mich den Reiz aus.

Viele Grüße
lietzensee
 

Bo-ehd

Mitglied
Liebe SilberneDelfine, liebe B.V.,

ich will ja hier nicht als Revoluzzer auftreten, und ich habe auch nicht die Absicht, jemanden zu beeinflussen. Es ist nur so, dass hier bezgl. der Genres und ihrer Charakteristika eine enorme Unsicherheit vorhanden ist. Ich habe an anderer Stelle schon deutlich darauf hingewiesen. Bei der Kurzprosa gibt es ja eine sehr große Problematik: Alles, was nicht in die ausgewiesenen Rubriken passt und nicht allzu umfangreich ist, landet hier. Von der Anektode über die Kalendergeschichte und Skizze bis zum Schwank. Ich habe es mal nachgezählt: Es sind ungefähr 18 Textsorten. Nun unterliegt jede Textsorte einem Regelwerk, mag es vereinzelt auch noch so klein sein. Das kann man nicht einfach mit ein paar Sätzen pauschalen Inhalts definieren. Tut man es trotzdem, untermauert man die Unsicherheit, und das Ergebnis ist für Einsteiger katastrophal. Sie arbeiten nach Gutdünken, und weil das Handwerkliche oftmals nicht passt, verheddern sie sich und produzieren weniger Qualität als sie könnten. Um es mit einem Wort zu sagen: Es gibt kaum einen guten Text ohne Schreibregeln. Und wenn sie dann noch mit Sternchen belohnt werden, werden sie in ihrer Fehlerhaftigkeit auch noch bestätigt. Man sieht das hier im Forum immer wieder, ganz hässlich und überspitzt ausgedrückt: einmal Gefasel, immer Gefasel. Stimmungsbilder, wie sie hier üblich sind, sind so ein Fußmarsch auf Messers Schneide.

Ich weiß, dass das hier keine Schreibschule ist, aber ich glaube, jeder will sich verbessern. Doch dazu braucht es Regeln und Orientierung.


Stillleben

Das ist die klassische Form einer Beschreibung. Es gibt keine Handlung, und die Personen sind trotz des einseitigen Minidialogs ganz bewusst namenlos und blass. Der Autor setzt sie ergänzend ins Bild und schafft damit mit Himmel, Wasser, Fels, Pflanze und Mensch ein komplettes Bild und ein vollständiges Abbild irdischen Lebens. Sprachlich übrigens erstklassig.

Gruß Bo-ehd
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,
bei Kafka hat die klare Interpretationsrichtung perfekt funktioniert. Warum sollte das bei einer Kurzprosa falsch oder überflüssig sein?
Ich sehe den Kontext nicht, den du erkennst. Ich denke, du interpretierst da zuviel hinein. Die Autorin verschweigt dem Leser die Person des Prota, sein Motiv, den Auslöser für die Irrfahrt, das zuvor Geschehene, den Grund in die Kirche zu gehen etc. Ich würde wirklich gern wissen, wieviel Leser sich für einen solchen Inhalt begeistern können.
Ich hätte mir gewünscht, dass sich der Prota mit einem Monolog/Gebet/Beichte offenbart hätte, damit man alles Vorangegangene versteht.
Gruß Bo-ehd

P.S. Ich klinke mich mal für ein paar Tage aus. Muss an meiner Semesterarbeit weitermachen.
 
Hallo SilberneDelfine,
bei Kafka hat die klare Interpretationsrichtung perfekt funktioniert. Warum sollte das bei einer Kurzprosa falsch oder überflüssig sein?
Hallo Bo-ehd,

ich habe von Kafka gar nichts geschrieben.

Deswegen antworte ich auf die Frage auch nicht. Ich nehme an, der Kommentar sollte an lietzensee gehen.
Ich habe ja geschrieben, dass mir eigentlich nicht klar ist, was an einer klaren Interpretationsrichtung besser oder intelligenter sein soll.

Ich mag es nicht, wenn man mich in eine Interpretationsrichtung lenken will.

LG SilberneDelfine
 
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Bo-ehd

Mitglied
Hi,
wenn ein Autor mit der Aussage seines Textes dir als Leserin etwas mitteilen will, nämlich was ihr Inhalt ist (seine Message), und du dir die Freiheit nimmst, etwas grundsätzlich anderes wahrzunehmen, wie willst du dann eine Geschichte oder ein Buch verstehen? Da sage ich nur

gute Nacht.
Gruß Bo-ehd
 
wenn ein Autor mit der Aussage seines Textes dir als Leserin etwas mitteilen will, nämlich was ihr Inhalt ist (seine Message), und du dir die Freiheit nimmst, etwas grundsätzlich anderes wahrzunehmen, wie willst du dann eine Geschichte oder ein Buch verstehen?
Schon mal was davon gehört, dass der Leser immer recht hat?

Bei meinen Texten haben Leser auch schon mal etwas anderes verstanden, als ich es gemeint habe. Deswegen weise ich sie dann aber nicht darauf hin, dass es nur den von mir angestrebten Interpretationsspielraum gibt. Ich finde es im Gegenteil sogar interessant, dass man Texte ganz anders verstehen kann.

Von „grundsätzlich anders wahrnehmen" habe ich auch nichts geschrieben. Vielleicht liest du dir die Kommentare einfach mal mehrmals durch.

Da ich in dieser Diskussion mit Fragen wie

wie willst du dann eine Geschichte oder ein Buch verstehen?
(die die ganze Diskussion auf eine persönliche Ebene ziehen wollen),
keinen Sinn sehe, bin ich hier raus.

Mach dir mal keine Gedanken darüber, ob ich eine Geschichte oder ein Buch verstehe.
 
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