Hallo Vera-Lena,
da ich eher nicht der Fan von metaphysisch geladenen Texten bin, kann ich die Begeisterung für diesen Text nicht teilen.
"Dort, wo der Tag dich wund gerieben,
umhüllt ein weiches Dunkles lind
die Zeichen, die er eingeschrieben.
Nachtwärts der Schmerz ins Nichts zerrinnt."
Wenn Freifrau hier den Rilkes Schwulst vermisst, so finde ich hier noch etwas darüber hinaus.
Der Tag schreibt nicht nur Zeichen, er reibt auch wund. Auf der einen Seite versuchst Du mit Schmerz und wund eine höhere Dramatik aufzubauen, nimmst ihr aber die Heftigkeit durch weiches Dunkles, das lind umhüllt und die nachwärts zerrinnenden Schmerzen. Eine Harmonie, die ich als klebrig empfinde und ich frage mich, was mit der Strophe gesagt werden will. Ein Glück, das die Nacht eine betäubende Bewusstlosigkeit bringt?
"So wie der Teich in schwarzem Schimmer
geglättet ruht nah deinem Haus,
versinkt des wilden Tags Geflimmer
und löscht in Träumen sanft sich aus."
Eine inhaltliche Wiederholung der ersten Strophe. Neben dem nicht gerade originellen Teich am Haus, bleibt wieder die alles verbergende Nacht. Welt lass mich in Ruh, trautes Heim Glück allein.
"Das Weltenlied webt seine Klänge
behutsam in dein Seelenkleid.
Verschüttetes entflieht der Enge.
Verwandelt leuchtet jetzt dein Leid"
Und weiter geht es. Noch einmal der Hinweis darauf, das nachts alles vergessen werden kann. Mit Weltenlied und Seelenkleid kommen zwei Bombastwörter ins Spiel, die alles und nichts bedeuten. Tut mir leid, aber für mich ist das Kitsch pur.
"als ein Gewusstes, ein Erkanntes
dir unverlierbar, blüht dir zu,
bleibt als ein ewig Anverwandtes.
Es wächst die Nacht dem Morgen zu."
Also aus dem Vergessen der Nacht wird Kraft gezogen für einen neuen Tag voller Elend, Leid und Qual. Wenn dem so wäre, warum reicht das nicht, um dem Tag, siehe erste Strophe, mehr abzugewinnen, als der Nacht?
Vera-Lena, mag sein, daß es Dir nicht um eine fatalistische Weltsicht ging, sondern Du ein nettes Gute Nacht Gedicht schreiben wolltest, aber gar keinen Spaß daran hat
der lap