Nachtwandler

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James Blond

Mitglied
Dichter, die sich nachts berauschen,
um Euterpes Sang zu lauschen,
spüren auch, ob Motten lächeln,
wenn sie Worte trocken fächeln.

Flattert es im Licht der Kerzen
um erkannte Herzensschmerzen,
locken Spinnenfäden Boten,
Seelentiefen auszuloten.

Torkeln Wanzen über Seiten,
kommt der Musenkuss ins Gleiten,
Räupchen ringeln sich mit Lust
bis auf die Poetenbrust.

Wer sagt denn, dass Käfer schliefen?
Tintenfüßchen ziehn Serifen,
und ein feiner Mückenchor
summt sich ins Poetenohr.

Morgens staunt ein müder Dichter
über jene Seelenlichter,
die ihm die Erkenntnis bringen,
Dichtung niemals zu erzwingen.
 

Trist

Mitglied
Mit gefallen deine nächtlichen Beobachtungen;

"spüren auch, ob Motten lächeln"

Das ist fein geschrieben - wie auch die lockenden Spinnenfäden, die torkelnden Wanzen und die schlafenden Käfer.
Manchmal fällt der Blick auf etwas, was für den einen sichtbar ist und wahrgenommen wird weil die Antennen sensibler sind.
Für den anderen sind es vielleicht nur einfache, alltägliche Dinge.
Eine schöne Sammlung von Momentaufnahmen!

Beste Grüße
Trist
 

James Blond

Mitglied
Ja,

nachts werden die Antennen weiter ausgefahren und registrieren selbst zarte Signale.
Ich hoffe, dass dann auch der leicht spöttelnde Unterton empfangen wird.

Dankeschön für dein verständnisreiches Feedback!

Viele Grüße
JB
 



 
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