Narrenschläge

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James Blond

Mitglied
Bleib ein Narr in dieser Welt,
Narren lockt man nicht mit Geld.
Narren lieben Illusionen,
königlich darin zu wohnen.

Schau nicht, wie die Dinge sind,
brauch die Augen als ein Kind,
das verspielt im Sande scharrt
und sich in den Dreck vernarrt.

Streb nicht nach dem Glücklichsein,
denn das Glück kommt nie allein.
Und es wird dich erst erheitern,
wenn du fleißig übst dein Scheitern.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24675

Gast
Hi JB,
wenn du gestattest, erkläre ich Strophe zwei deines Gedichts hiermit zum Lupen-Motto des Monats. Oder des Jahres. Treffender kann man nicht umschreiben, was wir hier machen. ;)
Gruß lP
 

James Blond

Mitglied
Danke. Danke. :)
Man sollte stets vorsichtig sein, wenn es um Kalendersprüche geht. Ratschläge, die schnell zu Radschlägen werden, gerade jetzt nach der Zeit der guten Vorsätze - und noch vor den Zeiten tradierten närrischen Treibens.

Diese Narrenschläge schlagen das aus, was wir Normnarren, die zumeist alles andere als närrisch sein wollen, gemeinhin beherzigen: Rationalität, Nüchternheit, Zielstrebigkeit zum Glück. Sie empfehlen uns stattdessen die Selbsttäuschung als Pfad zu einer Kindheit, die wir auf der Suche nach einer verlorenen Zeit vielleicht noch nicht erleben konnten.

Liebe Grüße
JB
 

sufnus

Mitglied
Den Löben (warum nur ist im Deutschen eine Mehrzahlbildung von Lob ungebräuchlich - was stimmt eigentlich mit den Deutschen nicht?! ) ... egal ... schließe ich mich jedenfalls äußerst gernend an.
Andernorts hab ich mal ein Gedicht mit ähnlicher Haltung verzapft ... wenn ich auf der Lupe mal wieder was reinstellen kann, kram ichs mal raus. :)
LG!
S.
 

James Blond

Mitglied
Ich füge meinen Danken (Plural von Dank) einen weiteren an Dich hinzu und verbleibe in respektvoller Erwartung deines Gedichtes mit ähnlicher Haltung. ;)

Liebe Grüße
JB
 

sufnus

Mitglied
Ich füge meinen Danken (Plural von Dank) einen weiteren an Dich hinzu und verbleibe in respektvoller Erwartung deines Gedichtes mit ähnlicher Haltung. ;)

Liebe Grüße
JB
Da will ich mich gerne ebenso in Erwartung hüllen - da ich beim meinem lupanischen Aufschlag etwas unökonomisch mit Gedichtbeiträgen umgegangen bin, muss ich noch etwas warten, bis ich wieder lyrikaktiv werden kann... wenn ich richtig zähle ab übermorgen oder so (?). :)
Dann geselle ich jedenfalls gerne meine Narretei hinzu. :)
LG!
S.
 

Scal

Mitglied
Ob nicht, lieber James, das quasi lebensrettende Weisheitslächeln noch "hervorstechender" erglimmte, wenn in S1 nach "Illusionen" ein Punkt, nach "Königlich" ein Komma, nach "wohnen" ein Rufzeichen?
Würde das die Intention ;) würzen?

Grüße
Scal
 

James Blond

Mitglied
Lieber Scal,
danke für deinen Vorschlag, ein gutes Beispiel für die Steuerung der Bedeutung durch entsprechende Interpunktion.
Demnach so:
Narren lieben Illusionen.
Königlich, darin zu wohnen!
Diese Exklamation am Strophenende erhöhte gewiss den Ausdruck. Ich würde sie mir dann allerdings als eine Steigerung für das Ende aufheben. In S1 aber verlässt der Ratgeber damit zu früh seine reflektierende Haltung: Narren lieben Illusionen, [um] königlich darin zu wohnen. Damit bleibt der Bezug auf die Narren bestehen, während dein Vorschlag sich davon bereits absolutierend löst: Narren lieben Illusionen. [Es ist] königlich, darin zu wohnen!

Liebe Grüße
JB
 



 
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