narziss legt echo ein elfchen über sich selbst in den mund (hypothese zur entstehung des reims)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
narziss
legt echo
ein lied an
sich selbst in den
mund:


hej hör mal
von da unten kommt das warme gesöff herauf
mit dem sie ihre kinder einblullten und einblubberten
kommt herauf von unten und schlägt mir kühl entgegen
mit seiner gischt und schwemmt und fetzt und spritzt
auch mich kleines bläschen in das schaumrauschenplatzen

mtnnngkju das ist der raffinierteste gummi den ich je geprüft habe
subtilste substanz sublimster molekular-meerschaum
verschwindend kleiner schatten im
stumpfen glanz schrumpft
auch nur zum
titsch

wach auf wach auf mein süszer
ja siehst da siehst du im teich ja im teich
da küsst dich dein eigner dein eigener mund
mit dem eigenen mund
wo lippe mit lippe sich lächelnd berührt
mich verführt und berührt
und augenlid augenlid spürt da du träumst
du träumst und du siehst
ja siehst du da wirbelt der stern ach der sternstaub
hinter dir her
in deinem sog meteore
schnuppen verkräuselter trümmer triumph
aufgerieben in weltbrandstrudeln
aus rauch und duft
deinen weg entlang
deine feinspur

und tropfst platsch hinein in das nächste geschehnis
wenn alles zu spät ist
dann du erst
 
G

Gelöschtes Mitglied 16867

Gast
Der Reim hat es etwas Historisches, stemmt sich gegen kritische Aktualität.

Warum wird in den Schulen nicht mehr gesungen? Will man Denkautomatismen sperren?

Will man Verführbarkeit töten, gleich Sinnlichkeit, die heute mit Schwäche gleichgesetzt wird, Hans?
 

Mimi

Mitglied
Wirklich sehr stark...
vor allem die vorletzte Strophe.
Die Epanalepsen sind hier besonders gekonnt umgesetzt.

Gruß
Mimi
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Analepsen, ja Mimi,

die schleifen gern hinterher; hier wird aber behauptet, im Munde der Nymphe Echo, der sprachliche Wortlaut sei dem hinterhertropfenden Narkissos vorausgewesen.
Es sei denn, das angesprochene Du sei nicht Narkissos, zumal der ja diese Rede der Echo in den Mund legt, sondern sie, die Echo, die immer nur hinterhersprechen kann, was der andere ihr "in dem Mund legt". Geht beides, wird beides ineinandergespiegelt.

Das Spiegelbild, in das Narkissos sich verliebt, hat seine melodisch-lyrische Entsprechung im Reim, in dem sich die einander reimenden Zeilen spiegeln. Echo spiegelt den Nariß wieder.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Interessante Frage, Abra:
Der Reim hat es etwas Historisches, stemmt sich gegen kritische Aktualität.
Warum wird in den Schulen nicht mehr gesungen? Will man Denkautomatismen sperren?
Will man Verführbarkeit töten, gleich Sinnlichkeit, die heute mit Schwäche gleichgesetzt wird, Hans?
Ich versuche mir Schüler vorzustellen, die spontan irgendwas singen. Aber was sollten die denn singen? Die Musik, zu der man tanzt, chillt oder Phantasmata denkt, ist nicht melodisch genug, um nachgesungen werden zu können. Es sei denn, man castet sich auf eine Bühne oder so zum Spaß auf der Einkaufsstraße, eingehakt mit anderen casting Debutanten.

Ich habe als Schüler mit einem anderen zusammen auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle The Who gejault: listening to you, i get the music, beide Strophen, in unsauberen Terzen. Oder in einer außerunordentlichen Vertretungsstunde brachte ich den präpubertanten Kindern die vier Strophen von Blakes "Jerusalem" bei. Als alle es aufgeschrieben hatten, wie ich es ihnen Vers für Vers vorgesungen hatte, sangen wir es allzusammen noch ein ganzes Mal. Sogemein kannich sein.

grusz, hansz
 



 
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