Naturerfahrung

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M.M.

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Die Sonne versteckte sich hinter den blühenden Bäumen und tauchte den schmalen Weg in ein schwaches Licht. Der strahlend blaue Himmel wirkte fast unnormal. Nie hatte Cathy so einen schönen Himmel gesehen. Letztes Jahr zu der Zeit hatten Flugzeuge ihre Spuren hinterlassen, doch heute war alles anders.
Zum ersten Mal seit Monaten wagte sie sich nach draußen. Sie wollte sich nicht mehr nur auf ihre Arbeit konzentrieren und mit gesenktem Kopf herumlaufen. 2020 sollte ihr Neuanfang werden. Sie hatte ihre alte Liebe hinter sich gelassen und endlich einen neuen Mann in ihr Herz gelassen. Noch immer konnte sie seine Küsse auf ihrer leicht gebräunten Haut spüren. Die leichten Sonnenstrahlen ließen sie zusätzlich grinsen. Es war etwas abgekühlt, sodass sie doch froh war, ihre blaue Fliesjacke angezogen zu haben.
Glücklich ließ sie sich auf ihrer geliebten Holzbank nieder. Ihre Augen fixierten den schimmernden See, der unterhalb des Weges lag. Eine Entenfamilie watschelte am Ufer entlang und plumpste ins Wasser. Cathy grinste. Ihre Füße, die in Sandalen steckten, kribbelten. Als Cathy nach unten schaute, sah sie einen kleinen Käfer. Ein Marienkäfer krabbelte ihren Fuß hinauf und ließ sich auf ihrem großen Zehennagel nieder. Solch ein kleines Tierchen hatte so eine große Wirkung. Sie hatte es sofort gespürt und war einmal nicht in ihren trüben Gedanken versunken gewesen.
In diesem Moment kam ein Spaziergänger vorbei. Cathy starrte auf die rosafarbene Gesichtsmaske, die die Frau mit den kurzen Haaren trug. Cathy schüttelte den Kopf. Noch nicht einmal Spazieren war ohne Maske möglich, wenn man an Vorerkrankungen litt. Cathy war froh, dass sie nicht zur Risikogruppe gehörte. Sie nahm einen tiefen Atemzug und genoss es, die Luft ohne Maske einatmen zu können. Ihr Körper strotzte vor Energie. Innerhalb weniger Minuten war sie so ruhig geworden, dass sie auch auf dem Nachhauseweg lächelte. Dank der Coronapandemie hatte sie wieder Zeit für sich gewonnen, die Natur neu entdeckt und ihr gebrochenes Herz geheilt.
 
Dank der Coronapandemie hatte sie wieder Zeit für sich gewonnen, die Natur neu entdeckt und ihr gebrochenes Herz geheilt.
Hallo M. M.,

es mutet mich immer seltsam an, wenn Menschen erst eine Krise brauchen, um Zeit für sich zu haben und alles "bewusster zu erleben" (das z. B. liest man auch immer wieder in Interviews, wenn jemand über eine überstandene Krankheit spricht) . Warum können sie das denn erst nach so einer Krise? Ich finde, man kann sich auch ohne einen solchen Auslöser an der Natur erfreuen bzw. am Leben.
Trotzdem ist die kleine Momentaufnahme schön ge- bzw. beschrieben. Gefällt mir sprachlich sehr gut.

LG SilberneDelfine
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo M.M.,

Dein Text ist ein bisschen dürftig für die Kurzgeschichten. Ich verschiebe ihn in die Kurzprosa.

Viele Grüße
DS
 



 
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