nebeneinander was nicht zusammengehört

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Mistralgitter

Mitglied
nebeneinander

nebeneinander

Amseln singen verleihen Flügel für unerhebliche Worte und zwei Menschen kommen dazwischen erzählen Krankheit Tod weinen ach ein Buchfink ruft da berichte ich von schönen Tagen vom Blick auf hell beschienene Gipfel vom Rauschen des Wasserfalls sie lächeln gehen weiter nebenan brummt ein Auto startet /fährt weg/
eine kleine Stille hinter der Hecke kichern Kinder
/rennen weg/ ach /ziehen weg/
mit unseren Freunden wachsen wie Gräser bilden zaghafte Schatten an der Hauswand Kirchenglocken läuten den Abend ein

wir leihen Bücher aus essen Kuchen wie früher alles doch anders wenn der Wind stürmt ist es
nicht schlimm
er trägt den Rosenduft ins Zimmer
nichts perfekt
im Garten alles im Werden
unfertig Rankhilfen fehlen zurück bleiben Spatzen mit ihrem unermüdlichen Geschwatze und diese freche Nachtmücke
/schaut nicht weg/
und trifft E. J. hat genialere Texte geschrieben och
 

Mistralgitter

Mitglied
Ich denke nicht, dass ich meinen Text selber interpretieren sollte. Aber trotzdem nett, dass du dich damit befasst hast, obwohl er dir nichts sagt.
LG
Mistralgitter
 
B

bendemann

Gast
hallo,
ein text über (misslingende?) kommunikation über den tod - so lese ich es zumindest. und die geburtshelfer dieses sprechens sind die amseln, die - wie es hier heißt - "flügel verleihen für unerhebliche worte". diese wendung verdient lob wie auch die "kleine stille".
diese poetische qualität hält der text aber meines erachtens nicht immer durch. ich mache einen vorschlag, der dir womöglich zu radikal ist, aber vielleicht führt er dich dennoch auf eine fährte, auf der der text, den ich für bemerkenswert halte, noch zu gewinnen mag.
mein vorschlag lautet, mit dem poetischen satz "wenn der Wind stürmt ist es nicht schlimm" zu enden und den rest zu streichen. dieser erhält meines erachtens zu viele wiederholungen des themas und den rosenduft halte ich ohnehin für kitschverdächtig.
ich nehme an, dass es mit e.j. etwas auf sich hat, das ich aber nicht verstehen kann. vielleicht liegt darin auch ein schlüssel zum verständnis.

natürlich sind das nur ideen. es ist ein wertvoller text, den ich gern gelesen habe.
liebe grüße,
costja
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Costja,
schön, dass du dem Text wenigstens eine Kleinigkeit abgewinnen konntest und Danke für deine Rückmeldung.
Ich bin immer froh, wenn jemand kritisch Stellung nimmt und ein wenig abwägend an einen Text herangeht.
Über die Kürzung will ich nachdenken, aber eigentlich nur, um den kitschverdächtigen "Rosenduft" hinaus zu komplimentieren. Schade eigentlich - denn es gibt ihn ja realiter.
Die "unerheblichen Worte" sollten mit den "genialeren Texten" von E.J. korrespondieren. Ich hatte überlegt, den tatsächlichen Namen anzugeben - da er aber völlig unerheblich und eher zufällig ist, hab ich es bei den Initialen gelassen - es sollte nur jemand sein, der eben Texte verfasst.
Lange habe ich auch überlegt, ob es nicht eher ein poetischer Text ist - die Einordnung ist nicht so ganz schlüssig bisher, auch was die Zeilenumbrüche betrifft, die ich erst im Nachhinein gesetzt habe, damit es sich leichter liest.
Deine Interpretation finde ich angemessen.
Aber manchmal schreibe ich auch gerne Texte, die keine "Botschaft" beinhalten. Sie sind eher Stimmungsbilder, die hoffentlich Assoziationen beim Leser hervorrufen. Es könnte auch als ein "lyrischer Tagebucheintrag" gelten.
Aber mehr sage ich jetzt nicht dazu - sonst komme ich doch in die Nähe dessen, was ich unbedingt vermeiden will: meinen eigenen Text zu kommentieren.
Liebe Grüße
Mistralgitter
 

Mistralgitter

Mitglied
lyrische Version
Amseln singen
verleihen Flügel für unerhebliche Worte
und zwei Menschen kommen dazwischen
erzählen Krankheit Tod weinen - ach
ein Buchfink ruft
da berichte ich von schönen Tagen
vom Blick auf hell beschienene Gipfel
vom Rauschen des Wasserfalls
sie gehen lächelnd weiter

nebenan brummt ein Auto
startet
fährt weg
eine kleine Stille
hinter der Hecke
kichern Kinder
rennen weg
ach- ziehen weg mit unseren Freunden
wachsen wie Gräser bilden zaghafte Schatten
an der Hauswand
Kirchenglocken läuten den Abend ein

wir leihen Bücher aus
essen Kuchen
wie früher alles
doch anders
wenn der Wind stürmt
ist es nicht schlimm
er trägt Rosenduft ins Zimmer

nichts perfekt
im Garten alles im Werden
unfertig
Rankhilfen fehlen

zurück bleiben Spatzen
mit ihrem unermüdlichen Geschwatze
und diese freche Nachtmücke
schaut nicht weg
und trifft
E. J. hat genialere Texte geschrieben och

lyrische Version gekürzt

Amseln singen
verleihen Flügel für unerhebliche Worte
und zwei Menschen kommen dazwischen
erzählen Krankheit Tod weinen - ach
ein Buchfink ruft
da berichte ich von schönen Tagen
vom Blick auf hell beschienene Gipfel
vom Rauschen des Wasserfalls
sie gehen lächelnd weiter

nebenan brummt ein Auto
startet
fährt weg
eine kleine Stille
hinter der Hecke
kichern Kinder
rennen weg
ach- ziehen weg mit unseren Freunden
wachsen wie Gräser bilden zaghafte Schatten
an der Hauswand
Kirchenglocken läuten den Abend ein

wir leihen Bücher aus
essen Kuchen
wie früher alles
doch anders
wenn der Wind stürmt



nebeneinander ursprüngliche Version

Amseln singen verleihen Flügel für unerhebliche Worte und zwei Menschen kommen dazwischen erzählen Krankheit Tod weinen ach ein Buchfink ruft da berichte ich von schönen Tagen vom Blick auf hell beschienene Gipfel vom Rauschen des Wasserfalls sie lächeln gehen weiter nebenan brummt ein Auto startet /fährt weg/
eine kleine Stille hinter der Hecke kichern Kinder
/rennen weg/ ach /ziehen weg/
mit unseren Freunden wachsen wie Gräser bilden zaghafte Schatten an der Hauswand Kirchenglocken läuten den Abend ein

wir leihen Bücher aus essen Kuchen wie früher alles doch anders wenn der Wind stürmt ist es
nicht schlimm
er trägt den Rosenduft ins Zimmer
nichts perfekt
im Garten alles im Werden
unfertig Rankhilfen fehlen zurück bleiben Spatzen mit ihrem unermüdlichen Geschwatze und diese freche Nachtmücke
/schaut nicht weg/
und trifft E. J. hat genialere Texte geschrieben och
 

Mistralgitter

Mitglied
Amseln singen
verleihen mir Flügel für unerhebliche Worte

zwei Menschen kommen dazwischen
erzählen Krankheit Tod weinen - ach -
ein Buchfink ruft
da berichte ich von Ferientagen
vom Blick auf hell beschienene Gipfel
vom Rauschen des Wasserfalls
sie lächeln und gehen weiter

nun brummt ein Auto
startet
fährt weg
eine kleine Stille
hinter der Hecke
kichern Kinder
wachsen wie Gräser bilden zaghafte Schatten
an der Hauswand
rennen weg
- ach - ziehen weg mit unseren Freunden

nehmen die Worte mit
lassen den Sturm da
eine Nachtmücke schaut nicht weg
und trifft
da zerschlage ich ihre Flügel
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Dann sollten wir ihn auch dorthin verschieben.

LG Franka
 
B

bendemann

Gast
jetzt hast du ihn ja komplett geändert. ich weiß nicht, ob das eine gute idee war. aber das entscheidest natürlich du.ich finde die jetzige version deutlich schwächer.
 

Mistralgitter

Mitglied
Es gab ja noch eine "Zwischenstation", in dem ich deine Anregung zur Kürzung übernommen habe.
Damit war ich aber auch nicht zufrieden und dachte, ich müsse den Text dann ganz anders enden lassen.
Gefallen dir die Umbrüche nicht? Gefällt dir das Ende nicht?
 
B

bendemann

Gast
du hast alle poetischen bilder rausgenommen ... jetzt ist nichts poetisches mehr drinnen. finde ich. aber vielleicht gibt es ja dazu noch meinungen von anderen.
 

Mistralgitter

Mitglied
Es tut mir Leid, dass dir der Text nun gar nicht mehr zusagt.

Nun, alle anderen Versionen sind ja noch da - ich habe eigentlich nur an dem Schluss herumgebastelt, der Anfang ist nahezu unverändert erhalten geblieben. Es ist in der letzten Version mit Sicherheit ein anderes Ende entstanden und damit ist wohl aus dem ganzen Text etwas "Unlyrisches" geworden.

Der Anfangstext gefällt mir nach wie vor am besten - mit seinem augenzwinkernden, selbstironischen Unterton am Anfang und am Ende.
Es war eigentlich nichts anderes als eine Studie, eine Stimmungsbeschreibung, die - wie die meisten stummen Leser zur Recht vermuten - nichts zu bedeuten hat, außer ...
 



 
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