Nerone

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Neto

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In meinem sechzigsten Sommer lief uns ein junger schwarzer Kater zu.
Er kam aus der nahen Siedlung und folgte der einzigen Straße bis zu unserem Haus.
Interessiert erkundete er die bei uns lebenden Tiere und natürlich auch ganz intensiv die Katzenfuttertheke mit den Brekies.
In den ersten Tagen ging er noch regelmäßig abends zu seinem Elternhaus zurück. Als er erkannte, dass er bei uns willkommen war, entschied er sich zu bleiben.

Wir gaben dem vollkommen schwarzen Kater den Namen Nerone.
Er beteiligte sich an den regelmäßigen Mahlzeiten in der Küche und wurde von den anderen Katern, Buschi, Miezelchen, Maske und dessen Bruder Zuzzli beim Fressen nie gehindert.

Leider kam unsere zierliche Katzendame Tinka mit Nerone nicht zurecht. Er setzte ihr immer nach, sodass sie sich kaum noch an die Futtertöpfchen traute und lieber im Weinfeld blieb, bis Nerone nicht mehr in der Nähe war.
Nerone liebte es in der Sonne, auf dem Stuhl vor der Haustür, bei den Hunden zu sitzen und den Tag zu verschlafen.
Beim Gassigehen mit den beiden Hunden Molly und Lady war er immer mit dabei. Seinen Schwanz hochgestreckt schmuste er während des Laufens mit Lady und später, als Molly keine Angst mehr vor ihm hatte, auch mit ihr. Wenn Tinka uns auf der Straße entgegenkam, machte ich dem Kater mit meinen Füßen vorsichtig deutlich, wo seine Grenzen sind. Er folgte brav und blieb bei den Hunden.

Nerone schmuste auch gern mit mir und meiner Frau. Er schnurrte, schlabberte und konnte nicht genug vom Streicheln bekommen.
Gestern Abend haben wir das letzte Mal mit ihm geschmust. Ich habe ihm dabei noch mal deutlich gesagt, dass er meine Tinka nicht belästigen darf. Seine Antwort konnte ich natürlich nicht verstehen. Wahrscheinlich hatte er mich auch nicht verstanden.
Am nächsten Morgen erlebte meine Frau das Ende seines kurzen Lebens. Sie sah, wie ihn beim Müllcontainer ein kleiner alter Pkw mit dem rechten Vorderrad am Kopf erwischte.
Nerone erlebte mit uns nur einen Sommer. Jetzt ruht er hinter dem Haus in der Erde unseres Gartens.
 



 
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