Nette Nachbarn

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Carina M.

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Walküra

Meine Nachbarin, ich habe sie Walküra getauft, wenn man sie sieht, weiß man auch, warum ich das tat.
Sie ist so ungefähr 170 bis 175 groß, keine so große Erscheinung aber ihre Figur ist gewaltig. Ihr Alter weiß ich nicht, schätze sie aber so um die 65 oder etwas mehr, denn sie ist schon Rentnerin.
An warmen Tagen im Sommer trägt sie ein weites, blaues oder rotes T-Shirt über einer kurzen, weiten Hose, Beige oder manchmal auch gemustert, dazu noch große, grüne Gummistiefel.
An kühleren Tagen, eine lange Hose, die gut eine Männerhose sein könnte.
Ich sehe sie, wie sie mit ihrer Schubkarre durch den Garten schiebt, damit über schmale Plattenwege balanciert und ihr der mächtiger Hintern hin und her schaukelt.
Nein, zierlich ist sie wahrhaftig nicht, auch hat sie eher etwa männliche Züge, die das Gesicht ein bisschen hart erscheinen lassen. Das Haar ist blondgelb gefärbt, in dem aber an einigen Stellen schon wieder etwas Grau sichtbar wird, sehr kurz geschnitten. Ihr Gesicht sieht manchmal etwas verkniffen aus und in ihren unruhigen Augen liegt meist etwas Lauerndes.

Sie macht sich mächtig zu schaffen in ihrem Garten, rupft hier was raus, pflanzt dort wieder etwas ein, legt neue Wege mit Kieselsteinen an. Manchmal, wenn sie sich lange bückt um in der Erde zu wühlen, sieht man sie nicht hinter der Mauer des Gartens. Aber dann, wie von Zauberhand, taucht sie urplötzlich, wie von einer mechanischen Feder geschnellt, hinter der Mauer auf, die den Garten von der Straße trennt um zu sehen, ob nicht doch ein Opfer sich fände, für ein kleines Schwätzchen. Wenn es ja nur kurz wäre.

Nein, Stunden lang stellt sie dir Fragen, saugt dir damit dein Hirn aus, als wenn es nichts anderes mehr gäbe auf der Welt was noch von Wichtigkeit sein könnte.
Ich dachte auch schon daran, einen anderen Weg zu nehmen, doch ich muss trotzdem immer an ihr vorbei, nichts zu machen.
Erleichtert schlüpfe ich in die Toreinfahrt und seufze, wenn sie mich einmal nicht erwischt hat.

Bald ist Winter, dann liegt der Garten still, ich bezweifle allerdings, dass ihr Mundwerk dann auch ruht.

Bestimmt steht die dann irgendwann vor meiner Tür um nur mal eben etwas zu fragen.

Auszug

Nun ist sie weg, die Walküra, meine Nachbarin.
Ein paar Tage vor Weihnachten stand ein Möbelwagen vor der Tür.
Sie hat die Wohnung, in dem Haus, in dem sie mit Tochter, Schwiegersohn und Enkel bewohnte, verlassen. Tochter nebst Ehemann und Enkel sind derweil weggefahren und kamen erst wieder als der Möbelwagen mit Walküra weggefahren war. Nachbarn haben ihr geholfen alles aus dem ersten Stock herunter zu tragen.
Sie selber war noch etwas gehbehindert, weil sie eine Operation hinter sich hatte.
Obwohl ich eigentlich so gut wie keinen Kontakt zu ihr hatte, außer ein paar freundlichen Worten zum Gruß, tat es mir in der Seele weh.
Wie würde ich mich fühlen, wenn mir so etwas geschehen würde?


Singel Frauen

Ich habe jetzt drei neue Nachbarinnen, alle allein stehend.
Eine davon, ist gegenüber von mir eingezogen, wo Walküra gewohnt hatte.
Nebenan sind gleich zwei neue Mieterinnen.
Die Wohnungen waren leer, weil die Dame des Hauses gestorben ist.
Ich frage mich, wieso sind sie alle unbemannt?
Schlaue Frauen, denke ich.
Welche Frau will sich schon von einem männlichen Wesen herumscheuchen lassen, die meinen, sie allein wüssten wo es langgeht.
Wieder einmal denke ich, was für ein Glück es ist, nicht mehr im Mittelalter leben zu müssen, wo die Frau keinerlei Rechte besaß und das tun musste, was der Herr Gemahl verlangte.
Das ist mir so deutlich vor Augen gekommen, weil ich momentan historische Romane lese. England 15. Jahrhundert.
Bei heutigen Männern gibt es so gut wie gar keine ritterlichen Manieren mehr.
Das Machogehabe ist allerdings geblieben.

Sie fürchten sich.
Die Frauen von heute sind ihnen zu stark geworden.
Da fällt ihnen dann nichts Besseres ein, als sich mal so richtig mies darüber auszulassen und eine Satire zu schreiben.
Wie hilflos ist das denn?
Welch ein Glück, dass wir Frauen doch eine gewaltige Portion Humor aufweisen können.



Der Frosch auf der Fensterbank

Etwas merkwürdig scheinen sie ja zu sein, die Mieterinnen von gegenüber. In der Tat sind es zwei, wie sich jetzt herausstellte.
Vielleicht ist das Alleinleben doch nicht so ganz ihr Geschmack.
Überhaupt mögen sie wohl noch nicht ganz fertig zu sein, mit ihrem Einzug. Es stehen leere Flaschen auf den Fensterbänken. Wenn ich hier aus meinem Zimmer, wo der PC steht, hinausschaue, bleibt mir der Blick hinüber nicht erspart.
Möglicherweise werden sie noch Blumen hineinstecken, so als Deko.
Das bringt mich auf die Idee, meinen großen Frosch aus Pappmaschee ins Fenster zu stellen.
Ist vielleicht auch lustiger, als leere Flaschen.

Aber bitte, jeder wie er mag. Man darf ja wählen. Zumindest das ist uns seit Jahren gestattet. Immerhin.
Obwohl wir den Männern noch immer hinterherhinken, was die Bezahlung am Arbeitsplatz betrifft.
Aber ich bin sicher, auch das wird sich eines Tages noch ändern.

Meine Gedanken bringen mich zu der Frage: warum gehen Männer so unsensibel und grob mit ihrer Rippe um, die ihnen doch so am Herzen liegen sollte.


Meine Nachbarin, die Taube.

Zunächst ist sie mir aufgefallen, wie sie mit Zweigen im Schnabel, in das Geißblattgewächs, gleich an der Hauswand, neben meinem Balkon geflogen ist.
Aha, dachte ich, da bauen sie sich ein Nest.
Ein paar Tage später, sah ich dann eine Taube darin sitzen.
Als sie einmal ausgeflogen war, konnte ich zwei Eier darin entdecken.
Daraufhin habe ich sie jeden Tag dreimal besucht um nach ihr zu schauen.
Vorsichtig natürlich und mit: Hallo Taube habe ich sie begrüßt.Ich fand es schon aufregend, das so hautnah miterleben zu können, so aus nächster Nähe.

Aber dann, ich weiß nicht, was geschehen ist. Eines Tages war das Nest leer.
Nur zwei weiße Flaumfedern lagen noch im Nest.
Keine Eierschalen, auch keine geschlüpften Taubenkücken.
Einmal ganz früh am Morgen habe ich heftiges Flügelschlagen gehört. Ob da ein Rabenvogel das Nest ausgeräubert hat?
Ich bin schon sehr betrübt darüber, hatte ich mich doch schon gefreut mal etwas Besonderes mit meinen tierischen Nachbarn erleben zu können.

Normalerweise finde es nicht gerade schön, wenn Tauben ihren Dreck auf meinem Balkon ablassen. Doch werdende Mütter brauchen besonderen Schutz.
Eltern müssen ihre Kinder beschützen. Doch manchmal denke ich, Kinder müssen auch vor ihren Eltern beschützt werden.
 

Carina M.

Mitglied
Ich habe eine Meise.

Nein das stimmt nicht so ganz, ich habe eine Menge Meisen.
Jeden Tag kann ich sie an meinem Vogelhäuschen beobachten, wenn sie sich auf die Kante des Häuschens setzen und die Sonnenblumenkerne mit ihren kleinen Krallen festhalten, um sie von der Schale zu befreien.
Blaumeisen, Kohlmeisen und Schwarzkopfmeisen.
Da muss ich leider die Tauben vertreiben, denn die wollen ihr Futter.

Das Kleine muss beschützt werden, egal ob Natur oder Mensch.
Aber die Natur braucht den Menschen nicht, aber der Mensch die Natur.

Spätestens dann wenn das Wasser versiegt und Regenwälder Vergangenheit sind.
Hätte ich den Blauen Planeten erschaffen, wäre ich auch ziemlich sauer über die Menschen, die alles für selbstverständlich halten, als wäre es ihr Eigentum.

Wie schön und wunderbar kann ein Blick in den Himmel sein.

© Carina M.
08.05.2012
 

Carina M.

Mitglied
Himmel

Gekreutzte Flüge
weiße Linien
der Himmel Seidenblau

Eine Wolke schwebt vorüber
Ein Kranich hebt ab

© Carina M
08.05.20212
 

Carina M.

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Walküra

Meine Nachbarin, ich habe sie Walküra getauft, wenn man sie sieht, weiß man auch, warum ich das tat.
Sie ist so ungefähr 170 bis 175 groß, keine so große Erscheinung aber ihre Figur ist gewaltig. Ihr Alter weiß ich nicht, schätze sie aber so um die 65 oder etwas mehr, denn sie ist schon Rentnerin.
An warmen Tagen im Sommer trägt sie ein weites, blaues oder rotes T-Shirt über einer kurzen, weiten Hose, Beige oder manchmal auch gemustert, dazu noch große, grüne Gummistiefel.
An kühleren Tagen, eine lange Hose, die gut eine Männerhose sein könnte.
Ich sehe sie, wie sie mit ihrer Schubkarre durch den Garten schiebt, damit über schmale Plattenwege balanciert und ihr der mächtiger Hintern hin und her schaukelt.
Nein, zierlich ist sie wahrhaftig nicht, auch hat sie eher etwa männliche Züge, die das Gesicht ein bisschen hart erscheinen lassen. Das Haar ist blondgelb gefärbt, in dem aber an einigen Stellen schon wieder etwas Grau sichtbar wird, sehr kurz geschnitten. Ihr Gesicht sieht manchmal etwas verkniffen aus und in ihren unruhigen Augen liegt meist etwas Lauerndes.

Sie macht sich mächtig zu schaffen in ihrem Garten, rupft hier was raus, pflanzt dort wieder etwas ein, legt neue Wege mit Kieselsteinen an. Manchmal, wenn sie sich lange bückt um in der Erde zu wühlen, sieht man sie nicht hinter der Mauer des Gartens. Aber dann, wie von Zauberhand, taucht sie urplötzlich, wie von einer mechanischen Feder geschnellt, hinter der Mauer auf, die den Garten von der Straße trennt um zu sehen, ob nicht doch ein Opfer sich fände, für ein kleines Schwätzchen. Wenn es ja nur kurz wäre.

Nein, Stunden lang stellt sie dir Fragen, saugt dir damit dein Hirn aus, als wenn es nichts anderes mehr gäbe auf der Welt was noch von Wichtigkeit sein könnte.
Ich dachte auch schon daran, einen anderen Weg zu nehmen, doch ich muss trotzdem immer an ihr vorbei, nichts zu machen.
Erleichtert schlüpfe ich in die Toreinfahrt und seufze, wenn sie mich einmal nicht erwischt hat.

Bald ist Winter, dann liegt der Garten still, ich bezweifle allerdings, dass ihr Mundwerk dann auch ruht.

Bestimmt steht die dann irgendwann vor meiner Tür um nur mal eben etwas zu fragen.

Auszug

Nun ist sie weg, die Walküra, meine Nachbarin.
Ein paar Tage vor Weihnachten stand ein Möbelwagen vor der Tür.
Sie hat die Wohnung, in dem Haus, in dem sie mit Tochter, Schwiegersohn und Enkel bewohnte, verlassen. Tochter nebst Ehemann und Enkel sind derweil weggefahren und kamen erst wieder als der Möbelwagen mit Walküra weggefahren war. Nachbarn haben ihr geholfen alles aus dem ersten Stock herunter zu tragen.
Sie selber war noch etwas gehbehindert, weil sie eine Operation hinter sich hatte.
Obwohl ich eigentlich so gut wie keinen Kontakt zu ihr hatte, außer ein paar freundlichen Worten zum Gruß, tat es mir in der Seele weh.
Wie würde ich mich fühlen, wenn mir so etwas geschehen würde?


Singel Frauen

Ich habe jetzt drei neue Nachbarinnen, alle allein stehend.
Eine davon, ist gegenüber von mir eingezogen, wo Walküra gewohnt hatte.
Nebenan sind gleich zwei neue Mieterinnen.
Die Wohnungen waren leer, weil die Dame des Hauses gestorben ist.
Ich frage mich, wieso sind sie alle unbemannt?
Schlaue Frauen, denke ich.
Welche Frau will sich schon von einem männlichen Wesen herumscheuchen lassen, die meinen, sie allein wüssten wo es langgeht.
Wieder einmal denke ich, was für ein Glück es ist, nicht mehr im Mittelalter leben zu müssen, wo die Frau keinerlei Rechte besaß und das tun musste, was der Herr Gemahl verlangte.
Das ist mir so deutlich vor Augen gekommen, weil ich momentan historische Romane lese. England 15. Jahrhundert.
Bei heutigen Männern gibt es so gut wie gar keine ritterlichen Manieren mehr.
Das Machogehabe ist allerdings geblieben.

Sie fürchten sich.
Die Frauen von heute sind ihnen zu stark geworden.
Da fällt ihnen dann nichts Besseres ein, als sich mal so richtig mies darüber auszulassen und eine Satire zu schreiben.
Wie hilflos ist das denn?
Welch ein Glück, dass wir Frauen doch eine gewaltige Portion Humor aufweisen können.



Der Frosch auf der Fensterbank

Etwas merkwürdig scheinen sie ja zu sein, die Mieterinnen von gegenüber. In der Tat sind es zwei, wie sich jetzt herausstellte.
Vielleicht ist das Alleinleben doch nicht so ganz ihr Geschmack.
Überhaupt mögen sie wohl noch nicht ganz fertig zu sein, mit ihrem Einzug. Es stehen leere Flaschen auf den Fensterbänken. Wenn ich hier aus meinem Zimmer, wo der PC steht, hinausschaue, bleibt mir der Blick hinüber nicht erspart.
Möglicherweise werden sie noch Blumen hineinstecken, so als Deko.
Das bringt mich auf die Idee, meinen großen Frosch aus Pappmaschee ins Fenster zu stellen.
Ist vielleicht auch lustiger, als leere Flaschen.

Aber bitte, jeder wie er mag. Man darf ja wählen. Zumindest das ist uns seit Jahren gestattet. Immerhin.
Obwohl wir den Männern noch immer hinterherhinken, was die Bezahlung am Arbeitsplatz betrifft.
Aber ich bin sicher, auch das wird sich eines Tages noch ändern.

Meine Gedanken bringen mich zu der Frage: warum gehen Männer so unsensibel und grob mit ihrer Rippe um, die ihnen doch so am Herzen liegen sollte.


Meine Nachbarin, die Taube.

Zunächst ist sie mir aufgefallen, wie sie mit Zweigen im Schnabel, in das Geißblattgewächs, gleich an der Hauswand, neben meinem Balkon geflogen ist.
Aha, dachte ich, da bauen sie sich ein Nest.
Ein paar Tage später, sah ich dann eine Taube darin sitzen.
Als sie einmal ausgeflogen war, konnte ich zwei Eier darin entdecken.
Daraufhin habe ich sie jeden Tag dreimal besucht um nach ihr zu schauen.
Vorsichtig natürlich und mit: Hallo Taube habe ich sie begrüßt.Ich fand es schon aufregend, das so hautnah miterleben zu können, so aus nächster Nähe.

Aber dann, ich weiß nicht, was geschehen ist. Eines Tages war das Nest leer.
Nur zwei weiße Flaumfedern lagen noch im Nest.
Keine Eierschalen, auch keine geschlüpften Taubenkücken.
Einmal ganz früh am Morgen habe ich heftiges Flügelschlagen gehört. Ob da ein Rabenvogel das Nest ausgeräubert hat?
Ich bin schon sehr betrübt darüber, hatte ich mich doch schon gefreut mal etwas Besonderes mit meinen tierischen Nachbarn erleben zu können.

Normalerweise finde es nicht gerade schön, wenn Tauben ihren Dreck auf meinem Balkon ablassen. Doch werdende Mütter brauchen besonderen Schutz.
Eltern müssen ihre Kinder beschützen. Doch manchmal denke ich, Kinder müssen auch vor ihren Eltern beschützt werden.


Ich habe eine Meise.

Nein, das stimmt nicht so ganz, ich habe eine Menge Meisen.
Jeden Tag kann ich sie an meinem Vogelhäuschen beobachten, wenn sie sich auf die Kante des Häuschens setzen und die Sonnenblumenkerne mit ihren kleinen Krallen festhalten, um sie von der Schale zu befreien.
Blaumeisen, Kohlmeisen und Schwarzkopfmeisen.
Da muss ich leider die Tauben vertreiben, denn die wollen ihr Futter.

Das Kleine muss beschützt werden, egal ob Natur oder Mensch.
Aber die Natur braucht den Menschen nicht, aber der Mensch die Natur.

Spätestens dann wenn das Wasser versiegt und Regenwälder Vergangenheit sind, wird das auch dem Letzten klar werden müssen.
Hätte ich den Blauen Planeten erschaffen, wäre ich auch ziemlich sauer über die Menschen, die alles für selbstverständlich halten, als wäre es ihr Eigentum.

Wie schön und wunderbar kann ein Blick in den Himmel sein.
 

Carina M.

Mitglied
Walküra

Meine Nachbarin, ich habe sie Walküra getauft, wenn man sie sieht, weiß man auch, warum ich das tat.
Sie ist so ungefähr 170 bis 175 groß, keine so große Erscheinung aber ihre Figur ist gewaltig. Ihr Alter weiß ich nicht, schätze sie aber so um die 65 oder etwas mehr, denn sie ist schon Rentnerin.
An warmen Tagen im Sommer trägt sie ein weites, blaues oder rotes T-Shirt über einer kurzen, weiten Hose, Beige oder manchmal auch gemustert, dazu noch große, grüne Gummistiefel.
An kühleren Tagen, eine lange Hose, die gut eine Männerhose sein könnte.
Ich sehe sie, wie sie mit ihrer Schubkarre durch den Garten schiebt, damit über schmale Plattenwege balanciert und ihr der mächtiger Hintern hin und her schaukelt.
Nein, zierlich ist sie wahrhaftig nicht, auch hat sie eher etwa männliche Züge, die das Gesicht ein bisschen hart erscheinen lassen. Das Haar ist blondgelb gefärbt, in dem aber an einigen Stellen schon wieder etwas Grau sichtbar wird, sehr kurz geschnitten. Ihr Gesicht sieht manchmal etwas verkniffen aus und in ihren unruhigen Augen liegt meist etwas Lauerndes.

Sie macht sich mächtig zu schaffen in ihrem Garten, rupft hier was raus, pflanzt dort wieder etwas ein, legt neue Wege mit Kieselsteinen an. Manchmal, wenn sie sich lange bückt um in der Erde zu wühlen, sieht man sie nicht hinter der Mauer des Gartens. Aber dann, wie von Zauberhand, taucht sie urplötzlich, wie von einer mechanischen Feder geschnellt, hinter der Mauer auf, die den Garten von der Straße trennt um zu sehen, ob nicht doch ein Opfer sich fände, für ein kleines Schwätzchen. Wenn es ja nur kurz wäre.

Nein, Stunden lang stellt sie dir Fragen, saugt dir damit dein Hirn aus, als wenn es nichts anderes mehr gäbe auf der Welt was noch von Wichtigkeit sein könnte.
Ich dachte auch schon daran, einen anderen Weg zu nehmen, doch ich muss trotzdem immer an ihr vorbei, nichts zu machen.
Erleichtert schlüpfe ich in die Toreinfahrt und seufze, wenn sie mich einmal nicht erwischt hat.

Bald ist Winter, dann liegt der Garten still, ich bezweifle allerdings, dass ihr Mundwerk dann auch ruht.

Bestimmt steht die dann irgendwann vor meiner Tür um nur mal eben etwas zu fragen.

Auszug

Nun ist sie weg, die Walküra, meine Nachbarin.
Ein paar Tage vor Weihnachten stand ein Möbelwagen vor der Tür.
Sie hat die Wohnung, in dem Haus, in dem sie mit Tochter, Schwiegersohn und Enkel bewohnte, verlassen. Tochter nebst Ehemann und Enkel sind derweil weggefahren und kamen erst wieder als der Möbelwagen mit Walküra weggefahren war. Nachbarn haben ihr geholfen alles aus dem ersten Stock herunter zu tragen.
Sie selber war noch etwas gehbehindert, weil sie eine Operation hinter sich hatte.
Obwohl ich eigentlich so gut wie keinen Kontakt zu ihr hatte, außer ein paar freundlichen Worten zum Gruß, tat es mir in der Seele weh.
Wie würde ich mich fühlen, wenn mir so etwas geschehen würde?


Singel Frauen

Ich habe jetzt drei neue Nachbarinnen, alle allein stehend.
Eine davon, ist gegenüber von mir eingezogen, wo Walküra gewohnt hatte.
Nebenan sind gleich zwei neue Mieterinnen.
Die Wohnungen waren leer, weil die Dame des Hauses gestorben ist.
Ich frage mich, wieso sind sie alle unbemannt?
Schlaue Frauen, denke ich.
Welche Frau will sich schon von einem männlichen Wesen herumscheuchen lassen, die meinen, sie allein wüssten wo es langgeht.
Wieder einmal denke ich, was für ein Glück es ist, nicht mehr im Mittelalter leben zu müssen, wo die Frau keinerlei Rechte besaß und das tun musste, was der Herr Gemahl verlangte.
Das ist mir so deutlich vor Augen gekommen, weil ich momentan historische Romane lese. England 15. Jahrhundert.
Bei heutigen Männern gibt es so gut wie gar keine ritterlichen Manieren mehr.
Das Machogehabe ist allerdings geblieben.

Sie fürchten sich.
Die Frauen von heute sind ihnen zu stark geworden.
Da fällt ihnen dann nichts Besseres ein, als sich mal so richtig mies darüber auszulassen und eine Satire zu schreiben.
Wie hilflos ist das denn?
Welch ein Glück, dass wir Frauen doch eine gewaltige Portion Humor aufweisen können.



Der Frosch auf der Fensterbank

Etwas merkwürdig scheinen sie ja zu sein, die Mieterinnen von gegenüber. In der Tat sind es zwei, wie sich jetzt herausstellte.
Vielleicht ist das Alleinleben doch nicht so ganz ihr Geschmack.
Überhaupt mögen sie wohl noch nicht ganz fertig zu sein, mit ihrem Einzug. Es stehen leere Flaschen auf den Fensterbänken. Wenn ich hier aus meinem Zimmer, wo der PC steht, hinausschaue, bleibt mir der Blick hinüber nicht erspart.
Möglicherweise werden sie noch Blumen hineinstecken, so als Deko.
Das bringt mich auf die Idee, meinen großen Frosch aus Pappmaschee ins Fenster zu stellen.
Ist vielleicht auch lustiger, als leere Flaschen.

Aber bitte, jeder wie er mag. Man darf ja wählen. Zumindest das ist uns seit Jahren gestattet. Immerhin.
Obwohl wir den Männern noch immer hinterherhinken, was die Bezahlung am Arbeitsplatz betrifft.
Aber ich bin sicher, auch das wird sich eines Tages noch ändern.

Meine Gedanken bringen mich zu der Frage: warum gehen Männer so unsensibel und grob mit ihrer Rippe um, die ihnen doch so am Herzen liegen sollte.


Meine Nachbarin, die Taube.

Zunächst ist sie mir aufgefallen, wie sie mit Zweigen im Schnabel, in das Geißblattgewächs, gleich an der Hauswand, neben meinem Balkon geflogen ist.
Aha, dachte ich, da bauen sie sich ein Nest.
Ein paar Tage später, sah ich dann eine Taube darin sitzen.
Als sie einmal ausgeflogen war, konnte ich zwei Eier darin entdecken.
Daraufhin habe ich sie jeden Tag dreimal besucht um nach ihr zu schauen.
Vorsichtig natürlich und mit: Hallo Taube habe ich sie begrüßt.Ich fand es schon aufregend, das so hautnah miterleben zu können, so aus nächster Nähe.

Aber dann, ich weiß nicht, was geschehen ist. Eines Tages war das Nest leer.
Nur zwei weiße Flaumfedern lagen noch im Nest.
Keine Eierschalen, auch keine geschlüpften Taubenkücken.
Einmal ganz früh am Morgen habe ich heftiges Flügelschlagen gehört. Ob da ein Rabenvogel das Nest ausgeräubert hat?
Ich bin schon sehr betrübt darüber, hatte ich mich doch schon gefreut mal etwas Besonderes mit meinen tierischen Nachbarn erleben zu können.

Normalerweise finde es nicht gerade schön, wenn Tauben ihren Dreck auf meinem Balkon ablassen. Doch werdende Mütter brauchen besonderen Schutz.
Eltern müssen ihre Kinder beschützen. Doch manchmal denke ich, Kinder müssen auch vor ihren Eltern beschützt werden.


Ich habe eine Meise.

Nein, das stimmt nicht so ganz, ich habe eine Menge Meisen.
Jeden Tag kann ich sie an meinem Vogelhäuschen beobachten, wenn sie sich auf die Kante des Häuschens setzen und die Sonnenblumenkerne mit ihren kleinen Krallen festhalten, um sie von der Schale zu befreien.
Blaumeisen, Kohlmeisen und Schwarzkopfmeisen.
Da muss ich leider die Tauben vertreiben, denn die wollen ihr Futter.

Das Kleine muss beschützt werden, egal ob Natur oder Mensch.
Aber die Natur braucht den Menschen nicht, aber der Mensch die Natur.

Spätestens dann wenn das Wasser versiegt und Regenwälder Vergangenheit sind, wird das auch dem Letzten klar werden müssen.
Hätte ich den Blauen Planeten erschaffen, wäre ich auch ziemlich sauer über die Menschen, die alles für selbstverständlich halten, als wäre es ihr Eigentum.

Wie schön und wunderbar kann ein Blick in den Himmel sein.

Meine Nachbarn die Bäume

Ich stelle mir vor, ein Baum zu sein.
Fest verankert in der Erde mit tiefen Wurzeln. Als Nachbarn Eichen, Buchen, Kastanien, Tannen und Fichten.
Eichhörnchen und die ganze Vogelschar.
Meisen, Raben, Tauben, Eichelhäher und Amseln kommen jeden Tag zu Besuch.
Ein Apfelbaum vielleicht, wie es sie in Avalon gab.
Vielleicht käme auch einmal die Herrin vom See vorbei und ich könnte ein wenig mit ihr plaudern?
Oder möglicherweise Merlin, der Zauberer mit der Harfe.
Ein Baum, der Schutz bietet mit seinem reichen Blätterdach. Der Blüten und Früchte trägt, je nach Jahreszeit.

Doch irgendwann ist bestimmt jemand da, dem ich im Wege stehe, kurzen Prozess mit mir macht und mich umhaut
 



 
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