Neues aus der Buschstraße

Neues aus der Buschstraße

Mein Nachbar hätt im Baum gehangen;
flög, längst verdorrt, im Wind herum.
Ich las: Komplott, dass sie ihn zwangen,
und sah mich nach zwei Faltern um,
die frech aus den Klamotten sangen:
„Dein Nachbar hat die Maus gefangen!
Vom Roquefort blind gelenkt – zu dumm!
Die Beinchen, die zum Käse sprangen,
ruhn nun im Käfig, kalt und krumm.“
Ich schaute raus. Die Spargelstangen
in seinem Garten harrten stumm,
als durch das Fenster Stimmen drangen.
Mein Nachbar war ins Haus gegangen;
dort hängt er mit dem Kind herum.

Wenn dein Nachbar mal zu dir rüberguckt und dich am Fenster sieht, wird er vermutlich "Gruß Gott, Herr Tula Busch!" rufen

Lieben Gruß
Scal

Moin Scal
Eine kurze Erklärung: Dieses hier war in der Form als Rondel gedacht, wurde es am Ende dennoch nicht, weil sich bei diesen nicht nur die Reime, sondern auch bestimmte Verse selbst wiederholen müssten.
Es gibt ja mehrere solcher Formen, Rondeau, Rondell usw., welche alle auf dem Prinzip der Wiederholung mit nur zwei Reimen fußen.

Die Wahl der Form hier war natürlich der Idee geschuldet, dass sich mit einer nur geringfügigen Abänderung eines Ereignisses, Tatbestandes und anderer 'Neuigkeiten' die von Mund zu Mund gehen, sofort völlig neue schaffen lassen. In diesem Prozess geben dann bekanntlich völlig unkundig Außenstehende noch einen drauf, wie die Motten im Schrank.
Ob fake news im großen Stil oder nur der Tratsch mit der Nachbarin am Fenster, der Prozess ist in etwa derselbe.

LG
Tula

Deine aufklärungssonnige Erläuterung verscheucht meine öfter vielleicht zu mottige Flatterzunge.

Eigentlich sollte der Autor sein Gedicht nicht erklären (müssen). Die inhaltliche Absicht hier ist wahrscheinlich nicht leicht erkennbar. Vielleicht ein Manko, aber auch der Idee selbst geschuldet.
Wahrheit von fake zu unterscheiden, ist keine natürliche Gabe. Wer gar nichts hinterfragt, fällt schnell herein.

LG
Tula