neues Thema - endlich

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Tula

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neues Thema - endlich

Dichter X. hat seinen Geist geschunden
und nach Stunden eine Sau gefunden.

Eine Sau, von der die Leseratten
jenes Dichters keine Ahnung hatten.

Eine Spezies, ganz unverdichtet,
ward vom X. in Versen hingerichtet,

von Erleuchtung und Talent beflügelt,
art- und kunstgerächt durchs Dorf geprügelt.

Denn das Vieh hat‘s, klipp und klar beschrieben,
wie ein echt gemeines Schwein getrieben.

Schlimme Sauereien, die die feigen
Simpel der Regierung gern verschweigen

und von denen Narren ohne Gaben –
Schafe, Mainstream … – keinen Schimmer haben.

Seltsam, denn im Netz in zig Kanälen
braucht man sich den Mist bloß auszuwählen,

welchen manche X‘ in den Kürassen
kühner Reime Ratten hinterlassen.

Nur ein Esel merkt: aus Maul und Spalte
grunzt und furzt die Sau ganz wie die alte.
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

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Hey Tula!
Herzerfrischend! Dichter & Schwein gehen hier offenbar eine höchst toxische Symbiose ein und man könnte das Gedicht, ausgehend von den Musk(el)spielen auf X, listig und Zeile für Zeile als gesellschaftskritischen Beitrag entschlüsseln. Ich ziehe mich im Werkgenuss auf die Querbezüge zum ehrwürdig-brechtigen Schwein Malchus zurück, was den Blickwinkel Deiner Verse, lieber Tula zwar nicht genau trifft, mir aber bereits ein breites Lächeln beschert. Und der Test ist Genuss.
"Wie jetzt? Nur Genuss? Und wo bleibt dann das sozialpolitische Engagement, Herr S.?" - "Sagen wir es so: Aus dem Genuss folgt Erbauung und aus der Erbauung seelisch-moralischer Rückhalt. Alles Weitere findet sich dann von selbst."
LG!
S.
 

Tula

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Hallo sufnus
Ich befürchte, meine Absicht hier war weitaus schlichter als deine Interpretation. Genau genommen geht es hier um den typischen Foren-Dichter X., der sich beharrlich auf jeden noch so belanglosen Mist der Presse oder gar fake news stürzt, um diesen in 'hochwertiger' literarischer Verpackung unter das Volk (die Leser) zu bringen, in der Regel von irgendeiner politischen Mission getrieben.
Ehre der Leselupe, diese Sparte hat sich hier rar gemacht.

Die Satire sollte andererseits nicht als Kritik an politischer Lyrik verstanden werden. Auf diese sollten wir auch weiterhin nicht verzichten; alles eine Frage der Balance zwischen Inhalt (im Sinne einer unvermeidlichen Stellungnahme des Autors) und poetischer Kunstfertigkeit.

Ich muss zugeben, dass mir das Schwein Malchus völlig unbekannt war. Es grunzt aber nicht allein in der Literatur, wie andere typische Fabeltierchen.

Dankend lieben Gruß
Tula
 



 
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