Neustadtviertel

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Scal

Mitglied
Hier ist Pfeifen und Geröll.
Und ein Weg für ein Gedicht.
Einkehr. Gute Güter? Wunde?

Vögel, einige, sie fliegen. Kein Niemandland
ohne Fenster und Türen, hier
ist Glanz, verklüngelt mit Geschiebe
vor und quer, hier bist du Du-Du-Dudelsack,
geleast, beschient, bebankt,
so atme, spiel doch mit.


*

1. Version

Hier ist Pfeifen und Geröll.
Und ein Weg für ein Gedicht.
Einkehr. Bleibe einer Viertelstunde.

Vögel sind auch, die fliegen. Kein Niemandland
ohne Fenster und Türen, hier
ist Glanz, verklüngelt mit Geschiebe
vor und quer, hier bist du Du-Du-Dudelsack,
geleast, beschient, bebankt,

so atme, spiel doch mit.
 
Zuletzt bearbeitet:

fee_reloaded

Mitglied
Oh ja, das hat was, Scal!

Ich kann nicht genau sagen, wie du es machst, aber ich kann definitiv den Vibe des Neustadtviertels spüren!
Vor allem die Vögel und das Geschiebe haben's mir angetan! Sehr starke Bilder. Und es werden alle Sinne bedient - es dudelt sogar die typische Beschallung. Cool! Das atmet tatsächlich!

Sehr gerne gelesen!
LG,
fee
 

Scal

Mitglied
Danke dir, Fee!
Ich weiß nicht, ich folge einfach - gibt es das - einem Instinktgefühl. Nicht immer ein verlässlicher Partner, aber manchmal vielleicht doch - so hofft es in mir.

Lieben Gruß
Scal
 

fee_reloaded

Mitglied
ich folge einfach - gibt es das - einem Instinktgefühl
Und ob es das gibt. Das empfinde ich sehr oft ähnlich. Ich glaube, es kommt auf den richtigen Moment an, wo man selbst - auch auf Ebene der ur-eigenen lyrischen "Sprach-Denke" - empfänglich ist für solche Eindrücke von außen und diese direkt über das eigene Empfinden in die Worte fließen (wenn das für dich Sinn ergibt). So wirkt jedenfallls auch dieser Text von dir auf mich. Gefühlt, wahrhaft empfunden und mittels Sprache wie ein Schmuckstück "gefasst". Dann kann's eigentlich nur gut werden. ;)
 

Scal

Mitglied
"auf der Ebene der "ur-eigene-lyrischen Sprach-Denke" ...
Es gefällt mir sehr, wie du das - gewissermaßen feelingshaft - erläuterst! :)
 

fee_reloaded

Mitglied
Das freut mich sehr, Scal!

Ich war noch nie ein wirklich guter "sachlicher" Erklärer, wenn ich ehrlich bin (dafür kann ich mich selbst einfach nicht ernst genug nehmen, fürchte ich). Mit "feelingshaft" konnte ich mich aber immer gut verständlich machen. :cool:
 

Perry

Mitglied
Hallo Scal,
ich vermute mal, Du hattest ein spezielles "Neubauviertel" im Blick,
denn allgemein finden sich dort kein "Geröll, eher wenig Vögel oder Dudelsackmusik.
Mit "Niemand(s)land" kann ich dagegen gut die Anonymität solcher Einheitsarchitektur verbinden und
"geleast und bebankt" könnte auf die Finanzierung anspielen.
Für mich hat der Text durchaus Potential, das man sich aber erst "erschieben" muss. ;)
LG
Manfred
 

Scal

Mitglied
Hallo Perry,

da du jetzt das schöne Lyrikerwort „erschieben“ ins Spiel gebracht hast, stehe ich vor der eher unangenehmen Situation, auf ein eigenes Gedichtlein interpretatorisch zu reagieren.

Es kommt, denke ich, viel auf die spontane Phantasie des jeweiligen Lesers an, wo er die wenigen Zeilen ansiedelt - Neustadtviertel müssen nicht per se „trostlos“ sein, es können Motorroller „geröllen“, es können vor Szenelokalen Straßenmusikanten dudeln - die Leute sind gut drauf, die Bänke sind besetzt, es tut sich was, es ist was los.

Andrerseits: da „geröllen“ SUV's, (oder sind es die üblichen eckigen Glaswürfel), du hörst den Rettungswagen, da sind die sattvertrauten Einkaufszentren mit Quertürautomatismen, da glänzen geschniegelten Modeboutiquen, Versicherungen und Banken, für die du ein Objekt bist, quasi geleast, und zwischendrin, ja, gibt’s auch noch die sterilen Parks mit einigen duldsamen Bäumen inkl. Vögeln…
So oder so. Mittendrin, d.h. mehr oder weniger mit dabei, in die Situation gewissermaßen hineingeschient, ist man immer.
Wo und wie - das möge sich der Leser aussuchen, seiner eigenen Phantasie gemäß.

Danke fürs Lesen und Bedenken!

Lieben Gruß
Scal

Danke Kristian!
 
G

Gelöschtes Mitglied 25015

Gast
Schöne Miniatur, die keinen Zwang zum Dechiffrieren ausübt - einfach lesen & wirken lassen ...

Grüße
anderswo
 

Scal

Mitglied
Danke dir, anderswo!
Die "Bleibe einer Viertelstunde" werde ich wahrscheinlich mal durch was anderes ersetzen.

Lieben Gruß
Scal
 

sufnus

Mitglied
Hi Scal!
Ich mag es auch sehr, die Bilder wirken irgendwie "ineinandergeschoben", ganz genau kann ich grad nicht greifen, wie Du das angestellt hast (also ein ähnliches Rezeptionserlebnis, wie bei Fee). Wäre Dein Text ein Gemälde, dann wäre es zwar Gegenständlich, aber doch aus der konventionellen Wirklichkeitsabbildung etwas herausgelöst, vielleicht wie ein Chagall mit einem Schuss synthetischem Kubismus.
Und übrigens mag ich eigentlich auch die "Bleibe einer Viertelstunde" ganz gern. Nur bei "Vögel sind auch, die fliegen." ist es mir entweder etwas zu verkürzt oder noch zu nah an der Semantik des Üblichen.
LG!
S.
 

Scal

Mitglied
Danke sufnus, "Chagall mit einem Schuss synthetischem Kubismus" ist eine tolle Kennzeichnung!
Hab den Text mittlerweile an zwei Stellen etwas verändert.

LG
 

Zensis

Mitglied
Hallo Scal,
ich habe das Gedicht ehrlich gesagt Null verstanden, als ich es nur für mich gelesen habe. Mit deiner Erklärung in den Kommentaren hat es dann aber einen schönen und gelungenen Sinn ergeben. Deswegen können solche Erklärungen als Autor auch manchmal sehr gut sein (auch wenn sie weniger angenehm sind zu machen). Zumindest für jemanden, der total auf dem Holzweg unterwegs ist...

Liebe Grüße
Zensis
 



 
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