Nicht schreien

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Max Neumann

Mitglied
Da ist dieser Ort bei den Wäldern
Kenn ihn schon lang doch geh nicht hin
Heute gibt's dazu keinen Grund
Ich mag mein Leben und mag Frieden

Hüte mich zwischen deinen Wellenfingern
Umarm mich mit deinen uralten Wörtern
Gib mir was du willst um uns zu stillen
Einfache Dinge zählen bei den Feldern

Ich weiß nicht was morgen sein wird
Doch fühle deine Wellenfinger
Wie sie mich jetzt streicheln
Während der kranke Mann schreit

Ich kann ihm heute nicht helfen
Brauch Fingerwellen auf meiner Haut
Ich darf deine Zeichen sehen
Keine Zufälle einzig deine Macht

In Harlem sprachen sie heut über dich
Und der kranke Mann schreit wie das Biest
Also denk ich an das Fräulein in Harlem
Was sie über die Erinnerungen sagte

Erinnerungen die du uns schenkst, Uralter
Du weißt ich lieb dich wie den Himmel
Vielleicht darf ich mich heut mögen
Bin einfach dankbar nicht zu schreien
 

Tula

Mitglied
Hallo Tissop
S1 und S2 gefallen mir ausgesprochen gut und entsprechen ja auch sprachlich deinem Stil. Du hast dir einen eigenen erarbeitet und das finde ich gut.

Ab S3 komme ich als Leser hier dann aber doch ins Schlittern. Die Wiederholung von Wellenfinger ... hm, würde ich vermeiden. Das Wortspiel zu Fingerwellen wiederum ist für sich sprachlich originell.

'Hermetisch' ist solange gut, wie die erzeugten Bilder (Chiffren) assoziativ zusammenpassen. Das hängt natürlich auch vom Leser ab. Die seelischen Streicheleinheiten hier lassen uns das Leid anderer vergessen, zum Guten oder weniger Guten. Das scheint mir die zentrale Idee zu sein.

Etwas widersprüchlich: Da Lyrich nicht mehr hingeht (Abkehr vom Kult) und seinen Frieden bereits hat, verstehe ich dennoch nicht ganz das Wirken dieses Wesen vom geheimnisvollen Ort in den Wäldern (im Gegensatz zu Harlem ... dem modernen Ort irdischer Verdammnis). Braucht das Gedicht den kranken Mann zweimal? Ich dachte erst, er schreit vor Leid, dann wird er zum Biest. Ich weiß nicht, welche Rolle er wirklich spielt. Das Fräulein ... Hure, Nonne usw. wäre stärker. Die Erinnerungen (irgend)eines Fräuleins sind so für mich nicht greifbar.

Vielleicht täte dem Gedicht eine Kürzung ab S3 gut. Hermetisch und Deutungs-offen lassen, aber ohne inhaltliche Widersprüche und zu allgemeinen Bildern (die Erinnerungen des Fräuleins).

LG
Tula
 
Zuletzt bearbeitet:

Max Neumann

Mitglied
Hi Tula,

danke, dass du mit deiner Kritik soviel Mühe gemacht und sie auf ein so hohes Niveau gebracht hast. Exzellent.

Die Wellenfinger haben für mich eine besonders erotische Bedeutung, deshalb lasse ich sie so.

Den Rest muss ich nochmal auf mich wirken lassen, peu a peu.

Wünsch dir einen schönen Abend. Nice one.

Max
 



 
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