Nichts ist von Dauer

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Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

so lange der Augenblick Ewigkeit bedeutet
ist es doch gar nicht schlimm, wenn nichts
von Dauer ist. Oder;))?

Ein schönes Gedicht das die Zeitfrage erneut
stellt. Denn, was ist ein Leben im Augenblick
des Universums? Wer will heute von sich behaupt-
en, das es ihn oder sie länger geben wird als
Dich oder mich?

Schön das Du da bist!

Dir von Herzen

Liebe Grüße:))
Sonnenkreis
 

Vera-Lena

Mitglied
Ewigkeiten

Lieber Sonnenkreis,

so hatte ich es auch gemeint, von Dauer ist, dass alles Erschaffene und auch wir von einer Ewigkeit in die andere gehen. Aus diesem Blickwinkel müsste man die Dinge betrachten. Nur kann man sich oft nicht dazu aufschwingen.

Die Wolke entleert sich und der Regen kommt wieder auf die Erde. Die Sonne saugt die Feuchtigkeit in die Höhe, und der Regen ist wieder in der Wolke usw; und das Mäuschen sucht sich heute hier ein Eckelchen mit Stroh und morgen dort.

Und wenn uns jemand sein Herz anbietet für ein Weilchen, dann ist das die größte Sache der Welt.

Ich freue mich, dass Du mich verstanden hast. Ich hatte heute Lust, dieses Thema einmal auf die schlichteste Formel zu bringen.

Dir eine gute Nacht!

Ganz liebe Grüße :) von Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

bei diesem etwas älteren Text von Dir habe ich ein kleines Verständnisproblem.

"... und bette mich in dein Herz
für eine kleine Weile."

Ist das nicht genau das Gegenteil von dem, was man sich unter Liebe bzw. Freundschaft vorstellen möchte?
Wenn die Anwesenheit in einem Herzen nur für eine kleine Weile gilt, wird man sich ihr nach gewöhnlichen menschlichen Maßstäben nicht wirklich anvertrauen wollen, weil die Verlässlichkeit fehlt.
Welchen Sinn macht es dann, dass LyrIch sich mit zeitlicher Begrenzung in das Herz eines LyrDu "einbettet"? So etwas kann doch eigentlich nur in einer Enttäuschung enden, sobald diese Zeit abgelaufen ist - oder interpretiere ich Deinen Text völlig falsch?

Schöne Grüße, NDK
 

Regenzauber

Mitglied
Vera-Lena

Wäre ich [strike]ein[/strike] Wasser,
[red]würde ich mich in[/red] den Fluss betten.
Wäre ich [strike]eine[/strike] Wolke,
[red]würde ich mich in[/red] den Himmel betten.
Wäre ich [strike]eine[/strike] Maus,
[red]würde ich mich in[/red] das Stroh betten.
Da ich [strike]ein[/strike] Mensch bin,
folge ich deinem Ruf
und bette mich in dein Herz
für eine kleine Weile.

Mich stören die „würden“ und das wiederholte „betten“ . Es stört mich aber auch, dass nunmehr, wo man nur noch zwischen gereimt und ungereimt unterscheidet, die dichterische Sprache auch ausgetrieben erscheint, und „Ungereimtes“ mit „ungebundener Sprache plus Zeilenumbruch“ gleichgesetzt wird.

Dein Text besitzt eine gute Bildhaftigkeit, die ein wenig mehr Arbeit verdient. Ich gebe dir als Anregung eine kleine Modifikation, die zeigen soll, in welche Richtung ich mir eine Umarbeitung vorstellen könnte.


Wär ich Wasser,
würd ich in den Fluss mich betten,
wär ich Wolke, in den Himmel,
und als Maus, wohl in das Stroh.

Da ich aber Mensch bin,
folg ich deinem Ruf,
und für eine kleine Weile
bette ich mich in dein Herz
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo NDK,

ja, da hast Du wirklich ein Verständnisproblem, ich will aber versuchen, es zu erläutern. Die Erdenleben sind immer so kurz. Wenn ich Glück hab, bin ich auf der Erde für 80 Jahre, das nächste mal vielleicht nur für 2 Jahre, aber immer nur für eine kleine Weile gemessen an der Ewigkeit.

Nein, von Untreue ist hier nicht die Rede, es fällt mir auch schwer zu verstehen, wie Du darauf kommst, da sich das Ganze doch von vornherein in sehr großen Dimensionen abspielt: Wasser, Wolke, Himmel, im Vergleich dazu ist die Lebenszeit eines Menschen eben eine "kleine Weile". So habe ich das gemeint.

Danke, dass Du diesen Text wieder ausgegraben hast. Ich bin ganz überrascht und erfreut.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Regenzauber,

Deine Vorschläge sind unbedingt bedenkenswert. Ich danke Dir. Momentan habe ich nicht die Zeit, mich damit zu befassen. Vielleicht komme ich am Mittwoch dazu, aber ich freue mich schon darauf.

Dir ganz liebe Grüße!
Vera-Lena
 
B

bonanza

Gast
statt "kleine weile" hätte ich simpel "für eine weile"
geschrieben.

bon.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Regenzauber,

diesen kleinen Vers, der etwas Beschwörendes hat, eigentlich schon an einen Zauberspruch erinnert, möchte ich nicht verkürzen.

Das Wasser kann nicht im Fluss bleiben, die Wolke nicht am Himmel, die Maus nicht im Stroh, und der Mensch, der dem Rufe eines anderen folgt und sich vertrauensvoll in dessen Herz bettet, kann dort auch nur bleiben, für die kurze Dauer seines Lebens.

Ich denke, so wie das Ganze aufgebaut ist, als Aufzählung mit der Überraschung erst in der letzten Zeile, die nur durch den Titel verständlich wird, genauso wirkt es durch seine Schlichtheit.

Ich danke Dir für Deinen Vorschlag zur Konzentration, aber auf diese Weise bekommt es eine äußere Form, durch welche die Kindlichkeit oder der kindliche Charme dieser Zeilen verloren ginge.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Regenzauber

Mitglied
Der angekündigte Charme

@Vera-Lena

wenn du in deinem Text einen gewissen kindlichen Charme findest, so freut mich das. Da ich seit vielen Jahren der Jugendliteratur sehr nahe stehe und auch, für den Hausgebrauch, Kinderbücher übersetze, bin ich recht empfindlich für die Sprache, die manche Autoren den armen Kindern auferlegen und sie Worte sagen lassen, die kaum je einem kindlichen Hirn entspringen sollten.

Wenn du also deinen Text als naives Gebet einem kindlich gebliebenen Geiste zuordnen willst, dann sollte dem, wie andere Kommentatoren bereits geschrieben, auch die "kleine Weile" zum Opfer fallen.

Ich will jedoch nicht weiter die Spitzhacke schwingen, da du bei deiner Jahresproduktion von 100 Gedichten, die du allein in dieses Forum eingestellt hast, hinreichend Erfahrung besitzt, um, wenn es dir passt, das etwas bekleckerte Gewand deines Gedichtes wieder zu neuem Glanze aufzuputzen, bzw den Staub der bösartigen Kommentare davon abzubürsten.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Regenzauber,

ich weiß nie, woher meine Texte zu mir kommen. Bei diesem hier könnte ich mir denken, dass es den Lebenspunkt anreißt, als ich meinen Vater im Alter von 14 Jahren von einen Tag auf den anderen durch den Tod verlor.

Damals hatte ich gar nicht den Abstand zu diesem Erlebnis, dass ich dazu auch nur ein Wort hätte schreiben können. Nein, dieses ist ein Text, der eben erst jetzt "angekommen" ist. Es sind nicht die Worte eines Kindes, aber es ist das kindliche Erleben.
Es hat keinen Augenblick gegeben, in dem ich nicht in das Herz meines Vaters hätte gebettet sein wollen, und es war eben eine viel zu kurze Zeit, die ich in dieser Weise mit ihm erleben durfte.

So lese ich diese Zeilen. Meine Gedichte sind für mich selbst immer ganz fremd, denn ich entwerfe sie nicht, sondern ich schaue mir an, was da zu mir gekommen ist.

Dir noch einmal ein herzliches Dankeschön für Deinen interessanten Vorschlag.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

wolkentanz

Mitglied
ich pflichte allerdings auch regenzauber bei:
die monotone " betten " aufzählung ist etwas zuviel des guten.
finde deshalb die anregung von regenzauber richtig :)

liebe grüße
wolkentanz
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Wolkentanz,

natürlich muss man das gut überdenken, ob man das Stilmittel der Wiederholung anwenden will. Mir erscheint es in meinem kleinen Text passend.

Ich zitiere mal einen Teil aus einem Gedicht von einer meiner Lieblingsautorinnen Friederike Mayröcker

Der Text heißt Todes-und Liebeslied und ich zitiere nur das letzte Drittel:

Wird welken wie Gras
auch meine Hand und die Pupille
wird welken wie Gras.mein Fusz mein Haar mein stillstes Wort
wird welken wie Gras.dein Mund dein Mund
wird welken wie Gras.dein Schauen in mich
wird welken wie Gras.meine Wange meine Wange und die kleine Blume
die du dort weizst wird welken wie Gras
wird welken wie Gras.dein Mund dein purpurfarbener Mund
wird welken wie Gras.aber die Nacht aber der Nebel aber die Fülle
wird welken wie Gras wird welken wie Gras


Das ist also der Schluss ihres Textes.


Natürlich hat sie das Stilmittel der Wiederholung in ihrem Text aus einem anderen Grunde gewählt, als ich in dem meinen. Das sieht man auf den ersten Blick.

Hier geht es nicht um etwas so Zärtliches, Hingegebenes wie in meinem Text, sondern um den Prozess des Vergänglichen. Aber auch der Hingabe kann man durch Wiederholungen eine Nachdrücklichkeit verleihen, ohne dass die Zartheit darüber verloren geht. So sieht das für mich aus.

Danke für Deine Rückmeldung, und danke, dass Du mir noch einmal eine Gelegenheit geschenkt hast, auf das Stilmittel der Wiederholung ein wenig einzugehen.

Dir ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 

Regenzauber

Mitglied
Wiederholungen

Letztes Jahr konnte ich die 80-jährige Mayröcker sehen und verstand, dass sie seit dem Tod ihres Mannes sich mehr und mehr vertrübt. Offensichtlich hat sie sich von seinen sprachlichen Konvulsionen auch ein wenig vergiften lassen.
Schade. Was aber nicht grundsätzlich gegen die Wiederholung als Kunstgriff spricht.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Regenzauber,

danke für Deine Nachricht über Friederike Mayröcker. Ich wusste nichts darüber. Manch einen hebt auch noch das Lebensende in ungeahnte Höhen, zB Fürst Pückler, und viele Menschen müssen einen sehr mühseligen Heimweg antreten in die jenseitigen Gefilde.
Der oben genannte Text wirkt auf mich überzeugend durch seine verzweifelte Eindringlichkeit.

Dir noch einen schönen Tag!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

wolkentanz

Mitglied
als stilmittel ist es okay,
sollte aber sparsam eingesetzt werden.
in der regel sind wiederholungen im text
nicht besonders gern gesehen.
zumindest gilt das für mich :)

liebe grüße
wolkentanz
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Wolkentanz,

ja Sparsamkeit ist bei diesem Stilmittel wirklich angesagt, da stimme ich Dir zu.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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