nichts von heilig

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Kaetzchen

Mitglied
Hallo Le
Dein Gedicht geht mit unter die Haut. Ich überlege die ganze Zeit, wieso es sich so gut liest, obwohl es rhythmisch gar nicht so streng gehalten ist.
LG Kaetzchen
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Moin,
ja, dein Werk ist nicht inhaltlich von gehobener Qualität sonder auch von exzellenter Machart.
LG
Oscarchen
 

rainer Genuss

Mitglied
Gute Nacht - uns beschenkender- Fremder
Die Antwort nach einem erfüllten Leben ist:
unter diesen Umständen zeigt sich sich wahre Wesen des Lebens
Du hast es erfasst
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Tut mir leid, Bellatrix Lestrange,

aber ich verstehe rein gar nichts. Es sind vor allem die hohlen Wortschablonen, die viel zu weiträumigen Abstrakta, die mir den inneren Film nicht wecken.
Also ran an die Arbeit, vielleicht verbirgt sich im Vagen der Allgemeinaussagen ein Koan.

nichts von heilig

wenn alle heiligkeit im vagen sich
verliert, und jede helligkeit sich tief
verbirgt, ist leben wesentlich.
Soweit komme ich noch mit, ich glaube jedenfalls, denn es ist eine klare indikativische Aussage. Mit dem Konditionalsatz (wenn ...) wäre zwar ein Irrealis möglich, aber dann stünde das Prädikat auch im Deutschen im Konjunktiv.
Aber es ist eine Allgemeinaussage, also eine Behauptung, die ohne Integration ihres logischen Gegenteils oder dem Gegenteil widersprechende Begründung als diktatorische Behauptung in der Luft hängen bleibt.
Aber nun ja: Ich kann mir gut vorstellen, daß ein Heiliger, der seine Helligkeit verbirgt, eben kein Blender ist, sondern ein bescheidenes Wesen. Ein "Wesentlicher" sozusagen.

und als ich schlief
im bett der ungeborgenheit,
und als ich rief
nach einer neuen Zeit,
Oxymoron, in der Unbeborgenheit geborgen zu sein. Hat was.
aber nach "einer neuen Zeit" zu "rufen" - was für unbescheidene Ansprüche!

verbarg sich tief im schatten nichts,
das menschlich wäre,
nicht eines bösewichts
gestalt - nur leere.
Das heißt: "menschlich" wäre nur die Gestalt des Bösewichts? Und das wesenliche "Leben", das bescheiden seine "Helligkeit verbirgt", ist nicht "menschlich"? Wieso denn das?
Die "leere", die "ungeborgenheit" - das ist doch der Mensch selbst, der freie. Oder nicht?

grusz, hansz
 

L'étranger

Mitglied
Hallo Hansz,

die Verhunzung des Usernamens kann man sich schon sparen, oder?
Eine schreibbare Kurzbezeichnung biete ich ja ständig an.

Was das Koan angeht, warst du auf der richtigen Spur, aber das Koan ist nur der Ursprung des Gedichts. Das Gedicht entfernt sich im Fortgang immer weiter davon, was einen, der es sehr ernst nimmt, sicher abstoßen wird.

Es ist so eine Art Meditation zum Thema "Leere", zuerst allgemeinmenschlich, dann ganz persönlich.

In einem alten chinesischen Buch (Bi Yän Lu) sind Lehrgeschichten alter chinesischer Zenmeister erläutert. Gleich in der ersten Geschichte antwortet der Begründer des chinesischen Buddhismus auf die Frage, was denn die höchsten und heiligsten Grundsätze des Buddhismus seien, mit den Worten: "Offene Weite (Leere), nichts von heilig". Dieser Satz, an den ich mich seit 36 Jahren immer mal wieder erinnere, ist der Ausgangspunkt der Meditation.

Die "Leere" des Buddhismus lehnt fertige Konzepte, absolute Wahrheiten und heilige Grundsätze ab. Das wirkt nihilistisch, ist aber nicht die vollständige Sicht der "Leere". Die "Leere" der Buddhisten ist gleichzeitig Urvater und Urmutter aller Welt, aller Gegensätze, des Lichts und der Liebe. So kann auch ganz praktisch der Mensch durch die Annäherung an den Zustand innerer Leere Erfüllung erfahren. Ich bin diesen Weg aber nicht gegangen, und will auch nicht dafür werben.

Die Urknallidee der Kosmologen erinnert mich ebenfalls an diese "Schöpfungsidee". Demnach kann das Nichts (die Leere) quasi aus einer Laune heraus im Urknall ein sich entfaltendes Universum erschaffen, wo ("vorher"), weder Raum, noch Zeit, noch Materie war. "Vorher" ist allerdings Quatsch, denn ohne Urknall keine Zeit.

Man darf aber auch einfach an die Existentialisten denken, die das Wesentliche im Leben ebenfalls jenseits fertiger Konzepte in den existentiellen Fragestellungen des Lebens suchten, in den Fragen, die das Leben stellt. Das fällt mir selbst am ehesten zur ersten Strophe ein.

Von da ab spricht ein LI von seiner persönlichen Erfahrung der Leere, hier eine gefühlte Leere, die eigentlich nichts mit der buddhistischen oder philosophischen Leere zu tun hat.
Ja ;-) - es spricht ein wenig dramatisch!

Zum Schluss vielleicht die Frage: Ist das die gleiche "Leere"?

Also insgesamt: "gedankliche Meditationen" mit einem Klang, den ich selbst auf Anhieb mochte.

Gruß Lé.
 



 
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