Hallo Hansz,
die Verhunzung des Usernamens kann man sich schon sparen, oder?
Eine schreibbare Kurzbezeichnung biete ich ja ständig an.
Was das Koan angeht, warst du auf der richtigen Spur, aber das Koan ist nur der Ursprung des Gedichts. Das Gedicht entfernt sich im Fortgang immer weiter davon, was einen, der es sehr ernst nimmt, sicher abstoßen wird.
Es ist so eine Art Meditation zum Thema "Leere", zuerst allgemeinmenschlich, dann ganz persönlich.
In einem alten chinesischen Buch (Bi Yän Lu) sind Lehrgeschichten alter chinesischer Zenmeister erläutert. Gleich in der ersten Geschichte antwortet der Begründer des chinesischen Buddhismus auf die Frage, was denn die höchsten und heiligsten Grundsätze des Buddhismus seien, mit den Worten: "Offene Weite (Leere), nichts von heilig". Dieser Satz, an den ich mich seit 36 Jahren immer mal wieder erinnere, ist der Ausgangspunkt der Meditation.
Die "Leere" des Buddhismus lehnt fertige Konzepte, absolute Wahrheiten und heilige Grundsätze ab. Das wirkt nihilistisch, ist aber nicht die vollständige Sicht der "Leere". Die "Leere" der Buddhisten ist gleichzeitig Urvater und Urmutter aller Welt, aller Gegensätze, des Lichts und der Liebe. So kann auch ganz praktisch der Mensch durch die Annäherung an den Zustand innerer Leere Erfüllung erfahren. Ich bin diesen Weg aber nicht gegangen, und will auch nicht dafür werben.
Die Urknallidee der Kosmologen erinnert mich ebenfalls an diese "Schöpfungsidee". Demnach kann das Nichts (die Leere) quasi aus einer Laune heraus im Urknall ein sich entfaltendes Universum erschaffen, wo ("vorher"), weder Raum, noch Zeit, noch Materie war. "Vorher" ist allerdings Quatsch, denn ohne Urknall keine Zeit.
Man darf aber auch einfach an die Existentialisten denken, die das Wesentliche im Leben ebenfalls jenseits fertiger Konzepte in den existentiellen Fragestellungen des Lebens suchten, in den Fragen, die das Leben stellt. Das fällt mir selbst am ehesten zur ersten Strophe ein.
Von da ab spricht ein LI von seiner persönlichen Erfahrung der Leere, hier eine gefühlte Leere, die eigentlich nichts mit der buddhistischen oder philosophischen Leere zu tun hat.
Ja ;-) - es spricht ein wenig dramatisch!
Zum Schluss vielleicht die Frage: Ist das die gleiche "Leere"?
Also insgesamt: "gedankliche Meditationen" mit einem Klang, den ich selbst auf Anhieb mochte.
Gruß Lé.