Nie daran gezweifelt

Sie haben nie daran gezweifelt, dass das, was sie tun richtig und wichtig war, nie kam ihnen in den Sinn, dass man es auch anders oder Anderes hätte tun können.

Alle Einwände prallten ab wie Gummibälle von der festen Wand ihrer Überzeugungen. Sie haben jederzeit engagiert, zuverlässig und zu unserer vollsten Zufriedenheit, waren immer einsatzbereit, umsichtig und haben die Belange uneigennützig. Sie genossen das vollste Vertrauen und waren blind wie ein Maulwurf.

Zweifel war ihnen Gift und nicht Würze des Gedankens. Dass Gedanken nur dann zu Erkenntnissen reifen, wild, rücksichtslos und prachtvoll, wenn sie die Schule der Skepsis durchlaufen, ist ihnen völlig unbekannt und offene Widerrede stets verdächtiger als heimlicher Verrat.

Sie sind unser Mann!
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Binsenbrecher,

ein Arbeitszeugnis der besonderen Art. Ich habe in meiner Jugend den Beruf des Bankkaufmannes erlernt und als junger Mann entsetzt hingeworfen.
Meine ehemaligen Kollegen sind darin ausgezeichnet beschrieben.

Sie haben jederzeit engagiert, zuverlässig und zu unserer vollsten Zufriedenheit, waren immer einsatzbereit, umsichtig und haben die Belange uneigennützig
Fehlt da nicht ein Verb?

Liebe Grüße
Manfred
 
Im Ganzen sagt es mir schon zu, Binsenbrecher, in der Tendenz und im Verlauf. Dennoch Rückfragen zu Details: Der letzte Satz spricht mit "unser Mann" dafür, dass der Text sich auf eine einzige Person bezieht. In diesem Fall müssten diverse "sie" und "Ihnen" vorher groß geschrieben werden. Anderenfalls sollte der Schluss lauten: "Sie sind unsere Männer." (Wobei die Frage nach weiblichem Personal noch offen bliebe, da Frauen zwar im generischen Maskulinum "Mitarbeiter" enthalten sind, aber nicht in "Männer".)

Das fehlende Verb (s. Frankes Anmerkung) war mir auch aufgefallen. Es sind sogar zwei in einem Satz:

Sie haben jederzeit engagiert, zuverlässig und zu unserer vollsten Zufriedenheit ???, waren immer einsatzbereit, umsichtig und haben die Belange uneigennützig ???.

Ein klein wenig stört mich auch, dass die Ergebnisse skeptischer Gedankenarbeit "wild, rücksichtlos und prachtvoll" sein sollen. Bei mir ist das hoffentlich nur ausnahmsweise der Fall.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 
Hallo Manfred, hallo Arno,

vielen Dank für Eure Kommentare und die genaue Lektüre!

Was die fehlenden Verben betrifft, so wurden die mit Bedacht weggelassen. Es sollte der Gegensatz dieser Formeln zum kritischen Denken verdeutlicht werden - das scheint nicht gut funktioniert zu haben. Und mit den Personalpronomen in der Anrede habe ich seit der Rechtschreibreform immer so ein komisches Gefühl, bin mir eigentlich nur sicher, wenn es sich wirklich um einen Brief handelt. Dennoch, ich habe mir auch dabei etwas gedacht: Kleingeschrieben kann es als Plural durchgehen, und dann passt es auch besser zu einer Textsorte, die nicht als Arbeitszeugnis gelten, sondern eher einen bestimmten Menschenschlag charakterisieren soll. Denn solche Formulierungen wie die über das "wilde Denken" passen selbstverständlich nicht in die Textsorte Zeugnis.

Später ist mir dann noch eingefallen, schnell noch die Floskel "Sie sind unser Mann" drunter zu kleben - ein Missgriff, denn ich hätte eine Pluralform finden müssen.

Freundliche Grüße
Binsenbrecher
 



 
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