Nina oder Kaugummi im Mund (Der Anfang/1.Kapitel-vielleicht nicht nur für Kinder)

Monika M.

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Kennst du Nina?
Sie wohnt ganz in deiner Nähe. Sicher ist sie dir schon aufgefallen. Sie ist fast sechs, nicht sehr groß für fast sechs Jahre und sehr still.
Die anderen Kinder laufen immer hinter ihr her und versuchen sie zum Sprechen zu bringen, doch Nina spricht fast nie.
Die anderen Kinder finden es lustig, wie sie spricht.Obwohl Nina nichts dafür kann, dass sie stottert, lachen sie darüber und zeigen mit den Fingern auf sie, rufen ihr eine Menge nicht sehr schöner Spitznamen hinterher.
Nina findet das alles gar nicht spaßig. Sie passt deshalb sehr auf, das ihr kein einziges Wort entschlüpft. Meistens läuft sie, so schnell sie kann, vor den anderen Kindern auf der Straße davon.
Weißt du jetzt, wen ich meine?
Ich selbst kenne Nina seit ihrer Geburt. Sie war ein winzig kleines Baby mit zwei winzig kleinen Fäustchen und einem winzig kleinem Gesicht, das ganz rot anlief, wenn sie begann zu schreien.
Sie war so klein, dass ich es gar nicht gewagt habe, sie auf den Arm zu nehmen. Dabei sollte ich ihre Patentante sein.
Und als ich sie dann doch einmal auf den Arm genommen habe, da war sie so leicht, wie eine Feder. Ihr winzig kleines Gesicht sah mich an und ihre Augen waren da schon ganz blau. So blau, wie sie heute noch sind.
Zuerst hatte ich ein wenig Angst. Nina war das erste Baby, das ich hielt. Aber sie blieb zum Glück ganz still, als ob sie es ahnte. Dann lächelte sie mich kurz an. Vielleicht war es aber auch nur Einbildung, weil ich doch ihre Patentante sein sollte, und ich so stolz darauf war. Aber vielleicht hat sie mich auch wirklich ganz kurz angelächelt.
Auf jedem Fall wurden wir schon damals ganz dicke Freunde, und das sind wir bis heute geblieben!
Ninas Mutter und ich sind Schwestern. Wir wohnen gleich nebeneinander. Ich wohne direkt unter dem Dach. Es ist nur eine kleine Wohnung, aber das macht nichts, denn ich wohne alleine darin.
Meine Zimmer haben alle schräge Wände, weil sie doch direkt unter dem Dach sind. Wenn man sehr groß ist, muss man ungeheuer aufpassen, sonst stößt man sich überall den Kopf an.
Trotzdem ist es eine sehr schöne Wohnung, denn ich kann auf alle anderen dächer schauen. das mag ich, und Nina mag das auch.
Aber es gibt noch einen Ort, den Nina sehr mag. Direkt gegenüber meiner Wohnungstür geht es nämlich in den Dachspeicher.
Man muss sich durch eine enge Tür zwängen, dann noch drei alte, quietschende Holzstufen hinauf steigen und schon steht man im Speicher. Dort kann man Wäsche zum Trocknen aufhängen oder alte Pappkartons abstellen, gefüllt mit Sachen, für die in der Wohnung kein Platz mehr ist.
Nina mag den Speicher.Sie ist oft dort. Wenn ich sie suche, dann schaue ich immer zuerst im Speicher gegenüber nach.
Sie ist so gerne dort, weil es hier oben immer still ist und niemand hinter ihr herläuft. Hier oben braucht sie sich nur in eine Ecke zu setzen, einen der alten Pappkartons vor sich zu schieben und schon ist sie verschwunden.
In einem speicher kann man sich immer gut verstecken und in diesem ganz besonders.
Nina lebt mit ihrer Mutter ganz allein. Sie wohnen im Haus gleich neben mir. Allerdings nicht unter dem Dach, sondern im zweiten Stock.
Ninas Vater ist schon gestorben, bevor sie überhaupt auf die Welt kam. Er ist in seinem Auto verunglückt und ihre Mutter ist deswegen sehr traurig gewesen. Ich glaube, wenn Nina da nicht schon in ihrem Bauch gewesen wäre, dann hätte sie einfach aufgehört zu atmen oder zu essen oder auch mit beidem. Irgendwie hat Nina ihr nach diesem Unglück die Kraft gegeben weiterzumachen.
Sie hat lange geweint, und dann hat sie sich eines Morgens ein neues Kleid gekauft, so eins, das man an den Seiten weiter machen kann, weil Nina doch in ihrem Bauch war. Sie hat sich im spiegel angesehen und gesagt: "Ab jetzt werde ich aufhören zu weinen! Ich will nicht, dass Nina nur Traurigkeit kennt, wenn sie auf die Welt kommt!"
Sie wusste da schon, dass ihr Baby ein Mädchen sein würde, und den Namen hatte sie sich auch schon lange überlegt.
Von diesem Tag an hörte sie auf damit traurig zu sein, und als Nina dann geboren wurde, da war sie auch wirklich wieder glücklich!
Nina war ein winzig kleines Baby mit winzig kleinen Fäustchen und einem winzig kleinem Gesicht, das rot anlief, wenn sie schrie.
Aber ich glaube, das habe ich schon erzählt...........

Natürlich geht es noch weiter. Nina stottert plötzlich und hat es dadurch schwer, Freunde zu finden. Ihre Mutter verliebt sich wieder und möchte heiraten. Nun bekommt Nina nicht nur einen neuen Vater, sondern auch einen neuen Bruder. Der entpuppt sich leider nicht als sehr nett. Er hänselt Nina wegen ihrem Sprachfehler genauso, wie die anderen Kinder, und außerdem kaut er unablässig Kaugummi. Doch als er in Schwierigkeiten kommt, hilft Nina ihm trotzdem, und gerade durch den Kaugummi kommen beide sich näher.
Neugierig geworden? Wenn ihr wollt, stelle ich noch mehr Kapitel ein.
 



 
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