no way out (sonett)

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halblicht

Mitglied
ich bin am ende. aus. kaputt. die knochen
verlieren schon die haut. so abgemagert
wird mein gerippe wohl bald ausgelagert.
ich hab verkackt. bin an mir selbst zerbrochen.

der scheiß hing mir zu lange aus dem rachen.
ich machs jetzt selbst. ihr könnt mich morgen
bequem auf einem mülldepot entsorgen.
das kostet nix. ihr kriegt auch meine sachen.

ein seil. das reicht. da ist ja nicht mehr viel.
ne schlinge. knoten. dann zum balken rauf.
ein ruck, schon nimmt die chose ihren lauf.

ein knacks und aus ist das beschissne spiel.
verficktes licht. die panik steigt in mir,
bevor ich schreiend den verstand verlier.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Halblicht,

da hat einer aber eine Wut! Nur verrät er uns nicht, warum. Also gut, so kann man ein Sonett auch schreiben. Ist zwar nicht der schöne Klingklang,
aber trotzt Kraftwörtern und Kotz, Rotz und Schmotz immerhin ein gutgemachtes Sonett. Aber wer schon den Strick ankündigt ... Halt durch!

Trotz allem lieben Gruß, Hanna
 
G

Gelöschtes Mitglied 24694

Gast
Hallo Halblicht,

in der Tat kann man an sich zweifeln, auch an seinem Sein verzweifeln
um sich schlußendlich im Verzweifeln zweifelhaft entscheiden - wäre
da nicht das "verfickte Licht", das da plötzlich in Erscheinung tritt
und dem Verzweifeln den Arschtritt gibt.

Und - wer den Verstand verliert weiß nicht mehr was er tun wollte. Gut so!


Ein lieber Gruß
AVALON
 

halblicht

Mitglied
Hallo Hanna,

alles halb so wild. In meinen Texten ist zwar immer etwas von mir drin, niemals jedoch genug mich verletzlich zu machen.

Die Welt hat scharfe Zähne mancherorts.

Ich benutze nur noch selten feste Formen und wenn, dann meist um kleines zu vergrössern. Meine Kreativität mag keine Regeln.

Für den Strick wäre ich ja ohnehin zu alt, man will ja nicht so lange durchhalten um dann doch noch aufzugeben, wär ja bescheuert.

Danke fürs Reinschauen.

liebe Grüße
halblicht
 

halblicht

Mitglied
Hallo AVALON,

darin ist dises LyrI aüßerst erfahren, zum Glück vergisst es nach jeder Runde, sonst wär bei mir wohl die Hölle los.

Ich mag keine Schleifen... Vergessen scheint die einzige Form von Erlösung die wir verdienen.

Da fürchten sich die meisten vor der Dunkelheit...

Danke fürs Reinschauen.

Liebe Grüße
halblicht
 

James Blond

Mitglied
Ein schönes Beispiel expressiver Lyrik, in der die Unmittelbarkeit des Ausdrucks sehr gut zur Geltung kommt. Charakteristisch dafür sind nicht nur die Kraftausdrücke, sondern auch die kurzen, abgeschnittenen Sätze.

Auch inhaltlich gut aufgebaut: Q1 bringt die gegenwärtige Disposition, Q2 den Rück- und Ausblick, T1 die Aktion und T2 schließt mit dem Resultat.

Dass sich dabei scheinbar wie von selbst die Sonettform ergibt, ist das große Plus, das ein gutes Sonett ausmacht. Ein wenig erinnert es mich in seiner Wutrede an Gernhardts bekanntes Sonett "Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs", in dem das LyrIch (hier allerdings im typischen 68er-Jargon) gegen diese Form polemisiert und dabei ironischerweise dort ankommt.

Liebe Grüße
JB
 

halblicht

Mitglied
Hallo James Blond,

besten Dank für die positive Aufnahme.

Es freut mich natürlich, dass es dich an Gernhardts erinnert, es war das erste in einer klassischen Form mit Kraftausdrücken, das ich las. Es hat mich damals gleichermaßen abgestoßen wie angezogen.

Liebe Grüße
halblicht
 



 
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