Non-Stop (unfertiger Text)

Markus Veith

Mitglied
Non-Stop
(noch nicht fertig)
Angefangen hatte es mit Appetit. Auf ein Apfelküchlein. Einem Häppchen zwischendurch. Mehr nicht. Ganz sicher, mehr nicht. Nur dieses eine Stückchen. Sie hatte doch einen so süßen Zahn.
Aber dann war sie auf den Geschmack gekommen. Das Schmecken wurde Genießen. Genießen war bereits Appetit, Appetit wurden schließlich Hunger. Und der Hunger wurde heiß. Das Apfelküchlein schwand dahin. Kam durch ihren Mund und abhanden. Obwohl er kalt war, schmolz er in sie hinein wie Erdbeereis. Und bei dem Gedanken an Erdbeereis erinnerte sie sich an die Packung im Tiefkühlfach. Auch diese verleibte sie sich ein. Gänzlich. Was ursprünglich als Nachtisch für irgendwann einmal gedacht war, entpuppte sich als Zahnfüllung.
Nach dem Eis behielt der Kühlschrank sie direkt bei sich. Immerhin beschränkte sie sich zunächst nur auf Süßes. Heute war sie aber eine richtiges Naschkätzchen, sagte sie sich noch, während sie ein Marmeladenglas leerschleckte. Pfirsich-Marakuja. Hatte sie von ihrer Nachbarin geschenkt gekriegt. Selbst gemacht. Mäßig süß und beinahe flüssig. Eignete sich sowieso nicht für's Brot. Floß immer runter und machte klebrige Finger.
Danach eine Tafel Alpenmilch-Keks und gleich hinterher Dutzende After-Eight on the rocks aus dem Eierfach neben den Medikamenten, die man unter Zimmertemperatur halten mußte. Die Tütchen verteilte sie hinterwürfig über ihre Schulter. Dann die zwei letzten Äpfel, die schon mehlig waren und eh weg mußten. Dann der Rest Ragout Fin vom Tage zuvor. Dann den Joghurt mit dem ablaufendem Datum. Dann mußte sie sich übergeben. Doch das einzige was sie dachte, als sie in die Toilette stöhnte, war: 'Schade. Dann alles nochmal.'
Aufschnitt und Käse, Möhren und Tomaten, dann Schlangengurke. Dazu trank sie French-Dressing. Derweil kochte sie die letzten Eier, weil sie die roh nicht mochte. Beim restlichen Gemüse aber verzichtete sie darauf. Rote Beete, Kolrabi, Blumenkohl. Da der bittere Rohgeschmack des Letzteren ihr ziemlich am Gaumen klebte, nahm sie etwas Salz und als Ausgleich zu so etwas Ungesundem einige kräftige Spitzer Sojasauce dazu. Soja war ja gesund. Das durfte sie wohl ungebändigt zu sich nehmen. Sie ermahnte sich noch dabei, doch ab und an mehr Soja zu essen.
Inzwischen war es Abend geworden. Da zu dieser Zeit das meiste ihren Körper zwar in zerkauter, jedoch nur anverdauter Form wieder verlassen hatte, war schließlich irgendwann nichts mehr da. Plötzlich stand sie vor einigen Problemen: Nicht nur, daß ihr Magen gerade wieder leer war und leidvoll stöhnte, die Geschäfte hatten auch schon zu und sie wohnte autolos in einem Vorort, der mit Pizza- oder Döner-Buden nicht gerade gesegnet war.
Also besann sie sich ihrer Vorräte.
Die Mais- und Artischockenherzen-Konserven waren äußerst schmackhaft. Auch das Sauerkraut und der Rotkohl mit Apfelstückchen waren einigermaßen lecker, wenngleich sie sich das Warmmachen nun bereits sparte. Mußte ja auch nicht sein. Die zarten Champignons und Cornichons verschwanden schneller als sie dachte. Der wabbelige Spargel aus dem Einwegglas allerdings war ein kleiner Kampf. Nicht weil er ihrem Hunger irgendeinen Abbruch tat, sondern weil die Fasern sich lang in ihren Hals zogen und sie erneut zur Übergabe zwangen. Aber davon ließ sie sich nicht abhalten. Sie bereute nur, daß sie Pilze und Gurken nicht zerkaut hatte. Einen Augenblick lang erwischte sie sich bei dem Gedanken, sie noch einmal zu verwenden, rettete sich dann aber mit einem schnellen Griff zur Klospülung.
Bei dem Hühnersuppentopf nahm sie sich eine Minute Zeit, um die wabbeligen Fettaugen aus der Dose zu schöpfen. Dieses tierische Fett konnte sie ihrem Körper einfach nicht zumuten. Das war sie ihm schuldig. Dann nahm sie sich die Tütensuppen und den Kartoffelpüree vor. Es staubte etwas, aber es ging. Die Vollweizennudeln schmeckten nach nichts, knackten nur.
Daraufhin ergab sich wieder ein Problem: Nix mehr da.
Was soll's, sagte sie sich, in der Not esse der Teufel seine Suppe sicher auch unaufgetaut.
Sie besaß keine Mikrowelle und ihr Ofen war kaputt, daher bereitete ihr der Tiefkühlspinat einige Mühe. Er taute viel zu langsam auf. Und unter Hitze auftauen soll man den ja nicht. Hatte sie mal gelesen. Das sei nicht gut, das setze nämlich irgendwelche schädlichen Stoffe frei. Aber Zimmertemperatur dauerte ja ewig. - Es waren recht hart. Aber mit Geduld und viel warmer Spucke schaffte sie es. Komisch, dachte sie, kalt schmeckt man nichts von einem Blubb.
Die drei Tuppertöpfe unterkühlt hartnäckigen Eintopf, den ihre Mutter ihr vor einigen Tagen mitgegeben hatte, hielten sie bis zum Morgengrauen auf. Doch dann wurde sie allmählich panisch. Ihre sämtlichen Vorräte waren aufgebraucht. Sie hatte sich sogar überwunden und den Becher Schmand, den sie eigentlich zum Soßeverfeinern gedacht hatte, ausgelöffelt. Als sie gerade der Versuchung zu erliegen drohte, die Möhren- und Gurkenschalen wieder aus dem Abfall zu holen, fiel ihr glücklicherweise ein, daß der Bäcker ja schon sehr früh seine Backstube öffnete. Eilig lief sie los und kaufte zwanzig Brötchen, denn die waren im Angebot, weil vom Vortag übriggeblieben. Kosteten im Zehnerbeutel nur drei Mark zwanzig. Sowas konnte man sich ja nicht entgehen lassen. Ein Brötchen stopfte sie sich schon mal in den Mund, um den säuerlichen Geschmack ihres letzten Toilettenbesuch loszuwerden. Dazu kaufte sie sich noch vier Puddingplätzchen und ein paar Mohnstriezel. Und auch die Berliner und Amerikaner sahen einfach zu lecker aus. Sie könne zu so etwas schlecht Nein sagen.
Die Bäckerin hinter der Theke lächelte freundlich, wenn auch etwas unsicher und fragte sie, ob sie krank gewesen sei und nun wieder etwas essen dürfe. Warum, fragte sie verwundert. Nun, sie sehe blaß aus und, nichts für ungut, noch etwas kränklich um die Nase. Ob sie denn sicher wäre, daß es jetzt schon gut sei, etwas so Süßes ... Ja, natürlich sei das gut für sie, unterbrach sie etwas hektisch. Sie habe halt Appetit auf etwas Süßes und erwähnte bei dieser Gelegenheit wiedereinmal ihren süßen Zahn. Na dann, schien die Verkäuferin beruhigt, aber wenn sie wolle, sie hätte auch noch Zwieback und Diätcola da. Also nahm sie, um die nette Frau hinter der Theke zufriedenzustellen, auch noch einen Liter Cola und zwei Packungen Brandt-Kindergrinser-Zwieback mit.
Bereits im Treppenhaus konnte sie sich kaum beherrschen. Noch bevor sie die Wohnungstür aufschloß, waren ein weiteres Brötchen und ein Mohnstriezel weg und die Flasche Diätcola war zu einem Drittel leer. Der Rest hielt auch nicht lange vor. Als alles weg war, wurde es für sie Zeit, sich wieder einmal schnellstens oral einigem Ballast zu entledigen. Sie schrieb dies der Diätcola zu. - Vertrug sie wohl nicht.
Nach der Entleerung sackte sie für einen Moment erschöpft zusammen und ließ die Toilettenschüsselkeramik ihre Stirn kühlen. Sie dachte zurück an diese kleine unschuldige Kuchengabel Apfelkuchen und mußte bitter über seine Süße lächeln. Daraufhin mußte sie wohl eingenickt sein.
Als sie erwachte, kratzte ihr Appetit sofort wieder ungebändigt und wütend auf alles in ihr ein, fauchte und riß wie ein gereiztes Tier. Sie sah auf die Uhr, bemerkte, daß es fast Mittag war und stürmte aus der Wohnung. Unten an der Straßenecke versenkten ihre hektischen Finger Kleingeld in einem Kaugummiautomaten. Sie mußte schnellstens etwas Eßbares in den Mund bekommen. Sie drehte und kurbelte hastig und stopfte sich den Ertrag in den Mund. Dann rannte sie, beide Backen kauend gefüllt, auf Direktkurs zum nächsten Supermarkt. Den Münzpfandkaufwagen schenkte sie keine Beachtung. Zum einen war ihr Geld im Kaugummiautomat, zum anderen konnte man Kaufwagen nicht essen. Nur nebenbei bemerkte sie, dass ihr Mund leer war.
Laut aufstöhnend wie eine Verdurstende, die nach Tagen Wüstenmarsch endlich eine Oase findet, stürzte sie in die gefüllten Gänge. Das unangenehme Knacken und Knistern hinter ihren Augen verdrängte sie. Auch das andere Geräusch, eine Art Rauschen, so, als habe sich in ihrem Hirn irgend etwas abgeschaltet wie ein Fernseher nach Sendeschluß. Das Folgende nahm sie nur noch als Testbild wahr, das sich nur wegen einer technischen Störung bewegte.
Zunächst blieb sie noch unbeobachtet. Nur ein einzelner, einsamer Kunde war da und betatschte GrannySmith-Äpfel. Er wirkte etwas, nun ja, verdutzt, als die Frau mit beiden Händen wahllos in säuberlich gestabelten Salat packte und ihre Bisse gierig einmal in jeden Kopf grub. Das schien sie jedoch nicht wirklich zu befriedigen und sie langte daraufhin nach allem, was sich ihren ständig greifenden Fingern bot. Paprika und Tomaten, Radieschen und Zucchini, sogar Kartoffeln und Brokkoli stopfte sie in sich hinein, wanderte dann, greifend beißend, kauend und greifend und beißend und kauend weiter zum Obst und schlang dort weiter.
Schon als Kind hatte sie Obstkerne immer mitgegessen. Obwohl ihre Mutter gesagt hatte, das gäbe Bäume im Bauch. Nun schlängelte sich das zischende Rauschen durch ihren Kopf und nahm ihr alle Scham, Warnungen zu mißachten. Auch Schalen wurden ihr egal. Sie biß in Bananen genau wie in Avocados. An einer Ananas schabte sie sich das Zahnfleisch auf und nur eine Zitrone ließ sie eine kurze verkniffene Schüttelpause einlegen.
Zwischen einer Schachtel Erdbeeren mit einigen pelzigen Exemplaren Inhalt und einer Packung Zuckermais, deren Plastikfolienfetzen ihr zwischen den Zähnen hängengeblieben war, zuckte sie mit einem Male zusammen und hielt im Kauen inne. Es überraschte sie wie ein Kurzschluß in einem Sicherungskasten. Plötzlich überraschte sie etwas.. veränderte sich plötzlich ihr Appetit. Gleich einer Kompaßnadel in ihrem Kopf, deren Magnetspitze an der Schädelinnenwand entlangsschabte, zeigte er ihrem Hunger die Regale, zwei Ecken weiter. ‚Genug der Vitamine, Kleine', zischte das schlangenartige Rauschen in ihrem Kopf.
Der andere Kunde hatte sich inzwischen von der Frau abgewandt und tat so, als ob er sie noch gar nicht gesehen habe. Er gehörte zu jener Sorte antiautoritär erzogener, "Na ja, wer's braucht"-murmelnder Menschen, in deren Gegenwart man sich absolut alles erlauben darf. Vom Masturbieren in der U-Bahn, über nachbarschaftliches Verprügeln der Lebensabschnittgefährten, bis hin zum spontanen Erschießen von Vorstadttölen. Dementsprechend kümmerte er sich möglichst unauffällig gar nicht um jene Frau, die nun, bereits über und über beschmiert, vom Garten Eden abließ und sich mit wilden Blicken dem heidnischen Schlaraffenland zuwandte. Nur in seinem schel verdrehten Seitenblick sah er überhaupt nicht, wie sie wie besessen Müsli-Packungen aufriß und sich Krümelmonster-ähnlich 750-Gramm-Nettos (mit allem, was man für ein gutes Frühstück braucht) über den geöffneten Mund rieseln ließ. Sie öffnete Nutellagläser, tunkte 3 Finger gleichzeitig hinein, um sie sich braunbeladen in die Innenbacken zu pasten. Das Preisausschreiben auf dem Etikett mißachtete sie fahrlässig. ‚Jetzt was Deftiges', rauschte ein flüchtiger Gedanke durch ihren Kopf. Sie quetschte zwei Tuben über ihrem Mund aus, Delikatess-Remoulade und sternförmig garnierende Senfstränge; die guten mit dem Löwen. Sie aß gerne extrascharf. Sie zerfetzte Chipstüten (ungarisch), holte eine Faust Krümel heraus und hoffte, daß möglichst viele Brösel ihren Magen erreichen mögen. Doch eben dieser hatte in diesem Moment mal wieder genug von all diesem Genuß und ein Schwall Halbzerkautes ergoß sich spritzend auf den Kacheln vorm Brotregal. Diese Prozedur hatte sie nun schon öfter durchzelebriert, und hielt sie nicht davon ab, noch während des Schwalles weiterhin in die Regale zu greifen, zu öffnen und sich Inhalte einzuverleiben. Rückstände in ihrem Mund vermochten nicht, sie auch nur im geringsten zu stören.
Immer noch war kein Supermarktmitarbeiter auf sie aufmerksam geworden oder gemacht worden. Der Zufall stand ihrer Orgie mit einer Grippewelle in der Belegschaft bei, die nur eine Notbesetzung zuließ, und deren größter Teil befand sich zur Zeit in der Mittagspause. Aber davon wußte sie nichts und es interessierte sie auch nicht. Sie stand vor einem Problem. Oder vielmehr vor vielen kleinen und großen und vor allem geschlossenen Problemen mit Namen Konserven. Das Rauschen und die sphärischen Stimmen in ihrem Kopf hatten inzwischen die Ausmaße einer anfeuernden Stadiontribüne angenommen. Die jubelnden Massen, deren lineares Denken offenbar noch intakt war und nicht solche Mühe bereitete wie ihr, machten sie auf die Haushaltswarenabteilung ein paar Gänge weiter aufmerksam. Gut, daß in Supermärkten alles so schön übersichtlich und geordnet ist. Der kratzende Kompaß in ihrem Kopf fand auch sofort den notwendige Dosenöffner. Sie riß ihn vom Haken, verstreute dabei Handtuchhalter, Zahnstocher, Eierbecher und rostfreie Apfelentkerner auf dem Fliesenboden und eilte zurück zu den Konserven, dem neuen Ziel ihrer Begierde, ihrem Walhalla der Geschmackvielfalt. Sie kurbelte und futterte, daß es nur so schepperte und schmatzte. Junger, zarter Hochlandmais, Erbsen, fein, mit Möhrchen, dicke Bohnen, Brechbohnen (das erinnerte sie an etwas), Wachsbohnen, Kidneybohnen, Ravioli, Linseneintopf, Ratsherrentopf, Graupensuppe. Eben war ihr, als stehe der kleine Bassermann-Koch neben ihr und winke ihr freundlich und auffordernd mit seinem Holzlöffel zu, da klickte wieder irgendwo in ihrem watteverpackten Hirnwust ein Schalter um. Im selben Augenblick erschien vor ihr eine gigantische imaginäre, in allen Farben blinkende Reklametafel auf, in deren Mitte nur ein einziges Wort in medium-steak-rosanen Leuchtbuchstaben funkelte:
!!FLEISCH!!

In diesem Moment störte eine selbst völlig verstörte Kundin einige pausierende Supermarktmitarbeiter bei ihrem - dem werten Leser nun sicherlich höchst langweilig wirkenden - Butterbrotmahl. Sie wollten der empörten Beschwerde, im Laden solle eine Frau die Regale leerräumen und die Waren sofort antesten ("Ohne zu bezahlen!") zuerst wenig Glauben schenken. "Gnädige Frau", sagten sie freundlich lächelnd, "in den Sonderangebotswochen passiert sowas ständig."
Aber im nächsten Moment kam die junge Bedienung der Wurst&Geflügel-Theke in den Pausenraum gestürmt. Ihre Herren Kollegen hatten einige Mühe in ihrem Gestammel die Bitte um Hilfe herauszuhören. In ihrer Abteilung, so konnten sie schließlich entziffern, solle offenbar eine Kundin mit einem besudelten Dosenöffner (an dem noch ein Preisschild hing) das Thekenglas zerschlagen haben und nun bereits haufenweise Gehacktes halb&halb, etliche grobe Leberwürste im Naturdarm, scheibenweise Mortadella mit Pistazien, rohe (und wirklich ganz magere) Putenbrustfilets und lagenweise geschnittene Pfeffersalami verschlungen haben, ohne sich alles nach Vorschrift einpacken zu lassen. Als sie atemlos hinzufügte, sie sei geflüchtet, da sie meine, die irren Blicke der Dame hätten nicht nur die hängende Räucherwaren an der rückwärtigen Wand, sondern auch ihre eigenen, weiß umkittelten (nicht ganz so mageren) Schinken taxiert, wurden die Herren Kollegen doch etwas - na, sagen wir mal - stutzig.

Die nächste Zeit befand sie sich zunächst in völliger Dunkelheit und mit einem Mangel an Bewegungsfreiheit, den sie sehr bedauerte. Danach durfte man sie manchmal besuchen. Sie verbrachte einige Stunden, zusammengerechnet waren es wohl auch Tage, bei einem sehr netten, jungen Mann. Er war unendlich geduldig und verständnisvoll, wobei ihm, so vermutete sie insgeheim, die nicht geringen Beträge ihrer Krankenkasse sicherlich sehr halfen. Mit zuckersüßer Honigstimme (ein Timbre, das ihr sofort wieder Appetit machte) erklärte er ihr, daß sie ein Problem habe. Eine Äußerung, auf die sie, trotz aller Süßigkeit der Stimme und vielleicht vehementer, als sie eigentlich wollte, nur mit Sarkasmus reagieren konnte. ("Ein Problem? Ich? Na sowas. Wer hätte das gedacht.") Und zwar solle sie, wie er weiter ungemein liebenswürdig und vorsichtig formulierte, ein Problem mit sich selbst haben. ("Ach? Was Sie nicht sagen. Erzählen Sie mir was Neues.") Offenbar leide sie unter einem Komplex, ("Hört, hört, ein Komplex. Na, jetzt geht's aber los.") der sie generell daran hindere, sich selbst zu stoppen, sich Einhalt zu gebieten. ("Einhalt? Ich brauche vielleicht 2 Halt - ha-ha-ha.") Sie könne ("Jetzt kommt's. Na, da bin ich nun aber mal gespannt.") sich unter Umständen helfen, wenn sie die Energien dieser ... komischen ("Komischen? Im Sinne von komisch, oder im Sinne von seltsam?") Anwandlungen kompensiere, ("Hey, nicht solche Fremdwortsauereien in meiner Gegenwart, Prof, ja?!") indem sie sie rauslasse. ("Ah, rauslassen, statt reinlassen. Klingt wie Fremdenpolitik. UND WIE, BITTESCHÖN?!?!") Sie bräuche, so erklärte er ihr, nur eine Art Überdruckventil, mit dessen Hilfe sie vielleicht nicht nur ihren inneren, unter Umständen in Unordnung geratenen Sarkasmus ("Wer von uns ist denn hier sarkastisch?") unter Kontrolle bekäme, sondern auch diese unbändigen Übertreibungs-Amokläufe. ("Hmmmmm .....")
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
jemand

sagte mal, daß man hunger bekommt, wenn vom essen die rede ist. aber hier wird so viel speise vorgeführt, daß einem übel wird. die arme frau erlebt einen wahren albtraum! gut erzählt, blumig geschrieben. der schluß ist nicht ganz befriedigend, aber mir fällt im moment auch nicht ein, wie er besser wäre. ganz lieb grüßt
 

Andrea

Mitglied
unfertiges benote ich nicht.. ;o)

Es liest sich eigentlich sehr gut – eigentlich, denn sobald sie sich über ihre Vorräte hermacht, wird es langweilig. Das ändert sich erst wieder richtig im Supermarkt, vor allem aber im Zusammenspiel mit dem Psychiater. Das Problem liegt m.E. in den Aufzählungen. Daß diese schnell eintönig werden, liegt in der Natur der Dinge. Vielleicht könntest du den ersten Teil etwas straffen und zusammenfassen. Im zweiten Teil (Supermarkt) verbindest du die Aufzählungen viel unterhaltsamer mit anderen Beobachtungen und Gedanken. Faszinierend finde ich allerdings, wie du das Übergeben auf so mannigfaltige Weise einführst – beinahe wird es zu einem liebgewordenen running-gag.
Was mir jedoch fehlt, ist der Grund für die Freßsucht. Klar, sie fängt mit ihrem süßen Zahn an und kann sich dann nicht mehr stoppen – aber das muß doch einen Grund haben! Deshalb bin ich auch auf den Rest (der noch kommt?) gespannt, weil ich mal auf den Psychiater vertraue, daß er mir aus diesem Dilemma raushilft.. ;)
 



 
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