November

Ralf Langer

Mitglied
November

Lerne den November lieben
bevor er in dir anbricht
sein helles und sein dunkles Grauen
die Stürme und sein müdes Licht

Sieh die Raben, die Krähen
wie sie kreisen und schauen
über den Äckern und Wiesen
doch Kleinod finden sie kaum

sinkt dann die späte Sonne
führt alle hinter das Licht
doch die Krähen, die Raben
schauen ein andres Gesicht

Sie bleiben sonderbar - stur
und singen dem November
über Nacht, Wald und Flur
einen letzten Chanson d'amour
 
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G

Gelöschtes Mitglied 23673

Gast
Ich bin ein Novemberkind, aber nicht nur deshalb spricht mich dieses Gedicht an:

Lerne den November lieben

trifft mich direkt, besonders, weil das Vermaß gut gewählt ist,
aber in der nächsten Zeile erkenne ich kein Vermaß mehr:

bevor er in dir anbricht

wie möchtest du diese Zeile betont haben?
Wolltest du ein überhaupt ein gereimtes Gedicht mit regelmäßiger (oder darauf aufbauend unregelmäßger) Betonung schreiben?


sein helles und sein dunkles Grauen
die Stürme und sein müdes Licht


finde ich sehr gut!


Was ist der Unterschied zwischen Raben und Krähen?
Also im lyrischen, nicht im zoologischen Kontext.
Ob das nicht redundant ist, habe mich ich schon bei Georg Heym gefragt.
Obwohl ich das Gedicht von Georg Heym mit den Raben und den Krähen sehr liebe.
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo prakaduum,

Ich bin kein guter Entwickler von Versmaßen. Ich folge eher dem Klang einer Zeile. Deswegen kann ich dir die Frage nach dem gewollten Versmaß gar nicht beantworten. Viele meiner Gedichte sind zum Teil gereimt, und am Ende muß ich als Autor entscheiden in welche Rubrik ich sie einstelle, Hier entschied ich mich für " Gereimt", weil ich meine das es mehrheitlich dahin hinein gehört.

Letztlich sagt aber diese Entscheidung ja nichts über das Stück selbst. Und wenn, dann mögen "Andere" dieses entscheiden.

Ich selbst hate die ersten beiden Zeilen für wichtig.Ich hoffe eben das sie einen speziellen Zugang zu dem Gedicht eröffnen.

Raben und Krähen. Hier folge ich den Bedeutungen und auch dem Klang der Substanive. Bei mir regen sich viele Vorstellungen bei genannten Vögeln.
Sei es Edgar Allen Poes "Raven", oder die Raben des Wotans, die ihm als Berater dienen, oder das "diebisch - intelligente".

Hm, die Widerholungen können natürlich etwas redundant wirken.
Ich erhoffte mir eher ein lyrische Verstärkung durch die Wiederholungen.

Nur der Vollständigkeit halber;
ich habe lange mit einer weiteren kurzen Strophe am Ende gerungen, die das Gedicht von Anfang bis zum Ende enger bindet:

"Lerne den November lieben
mußt du ihn nicht"

Nach einigem hin und her entschied ich mich für die jetzige Form.

Herzlichen Dank für deine Auslassungen

LG
Ralf
 
G

Gelöschtes Mitglied 23673

Gast
Der Klang einer Zeile erschließt sich aber aus dem Versmaß: das ist eine Einheit!

Du solltest dich entscheiden zwischen freien Versen, wo der Reim egal ist,
oder einem Metrum mit Reimzwang.

Du bist genau dazwischen, aber beides geht nicht
 



 
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