November

4,20 Stern(e) 6 Bewertungen

fee_reloaded

Mitglied
Sehr genau und einfühlsam beobachtet, lieber Hans,

und auf die Schlusspointe hingearbeitet. Der Kontrast könnte besser nicht gesetzt sein.

Lediglich bei Vers 1, Strophe 3, holpere ich doch heftig rein.

Glockenläuten schwebt über kahle Felder XxxxxXxXxXx
...
verebbt jedoch am Saum der nahen Wälder. xXxXxXxXxXx
Wie wäre eine kleine Umstellung wie zum Beispiel

Schon schwebt ein Glockenläuten über kahle Felder
...
verebbt jedoch am Saum der nahen Wälder



Dann wäre es metrisch rund.

Auf jeden Fall ein sehr gelungenes November-Sonett, das ich gerne gelesen habe. Und ich mag den unnatürlichen Weihnachtsverkaufstrubel in den EKZs auch nicht....so dumpf kann man doch gar nicht mehr sein, dass man das nicht als übertrieben und (kauf)manipulativ empfindet, oder? Ein wenig von allem - ja, gerne. Aber die Dosis ist in den letzten Jahren echt unerträglich geworden. Oder seh das nur ich so und werde einfach alt? :cool:

Liebe Grüße in den Wald,
fee
 

petrasmiles

Mitglied
Gefällt mir auch sehr gut - keine Natur in Natur Malerei, sondern der Mensch in ihr steht im Vordergrund. Wir haben ja gerade noch einen Wärmeaufschub, bevor die Temperaturen kontinuierlich sinken (sollen), da kann man sich bei Deinem Gedicht schon einmal innerlich vorbereiten - und ja, natürlich, auf den Kaufrausch einstellen :)

Nein, wir machen da schon seit Jahren nicht (mehr) mit. Ich habe seit bestimmt zwanzig Jahren die gleiche Box Weihnachtsdeko, die zum 1. Advent ausgepackt wird und nach Neujahr wieder eingepackt.
Einziges weiteres Zugeständnis an die Gemütlichkeit ist ein Adventskranz - der muss sein. Aber kein Baum; eine Leiche will ich nicht im Wohnzimmer haben und die im Topf bisher haben das Einpflanzen auch nicht überlebt. Da mein Mann als Schichtarbeiter sowieso unregelmäßig an Weihnachten frei hat - und wir keine Kinder haben, geschweige denn Enkel - kann man diesen Aufwand auch gering halten und oft fahren wir zu meinem Bruder mit Kindern. Die bekommen schöne Bücher und die Eltern einen Zuschuss zum Festschmaus, und mein Mann und ich schenken uns Sachen, die wir uns wünschen oder brauchen. Letztes Jahr habe ich mir so eine Turbo-PC-Maus gewünscht und er hat zwei Schlafanzüge bekommen (weil er ständig vergisst, sich neue zu kaufen :) Wenn man glücklich ist, ist das Besondere der Alltag. Ach je, jetzt bin ich ins Schwatzen gekommen, sorry Hans ....

Liebe Grüße
Petra
 
mag den unnatürlichen Weihnachtsverkaufstrubel in den EKZs auch nicht...
Hallo Fee,
deinen Vorschlag nehme ich dankend an und sinne weiter im Wurzelwerk der Erinnerungen.

Ja, die Walddosis hängt mir nach und das so lange schon.

Ich bin gespannt, ob es angesichts von Sparmaßnahmen dieses Jahr etwas weniger Protz wird.;)
Beislgrüße
 
Zuletzt bearbeitet:
habe seit bestimmt zwanzig Jahren die gleiche Box Weihnachtsdeko
Hallo Petra,
das ist eine Weihnachtsbeschreibung, die ich sehr gut nachempfinden kann. Ich bin nämlich ein waschechter Weihnachtsgeschädigter, man könnte sagen ein Komplettverweigerer.

Das hängt damit zusammen, dass in unserem Geschäftshaushalt bis 14h gearbeitet wurde und mein Vater danach unter fluchen den Christbaumständer gesucht hat. Stress pur war angesagt, bis endlich der Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen auf dem Tisch stand. Und dann kam das Schlimmste: - Die Kratzpullover und Socken auspacken. Das Allerschlimmste war die Weihnachts LP von Freddy Quinn. Du siehst: - ein Wunder, dass ich das überlebt habe.:D
Beislgrüße
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Oh ja, ich kenne das ... bei uns herrschte offener Krieg und wenn wir dann doch noch 'gemütlich' unter dem Weihnachtsbaum saßen, war auf einmal Stille Nacht, Heilige Nacht angesagt, als hätte jemand den Schalter umgelegt ... (wenigstens blieb mir Feddy Quinn erspart - ? war ja dann eigentlich gar nicht so schlimm :D)
LG Petra
 

fee_reloaded

Mitglied
Ich habe seit bestimmt zwanzig Jahren die gleiche Box Weihnachtsdeko, die zum 1. Advent ausgepackt wird und nach Neujahr wieder eingepackt.
....

mein Mann und ich schenken uns Sachen, die wir uns wünschen oder brauchen. ...Wenn man glücklich ist, ist das Besondere der Alltag.
Ist bei uns auch so, liebe Petra.

Je älter ich werde, umso weniger muss ich selbst Geschenke bekommen - ich schenke lieber und da "sammle" ich meist schon ab Herbst Dinge ein, über die ich beim Shoppen stolpere und mir denke, die könnten bestimmten Personen Freude bereiten.
Die Weihnachtsdeko besteht aus Stücken, die schon in meiner Kindheit am Baum hingen, plus die ersten eigenen Anschaffungen für den ersten eigenen Christbaum. Also alles Sachen mit Erinnerungswert und Familientradition.

Ich bin nämlich ein waschechter Weihnachtsgeschädigter, man könnte sagen ein Komplettverweigerer.

Das hängt damit zusammen, dass in unserem Geschäftshaushalt bis 14h gearbeitet wurde und mein Vater danach unter fluchen den Christbaumständer gesucht hat. Stress pur war angesagt bis endlich der Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen auf dem Tisch stand. Und dann kam das Schlimmste: - Die Kratzpullover und Socken auspacken. Das Allerschlimmste war die Weihnachts LP von Freddy Quinn. Du siehst: - ein Wunder, dass ich das überlebt habe.:D
Du meine Güte, Hans! Das klingt wirklich schlimm. Schrecklich, wenn das "Fest der Liebe" (huahhhh!!!!) zu einer solchen Kampfveranstaltung wird! Da kann ich die Verweigerung schon verstehen.

Das Gefluche und die Verletzungen meiner Mutter beim Einpassen des Baums ins alte schmiedeeiserne (und verdammt kleine) Baumkreuz und die leichte Stressnote, bis all das gute Essen vorbereitet war, hatten wir auch - bis meine Schwester und ich alt genug waren, um da mit anzupacken. Das Baumeinpassen hab dann ich übernommen (das hat mich selbst auch gleich noch mehr entspannt, weil ich bis dahin immer Angst hatte, meine Ma müsste mit abgeschnittenen Fingern an Hl. Abend ins Krankenhaus), und das Baum-Aufputzen haben meine Schwester und ich zu zweit auch gerne und genüsslich gemacht. Ab da war Hl. Abend bei uns wirklich immer weitestgehend entspannt (von kleinen Küchenpannen und -aufregern mal abgesehen, aber die gehören wohl dazu). Und auch meine Ma konnte im Nachhinein über sich selbst sehr lachen, wenn wir ihr vorgespielt haben, wie sie den Baum ins Kreuz zu fluchen versuchte und dabei gefährlich mit dem alten XL Küchenmesser herumfuchtelte (lustigerweise eine meiner liebsten Erinnerungen an sie).

Mit meiner eigenen Familie habe ich dann sehr bewusst darauf geachtet, dass Weihnachten so weit "entschlackt" wird, dass Stress kaum noch entstehen kann. Und seit ich mit der Schilddrüse Probleme habe, ist Stressvermeidung ohnehin oberstes Gebot.

Eins muss ich aber dann doch noch "beichten": Wien ist im Advent mit all den schönen Adventmärkten doch sehr sehr schön (leider schneits viel zu selten). Und das Salzkammergut auch. Man muss ja nicht dann hingehen, wenn der größte Trubel herrscht. :cool:

LG,
fee
 
dass Weihnachten so weit "entschlackt"
Hallo Fee,
Mit meinen Kindern habe ich den Christbaum parodiert, indem die Jungs Lametta-Weitwerfen geübt haben. Sah gar nicht so schlecht aus. Hätte von Joseph Beuys sein können. Kam natürlich nicht gut an beim Rest der Familie, hatte aber zur Folge, dass es nur noch ein pflegeleichtes Plastikbäumchen im Stecksystem danach gab. Hehe...
Weihnachtsmärkte werden von mir auch großräumig umfahren, nur noch die Ischler und Linzer sind als Relikt von damals geblieben. Es ist völlig entspannt aber ich koche immer etwas Besonderes über die Feiertage. Reicht vollkommen.
Beislgrüße
 

fee_reloaded

Mitglied
Mit meinen Kindern habe ich den Christbaum parodiert, indem die Jungs Lametta-Weitwerfen geübt haben. Sah gar nicht so schlecht aus. Hätte von Joseph Beuys sein können. Kam natürlich nicht gut an beim Rest der Familie, hatte aber zur Folge, dass es nur noch ein pflegeleichtes Plastikbäumchen im Stecksystem danach gab. Hehe...
Letztlich ist doch wichtig, dass mit Hl. Abend etwas Erfreuliches assoziiert wird, oder? Ich denke, das Lametta-Weitwurf-Event ist eine gute Sache. Ich habe eine Freundin, die eine ältere (Wiener) Tante hat. Die wirft angeblich, weil sie den Weihnachtsputz verweigert (ich übrigens auch), immer silbernen Glitter in die Spinnweben oben in den Ecken ihres Wohnzimmers - das funkelt herrlich festlich. (kein Schmäh, und eigentlich auch eine geniale Idee). ;)

Der Linzer Adventmarkt...hach...da sollte ich aus Nostalgiegründen auch mal wieder hin (bin ja ein Linzer Mädl ursprünglich). Und Ischl ist zu jeder Jahreszeit schön (und nicht so überlaufen im Advent wie St. Wolfgang zum Beispiel - da schieben sie dich noch schlimmer durch als am großen Adventmarkt in Wien vorm Rathaus).

Die Plastikbäumchen werden inzwischen immer ansehnlicher, wie ich finde. Freunde von uns, die den Naturbaum auch verweigern, haben so einen und der ist recht okay. Nur mir fehlt der Tannengeruch... :cool:
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Hans,

ja, ein bisschen Anklang an Kästner, ein bisschen das meiste von Beisl-Hans. Liest sich gut. Metrisch stimmt es nicht immer, mal fünf, mal sechs Hebungen, wie es gerade passt, konntest dich auch nicht entscheiden, ob du Jamben oder Trochäen schreiben willst. Auch das ein Anklang an Kästner. Kriegste von mir 3 Sterne. Wegen des Shakespeare-Sonetts, sonst wären es bloß 2 Sterne geworden.

Lieben Gruß, Hanna
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
konntest dich auch nicht entscheiden, ob du Jamben oder Trochäen schreiben willst.
Hallo Hanna,

Das alte Thema der Opitzschen Metrik...

Episches Durchdringen wird all zu oft zu einem jambischen Singsang, gespickt mit Füllseln, zu streichfähiger Lyrikkonfitüre verarbeitet.

Viele Streitgespräche mit meinem Kollegen Erich sind so versandet, mit dem Beigeschmack, dass urprünglich Gutes und Beachtenswertes auf hunderten Buchseiten zu einem Einheitsbrei degeniert wurde, an den man sich ab Seite zwanzig nicht mehr erinnern kann.

Da halte ich es lieber mit dem von dir zitierten Kästner. Der wusste, was er tat und die Trochäus-Peitsche gezielt eingesetzt hat ... (sogenannte Klassefrauen) ... da hört man Lyrik auch mal richtig knallen.

Ich werde dir aber gleich auf deinen hervorragenden besinnlichen November sechs Sterne schenken.;)
Beislgrüße
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Ach, du Charmeur. Na klar, ich stehe auch auf Kästner. Trotzdem versuche ich sauber zu schreiben und verzichte aus metrischen Gründen eher auf den besten Einfall, als dass ich das Handwerk beleidigen wollte. Kästner konnte sich das erlauben. Soviel Gescheites auf einen Haufen wie bei ihm habe ich bisher nirgendwo anders gelesen - neben Brecht. Beide Zeugen derselben Zeit, die man sich nicht zurückwünscht. Aber sie hatte auch ihr Gutes, sie hat Menschen mit Gewissen hervorgebracht. Unsere Zeit bringt Leute aus der 4. Reihe hervor, die sich hochschleimen in die 1. Reihe und dann Gott spielen.

Aber genug für heute. Dir liebe Grüße, Hanna
 



 
Oben Unten