Nützliche Anlagen (Limerick)

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wüstenrose

Mitglied
Hallo gareth,
gefällt mir gut.
Würde dabei glänzende Gaben bevorzugen.
Was die verwendete Zeit angeht, so würde ich mich für eine einheitliche Lösung in den Zeilen 1 und 4 entscheiden. Die Story kommt dann nach meinem Empfinden direkter rüber; dieser Eindruck mag subjektiv sein.
Als Vorschlag:


[blue]Da ist eine[/blue] Dame in Schwaben
gesegnet mit [blue]glänzenden[/blue] Gaben.
Neben jenen des Geistes,
mit solchen, so heißt es,
von denen auch Männer was haben.
lg wüstenrose
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die letzte Zeile hängt aber an der Realzeit und kann wegen Allgemeingültigkeit so bleiben. An der Zeit würde ich deshalb nichts ändern.

Mit "glänzenden Gaben" ist möglich, es hat den Nachteil, dass bereits am Anfang ein dramaturgischer Höhepunkt vorweggenommen wird.

Möglich ist die geänderte Fassung. Es kommt auf Gareth an. Wie siehst Du es?
 

gareth

Mitglied
Hallo Wüstenrose und Bernd,

erstmal danke, dass Ihr Euch um den Text gekümmert habt.

Ich habe Deine Gedanken nachvollzogen, liebe Wüstenrose, denke aber, wie Bernd, dass da kein wirklicher Bruch mit den Zeiten vorliegt. Die unausgesprochenen Gaben sind glaube ich zeitlos und rückblickend aus heutiger Sicht allgemein bewertet.

Auf den ersten Blick scheint es auch unerheblich zu sein, das *Einst war* in der ersten Zeile einfach durch *Es ist* zu ersetzen. Allerdings würde die Sprache dadurch ohne Notwendigkeit etwas karger. Und ob die Gaben insgesamt glänzend waren, weiß man gar nicht und ist auch nicht wirklich von Bedeutung. Auch hier tendiere ich zu Bernds Neigung, einen frühen Höhepunkt zu vermeiden. Ich denke, es darf ruhig einen Moment dauern, bis der Sinn klar wird. Ist mir selber beim Schreiben auch so gegangen.

D.h. ich würde es gern so lassen (aber nicht aus Sturheit oder weil mir nix anderes einfallen würde) :eek:)

Grüße
gareth
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo gareth, Hallo Bernd,
auf den Aspekt "frühen Höhepunkt vermeiden" bin ich erst durch eure Antworten aufmerksam geworden, insofern hat sich mein Blickwinkel durch den Austausch erweitert.
Mein Vorschlag entsprang dem generellen Bestreben, eine Sprache / Wendungen zu benutzen, die geläufig sind, die wir so kennen. Davon ausgehend schienen mir die glänzenden Gaben naheliegender. Etliche Begabungen z.B. klingt meinem Ohr vertraut; etliche Gaben, da war ich mir nicht recht sicher, ob jemand so reden würde.
Aber wie gesagt: Gewichte ich auch den eingangs genannten Aspekt, dann kann ich mich eurer Sicht anschließen.

lg w.
 
Hallo gareth,

bei deinem Lim fällt Z3 aus dem sonst auftaktigen Metrum, was nach meinem Gefühl den Lesefluss stört. Vorschlag: "Neben" durch "Nebst" ersetzen:

Einst war eine Dame in Schwaben
gesegnet mit etlichen Gaben.
Nebst jenen des Geistes,
mit solchen, so heißt es,
von denen auch Männer was haben.

Zum Inhalt:

Als Schwabe kann ich das Gesagte durchaus bestätigen.

Doch kenne ich auch Schwabengören,
die mehr auf reiche Gaben schwören.

LG LL Friedhelm
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Lupenleser, was meinst Du damit? Wenn ich es lese, ist es vollständig im Lesefluss. Ist es eine regionale Besonderheit?

"Neben" wird natürlich (wenn man den restlichen Text als Viertenoten betrachtet) als Achtelnoten gelesen.
 
Hallo Bernd,

bekanntlich besteht der Limerick metrisch betrachtet aus einer Folge von Anapästen nach diesem Schema da = Senkung (unbetonte Silbe); DUM = Hebung (betonte Silbe):

da da DUM da da DUM da da DUM
da da DUM da da DUM da da DUM
da da DUM da da DUM
da da DUM da da DUM
da da DUM da da DUM da da DUM

Am Zeilenende wird für weibliche Endungen noch eine Senkung angefügt.

Am Versanfang darf vom Anapäst-Metrum abgewichen werden. Man kann mit einem Jambus (da DUM), also mit einer Senkung plus Hebung beginnen:

da DUM da da DUM da da DUM

Die Senkung am Anfang wird auch wie in der Musik als Auftakt bezeichnet.

Die Figur

da DUM da da DUM da da DUM da

ist auch die metrische Struktur von gareths Limerick in Z1,2,4 und 5. Musikalisch betrachtet folgt nach dem Auftakt (Senkung = Achtelnote) sofort eine Hebung = Viertelnote. Zeile 3 beginnt aber mit zwei Senkungen = Achtelnoten. Da Achtelnoten bekanntlich gleich lang sind, fällt die erste Hebung in Z3 auf eine spätere Zählzeit als bei den anderen Zeilen. Durch den eingeschobenen Anapäst in Z3 entsteht ein Rhythmuswechsel, den ich vermeiden würde. Ich weiß, dass du das nicht so empfindest, aber inzwischen neige ich zu einem durchgängig gleichbleibenden Metrum. Dann lassen sich Limericks auch viel besser singen, was ich häufig mache. Allerdings nur noch a cappella, weil ich mich wegen meiner Behinderung nicht mehr selbst begleiten kann.

LG Friedhelm
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich verstehe, was Du meinst. Allerdings trifft es in der einschränkenden Allgemeinheit nicht zu.
Du kannst Limericks so bauen, sie werden korrekt. Aber die anderen sind dann nicht unbedingt falsch.
Es gibt zahlreiche klassische Limericks, die so aufgebaut sind, wie Gareths.
Anapäst ist eine Annäherung an die Form, die durch Umdefinition des Wortes ermöglicht wurde, denn sowohl deutsche als auch englische Gedichte sind nicht silbenzählend sondern taktgesteuert und betonungsgesteuert statt zeitgesteuert.
Deshalb kann ein Vers sowohl mit einer, als auch mit zwei unbetonten Silben im Auftakt beginnen.
Eine Einzelsilbe im Auftakt entspricht einer unbetonten Viertelnote. Sie kann durch zwei verkürzte unbetonte Silben ersetzt werden.
PS: Im Prinzip, wie Du es beschreibst, nur dass ich es als korrekt ansehe.
Limericks entsprechen relativ gut dem Anapestschema, aber mit variablen Auftakt.
 

gareth

Mitglied
Liebe wüstenrose, lieber Bernd, lieber Lupenleser,

bevor ich das noch vergesse, will ich mich mal für die ernsthafte und interessante Diskussion bedanken, die die schwäbische Dame nach sich gezogen hat :eek:)

Ich halte die Kenntnis der Formalien für wichtig. Besonders bei den kleinen und festen Formen sind sie unabdingbar. Limericks zu schreiben, ohne die formgebenden Regeln im wesentlichen begriffen zu haben ist sinnlos, weil sich das Ergebnis dann eben nicht anhört wie ein Limerick.

Bernd bin ich aber dankbar dafür, dass er einerseits die Regeln nachvollziehbar erläutert und andererseits auf nur vermeintliche Regeln und auch auf die Grenzen des Regelbedarfs hinweist.

Liebe Grüße von gareth
der auch wieder was gelernt hat
 



 
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