Nun ist er da: der EURO

rabi

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Nun ist er da: der EURO

Erst hieß es: die Deutschen wollen ihn nicht, den Euro. Wollen sich nicht trennen von ihrer heiß geliebten D-Mark, die ihnen 50 Jahre lang Wohlstand beschert hat. Bis Ende Februar würden die Banken ja noch D-Mark annehmen und auch in den Geschäften könne man noch damit bezahlen. Hieß es. Man hätte sich ja noch Zeit lassen können zumindest bis Mitte Februar, hätte alles ruhiger angehen lassen können. Theoretisch jedenfalls. Und dann: was sehen meine Augen am 3. Januar: lange Menschenschlangen an Postschaltern und in Kassenhallen, wo sonst die Angestellten däumchendrehend und nasepopelnd rumsitzen. Einen solchen Andrang hat es seit der Herstatt-Pleite nicht mehr gegeben. Ist Panik ausgebrochen oder gibt es was umsonst? Warum opfern so viele Menschen Stunden ihrer Zeit, um noch heute an das neue Geld zu kommen, frage ich mich. Dass Geld ein knappes Gut ist, das ist mir klar, aber so knapp ist es nun auch wiederum nicht, dass es nicht für alle reicht.

Plötzlich will jeder der erste sein, der die neuen Scheine in Händen hält. Dieselben Leute sind’s, die noch Wochen, noch Tage vorher öffentlich gemeckert haben, von wegen butterweiche Währung, und schade um die Mark. Vergessen sind alle die Vorbehalte.

Noch während das Sylvesterfeuerwerk den Neujahrshimmel erleuchtet, drängten sich die ersten Kunden an die Geldautomaten, so als wären die kurz nach Mitternacht gezogenen Scheine besonders wertvoll. Sehen ja auch alle neu aus und riechen gut. (Bestimmt gibt es auch schon einen „Wetten, dass...“-Kandidaten, der die neuen Scheine am Geruch auseinander halten kann).

Und der Mensch gewöhnt sich schnell an das neue Geld. So wie er sich an die neuen Postleitzahlen gewöhnt hat, an die neue Rechtschreibregeln, oder auch an eine neue Geliebte. Und dann zählen all die Jahre mit der Verflossenen nichts mehr.
 



 
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