nur die igel

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anbas

Mitglied
nur die igel

der warme wind
treibt tränen
in die nacht
ein wimmern
leis und schwach
durch off'ne fenster
strahlen lichter
beruhigend
in die dunkelheit

warm weht der wind
durch diese sommernacht
und igel rascheln
in den büschen
 
O

orlando

Gast
Lieber Andreas,
Vorschläge zur Amputation sind nicht immer erwünscht :D;) ,
doch könnte eine solche in diesem Fall durchaus dienlich sein.
Die Stärke des Gedichts liegt ja in seiner Schlichtheit (natürlich im positiven Sinn) und in seiner latenten Bedrohlichkeit.
Letztere wäre vermutlich steigerbar, wenn du eine andere Formatierung wähltest und den Mittelteil leicht modifizieren würdest:

nur die igel

der warme wind
treibt tränen in die nacht -
ein wimmern leis und schwach

durch tuellgardinen strahlen lichter

warm weht der wind
durch diese sommernacht
und igel rascheln in den büschen
Sehr gut gefällt mir das Aufgreifen des Eingangsmotivs. -
------------------------------------------------------------

Hast du schon mal von Mascha Kaléko gehört? Die schreibt ebenfalls ganz schlicht - und wunderbar. :)

Schöne Grüße
orlando
 

anbas

Mitglied
Hallo orlando,

das ist mal wieder Textarbeit vom Feinsten! Danke!!!

Ich habe schon ein wenig hin und her überlegt. Das derzeitige Resultat sieht so aus:
nur die igel

der warme wind
treibt tränen in die nacht
ein wimmern leis und schwach
durch off'ne fenster
strahlen lichter

warm weht der wind
durch diese sommernacht
und igel rascheln in den büschen
"durch off'ne Fenster" möchte ich auf jeden Fall so in dieser Form lassen. Dadurch kommt sowohl das Wimmern als auch die Lichter durch die Fenster - ein Bild, das für mich eine zusätzliche Kraft hat.
(grins: gerade ist bei mir in einer der umliegenden Wohnungen der Rauchmelder angesprungen - das Piepen kommt auch aus einem offenen Fenster :D)
Ob ich die Lichter in der "amputierten" Form weiter strahlen lasse, muss ich noch ein wenig auf mich wirken lassen.

Also: Danke für Deine Rückmeldung
und liebe Grüße

Andreas
 
Lieber Andreas,
jetzt habe ich dein schönes Gedicht ein paarmal gelesen.
M. E. stört „beruhigend in die Dunkelheit“ den Rhythmus.
Wäre „wohltuend" (3 Silben) nicht besser?
Viele Grüße,
Marie-Luise
 

anbas

Mitglied
Mahlzeit....:D

Hallo Marie-Luise,

da hast Du schon recht. Mit dem Wort "ruhig" oder eben auch "beruhigend" stehe ich in der Lyrik auf Kriegsfuss. Ich spreche im Alltag "Ruhig" einsilbig aus (wie "Ui!!!", bloß mit angehängtem "r" und "g"). Dass das nicht korrekt ist und "ruhig" tatsächlich ein zweisilbiges Wort ist, weiß ich - vergesse es beim Schreiben aber hin und wieder. Das Ergebnis sind dann berechtigte Einwände, wie Deiner, oder das Versmaß stimmt nicht (bzw. nur, wenn ich den Text lese :D).

Ich werde mir mal meine Gedanken machen.

Vielen Dank und liebe Grüße

Andreas
 

molly

Mitglied
Igel

Hallo Andreas, mir gefällt Dein Gedicht, wie es oben steht. Die Nacht ist ja nicht nur bedrohlich. Gerade dieser Satz zeigt das
durch off'ne fenster
strahlen lichter
beruhigend
in die dunkelheit

Liebe Grüße
molly
 
Lieber Andreas,
du weißt doch, wie ich meinen Einwand gemeint habe. Es ist ja nicht so, dass mir dein Gedicht nicht gefällt, sondern, dass ein 3silbriges Wort statt beruhigend – 4silbrig – rhythmischer klingt.
Es grüßt dich
Marie-Luise
 

anbas

Mitglied
Hallo Molly,

danke für Deine Rückmeldung. So sehe ich es im Grunde auch. Bin aber noch im Denkprozess, denn der Einwand von,


Hallo Marie Luiese :D,

ist durchaus berechtigt. Und: Ja, ich weiß, wie Dein Einwand gemeint war und ist - meine Rückmeldung war auch eher als Frustäußerung über mich selbst gedacht. Dir danke ich für den Hinweis!

Liebe Grüße an Euch beide

Andreas
 

molly

Mitglied
Igel

Hallo Andreas, auf die Silben achte ich leider noch zu wenig, es war nur mein spontaner Eindruck vom Text.
Liebe Grüße molly
 

anbas

Mitglied
nur die igel

der warme wind
treibt tränen in die nacht
ein wimmern leis und schwach
durch off'ne fenster
strahlen lichter

warm weht der wind
durch diese sommernacht
und igel rascheln in den büschen
 

anbas

Mitglied
Hallo Gerd,

ich habe mir etwa Zeit mit der Entscheidung genommen und habe mich nun für die neue Version entschieden.

Danke für Deine Rückmeldung.

Liebe Grüße

Andreas



Hallo Molly,

ich achte bei den ungereimten Gedichten auch nicht immer auf die Silbenzahl. Doch manchmal kann ein Gedicht noch mehr gewinnen, wenn man es tut. Es liest sich eventuell glatter oder auch "eckiger" - je nachdem, was man ausdrücken will.

Liebe Grüße

Andreas
 

Label

Mitglied
lieber anbas

gefällt mir gut

ich habe genau das schon erlebt, was du so gekonnt ausgedrückt hast.
Übrigens dieses Fenster war hellerleuchtet, offen, ohne jegliche Gardine in einem Krüppel-Mansarddach an einem Wohnweg gelegen, unter dessen dichter Kirschlorbeerhecke ein Igel raschelte und hustete.
:)

Lieber Gruß
Label
 

anbas

Mitglied
Hallo Label,

mein Erlebnis, das zu diesem Gedicht führte, war zwar ohne Igel - aber irgendwie "drängten" sie sich ins Bild. Spannend, dass Du es so, wie im Text beschrieben, erlebt hast.

Danke für Deine Rückmeldung!

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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