Nur ein Zahn?

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Alina

Mitglied
Nur ein Zahn?

Mit fünfzig fängst du an zu merken,
es geht nun doch dem Alter zu,
beim Sport, da knirschen die Gelenke
und abends liebst du deine Ruh.

Dagegen helfen keine Pillen,
auch nicht, dass du heraus dich putzt,
dein Körper sendet dir Signale,
und manches ist recht abgenutzt.

Du sitzt beim Frühstück in der Küche,
wirfst in die Zeitung einen Blick,
beißt nebenbei forsch in ein Brötchen
und hörst auf einmal einen Klick.

Wie ein Kaninchen vor der Schlange
erstarrst du prompt in deinem Tun,
denn wo vor Kurzem alles glatt war,
prangt plötzlich eine Lücke nun.

Aus der verblendeten Fassade,
die deinen Mund schmückt perlengleich
ist dir ein Zahn heraus gebrochen.
Er war wohl doch im Kern schon weich.

Was einst der Zahnarzt hergerichtet
mit großer Kunst und Fertigkeit
konnt’ nicht auf Dauer widerstehen,
dem ganz normalen Lauf der Zeit.

Du bist am Fluchen, bist am Zetern,
greifst sehr beherzt zum Telefon,
doch geht dein Notruf nur ins Leere
und was du hörst klingt wie ein Hohn.

Dein Stammdentist hat grade Urlaub
ist in den Süden weit verreist,
die Grippe schwer plagt den Vertreter
und seine Praxis auch verwaist.

Es bleibt dir gar nichts weiter übrig,
du musst nun so zur Arbeit geh’ n
und ob beim Sprechen oder Lachen
kann jedermann dein Unglück seh’ n.

Bevor du noch versinkst in Trauer,
bedenk, es ist ja nur ein Zahn
und sein Verlust zeigt dir sehr deutlich
den ganzen Quatsch vom Jugendwahn.​
 

Ecki

Mitglied
Eine tragische und reale Reise ins Alter, sehr witzig geschrieben, wobei die letzte Zeile hinkt. Hier solltest du eine sublimere Pointe finden.

Gruß: Ecki
 



 
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