Nur eine Nacht

Du tanzt mit Sabrina, natürlich tanzt du mit ihr. Sie sieht verdammt gut aus, in ihrem Minirock. Damit kann mein Outfit nicht mithalten, nicht einmal ansatzweise. Ich fühle mich immer mehr unwohl und trotzdem gehe ich auf euch zu. Auf dich und Sabrina, der du gerade etwas zuflüsterst, sie schüttelt den Kopf und du drehst dich weg, lässt sie einfach stehen. Meine Chance. Ich ziehe mein Top nach unten, vielleicht muss ich mehr Ausschnitt zeigen, damit du mich willst. Ich komme bei dir an und stehe direkt vor dir, trotzdem scheinst du mich nicht zu bemerken, oder willst es nicht. Selbstbewusst nehme ich deinen Arm, du schaust mich an, aber dein Blick ist alles andere als klar. Alkohol, du riechst danach, fast wird mir ein bisschen schlecht. Aber dann legst du deinen Arm um mich, und wir schwanken zur Musik. Ich ignoriere, wie du mir die ganze Zeit in meinen Ausschnitt schaust. Dein Atmen stinkt, und irgendwie will ich das vielleicht doch nicht. Aber dein Griff ist fest, ich weiß, dass du mein „Nein“, nicht akzeptieren wirst, so wie bei Sabrina.

Letztendlich habe ich mich selbst in diese Situation gebracht. Du lehnst dich nach vorne, flüsterst jetzt auch in mein Ohr, ob wir rausgehen wollen. Ich nicke und du ziehst mich mit, ich nehme nichts mehr wahr, nur noch dich, deinen festen Griff und die Entschlossenheit in deinen Augen. Als wir draußen ankommen, sind meine Ohren taub, die Musik war lauter als ich dachte, aber du willst auch nichts mehr sagen. Ich folge dir wie ein braves Lamm, obwohl ich Böses ahne. Aber wie schlimm kann es sein, wenn es mit dir ist? So oft habe ich schon darüber fantasiert, wie es wäre, mit dir.

Es war natürlich anders, du warst nüchtern und ich war nicht deine zweite Option, aber das ist besser als gar nicht oder? Du bleibst stehen und musterst mich, du wankst hin und her und ich bekomme Angst, dass du bewusstlos wirst. Und dann küsst du mich, ziehst mich ganz nah an dich, kein Platz ist mehr zwischen uns, deine Hände sind überall, sie sind kalt. Du schmeckst nach Alkohol. Du hörst auf mich zu küssen und schaust mich nochmal an. Nimmst wieder meine Hand und wir laufen weiter.
Dein Auto, es steht verlassen am Straßenrand, ich erkenne es sofort, so oft habe ich ihm hinterhergeschaut und mir ausgemalt, darin zu sitzen. Jetzt öffnest du tatsächlich die Beifahrertür für mich, ich setze mich und du stellst den Sitz nach hinten. Ich liege in deinem Auto, du setzt dich auf mich, mein Herz beginnt zu rasen, Angst und Aufregung vermischen sich. Wieder küssen wir uns, diesmal schmecken deine Lippen vertraut. Du beginnst mich auszuziehen, ich tue nichts dagegen, obwohl ich es eigentlich nicht möchte, nicht so. Ich sitze in meinen BH in deinem Auto, du küsst meine Lippen schon lange nicht mehr, nur noch meinen Hals und Nacken. Ich presse meine Augen zusammen und hoffe, dass es bald vorbei ist. Deine Küsse hören abrupt auf, ich öffne meine Augen, langsam. Du bist nicht mehr da. Mein Oberteil ziehe ich mir wieder an und schaue nach draußen, da stehst du und kotzt. Tränen schießen mir in die Augen und ich kann sie nicht zurückhalten. Du kommst zurück, gibst mir die Autoschlüssel. „Fahr mich bitte nach Hause“, obwohl meine Ohren wieder offen sind, höre ich deine Stimme nur von fern.

Ich fahre los, und du schläfst ein, ich stelle dein Auto vor deinem Haus ab, steige aus und laufe los. Ohne Ziel. Einfach weg von dir, weg von hier.

In meiner Fantasie kommst du mir hinterher und entschuldigst dich, sagst, dass du mich liebst, wir küssen uns, richtig.

In der Realität schläfst du in deinem Auto deinen Rausch aus, vergisst, dass das alles passiert ist und ich heule während ich auf der Straße herum taumle. Bin enttäuscht von dir aber noch viel mehr von mir selbst. Auch weil ich immer noch die Hoffnung habe, dass das heute Abend mehr war, als nur eine Nacht.
Aber du wirst mich enttäuschen. Am Montag in der Schule, wirst du erzählen, dass du auf mysteriöse Weise nach Hause gekommen bist, nichts mehr weißt, am Samstagmorgen in deinem Auto aufgewacht bist.

Und an mich, wird sich niemand deiner Freunde erinnern, du wirst Sabrina im Arm halten, obwohl sie am Freitag nicht wollte.
Und ich erwische mich dabei, dir immer noch hinterher zu schauen. Mir einzureden, dass du mich auch so wollen wirst, irgendwann.
 



 
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