Ob-Hut?

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Vera-Lena

Mitglied
Ob-Hut?

Auf dem letzten Sonnenrot
reitet der frühe Mond,
trägt dir arabische Träume zu -
den Geist in der Flasche,
der keine Wünsche erfüllt
und besser eingekorkt bliebe.

Pfefferland wetzt die Messer,
verschickt sie in fliegenden Koffern.
Tausendundeine Meile bringt es
den Plan auf den Punkt.

Wirf dein Gold aus, du klarer runder,
dass kein Tack auf das Tick folgt,
Stille die Nacht durchflutet,
dem Kinde auch
die zweiten Zähne wachsen.
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

ein sehr schönes Gedicht, meine ich, dass der Vielfalt des Träumens in all seiner Pracht - und auch in seiner Bedrückung - klugen Ausdruck verleiht.

Unter der Obhut des Mondes kann die Zeit schon einmal stehen bleiben, oder, um es mit Julia zu sagen, kein "Kling(e) auf ein Klang" folgen.

Dir einen schönen Sonntag und willkommen zurück. :)

Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

danke für Dein Willkommen! :) (leider habe ich immer noch viel praktische, prosaische Dinge zu erledigen)

Danke auch für Deinen Kommentar!

Ich hatte den Text als einen politischen Text angelegt in Hinblick auf das Flugzeugfrachtgut, das gut versteckt Teile für Bomben enthielt.

Die arabischen Märchen, die wir als Kinder so gerne lasen, habe ich deshalb inhaltlich umgedreht: Der Geist in der Flasche erfüllt keine Wünsche und der fliegenden Koffer ist zwar von Andersen, spielt aber auch in einem arabischen Land und statt eines Märchenerzählers bringt er uns aber nun diese tödtlichen Dinge.

Mit der "Ob-Hut" stelle ich die ängstliche Frage an den Mond, ob er durch sein helles Licht die Dinge aus der Finsternis herausreißen und uns auf diese Weise beschützen kann, so dass das Tick und Tack der Zeitbombe unterbrochen wird.

So hatte ich das gemeint, aber es freut mich, dass Du es so poetisch gelesen hast, denn ich habe es ja auch stark verschlüsselt, weil ich mich nicht getraute, die Dinge deutlich beim Namen zu nennen.

Dir ganz liebe Grüße!
Vera-Lena
 

Mandelbaum

Mitglied
Liebe Vera-Lena,
dein Gedicht bewegt mich sehr: der "frühe Mond", der "sein Gold auswerfen" soll, damit das Kind in Frieden aufwachsen kann ...
Danke und liebe Grüße,
Mandelbaum
 



 
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