Offen für altes

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Walther

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Offen für altes


Die fenster stehn sperr angel weit
offen für altes: moderne zeiten –
Charly hätte seinen Chaplin gezogen
& sich durch das gestern geslapstickt
wenn er es nicht schon getan hätte

Wir aber binden gebets riemen &
tragen die kippa rollen den gebets
teppich gen Mekka falten die hände
knien auf einer kalten holz bank
& rufen einen herrn an – damit er
unsere mündungen segne die
für unsre münder kirsch kerne
spucken in des nachbarn garten

Auf unseren schwellen hungern
die fremden die wir sind – mit
eiternden wunden die frauen
geschändet & die kinder
geschlachtet - die sieger kränze
in die stirn mit blut geschrieben:

Die türen sind geschlossen für
neues – das alte hat seinen festen
platz in unsern wohn zimmern:
die herzen sind schon kalt gestellt
 
Lieber Walther,

zu treffend traurig.

Diese Verharmlosung

die für unsre münder kirsch kerne
spucken in des nachbarn garten
berührt mich besonders.

Denn die Motive für die Gräueltaten sind unbedeutend.
Nicht aber ihre Auswirkungen, die du später in angemessen harte Worte fasst.

Dein Gedicht tut weh und das ist gut so.

Bakenfalter
 

Walther

Mitglied
lb Herbert, danke für besuch und wertung! lg W.

lb Baki,

danke fürs lesen und kommentieren. die verfremdung bestehender sprichworte und stehender begriffe ist ein stilelement dieser spielart meiner texte. es freut mich sehr, daß ich dich damit erreicht habe.

es sind keine motive oder begründungen, die mich diesmal interessiert haben, es ist das elend des geschehenlassens, daß wir uns fremde sind, daß wir nicht lernen können, das mich bewegt. ich bezweifle ganz grundsätzlich, ob es für unser handeln, für diese geschehnisse, "gute" motive geben kann.

lg W.
 



 
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