Oh du Stille Zeit

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Nosie

Mitglied
Oh du Stille Zeit

Advent, die ruhigen Zeiten sind passé
Vor Weihnachtsstimmung bebt die ganze Stadt
Die Sterne glühn mit tausend Kilowatt
Und infrarot schmilzt der Dezemberschnee

Die stille Zeit ist doch nur ein Klischee
Aus HiFi-Boxen dröhnen Bässe satt
Am Glühweinstand trifft sich, was Namen hat
Bei Fuseldunst kommt die Geschenksidee

Von Bäumen löst sich sanft ein letztes Blatt
Und segelt in den Rinnstein, sterbensmatt
vom nächsten Bus verjagt wirbelt‘s davon

es schneit jetzt wieder, Straßen werden glatt
Ab morgen gibt‘s auf Weihnachtsschmuck Rabatt
Und Gratis-SMS, ich freu mich schon.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Nosie,

eigentlich schön und mit stimmigen Bildern erzählt aber insbesondere an den Enden des ersten Quar- und Terzetts holpert es gewaltig, worunter die Gesamtwirkung dann arg leidet.

Gruß

Jürgen
 

Nosie

Mitglied
Vielen Dank für deinen Kommentar, JoteS. Hilf mir bitte auf die Sprünge. Anscheinend habe ich mir den Rhythmus schon so zurechtgelesen, dass ich blind für die Holperstellen bin.

Danke für deine Mühe
Nose
 
G

Gelöschtes Mitglied 16600

Gast
Guten Tag Nosie,

eine Persiflage, die ich gern gelesen habe.

Inhaltlich stört mich, das du diese Ebene in S2V1 verlassen hast und das Wort "Klischee" aussprichst. Das hätte ich mir gern als Leser aus den Versen erschlossen.

In S3 hältst du den ironisierenden Aspekt auch durch, arbeitest aber hier mit Naturbildern, die du zwar im ironisierenden Sinne versprachlichst, die jedoch nach meinem Empfinden vom eigentlichen Thema ablenken.

In S2V4 hätte ich Geschenkidee geschrieben.

Dein Grundrhythmus ist jambisch, von dem du in einigen Versen abweichst.
S1V4 xXxXXxxXxX
S2V3 xXxxXxxXxX
S3V3 xXxXxXXxxX
Mag gewollt sein, stört jedoch den Lesefluss.

Mich würde interessieren, ob du aus einem ganz bestimmten Grund auf schwache Kadenzen verzichtet hast? So liest es sich sehr abgehackt.

Schönen Samstag wünscht
manehans
 

Nosie

Mitglied
Vielen Dank, Manehans, für deine Aufklärung. Jetzt sehe ich auch, wo es rhythmisch nicht stimmt. Was schwache Kadenzen sind, musste ich erst einmal nachlesen, hab nicht um einer bestimmten Wirkung willen darauf verzichtet.

Ich sehe, ich muss noch eine ganze Menge lernen.

Liebe Grüße
Nosie
 

James Blond

Mitglied
Zu den 'lyrischen' Kadenzen gibt es hier einen kleinen Artikel:
-> hier

Was die Verwendung der männlichen oder stumpfen Kadenz in diesem Sonett betrifft, so denke ich, dass sie passt, weil sie die Verärgerung zum Ausdruck bringt, die hier mitschwingt.

Die Kritik am Weihnachtsrummel ist mir hier ein wenig zu stereotyp. Man könnte sagen, dass die schon selbst zum Weihnachtsklischee gehört. Interessant ist der Schluss, in dem das Lyrische Ich seine eigene Ambivalenz zum Weihnachtsfest verrät. So mag es wohl vielen gehen, die vom Trubel zugleich genervt und angezogen werden.

Was allerdings das letzte "sterbende Blatt" damit zu tun hat, bleibt mir verborgen.

Liebe Grüße

JB
 



 
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