ohne earpods

4,50 Stern(e) 4 Bewertungen

fee_reloaded

Mitglied
unter dem hallen
in der halle
ein konglomerat gewebt aus
lauten lauten
auf pflasterfugen rumpeln
hartschalenkoffer damenschuhe
hacken takt für takt
ins trottoir der dreiton
vor bahnsteigdurchsagen
verweht mit abschiedsrufen
und dem geflatter der
bahnhofstauben dazwischen
zischt pneumatisches
und auch mal die bahn durch
ein scharfer pfiff

zerschneidet

und bei genauem hinhören
ganz leise auch
das tock
tock
tock
eines gehstocks
ausgefällt
vernachlässigbar
im tonalen querschnitt
der rastlosigkeit






.okt_2022














alte version:

unter dem hallen
in der halle
ein konglomerat gewebt aus
lauten lauten
auf pflasterfugen rumpeln
hartschalenkoffer damenschuhe
hacken takt für takt
ins trottoir der dreiton
vor bahnsteigdurchsagen
verweht mit abschiedsrufen
und dem geflatter der
bahnhofstauben dazwischen
zischt pneumatisches
und auch mal die bahn durch
ein scharfer pfiff

zerschneidet

und bei genauem hinhören
ganz leise auch
das behäbige tock
tock
tock
eines gehstocks
ausgefällt
vernachlässigbar
im tonalen querschnitt

fast könnte man es
eine melodie nennen
fast möchte man
eine melodie hören
um sie mitzunehmen
eine die mitnimmt
auf die reise







.okt_2022
 
Zuletzt bearbeitet:

revilo

Mitglied
Schade, mit der letzten Strophe verliert das Gedicht (zu) viel....... nur zusammenfassendes Gelaber, das dem Leser jeglichen Spielraum nimmt......ein offenes Ende wäre besser......
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Ein offenes Ende gibt es gar nicht, weil unterstellt wird, dass es ein Ende gibt. Wer kann das aber wissen, wenn es offen ist, also keines sein kann!

'Gelaber' - das ist ungebührlich, revilo, unterlass das! Gerade Fee hat sich durch viele Textangebote und sachliche Kritiken einen guten Ruf in der LL erworben!
Auch ohne earpods ist ein tolles Gedicht, in dem sie verdeutlicht, in welch gehörlosem, beinah gewollt autistischen Zustand wir uns befinden. Die akustischen Kleinigkeiten wie aufflatternde Tauben oder das Schlagen eines Gehstocks auf den Bahnsteig aus dem allgemeinen Geräuschtrubel eines Bahnhofs herauszuholen - das ist doch fabelhaft!

Dir, liebe Claudia, leuchten mindestens fünf Sterne überm Bahnhof!

Kr.
 

fee_reloaded

Mitglied
Auch ohne earpods ist ein tolles Gedicht, in dem sie verdeutlicht, in welch gehörlosem, beinah gewollt autistischen Zustand wir uns befinden. Die akustischen Kleinigkeiten wie aufflatternde Tauben oder das Schlagen eines Gehstocks auf den Bahnsteig aus dem allgemeinen Geräuschtrubel eines Bahnhofs herauszuholen - das ist doch fabelhaft!

Dir, liebe Claudia, leuchten mindestens fünf Sterne überm Bahnhof!

Kr.
Herzlichen Dank, lieber Kristian,

für's Mitgehen und Hineinhören. Freut mich, dass mein Versuch einer Bahnhofsmelodie für dich so gut funktioniert - nicht jeder empfindet und nimmt ja gleich seine Umwelt wahr. Insofern war dieser Text ein Experiment (mehr Experiment als mancher andere...letztlich ist das ja jeder Text, ich weiß) und ich hab länger dran gefeilt. Schön ist dann, wenn es sich so offensichtlich gelohnt zu haben scheint. Danke dir auch für die Sterne - lieb von dir.

Danke auch dir, lieber Hans,
für die Sterne! Hab mich sehr über die gefreut!

LG,
Claudia
 

fee_reloaded

Mitglied
Schade, mit der letzten Strophe verliert das Gedicht (zu) viel....... nur zusammenfassendes Gelaber, das dem Leser jeglichen Spielraum nimmt......ein offenes Ende wäre besser......

Hi, revilo.

Ich weiß, du wirst das nicht mehr lesen oder sehen, denn offensichtlich hast du mich auf deine Ignorierliste gesetzt - die PN, die ich dir vorhin schicken wollte bezüglich deines Kommentars ging jedenfalls nicht durch. Ich antworte dir hier trotzdem, weil's mir ein Anliegen ist.

Ich nehme mir immer eine Weile, um Textkritik zu verarbeiten und darauf zu reagieren - einfach, weil ich dazu ja zu meinem Ursprungstext eine gewisse Distanz einnehmen muss, um ihn neutraler sehen zu können. Aus dieser Perspektive war deine Kritik für mich dann schon nachvollziehbar und ich habe jetzt eine neue Version meines Textes versucht (siehe oben) - ohne die "Gelaber"-Strophe, die tatsächlich Spielraum nimmt.

Ich tu mir schwer mit offenen Enden. Das weiß ich. Ist nicht "meins", bin nicht "ich". Ich hab mir auf deine Anmerkung hin den earpods Text aber ohne die letzte Strophe angesehen...und bin hin- und hergerissen.

Ich weiß von mir selbst - ich bin da nicht so radikal. Das sind meine Texte selten. Vielleicht nehm ich diese Hürde mal (als erstrebenswert betrachte ich das nämlich durchaus) - im Moment hab ich aber gesundheitlich nicht die Energie dafür und suche im Schreiben auch in erster Linie Erholung, Entspannung und Freude und im Forum entspannten Austausch unter Gleichgesinnten und Inspiration durch die Texte von anderen.

Ich kann nicht ganz verstehen, warum dich mein "Gelaber" so anficht und du dich im Forum allgemein kommentarmäßig so offensichtlich enttäuscht abmühst - ich kann dir hier nur erklären, warum meine Schreibe ist, wie sie ist, und vielleicht kannst du es dann ja leichter ignorieren oder einfach "sein lassen" wie es gerade ist. Schließlich geht es uns im Forum doch allen ähnlich: manche Texte klappen, manche nicht, und nie wird ein Text die Erwartungen aller erfüllen können. Keiner ist klüger und jeder hat auf seine Art seine ganz bestimmten Erwartungen an Texte. Eigene wie fremde. Und letztlich findet doch auch jeder seine LeserInnen und AutorInnen, mit denen er sich wohlfühlt. Daran ist doch nichts verkehrt.

Hättest du im Übrigen deine Kritik weniger geringschätzig formuliert, hätte ich das Gefühl haben können, dass auf beiden Seiten so etwas wie Respekt vorhanden ist. Der ist doch immer noch die beste Basis für einen Dialog. Und für einen solchen bin ich ja auch zu haben und höre dann auch gerne zu. Hab ich ja jetzt schon.

Beste Grüße,
fee
 

revilo

Mitglied
Ein offenes Ende gibt es gar nicht, weil unterstellt wird, dass es ein Ende gibt. Wer kann das aber wissen, wenn es offen ist, also keines sein kann!

'Gelaber' - das ist ungebührlich, revilo, unterlass das! Gerade Fee hat sich durch viele Textangebote und sachliche Kritiken einen guten Ruf in der LL erworben!
Auch ohne earpods ist ein tolles Gedicht, in dem sie verdeutlicht, in welch gehörlosem, beinah gewollt autistischen Zustand wir uns befinden. Die akustischen Kleinigkeiten wie aufflatternde Tauben oder das Schlagen eines Gehstocks auf den Bahnsteig aus dem allgemeinen Geräuschtrubel eines Bahnhofs herauszuholen - das ist doch fabelhaft!

Dir, liebe Claudia, leuchten mindestens fünf Sterne überm Bahnhof!

Kr.
hier wurden meine Komms gelöscht......robin hood darf mich hier also maßregeln........bravo..... hat sich also nix geändert.....
 

revilo

Mitglied
Hi, revilo.

Ich weiß, du wirst das nicht mehr lesen oder sehen, denn offensichtlich hast du mich auf deine Ignorierliste gesetzt - die PN, die ich dir vorhin schicken wollte bezüglich deines Kommentars ging jedenfalls nicht durch. Ich antworte dir hier trotzdem, weil's mir ein Anliegen ist.

Ich nehme mir immer eine Weile, um Textkritik zu verarbeiten und darauf zu reagieren - einfach, weil ich dazu ja zu meinem Ursprungstext eine gewisse Distanz einnehmen muss, um ihn neutraler sehen zu können. Aus dieser Perspektive war deine Kritik für mich dann schon nachvollziehbar und ich habe jetzt eine neue Version meines Textes versucht (siehe oben) - ohne die "Gelaber"-Strophe, die tatsächlich Spielraum nimmt.

Ich tu mir schwer mit offenen Enden. Das weiß ich. Ist nicht "meins", bin nicht "ich". Ich hab mir auf deine Anmerkung hin den earpods Text aber ohne die letzte Strophe angesehen...und bin hin- und hergerissen.

Ich weiß von mir selbst - ich bin da nicht so radikal. Das sind meine Texte selten. Vielleicht nehm ich diese Hürde mal (als erstrebenswert betrachte ich das nämlich durchaus) - im Moment hab ich aber gesundheitlich nicht die Energie dafür und suche im Schreiben auch in erster Linie Erholung, Entspannung und Freude und im Forum entspannten Austausch unter Gleichgesinnten und Inspiration durch die Texte von anderen.

Ich kann nicht ganz verstehen, warum dich mein "Gelaber" so anficht und du dich im Forum allgemein kommentarmäßig so offensichtlich enttäuscht abmühst - ich kann dir hier nur erklären, warum meine Schreibe ist, wie sie ist, und vielleicht kannst du es dann ja leichter ignorieren oder einfach "sein lassen" wie es gerade ist. Schließlich geht es uns im Forum doch allen ähnlich: manche Texte klappen, manche nicht, und nie wird ein Text die Erwartungen aller erfüllen können. Keiner ist klüger und jeder hat auf seine Art seine ganz bestimmten Erwartungen an Texte. Eigene wie fremde. Und letztlich findet doch auch jeder seine LeserInnen und AutorInnen, mit denen er sich wohlfühlt. Daran ist doch nichts verkehrt.

Hättest du im Übrigen deine Kritik weniger geringschätzig formuliert, hätte ich das Gefühl haben können, dass auf beiden Seiten so etwas wie Respekt vorhanden ist. Der ist doch immer noch die beste Basis für einen Dialog. Und für einen solchen bin ich ja auch zu haben und höre dann auch gerne zu. Hab ich ja jetzt schon.

Beste Grüße,
fee

Ich hab dich nicht auf die Ignore - Liste gesetzt. Wieso sollte ich? Liegt vermutlich daran, dass ich derzeit in Urlaub bin und das Internetz häufig ausfällt. Vor etwa 2 Jahren haben Scharen von guten Leuten die LL verlassen. In der LL vertraten einige User rechte bis rechtsradikale Tendenzen, ohne das die Redaktion eingeschritten wäre. Leute, die dagegen aufbegehrten, wurden mit strunzdämlichen Maßnahmen abgestraft,so dass - nicht nur bei mir - der Eindruck entstand, die Redaktion goutiere solches Gedankengut. Es kam irgendwann ein mehr als halbherziges Dementi, aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Es gab einen Aderlass, von dem sich die Lupe nicht mehr erholt hat. Ich bin geblieben, veröffentliche, kommentiere und lese nicht mehr. Jetzt im Urlaub habe ich mich wieder eingelesen und war und bin entsetzt über die Qualität. Das gilt auch für die Rubrik "empfohlene Beiträge. Da muss man sich teilweise teilweise schämen, soll diese Rubrik doch das Aushängeschild sein. Da finden sich Texte, die früher in der berühmten Klinik gelandet wären. Aber die Klinik wurde abschafft und jetzt tummeln sich hier die Möchtegernlyriker, die meinen jeder im Umbruch geschriebener Text sei Lyrik. Textarbeit findet hier nicht mehr statt, sondern (fast) nur noch allgemeine Beweihräucherung gepaart mit eingebildetem Germanistengeschwätz. Damit hat hat die LL ihr früheres Alleinstellungsmerkmal verloren. Ich bin seit 2008 dabei und habe insbesondere durch (scharfe) Kritik unheimlich viel gelernt. Meine Kritiken sind stets offen und ehrlich. Für einige waidwunde Poeten offenbar zuviel, aber das juckt mich nicht. Lyrik lebt nicht nur vom Beifall, sondern vom Diskurs, der auch durchaus mal hefig sein kann.

Dich habe ich bewusst provoziert, weil du mir nicht geantwortet hast. Deine jetzige Erklärung ist nachvollziehbar. Ich habe dich falsch eingeschätzt. Entschuldigung. Du bist - im Gegensatz zu manch anderen - eine Bereicherung für die LL. Aber bei diesem Text hast du dich mit der letzten Strophe vergallopiert. Lyrik sollte niemals die Erklärung geben, sondern den Gedanken des Lesers eigenen Raum gewähren. Deswegen fände ich ein offenes Ende ( der wackere Berger hat es nicht so ganz verstanden) oder einen lakonischen Schlusssatz wesentlich besser. Auch wirkt das Gedicht teilweise sehr gedrängt; eine Kürzung täte ihm gut,wobei ich natürlich keine Vorschriften machen will. Falls ich dich in irgendeiner Form verärgert habe, so bitte ich um Entschuldigung. Und die kleine Provokation habe ich hoffentlich nachvollziehbar erklären können. Aber keine Sorge, am Ende der Woche ist mich die LL wieder los und kann dann wieder in ihren behäbigen Modus zurückschalten. Wie gesagt: Ich habe mit einigen Abtrünnigen noch eine Zeit lang in Kontakt gehabt und festgestellt, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine stehe. Zu verantworten hat das die Redaktion, sicherlich nicht alle, aber in der Gesamtheit schon. Ich würde mich freuen, wenn sich die Qualität wieder irgendwann verbesserte, habe aber wenig Hoffnung. Du hast auf jeden Fall zur Steigerung beigetragen, musst dich aber wie jeder Dichter oder jede Dichterin auch Kritik unterwerfen, weil man sich nur dann weiterentwickelt. Ich musste und muss es auch. Meine Sachen werden immer (allerdings an anderen Stellen) auf Herz und Nieren geprüft und das ist auch gut so. Herzliche Grüße von Oliver
 
Zuletzt bearbeitet:

fee_reloaded

Mitglied
Vor etwa 2 Jahren haben Scharen von guten Leuten die LL verlassen...

... aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Es gab einen Aderlass, von dem sich die Lupe nicht mehr erholt hat. Ich bin geblieben, veröffentliche, kommentiere und lese nicht mehr. Jetzt im Urlaub habe ich mich wieder eingelesen und war und bin entsetzt über die Qualität. Das gilt auch für die Rubrik "empfohlene Beiträge. Da muss man sich teilweise teilweise schämen, soll diese Rubrik doch das Aushängeschild sein. Da finden sich Texte, die früher in der berühmten Klinik gelandet wären. Aber die Klinik wurde abschafft und jetzt tummeln sich hier die Möchtegernlyriker, die meinen jeder im Umbruch geschriebener Text sei Lyrik. Textarbeit findet hier nicht mehr statt, sondern (fast) nur noch allgemeine Beweihräucherung gepaart mit eingebildetem Germanistengeschwätz. Damit hat hat die LL ihr früheres Alleinstellungsmerkmal verloren. Ich bin seit 2008 dabei und habe insbesondere durch (scharfe) Kritik unheimlich viel gelernt. Meine Kritiken sind stets offen und ehrlich. Für einige waidwunde Poeten offenbar zuviel, aber das juckt mich nicht. Lyrik lebt nicht nur vom Beifall, sondern vom Diskurs, der auch durchaus mal hefig sein kann.

Dich habe ich bewusst provoziert, weil du mir nicht geantwortet hast. Deine jetzige Erklärung ist nachvollziehbar. Ich habe dich falsch eingeschätzt. Entschuldigung. Du bist - im Gegensatz zu manch anderen - eine Bereicherung für die LL. Aber bei diesem Text hast du dich mit der letzten Strophe vergallopiert. Lyrik sollte niemals die Erklärung geben, sondern den Gedanken des Lesers eigenen Raum gewähren. Deswegen fände ich ein offenes Ende ( der wackere Berger hat es nicht so ganz verstanden) oder einen lakonischen Schlusssatz wesentlich besser. Auch wirkt das Gedicht teilweise sehr gedrängt; eine Kürzung täte ihm gut,wobei ich natürlich keine Vorschriften machen will. Falls ich dich in irgendeiner Form verärgert habe, so bitte ich um Entschuldigung. Und die kleine Provokation habe ich hoffentlich nachvollziehbar erklären können. Aber keine Sorge, am Ende der Woche ist mich die LL wieder los und kann dann wieder in ihren behäbigen Modus zurückschalten. Wie gesagt: Ich habe mit einigen Abtrünnigen noch eine Zeit lang in Kontakt gehabt und festgestellt, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine stehe. Zu verantworten hat das die Redaktion, sicherlich nicht alle, aber in der Gesamtheit schon. Ich würde mich freuen, wenn sich die Qualität wieder irgendwann verbesserte, habe aber wenig Hoffnung. Du hast auf jeden Fall zur Steigerung beigetragen, musst dich aber wie jeder Dichter oder jede Dichterin auch Kritik unterwerfen, weil man sich nur dann weiterentwickelt. Ich musste und muss es auch. Meine Sachen werden immer (allerdings an anderen Stellen) auf Herz und Nieren geprüft und das ist auch gut so. Herzliche Grüße von Oliver

Servus, Oliver!

Ich kann gut nachvollziehen, dass man enttäuscht ist, wenn ein Ort (sprich: ein Forum), an dem man sich lange Zeit heimisch und unter Gleichgesinnten befunden hat, sich verändert und man dadurch diese gefühlte Heimat verliert, weil es für einen dort nicht mehr passt. Ich bin seit 2007 - mit einer sehr langen Pause bis dieses Jahr (aus ähnlichen Gründen) - in Internetforen unterwegs (war auch in etlichen Lyrikforen seinerzeit) und kenne Foren in ihrem Wesen inzwischen gut genug, um zu wissen, dass das einfach so ist.

Das Leben ist im Flow und Foren bilden nun mal das Leben ab - in all seinen Dynamiken (und mit der zusätzlichen Enthemmung, die aus einer gewissen Anonymität entsteht). Da bringen neue Mitglieder Altbewährtes ins Wanken (was ja nicht automatisch schlecht ist - ich denke, da wirst du mir zustimmen), Interessen und Trends verschieben sich, neue Gruppierungen bilden sich heraus und plötzlich ist eine Gemeinschaft quasi neu aufgestellt und die bisherigen Werte und Anschauungen sind nicht mehr alleinig tonangebend. Wenn dann noch der eine oder andere Troll dazukommt, wird es noch schwieriger sachlich zu bleiben und die gewohnte Ordnung, an der man sich so gerne orientiert hat, gerät in Schieflage oder gar ins unaufhaltbare Kippen. Ich fürchte nur, man kann da keine Umkehr erzwingen - bestenfalls versuchen, das, was man so schätzte, für sich selbst so weiterzupraktizieren und auf Gleichgesinnte hoffen. Trotzdem sollte es doch einen Raum für ein Nebeneinander geben. Ich jedenfalls praktiziere das so und finde das auch wichtig.

Ich bin auch immer vorsichtig darin, zu glauben, meine Ansichten darüber, was wie "gut" und "richtig(er)" wäre - auch in Bezug auf Texte -, hätten für alle und alles Gültigkeit. Egal, für wie belesen oder bewandert ich mich auf einem Gebiet halte. Ich habe Kunstpädagogik studiert und lange Jahre unterrichtet und wenn ICH etwas dabei gelernt habe, dann, dass die Begegnung auf Augenhöhe immer das Wichtigste ist. Auch als vermeintlich Lehrender lerne ich unaufhörlich vom Anderen (egal welcher Altersstufe übrigens). Das ist nie gleichbedeutend damit, dass ich deshalb dieselben Werke für gelungen oder ansprechend befinden muss oder dieselben Ansätze als die "richtigen" zu betrachten habe.
Und es ist auch nicht meine Aufgabe als Lehrender oder Rezensent, einem anderen meine Ansichten und die Erfüllung meiner Erwartungshaltungen aufzuzwingen. Wo etwas erschaffen und dieses Erschaffene rezipiert wird, ist immer der eigene Erfahrungshorizont mit dabei, wenn es ums "Verorten" geht - auf beiden Seiten. Dass da eher selten beide dieselben Ziele und Ansichten vertreten, ist wohl logisch (und auch gut so, denn sonst wäre ja alle Kunst ein Einheitsbrei, unindividuell und auf ewig akademisch "festgeschrieben" und es würde sich nichts weiterentwickeln). Um gut oder schlecht geht es dabei eigentlich nicht. Diese Zuordnung kann man in letzer Gültigkeit nur für sich selbst treffen. Und darf sie auch so nach außen vertreten - m.E. aber immer unter dem Gebot der Begegnung auf Augenhöhe, um überhaupt einen Dialog zu ermöglichen.

Ich bin kein Freund scharfer Kritik und sehe auch nicht, warum ich das werden müsste.
Die Schärfe sollte sich ja - wenn- nicht auf den Tonfall beziehen, sondern auf die Treffsicherheit der Kritik. Ich finde Textkritik aber natürlich wichtig und wertvoll - bevorzuge aber sachliche, respektvolle Kritik, in der ich sehen kann, dass auch die Bereitschaft des Rezensenten da war, im Text sehen und verstehen zu wollen, was offenbar außerhalb seines eigenen Erwartungs- und Erfahrungshorizonts liegt.
Wenn man so will: wenigstens ein bisschen Vertrauensvorschuss in den Text (bzw. den Autor), um sich ein Stück weit einlassen zu wollen, anstatt kategorisch vorverurteilend abzulehnen (was leider aus meiner Sicht das Manko sehr vieler Textkritiken ist).
Was für einen dann immer noch als unrettbar misslungen verortet wird, muss man ja nicht noch zusätzlich in den Schlamm treten. So sehe ich das zumindest. Die Pädagogin in mir lobt eben lieber als abzustrafen. Da sind wir - auch, wenn wir in vielem einer Meinung sind - dann eben doch verschieden. ;)

Text- oder Kunstkritik zu üben - ganz allgemein - ist etwas sehr Schwieriges und immer heikel, denn zu trennen in Kriterien, die vordringlich der eigenen Erwartungshaltung entspringen und solche, die Allgemeingültigkeit haben, ist ja nicht immer möglich. Was hat heute noch Allgemeingültigkeit? Sogar die Sprache und Grammatik selbst unterliegen stetem Wandel...wo also fängt da das Experiment an, wo der gewollte Bruch, und wo ist etwas tatsächlich misslungen? Letztlich sollte ich mir immer bewusst sein, dass das, was für den einen schön klingt oder spannend (oder erbaulich oder oder...), für den anderen beliebig, langweilig oder eben misslungen rüberkommt. Auch kann ich von einem Autor- außer mir selbst - ja nicht verlangen, dass er meine Wünsche und Erwartungen erfüllt. Ich will das im Umkehrfall ja auch nicht. Und das ist auch nicht Sinn der Sache. Und das ist ja dann auch keine konstruktive Werkkritik.

Deine Kritik hier jedenfalls hat zielsicher den Finger auf die Störstelle meines Textes gelegt und ich bin dir dafür wirklich dankbar. Man entwickelt ja durchaus ab und zu blinde Flecken, wenn's um die eigenen Texte geht. Oft, weil man eben nicht die ausreichende Distanz dazu eingenommen hat oder sich in so eine Art Schreib-Gewohnheits-Trott fürs eigene Wohlgefühl manövriert hat. Das ist per se ja noch nichts Schlimmes (denn solche Texte kann man ja gelassen ignorieren). Aber da mal so einen aufrüttelnden Stüber zu bekommen, ist schon gut.

Sorry für den langen "Ausschwiff" - jetzt weißt du wenigstens, dass meine für dich immer noch zu langen Texte für mich schon das Ultimum an Verknappung sind. lol :cool:

Herzliche Grüße,
Claudia
 

revilo

Mitglied
Ich kann gut nachvollziehen, dass man enttäuscht ist, wenn ein Ort (sprich: ein Forum), an dem man sich lange Zeit heimisch und unter Gleichgesinnten befunden hat, sich verändert und man dadurch diese gefühlte Heimat verliert, weil es für einen dort nicht mehr passt. Ich bin seit 2007 - mit einer sehr langen Pause bis dieses Jahr (aus ähnlichen Gründen) - in Internetforen unterwegs (war auch in etlichen Lyrikforen seinerzeit) und kenne Foren in ihrem Wesen inzwischen gut genug, um zu wissen, dass das einfach so ist.

Das Leben ist im Flow und Foren bilden nun mal das Leben ab - in all seinen Dynamiken (und mit der zusätzlichen Enthemmung, die aus einer gewissen Anonymität entsteht). Da bringen neue Mitglieder Altbewährtes ins Wanken (was ja nicht automatisch schlecht ist - ich denke, da wirst du mir zustimmen), Interessen und Trends verschieben sich, neue Gruppierungen bilden sich heraus und plötzlich ist eine Gemeinschaft quasi neu aufgestellt und die bisherigen Werte und Anschauungen sind nicht mehr alleinig tonangebend. Wenn dann noch der eine oder andere Troll dazukommt, wird es noch schwieriger sachlich zu bleiben und die gewohnte Ordnung, an der man sich so gerne orientiert hat, gerät in Schieflage oder gar ins unaufhaltbare Kippen. Ich fürchte nur, man kann da keine Umkehr erzwingen - bestenfalls versuchen, das, was man so schätze, für sich selbst so weiterzupraktizieren und auf Gleichgesinnte hoffen. Trotzdem sollte es doch einen Raum für ein Nebeneinander geben. Ich jedenfalls praktiziere das so und finde das auch wichtig.


Da stimme ich dir zu. Ich habe mich immer über neue Mitglieder gefreut, die altbewährtes ins Wanken bringen. Hier aber war es anders. Durch ein kollektives Versagen der sich damals im selbstzufriedenen Tiefschlaf befindenden Redaktion sind einfach zu viele gute Leute gegangen, deren Fehlen bis heute nicht durch ausreichend adäquate Neuzugänge kompensiert werden konnte.
 

revilo

Mitglied
Ich bin kein Freund scharfer Kritik und sehe auch nicht, warum ich das werden müsste.
Die Schärfe sollte sich ja - wenn- nicht auf den Tonfall beziehen, sondern auf die Treffsicherheit der Kritik. Ich finde Textkritik aber natürlich wichtig und wertvoll - bevorzuge aber sachliche, respektvolle Kritik, in der ich sehen kann, dass auch die Bereitschaft des Rezensenten da war, im Text sehen und verstehen zu wollen, was offenbar außerhalb seines eigenen Erwartungs- und Erfahrungshorizonts liegt.


Das Problem ist, dass hier Kritik generell mit Majestätsbeleidigung assoziiert wird. Ich habe meine Kritiken immer aus dem Bauch herausgeschrieben. Lyrik lebt nun mal vom Diskurs. Hier sind aber leider zu viele, die meinen der legitime Nachfolger von Erich Fried oder unfehlbar zu sein. Bei deinen Texten, zumindest bei denen, die ich gelesen habe, musste ich feststellen, dass eine immer gleiche Gefolgschaft ausschließlich Applaus spendet. dafür kannst du nichts, aber ständiger Jubel tut nur jenen Autoren gut, die glauben perfekt zu sein.
 

revilo

Mitglied
Deine Kritik hier jedenfalls hat zielsicher den Finger auf die Störstelle meines Textes gelegt und ich bin dir dafür wirklich dankbar. Man entwickelt ja durchaus ab und zu blinde Flecken, wenn's um die eigenen Texte geht. Oft, weil man eben nicht die ausreichende Distanz dazu eingenommen hat oder sich in so eine Art Schreib-Gewohnheits-Trott fürs eigene Wohlgefühl manövriert hat. Das ist per se ja noch nichts Schlimmes (denn solche Texte kann man ja gelassen ignorieren). Aber da mal so einen aufrüttelnden Stüber zu bekommen, ist schon gut.

Von 10 Texten,die ich schreibe sind 9 scheiße und einer brauchbar. Ich unterziehe meine Sachen an anderer Stelle immer einer Kritik und freu mich über jeden Verriss, weil ich dann zumindest weiß, wie es nicht geht. Deine Texte sind manchmal zu gedrängt und enthalten( manchmal) zu viel gut gemeinte Metaphern. Aber du kannst auf jeden Fall schreiben.
 



 
Oben Unten