Ohne Titel (Wanderschaft?)

4,70 Stern(e) 3 Bewertungen

zeitistsein

Mitglied
Der Strand von Alexandria ist überall,
schreibt der Dichter,
der Kosmopolit,
der Vertriebene.
Derjenige, dessen Finger
wurzelartig
ins weisse Blatt hineinlangen,
darin
mit dem Schreibpflug
Versfurchen ziehend.
Überall ist Alexandria
auf seiner endlosen Wanderung,
wie ein Rucksack voller Proviant.

Wasseransammlungen in den Alpen
geben vor,
Gletscher zu sein.
Oder Ödeme
aus erstarrtem Gedächtniswasser.
Sauerstoffarm hält die Höhenluft
den Lebensfluss auf,
aus Trotz gegen den Überschwang
von Kirschbäumen im Frühling.

Des Dichters Blick
schickt die Natur auf Wanderschaft.
Gletscherkonturen werden schwammig.
Seifenblasenartig
tänzelt die Alpenlandschaft
vor seinen Augen,
verflacht
und weitet sich
zum Strand von Alexandria.

Nahtlos
möchte der Dichter
jetzt
in diese Landschaft übergehen.
Wie eine werdende Tintengestalt
ins gleichgültige Papier.
 
Zuletzt bearbeitet:

Tula

Mitglied
Hallo zeitistsein
Ein ausgesprochen originelles Gedicht, gefällt mir sehr. Wie schön der Strand im übervölkerten Alexandria wirklich ist, wer weiß ... aber über und in allem weht die ewige Phantasie des Dichters.

LG
Tula
 

zeitistsein

Mitglied
Hallo Tula

Vielen Dank.
Ich wollte eigentlich auf André Acimans Satz "Alexandria: once, always" Bezug nehmen. Aber das ist nicht wirklich gelungen.

Viele Grüsse
zeitistsein
 

Tula

Mitglied
Hallo nochmal
Den kannte ich auch gar nicht. Um so schöner fürs Gedicht, finde ich :)

Und jetzt gerade in den 2 Minuten die ich las und schrieb ... 2 Tore der Blauen ...

LG
Tula
 



 
Oben Unten