Ich finde das im Grunde recht gut und verstehe (fast) völlig, was gemeint ist. Die Umsetzung ist manchmal nicht ganz glücklich.
Jedes deiner Worte schloß die meinen weg
Bis ich vollkommen verstummte ,
Mich umdrehte, all diese schweigsamen und drängenden Zeugnisse der Gedanken stehen ließ
Bis "umdrehte" habe ich (außer formalen Fehlern) nichts zu meckern.
Das Unterstrichene ist das Einzige, was ich nicht "decodieren" kann. Ich kann mir inhaltlich hier vorstellen, dass das LyrIch die Worte des LyrDu hinter sich lässt - die sind aber nicht schweigsam (und "stehenlassen" ist da nicht das passende Wort). Außerdem: Das mit den drängenden (oder doch eher bedrängenden?) Zeugnissen ist recht sperrig. Gehe ich von schweigsamen (oder doch eher schweigenden) Zeugnissen aus, würde das heißen, LyrIch lässt seine/ihre ungesagten Gedanken zurück - das sind aber keine Zeugnisse bzw. wovon sind diese Gedanken Zeugnisse?
Oder doch "weiterging"?
Die Erwartung im Rücken wissend blickte ich nicht zurück
Noch immer laufe ich, stetig voraus
Das richtige Wort wäre hier "voran". "Voraus" heißt, man geht z. B. vor einer Gruppe, sozusagen als "Ersterkunder".
Ein wenig ängstlich des Tages an dem die eingesperrten Vokabeln mich einholen werden
Hier fehlt was - "ängstlich des XY" geht semantisch nicht.
Vokabeln sind lauter einzelne, vom Kontext weitestgehend gelöste Wörter - das ist wohl der falsche Code, denn gemeint(*) sind doch eher die Worte (nicht Wörter), die für die weggeschlossenen Gedanken stehen. (*Oder?)
Mich erinnern, mich nachfühlen lassen
Unterdessen schaffe ich Distanz und fülle sie mit neuen Andenken
Irgendwann werden sie es sein die mir die Hand halten, Wenn ich es wage, zurückzublicken
Das mit den Andenken ist offenbar missverständlich, gemeint sind wahrscheinlich Erinnerungen. Vielleicht kann man - um die Bildsprache des Anfangs wieder aufzunehmen - die Distanz (also das neue Leben) mit neuen Worten füllen?
Das Unterstrichene ist mir zu sperrig. Die Intension von "mir die Hand halten" verstehe ich zwar, aber das Bild funktioniert nicht gut - weder Andenken noch Erinnerungen können Hände halten und de facto geht es (denke ich) auch gar nicht um die Hand (also körperliche Nähe).
Vorschlag:
… mit neuen Worten.
Die werden mich halten, wenn ich es einst wage, zurückzublicken.