Operation K Teil II

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Dies ist der zweite Teil von "Operation K".

Zehn Sekunden später spürte ich die Mündung einer Waffe in meinem Rücken. Stocksteif blieb ich stehen.
„Ist sie das?“, fragte eine Männerstimme.
„Das ist Susan“, antwortete Larry. Er sah mich mit kalten Augen an und zielte mit dem Gewehr auf meine Brust. Ich spürte, wie sich der Druck der Waffe in meinem Rücken lockerte und hörte ein leises Klicken. Jemand verband mir mit einem dunklen Tuch die Augen.
„Vorwärts!“ Wieder spürte ich die Waffe in meinem Rücken. Unsicher setzte ich mich in Bewegung. Diesmal ließ der Druck der Waffe nicht nach. „Geradeaus!“, hörte ich und versuchte angespannt, so gut es ging, einen Schritt vor den anderen zu setzen.
Mittlerweile hatte das Ganze etwas Surreales. Sicher würde ich gleich aus diesem Alptraum aufwachen … Es konnte ja nur ein Alptraum sein.

„Alles wie ausgemacht“, hörte ich Larrys Stimme.
„Geht klar.“
Ich hörte, wie eine Tür quietschend geöffnet wurde. Es ging offenbar ins Freie. Ein paar Regentropfen fielen auf mich. Nach ein paar Schritten hörte ich wieder eine Tür klappen, es klang wie eine Autotür.
„Steig ein!“ Ich gehorchte.
Die Fahrt dauerte mindestens eine Stunde. Ich überlegte, wo sie mich wohl hinbringen würden und wozu.
„Wir sind da.“ Das Auto hielt. „Du kannst die Augenbinde jetzt abnehmen.“ Im Vergleich zu dem Kommandoton vorher klang das fast freundlich.

Vor mir lag ein Dorf, eher eine Siedlung. Kein Mensch war zu sehen. Mir fiel urplötzlich der Film „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ mit Emma Watson und Daniel Brühl ein, den ich vor kurzem gesehen hatte. Er spielt vor dem Hintergrund des chilenischen Militärputsches 1973. Das Pärchen, das sie spielen, landet in der abgeschotteten deutschen Kommune „Colonia Dignidad“, nach außen ein Musterdorf, in Wahrheit eine tödliche Strafkolonie. Die Geschichte des Pärchens im Film ist fiktiv, aber die Siedlung gab es wirklich. Was immer das hier war, auf keinen Fall würde ich hierbleiben.
Ich riss die Autotür auf und sprang aus dem Wagen. Im selben Moment krachte ein Schuss. Der Fahrer sackte zusammen. Verwirrt sah ich auf seinen blutüberströmten Körper. Wieso hatte man auf ihn geschossen und nicht auf mich?

Auf einmal heulten Sirenen, und von überallher kamen Polizeiautos. Das Fahrzeug wurde umstellt. Eine Polizistin kam auf mich zu. „Sind Sie verletzt?“
„Nein.“
„Wie ist Ihr Name?“
„Susan Smith. Was ist hier eigentlich los?“
„Geiselnahme“, erklärte sie knapp. „Heute Morgen wurden in einem Büro einer Immobilienfirma ungefähr 30 Menschen als Geiseln genommen. Wir haben sie vor einer Stunde befreit.“
„Was wollten die Geiselnehmer?“
„Einige Leute aus dem Gefängnis freipressen. Alles Nähere können Sie später in den Nachrichten lesen.“
„Und was wollten die speziell von mir?“
„Sie sollten wohl die erste Geisel zum Austausch sein.“
„Ach so …“
Aber als ich später darüber nachdachte, kam mir das nicht logisch vor. Warum hatte der Fahrer des Wagens: „Ist sie das?“ gefragt und Larry gesagt: „Ja, das ist Susan“?

Seitdem schlafe ich sehr schlecht. Larry haben sie nicht geschnappt. Er ist immer noch auf der Flucht.

Und für alle Fälle habe ich mir jetzt eine Waffe zugelegt.
 
Eine würdige Fortsetzung, die nun doch einiges offenbart, aber eben auch nicht alles: Das finde ich gut.

Wie nett, dass du Leserwünsche so prompt erfüllst!
 



 
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