Opfergesang (hungrig gesungen)

Tula

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Opfergesang


Der Weihepriester stöhnt, er schlägt
den Kittel, fettverschmiert, und legt
Dich zu den anderen Leibern hin.
Die welken, rau-verknorrten Hände
geben dem Sterben Sinn.

Du wartest hilflos auf Dein Ende
als Opfer für die Sonnenwende,
damit ihr Feuer ewig brennt,
wie im Altar hier; nie erstarrt
die Kraft, die alles trennt

und wieder bindet... und verharrt...
Im aufgerissenen Auge gart
Entsetzen... Letzter Schrei! Schmerz... Lust!
Am Glanz geplatzter Haut sich heilt
der Faun in meiner Brust:

Rot blüht mein Leben, das verweilt!
Rot glüht der Tod, der Dich ereilt...
Es knistert, zischt und spritzt... Im Schein
der Flamme lauer ich... gewetzt. Gleich! ... Jetzt!
Sardine, bist Du mein!


Gemeint ist mit diesem Gedicht das jährliche Fest der 'alten Stadt'; jedes Jahr am (in der Nacht zum) 13. Juni feiert sie den Heiligen Antonius als ihren Schutzpatron, mit Tanz und Wein und Tonnen gegrillter Sardinen.
Wer den magischen Anblick der Sardinen auf dem Grill kennt und schon einmal mit Kohldampf auf 'seine nächste' gewartet hat, wird mich hier verstehen.
 



 
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