Liebe Julia,
Titel und Text will ich jetzt einmal versuchen, in Verbindung zu bringen.
Wenn man in die Sonne gesehen hat und schaut dann wieder ins Dunklere, sieht man erst einmal nichts, weil sich die Pupillen nicht so plötzlich wieder erweitern können. Dass alles dunkel ist, könnte man als optische Täuschung auslegen, weil das optische Instrument zeitweilig beeinträchtigt ist.
Du hast die Sache umgedreht. In Deinem Text wird jetzt das Weiss nicht mehr wahrgenommen als Lichtort, als Trostfeld für die ewig nach Licht hungernde Seele, weil das Auge sich mit dem Schwarz angefreundet hatte. Die optische Täuschung hat hier ihren Grund, für mein Empfinden, nicht mehr in der Beeinträchtigung des Sehinstrumentes, sondern hier werden Qualitäten des Empfindenkönnens angesprochen.
Dazwischen lässt Du auch noch anklingen, dass die Seele auch etwas Plastisches braucht, um (das interpretiere ich jetzt mal ganz mutwillig hinein) etwas zu haben, an dem sie kauen, an dem sie arbeiten kann.
So erschließt sich mir Dein Text, nachdem ich ihn schon 20 Mal mit einem Fragezeichen für mich ausgestattet hatte.
Hörst Du mein erfreutes Aufseufzen?
Ganz herzlich grüßt Dich
Vera-Lena