Optische Täuschung (Vierzeiler) (gelöscht)

Franzi

Mitglied
Hi, presque,

ich hatte den Vers auf der Eingangsseite gelesen und war mir ziemlich sicher, dass er von dir sein müsste (Klang und so ...)

LG, Franzi
 

presque_rien

Mitglied
Hey Franzi,

ist ja cool! Aber... ist das jetzt positiv, weil ich meinen eigenen Stil habe - oder negativ, weil ich immer denselben Mist verzapfe? ;)

Lg Julia
 

Franzi

Mitglied
Hi, Presque,
also von mir aus war es lediglich positiv gemeint (s. Bewertung). Du hast einen ganz eigenen Stil, der mich aber auch an irgend ein großes Vorbild erinnert, vom Metrum her ...
LG, Franzi
 

presque_rien

Mitglied
Hi Franzi,

danke :)! Wobei ich finde, du hast einen viel ausgeprägteren eigenen Stil als ich. Ich schreibe eigentlich relativ klassisch-bieder, denke ich - und vor allem metrisch sehr traditionell - vielleicht fühlst du dich deshalb an jemanden erinnert...

Lg presque
 

viktor

Mitglied
hallo p.r.,
toller text - formal wie inhaltlich.
erinnert mich spontan an schopenhauers gedanken zur menschlichen wahrnehmung.
liebe grüße
viktor
 

presque_rien

Mitglied
Hi viktor,

vielen Dank für dein Lob und die Bewertung - freut mich sehr, wenn dir mein kleiner Text gefällt und dich an meinen Lieblingsphilosophen erinnert ;)! Mir kam die Idee, als ich tatsächlich ein paar Minuten auf ein schwarzes Poster starrte und danach auf die Wand gegenüber sah - und bescheiden wie ich bin, muss ich sagen, ich finde das Gedicht auch recht gelungen :)! (Ich bin ja sowieso ein Viezeiler- und Achtzeiler-Fan..)

Lg presque
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

Titel und Text will ich jetzt einmal versuchen, in Verbindung zu bringen.

Wenn man in die Sonne gesehen hat und schaut dann wieder ins Dunklere, sieht man erst einmal nichts, weil sich die Pupillen nicht so plötzlich wieder erweitern können. Dass alles dunkel ist, könnte man als optische Täuschung auslegen, weil das optische Instrument zeitweilig beeinträchtigt ist.

Du hast die Sache umgedreht. In Deinem Text wird jetzt das Weiss nicht mehr wahrgenommen als Lichtort, als Trostfeld für die ewig nach Licht hungernde Seele, weil das Auge sich mit dem Schwarz angefreundet hatte. Die optische Täuschung hat hier ihren Grund, für mein Empfinden, nicht mehr in der Beeinträchtigung des Sehinstrumentes, sondern hier werden Qualitäten des Empfindenkönnens angesprochen.

Dazwischen lässt Du auch noch anklingen, dass die Seele auch etwas Plastisches braucht, um (das interpretiere ich jetzt mal ganz mutwillig hinein) etwas zu haben, an dem sie kauen, an dem sie arbeiten kann.

So erschließt sich mir Dein Text, nachdem ich ihn schon 20 Mal mit einem Fragezeichen für mich ausgestattet hatte.

Hörst Du mein erfreutes Aufseufzen? ;)

Ganz herzlich grüßt Dich
Vera-Lena
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut! Danke, dass du dir die Mühe machtest, es so oft zu lesen und drüber nachzudenken, und für die Bewertung :)!!

Du hast den emotionalen und gedanklichen Kern des Gedichts getroffen. Allerdings meinte ich den Titel "optische Täuschung" sogar noch wörtlicher - es geht um Effekte, die "Komplementäres Nachbild" oder "Sukzessiv-Kontrast" genannt werden: http://lehrerfortbildung-bw.de/kompetenzen/gestaltung/farbe/kontrast/sukz-kon/
Wenn man lange auf eine schwarze Fläche schaut und dann auf etwas helleres guckt, sieht man dort die schwarze Fläche abgebildet, allerdings diesmal in einem blendenden Weiß.

Wenn die Seele lange und gierig ihre eigenen Abgründe erforschen will, verliert sich völlig der Blick für die Realität. Die Helligkeit erscheint dann nicht mehr als der erstrebenswerte (All)Tag mit seinen ganzen Ecken und Kanten ("Schatten"), die ihn erst interessant machen, sondern das Weiß steht dann für Gefühllosigkeit, "Glätte", Kälte - so ein Weiß ist sogar schlimmer als Schwarz. Alles, was an Struktur und Form vorhanden ist, wird von ihm übertüncht - und du hast völlig Recht, die Seele braucht Formen, um vernünftig zu funktionieren - aber auch um Urlaub machen zu können ;). Aber das Gute am Sukzessiv-Kontrast ist: Er weicht relativ schnell...

Du hast das Gedicht also sehr schön entschlüsselt - danke dafür *seufz*...

Liebe Grüße, Julia
 



 
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