Hallo Rhea!
Die einen nennen es Suche-die anderen nennen es krampfen.
"in Möglichkeiten eine Fackel brennen
wird anfangs oft verlacht als Eselei"
(aus Sonett "Eselei")
Ich sehe diesen ersten Versuch als "Grenzgänger",
ungewohnt. Es gäbe am Konzept (die Homogenität der Bilder, des Sprachgestus)sicher einiges zu arbeiten.
Ungewohntes spaltet auch, ähnlich wie das Thema daß Du aufgreifst. Diese Sichtweise der Liebe verstört und doch hat sie mit Neuem etwas Gemeinsames:
Sich einlassen auf die Wege
Fragen statt abkanzeln
Für mich sind einige Deiner Sprachbilder sehr ansprechend und gelungen:
mattschattenblinde
tief im schlund
verschwunden
und:
deine hände
rauen mich
rundentwegt
und bloß gelegt
Der Text im Ganzen kippt aber zwischen verschiedenen Sprachstilen hin und her:
neben den Neologismen (die man mögen kann oder auch nicht):
S1 ist zeitgemäßer Sprachstil
S2 "weichet fort" ein Rückgriff auf barocke Stile
S3 mischt sich in beiden vorangegangenen (rundentwegt,von sinnen, verwunden)
S4 zeitgemäßer als S3(aber:winde"
S5 Mischkonzept
Wenn der Text sprachlich eine Schwäche hat, dann sind es diese Mischkonzepte -auch hinsichtlich des Reimversuches. Auch eine inhaltliche Straffung würde ich anraten. S2 z.B. ist nicht sehr wesentlich für die Gesamtaussage (nach meinem Empfinden).
Ich würde einen freien Rhythmus empfehlen.
Ob etwas gefällt oder sich sofort erschließt ist für mich kein Qualitäts- oder Kritik-Kriterium.
Ob etwas "gekrampft" ist...
wo ist die Grenze? Viele greimte Texte, feste Metren sind mehr gekrampft als dieser Versuch hier.
Insgesamt kommt dieser Text eher als Frage, als Suche oder auch als ein erster Gang an die eigenen Grenzen zu mir rüber.
...und Mut braucht man auch dazu, sicher.
Ich sehe das positive Anliegen (Erweiterung der Grenzen)im Text. Über das Gelingen/Mißlingen sollte man gerade bei solchen Versuchen sachlicher diskutieren.
respektvolle Grüße
gitano