ostersequenz

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ostersequenz


kaum entlud sich ein dünner strom
knisterte wie ein vertrockneter zweig
der wieder aufgrünt die spannung meiner haut
fleckten rote blutgedanken umher
frisch und hell wie der ostermorgen
als das süsze lamm gefressen wurde
von uns wölfen und ein dennoch aufstieg
neu über allen melodien ein ewiges beginnen
feiner als der äther sich erhob

entzündeten unsere feste die nacht
ertranken die sterne im mond
schmolzen unsere blicke im feuer
brach sprachmusik ein ornament
von feingewebtem sinn durch alles fühlen
mündeten alle wünsche ins opfer
die straszen in den markt
unser erwachen in den
gemeinsamen tag

ja über meinem seufzer glück
schimmerte eine kleine träne
dein langgestrecktes zeitprofil entlang
wuchs der quell in einen gläsernen strom
verlor sich schon dein blick
im meer von gottes glanz

und fressen all diese hin und herflackernden melodien
all unsere flatternden zuckenden treibenden
und lang verströmten regungen
dich immer wieder dich
ewiges beginnen
feiner als der äther

erwacht mein liebedich
in deinem süszen tod
 

Ulritze

Mitglied
Wieder und wieder gelesen, stumm die Lippen bewegend.
Schwingende Lemniskaten. Der Atem vertieft sich.
Es rhythmisiert sich. Sequenziert sich. Bebildert sich. (Vertrocknetes. Aufgrünendes. Haut. Flecken. Lamm. Grünewald.)
Dramatisiert sich - und mündet immer und immer wieder in "ewiges beginnen" - - -

"... und fressen all diese ... dich immer wieder dich - - - ewiges beginnen - - - - - feiner als der äther - - erwacht ... "

Wieder und wieder lese ich, stumm die Lippen bewegend.

Welcher Engel singt diese "sprachmusik"? Singt diese atmende Sprachmusik auf Covid-Stationen?
Ich hole die Sterne vom Himmel um zu besternen. (Wipo ist einverstanden.)
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dankeschön, Ulritze.

Es ging mir, als ich es schrieb, darum: wie das Auferstehungserlebnis verstanden werden kann, und wie ich es selbst erleben oder sprachlich bis ins Sinnliche wecken konnte.

grusz, hansz
 

Ulritze

Mitglied
Ja, Hansz, so habe ich den Impuls zu dieser "ostersequenz" verstanden.
Ich versuche, mich in diese "sprachmusik" und die starken Bilder einzuleben, so das Auferstehungserlebnis des Dichters nachzuempfinden, seine Dichtung mit der Ostersequenz des Wipo von Burgund - dorisch - zusammenklingen zu lassen und auf solchen inneren Wegen das eigene Auferstehungserleben zu vertiefen.

Dankeschön für die Rückmeldung.
Gruß Ulritze
 



 
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