Hallo @Astoria,
man fragt sich am Ende der Begebenheiten, warum uns der Dichter diese denn so ausführlich mitteilt und kommt zu dem Schluss, es ging der Autorin um das Verhältnis einer Nesthockerin zu ihrer Hubschrauber-Mutti.
Dass Letztere tatsächlich zur Übergriffigkeit neigen, mehr oder weniger gedankenlos in den intimen Unterlagen ihrer Brut herumschnüffeln und, falls sie fündig werden, damit in der Nachbarschaft protzen gehen, kommt in der Tat immer wieder vor und ist menschlich, allzu menschlich.
Was dir bei deiner Geschichte nicht so recht gelingen will, ist, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Eine Diss kann zwar aufwändig und kompliziert sein, die wirklichen "Nummern" aber schiebt nie die Doktorandin. Die ist bestenfalls Wasser-, aber nie Geheimnisträgerin, schon gar nicht an einer Uni. Sachen, die so wichtig sind, dass man gleich die Polizei braucht, wenn ein Hefterl abhanden gekommen ist, gibt's dort eigentlich nie, und mit hausinternen Vorträgen, die erst um 17.00 Uhr gehalten werden, erntet man nirgends Lorbeeren, vor allem dann nicht, wenn sie gut sind - da ist es wie in einem Literaturforum: Im Vordergrund stehen da nicht Empathie, sondern eher Neid und Missgunst.
Es scheint sich bei dem Stückerl insgesamt um einen Schwank aus dem vorigen Jahrhundert zu handeln, denn seit gut dreißig Jahren führen Studenten und Doktoranden keine Schnellhefter und Loseblattsammlungen mehr, sondern heben ihre Mess- und Literaturdateien in den Speichern der Instituts-PCs oder ihren Laptops auf.
Fazit: Selbstverständlich kann eine Mutter-Kind-Beziehung bei Missachtung des Intimbereiches Schaden nehmen und zu Komplikationen führen. Das könnte man aber wesentlich glaubwürdiger, unabgehobener und technisch unkomplizierter zum Ausdruck bringen.
Tipp: Die Wirbel der mütterlichen Fürsorge-Luftschraube auf unkompliziertere Dinge richten und zeigen, was sie direkt in der Frisur des Töchterchens anrichten, statt hoch über einem Campus dahinzubrummen.
Und noch was, gleich vorsorglich: Sag bitte nicht, es sei alles so gewesen, wie du's ge- oder beschrieben. Selbst wenn: Es eignet sich nun mal nicht alles zur fesselnden Widergabe in einer Kurzgeschichte.
Gruß
@aligaga
