Passiviere dich aktiv posten du

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Walther

Mitglied
Passiviere dich aktiv posten du


Passiviere dich
bring dich in ab zug vom
des guten zu viel

Verlust vor träge vor getragen
rück getragen steuer vermindernd

Angst spart steuern
fremdeln mach fremd &
passiva wiegen schwer
wenn sie verlustig gehen

Sei doch ein aktiv posten
an der grenze & schmiege dich
in den stachel draht

Löcke wider ihn & sei
auf draht & hut
spalte deine zunge damit
du fremd sprache lispelst

Sei ein gewinn du bevor
man dich ab schreibt um legt & verteilt

Finassiere dich
sei am ab zug wenn der fremde
kommt aus dem wald geschossen

Schrei heiser hälse die
man lang zieht alle nase lang
& lecke ja löcke das drecks
pack damit du sauber bleibst
 

Label

Mitglied
Lieber Walter

die Gedankenwindungen dieses Gedichts die sich durch SOLL HABEN und SEIN schlängeln, gefallen mir gut.

Als Essenz nehme ich mir dieses

Sei doch ein aktiv posten
an der grenze & schmiege dich
in den stachel draht

Löcke wider ihn & sei
auf draht & hut

mit, schmunzle und denke noch ein Weilchen darauf herum.


dir einen lieben Gruß
Label
 

Walther

Mitglied
lb. Label,

danke für deinen eintrag. sprache ist verräterisch. damit, was dahinter ist, ans licht kommt, sollte man sie aus vielen richtungen ansehen.

auch ein grenz- kann ein aktiv-posten sein. wie zungen spalten sich haare. und der draht, mit dem wir unsere grenzen verhauen (welch ein bild!), kann mehr spalten als haar und zunge.

danke fürs herausgreifen dieser kernaussage, die nicht die einzige botschaft ist, die sich im text verbirgt und entdeckt werden will.

und danke fürs freundliche bewerten.

lieber gruß W.
 

juttavon

Mitglied
Glasklare Stolpersteine

Lieber Walther, ein spannender Text. Die vielen Stolpersteine wie zum Beispiel die ungewohnte Schreibweise, die Zeilenbrüche und die Bilder führen mich dazu, achtsam zu lesen. Gleichzeitig gehe ich beim Lesen wie über glasklare Gesteinsbrocken. Mir gefällt in Deinen Gedichten das gelungene Zusammenspiel von Formelementen und gedanklicher Aussage. - Danke.
Eine Frage: Warum gebrauchst du in dieser Weise die Groß- und Kleinschreibung? Einerseits finde ich es eine interessante Eigenart des Deutschen, dass Substantive groß geschrieben werden, andererseits stoße ich mich manchmal an dieser Besonderheit und an dem Hierarchischen darin. In meinen Gedichten kommt beides vor, einfach nach Gefühl. Ich hätte aber gerne mal ein paar Gedanken von dir dazu. - Herzlichen Gruß, Jutta
 

Walther

Mitglied
liebe Jutta,

besten dank fürs reinlesen und deine tiefschürfenden überlegungen.

das stilmitteln satzteilkollage mit verfremdungen, die ich hier einsetze, soll das denken anregen; zusätzlich hat die schreibung die funktion der verlangsamung. beide stilmittel scheinen bei dir "gewirkt" zu haben. diese rückkopplung ist sehr wertvoll für mich.

großschreibung markiert in diesem fall einen strophenanfang. sie dient also zur optischen gliederung.

es gibt zu dieser poetologie eine ausarbeitung in meinem gedichtband "die dunkle seite der nacht". diese werde ich in meinem lyrikband "hinter dem wort ist welt", der irgendwann in 2017 erscheinen dürfte, nochmals durchgreifend bearbeiten und erweitern.

in eher "traditionellen" gedichten, die ich ja auch schreibe, verwende ich die dudenrechtschreibung. auch zu dieser Lyrik habe ich poetologische überlegungen angestellt, die ich den lesern vorlege. sie finden sich im doppelband "So nett gelebt", der ende März beim Arnshaugk Verlag erscheinen wird.

ich hoffe, damit deinem wunsche entsprochen zu haben, und wünsche dir ein kreatives schreiben.

lieber gruß W.
 
Hallo Walther,
immer wieder bewundere ich dich dafür, wie du deine Gedichte beschreibst, die für mich oft völlig unverständlich und voller Rechtschreibfehler sind.
Doch ich stehe da wohl ganz allein, da die guten Noten ja für dich sprechen.
Ich stimme aber trotzdem nicht der Begeisterung zu.
Ich käme mir dann vor, wie die Leute in „Des Kaisers neue Kleider“, die dem nackten Kaiser zujubelten, um sich keine Blöße zu geben.

Viele Grüße,
Marie-Luise

Ps. fremdeln mach[blue](t)[/blue] fremd, Tippfehler?
 

Walther

Mitglied
Passiviere dich aktiv posten du


Passiviere dich
bring dich in ab zug vom
des guten zu viel

Verlust vor träge vor getragen
rück getragen steuer vermindernd

Angst spart steuern
fremdeln macht fremd &
passiva wiegen schwer
wenn sie verlustig gehen

Sei doch ein aktiv posten
an der grenze & schmiege dich
in den stachel draht

Löcke wider ihn & sei
auf draht & hut
spalte deine zunge damit
du fremd sprache lispelst

Sei ein gewinn du bevor
man dich ab schreibt um legt & verteilt

Finassiere dich
sei am ab zug wenn der fremde
kommt aus dem wald geschossen

Schrei heiser hälse die
man lang zieht alle nase lang
& lecke ja löcke das drecks
pack damit du sauber bleibst
 

Walther

Mitglied
lb Marie-Luise,

danke für deinen hinweis. der fehler ist ausgebaut.

du bist herzlich eingeladen, meinen doppelband "So nett gelebt" zu lesen. da wirst du das vorfinden, was du hier bemängelst. :)

lieber gruß W.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Aufbrüche und Aufschlüsse

Das ist meisterlich, Walther!
Ich habe dieses Stück von Dir gerade im Kommentar (Antwort auf Patrick) zu meinem Schnee von gestern "Im Wald" erwähnt, als Beispiel für sprachliche Polyphonie.
 

Walther

Mitglied
Hi Mondnein,

starkes gedicht. ich habe dafür deine Robinien geklaut und sie in "Flirtkraftstau" weiterverarbeitet, in dem ich einige bilder gegen den metaphorischen strich gebürstet habe. :)

danke für deinen freundlichen eintrag! Jan Wagner: coole socke. aber nicht alle mögen das/ihn.

lieber gruß W.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja, mondnein hat völlig recht. Ein starkes Stück.
Ich gebe zu, beim ersten Lesen wollte kaum Lesefluss aufkommen, die Sprache selber, die Form sollte erst enträtselt werden.

Ob du eine Art Geschenpapier-Gedanken hattest? Das ganze verpacken um die Spannung zu steigern? Ob oder ob nicht - es ist gelungen.

Danke für dieses Gedicht.

L.G
Patrick
 

Walther

Mitglied
Hi Patrick,

meine lyrik unter dem thema "hinter dem wort die welt" ist bewußt verlangsamend gestaltet. der leser soll sich auf den text einlassen. das gelingt natürlich nicht immer - aber manchmal. und hier scheint es wenigstens häufiger gelungen zu sein.

danke für dein feedback und deine wertung!

lieber gruß W.
 



 
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