Paßt doch!

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Passt doch!

I​

Tina bürstet sich durch das feuchte Haar, als ihr Handy summt. Sie hört die Sprachnachricht ab. „Hi Süße. Boah, die haben ja ein scheiß Wetter angesagt und Bernd hat den Wagen. Sorry, aber zu Fuß oder mit dem Rad … zu ungemütlich. Und die Öffentlichen sind mir zu voll. Lass uns das Frühstück auf nächste Woche verschieben, ja? Bussi!“
Tina stellt sich ans Fenster, beäugt misstrauisch den Himmel. Blaue Wolken. So ein Unsinn. Seufzend tippt sie: „Okay. Wir telefonieren.“
Schade, hat sie sich doch so auf Frühstück und Klönen gefreut. Ein bisschen hungrig ist sie auch schon, hat aber noch nicht mal eine Scheibe Brot im Haus. Ihre Freundin wollte ja alles mitbringen!

Sie schnürt den Morgenmantel zu, schlüpft in die Pantoffeln, öffnet die Haustür und fischt die Tageszeitung aus dem Briefkasten. Solange das Haar an der Luft trocknet, kann sie einen Blick hineinwerfen und sich später in aller Ruhe ums Frühstück kümmern.
„Hm“, stutzt sie, als sie eine Benachrichtigungskarte findet. Wir kommen wieder am … Wie, morgen? Morgen ist sie nicht da. Und überhaupt war sie die ganze Zeit zu Hause!
Da! Auf der anderen Straßenseite steht ja der Hermes-Wagen! Wenn sie Glück hat, erreicht sie ihn noch.
Tina schaut sich kurz um. Kein Mensch unterwegs, die Nachbarn auf der Arbeit, die Kinder in der Schule. Was soll’s, wenn sie den Müll ab und an im Morgenmantel vor die Tür bringt, kann sie das eine Mal auch zehn Meter weiterlaufen. Hastig überquert sie die Straße, sieht den Fahrer einsteigen und losfahren. Sie ruft und winkt mit der blauen Karte, der Wagen hält einige Häuser weiter wieder an.
Den krieg ich! Sie läuft sie los, verliert einen Pantoffel, winkt erneut und erreicht den Wagen, nachdem der Fahrer wieder eingestiegen ist. Sie klopft an der zugeklebten Rückscheibe, aber der Wagen rollt weiter! Fluchend schmeißt sie den verbliebenen Pantoffel hinterher, streckt beide Zeigefinger in die Luft und folgt dem Wagen auf nackten Sohlen. Ihr Morgenmantel flattert, die Kapuze verrutscht.
Eine Passantin hält ihrem Kind die Augen zu. Aus einem entgegenkommenden Bus starren Leute durch die Scheibe. Tina zieht die Kapuze tief ins Gesicht.

Puh, denkt sie, als das Auto erneut vor einer Ampel stoppt.
Sie kommt immer näher. Nassgeschwitzt und atemlos stellt sie sich schließlich vor den Wagen und streckt die Hände aus, als wollte sie ihn am Weiterfahren hindern. Der Fahrer dreht sein Gesicht zur Seite, hupt, fuchtelt wild herum. Ein Fußgänger ist stehen geblieben, zückt sein Handy, filmt. Die Scheibenwischer gehen an, Tina rückt die Kapuze gerade und schnürt den Gurt des Morgenmantels zu.
Die Ampel springt auf Grün. Der Fahrer kurbelt an der Scheibe. „Aus dem Weg! Ich hab’s eilig!“
Sie kommt herum und keift: „Das hab ich gemerkt! Deswegen schellen Sie auch nicht an! Verteilen nur Zettel!“
Er beäugt sie. „Was wollen Sie eigentlich?“
Sie hält ihm die Karte hin. „Ich will nur mein Paket! Los, her damit!“
Der Fahrer runzelt die Stirn. Als das Hupen hinter ihm schlimmer wird, schaltet er die Warnblinkanlage an, schnappt sich die Karte und steigt aus.
Der Passant mit dem Handy und Tina folgen ihm zur Beifahrerseite, wo er die Schiebetür öffnet. Während er im Paketstapel nach der richtigen Sendung sucht, dabei jeden Adressaufkleber mit den Angaben auf der Karte abgleicht, hat sich auf dem Bürgersteig eine Menschenmenge versammelt. Der Mann mit dem Handy stellt sich abseits, um alles ins Bild zu bekommen.
Rufe schallen herüber. „Ja, Sauerei! Mir werfen Sie auch nur Zettel in den Briefkasten, obwohl ich den ganzen Tag anwesend bin!“ – „Richtig so! Würde ich mir auch nicht gefallen lassen!“ Dazwischen immer wieder Buh-Rufe und Pfeifen.
Der Hermes-Fahrer steckt den Kopf heraus. „Ist ja gut! Ich suche ja schon!“ Die zwei Autofahrerinnen, die vorher gehupt haben, steigen aus, gesellen sich zu Tina und blicken auf den Stapel. „Da ist bestimmt auch meins bei!“, ruft eine von ihnen. „Hedwig Schlöppel, Günser Straße 20!“
„In der Straße war ich heute noch gar nicht“, hört man den Paketmann gedämpft aus der hinteren Ecke rufen, während er weiter die Aufkleber kontrolliert.
Ein Passant löst sich aus dem Menschengewühl, kommt näher, stellt den Fuß auf die Ladefläche und ruft: „Und wo ist meins? Ich hab heute auch so 'ne Karte bekommen!“ Ihm gelingt es, sich an den anderen vorbeizuquetschen und ins Auto zu steigen. „Das muss ungefähr so groß sein. Eine Carrerabahn“, sagt er und hält die Hände auseinander.
„Stellen Sie sich hinten an!“, schimpft Tina und reißt den Mann an der Jacke. Der Fahrer dreht sich um, schaut in mehrere Handykameras, die auf ihn gerichtet sind. „Jetzt ist aber gut! Verlassen Sie sofort mein Auto!“ Kaum hat er es ausgesprochen, dringen drei weitere Passanten ins Fahrzeuginnere, kippen im Gedränge die Stapel um und wühlen sich auf Knien durch die Sendungen. Kartons werden zerdrückt, hinten scheppert es in einem Paket mit einem Vorsicht zerbrechlich!-Aufkleber.
Mittlerweile ist das Auto umzingelt. Ein älterer Herr stellt seinen Rollator ab, humpelt auf einen Gestock gestützt heran und ruft: „Und ich kann jedes Mal für meine Frau mit dem Bus zur Paketstation in die Stadt fahren, da wir angeblich nie anzutreffen sind! Zwei Stunden bin ich dafür unterwegs!“ Unentwegt schlägt er mit seiner Krücke gegen die Karosserie. Drei junge Männer stoßen hinzu. „Ich warte schon seit Monaten auf meine Playstation!“, ruft einer von ihnen und fängt an, am Fahrzeug zu wippen. Die beiden anderen nehmen den Takt auf, zusammen versucht mittlerweile ein halbes Dutzend Passanten, das Fahrzeug zum Schaukeln zu bringen. „Aufhören!“, schallt es heraus. „Ihr macht noch mehr Durcheinander! Ich kann meine Carrerabahn sonst nie finden!“
Auf der Gegenspur rollen Autos im Schritttempo vorbei, die Fahrer gaffen neugierig durch die Scheiben. Ein DHL-Transporter hält am Stauende, wendet umständlich auf dem Bürgersteig, Leute springen zur Seite, eine Frau schiebt ihren Kinderwagen weg. „Da ist noch so einer!“, ruft jemand und läuft dem gelben Auto hinterher, das mit quietschenden Reifen die Flucht ergreift. Zwei weitere Männer nehmen ebenfalls die Verfolgung auf, bleiben nach hundert Metern völlig erschöpft stehen und kehren zurück, wo sie Applaus erwartet.
Der Applaus wird frenetisch, als Tina endlich ihr Paket wie eine Trophäe in die Höhe hält und durch das Spalier hochgereckter Arme schreitet. Schulterklopfen, Selfies. Tina genießt das Bad in der Menge.
Sie trabt zurück und als sie sich umdreht, sieht sie zwei Gestalten mit Paketen fortlaufen. Als die Geräuschkulisse abnimmt, findet sie einen ihrer Pantoffeln, in der Ferne erklingt ein Martinshorn. Schnell läuft sie um die Ecke, stellt sich ganz nah an die Hauswand und vergräbt sich unter der Kapuze. Da kommt ihr ein schrecklicher Gedanke: hat sie ihren Hausschlüssel dabei? Panisch tastet sie die beiden Seitentaschen ab.
Als sich die Sirenen entfernen, geht sie weiter. Das Paket klemmt sie unter den Arm, mit der anderen Hand hält sie den Morgenmantel eng zusammen.
Zehn Minuten später kauert sich Tina mit der Zeitung auf dem Treppenabsatz ihrer Nachbarin, bei der sie vergebens angeschellt hat. Ihr hat sie einen Reserveschlüssel anvertraut. Weit kann sie nicht sein, steht doch das Küchenfenster auf kipp.
Nach einer gefühlten halben Stunde hat Tina die Zeitung ausgelesen und legt sie beiseite. Sie friert, die Haare und der Schweiß sind schon getrocknet. Da sieht sie eine gebrechliche Dame mit zwei Einkaufstaschen die Straße hochkommen. Frau Bramscheid! Endlich.
Die Alte schaut verdutzt drein, als Tina ihr zuwinkt, und lässt die Tüten fallen. Äpfel rollen heraus, ein Kohlkopf und Zitronen. Tina geht ihr entgegen und hebt alles auf. „Ich bin’s, Tina, von nebenan.“
„Ach, Sie sind es.“ Frau Bramscheid pustet aus. „Ich hab Sie gar nicht erkannt.“
„Ich trage jetzt Blond“, sagt Tina und wühlt sich durchs Haar. „Der Schlüssel. Ich habe ihn am Haken vergessen und komme nicht mehr rein.“
„Ja, was machen Sie auch draußen im Bademantel?“
„Eine lange Geschichte. Ich …“, sie schaut sich um, „ich wollte nur die Zeitung reinholen.“
„Stellen Sie die Einkäufe bitte hier ab!“ Dann sagt die Alte: „Würde es Ihnen was ausmachen, hier im Flur zu warten? Ich komme sofort wieder. Soll ich Ihnen ein Handtuch bringen oder eine heiße Schokolade machen?“
„Danke, geht schon.“
Tina sieht, wie die Alte noch im Mantel und mit Hut durch die Wohnung schwirrt, und hört, wie Schubladen und Schränke geöffnet und wieder geschlossen werden. „Ich hab ihn gleich. Ich hab ihn gleich“, wiederholt Frau Bramscheid mantraartig.
Zehn Minuten später kommt sie zurück in den Flur und guckt Tina schuldbewusst an. „Es tut mir leid, ich finde ihn nicht.“
„Bitte?“
„Den Schlüssel. Ich habe ihn zuletzt noch gesehen, nun ist er weg.“
Ungläubig schüttelt Tina den Kopf. „Haben Sie denn überall gesucht?“
„Überall. Hat nicht noch jemand einen Schlüssel?“
„Verdammt!“, schreit Tina auf. „Meine Mutter! Die ist auf Mallorca!“
„Soll ich mal im Telefonbuch nach einem Schlüsseldienst gucken?“
Zwanzig Minuten später schellt es an Frau Bramscheids Tür. Davor steht ein Mann in Monteurkluft und mit Werkzeugkiste. „Guten Morgen, Tomaschewski, ABC Sicherheitssysteme Vierundzwanzigsieben.“ Er schaut Tina an, die im Morgenmantel neben ihrer Nachbarin steht und sich das strähnige Haar aus der Stirn streicht. „Ich vermute mal, Sie haben mich angerufen.“
Tina nickt und deutet auf ihre Haustür.
„Können Sie sich denn ausweisen?“
„Mein Perso ist drinnen.“
„Und das Geld wohl auch, oder?“
„Wie teuer wird’s denn?“
„Hundertfuffzig.“
„Ähm, akzeptieren Sie auch Karten?“
Der Mann schaut sie abschätzend an. „Nur gegen Vorkasse!“
Frau Bramscheid fasst Tina an die Schulter. „Keine Sorge. Ich strecke es vor. Das bin ich Ihnen schuldig.“ Dann flüstert sie ihr ins Ohr: „Ich hab genug Bargeld an einem sicheren Ort versteckt.“
Sie dreht sich um und schlurft ins Haus. Gleich darauf schallt lautes Geschepper von Kochgeschirr durch das Küchenfenster.
Mit einem breiten Grinsen kommt sie heraus. In der einen Hand das Geld, in der anderen Tinas Schlüssel. „Ich hab ihn gefunden!“
Der Mann seufzt und klappt seine Werkzeugkiste wieder zu. „Anfahrt und eine volle halbe Stunde. Das macht hundertzwanzig Euro.“

II​

Nachdem Tina erneut geduscht, die Füße mit Schmerzsalbe eingerieben, sich fertig angezogen und geschminkt hat, überlegt sie, wie sie ihrer Nachbarin für die Umstände eine kleine Freude bereiten kann. Eine Schachtel Pralinen, vielleicht ein Blumenstrauß, ein Schwedenrätsel-Magazin.
Doch da kümmert sie sich später drum. Jetzt ist erst mal das Paket dran. Das muss die dicke, teure Kapuzenjacke sein, die sie vorsorglich für kalte, fiese Wintertage bestellt hat.
Autsch! Jetzt hat sie sich beim Öffnen des Kartons an einem Falz den Fingernagel eingerissen. Auch das noch! Als hätte der Tag nicht schon gut genug angefangen. Nachdem sie sich den Nagel gefeilt hat, befreit sie die Jacke aus der Tüte; mehrere Papiere und Unterlagen segeln auf den Boden. Sie probiert das gute Stück an. Die Ärmel sind viel zu lang, die Farbe nicht wie online abgebildet. Geht gar nicht!
Egal. Zurücksenden soll heutzutage so einfach sein. Sie packt die Jacke wieder ordentlich ein, hebt den Papierkram auf, füllt den Retourenzettel aus, legt ihn hinein, umschließt den Karton mit Tesafilm und klebt den Rücksendeaufkleber aufs Paket.
Ein paar Straßen weiter müsste eigentlich eine Hermes-Paketstation sein. In der Nähe des Bäckers, wo sie sich direkt ein paar frische Brötchen besorgen kann. Und ein Stück weiter befindet sich ein guter Metzger. Dann zaubert sie sich halt selbst ein schönes Frühstück. Ihr Magen hängt auch langsam schon auf halb acht!

Sie schaut aus dem Fenster, zieht sich eine leichte Strickjacke über die Bluse und steckt das Handy ein. Das Batteriesymbol ist rot – kein Problem, sie ist ja nur ein paar Minuten unterwegs.
Als sie den Kiosk erreicht, stöhnt sie. Die Rollladen sind heruntergelassen und mit Graffiti beschmiert. Nirgendwo Angaben über Öffnungszeiten. Auf dem Handy schaut sie nach der nächsten Paketstation. Knapp sieben Kilometer; eine Gegend, in der sie sich nicht auskennt. Zu Fuß zu weit, die Füße schmerzen sowieso noch. Da ist sie verhungert, bevor sie zu Hause ankommt.
Kurzentschlossen macht sie kehrt und holt ihr Fahrrad aus der Garage, steckt das Handy auf die Halterung am Lenker und das Paket in den Drahtkorb. Für das Auto ist die Strecke wirklich zu kurz. Sie regt sich ja selbst immer auf, wenn die Nachbarn mit ihrem SUV Brötchen holen. Sie startet Google Maps und radelt los.

Das Wetter wird schlechter. Ein Wind weht auf.
Auf halber Strecke, zwischen Maisfeld und Acker, gibt der Handyakku seinen Geist auf. Unbeirrt radelt sie weiter, stößt schließlich auf einen begehbaren Kiosk mit Café, der leider kein Hermes, sondern DHL anbietet.
Mit einem „Hallo“ tritt sie an eine Theke, hinter der ein älterer Mann steht. Er hat seinen Strickpulli in die Cordhose gestopft, darüber trägt er Hosenträger. Ungerührt blättert er eifrig in einer Zeitschrift weiter.
Glücklicherweise kann sie sich noch an die Adresse erinnern. „Wissen Sie, wie ich zur Brunhilde-von-Stein… Steinwehr-Straße 13 b komme?“
„Bitte?“ Erschrocken blickt er auf, klappt das Magazin zu und lässt es unter der Theke verschwinden. „Moment.“ Er nestelt an seinem Hörgerät, für kurze Zeit gibt es ein pfeifendes Geräusch von sich. „Nö, tut mir leid, nie gehört“, antwortet er knapp.
Tina blickt auf die Zeitschriftenauslage. „Sie haben nicht zufälligerweise Karten? Faltpläne?"
Schmunzelnd zupft er an den Hosenträgern. „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, junge Frau. Da hätten Sie fuffzehn Jahre eher kommen müssen.“
„Wissen Sie, mein Handy ist leer und …“
„Warum sagen Sie das nicht gleich?“, empört er sich. Aus dem unteren Regal hinter sich wuchtet er einen Karton auf den Tresen und öffnet den Deckel. Ein Stapel vergilbter und abgegriffener Erotikmagazine kommt zum Vorschein. Der Alte setzt sich die Brille auf. „Das ist die falsche Box.“ Schnell schließt er den Karton, stellt ihn zurück, legt eine alte Wolldecke drüber und kramt eine Kiste hervor, zu Tinas Verblüffung randvoll mit Kabeln, Steckern und Adaptern.
Er hält ihr ein Kabel nach dem anderen vor die Nase. „USB C, Micro-USB, Lightning? Oder Induktion …?“
Tina holt ihr Handy aus der Tasche.
„Ah, iPhone 11. Induktion. Geben Sie mal her! Möchten Sie solange einen Kaffee?“
Sie reicht ihm das Smartphone und schaut sich um. Drei runde Holztische stehen im kleinen Raum verteilt, wohl zusammengeklaubt aus alten Spelunken. Mit spitzen Fingern zieht sie einen Stuhl hervor, wischt mit dem Ellenbogen über die Sitzfläche und setzt sich an den Rand.
„Schwarz, Zucker, Milch, Süßstoff?“, fragt er und zupft bei jedem Wort an den Hosenträgern. „And’ren Gästen den Platz wegnehmen geht nämlich nich!“, knurrt er.
Sie schaut hinaus. Es hat angefangen zu nieseln. Weit und breit keine Möglichkeit zum Unterstellen. Widerwillig setzt sie sich wieder hin. „Schwarz.“
Als er den Kaffee vor Tina abstellt, knurrt ihr Magen. Er muss es gehört haben, lächelt. „Brötchen? Salami, Käse, Schinken, Mett?“ Er schätzt sie über den Brillenrand hinweg ab.
Tina blickt durch das fettige Glas der kleinen Kühltheke und runzelt die Stirn. „Haben Sie auch was Eingepacktes?“
„Nö, nur das!“
„Käse, bitte!“ Wohl das kleinste Übel.
Sie wischt verblasste Lippenstiftreste vom Tassenrand und nippt am Kaffee. Bitter und lauwarm. Tina überlegt, wie lange der Kaffee wohl schon in der Aufwärmglaskanne gestanden hat.
Der Alte serviert das Brötchen auf einem Pappteller. Hält es dabei mit seinem riesigen, vergilbten Daumen fest. „Macht fünf Euro.“
„Wie?“, fragt sie sich und kramt Geld aus dem Portemonnaie. Sie schaut hinüber zum Zeitschriftenregal. „Geben Sie mir bitte noch drei von den Rätselheften. Die dicken Sammelbände da!“
Dann beißt sie gierig ein großes Stück Brötchen ab. Kaut, verzieht das Gesicht. Keine Gaumenfreude, denkt sie. Als sie sich die hochgebogenen Ränder der ausgetrocknete Käsescheibe anschaut, fragt sie sich, ob die Kühltheke überhaupt am Strom angeschlossen ist.

Eine Viertelstunde später steigt sie aufs Rad, öffnet Google Maps. Das neue Ziel liegt sechs Minuten entfernt. Das Handydisplay beschlägt; Feuchtigkeit perlt ab. Tina hält kurz an und knöpft sich die dünne Jacke bis zum Hals zu.
Die Strecke geht bergauf. Das Käsebrötchen kommt ihr hoch. Es herrscht Gegenwind. Sie rülpst.

Nach zehn Minuten kommt sie an, stellt das Rad ab, holt das Paket aus dem Drahtkorb und betritt das Geschäft. Ein alter Tante-Emma-Laden, Relikt aus vergangenen Zeiten. Holzregale mit Lebensmitteln, Dingen des täglichen Bedarfs; etwas Kleidung, Spielzeug.
„Guten Tag“, sagt die Frau im Strickpullover an der Kasse. Sie nimmt das Paket entgegen, scannt es. Es macht ‚mööp‘.
„Stimmt was nicht?“, fragt Tina. „Versuchen Sie es noch mal!“
Die Frau scannt erneut. Es macht ‚mööp‘.
„Das kann doch wohl nicht wahr sein“, japst Tina. „Geben Sie mal her!“ Sie tritt näher und entreißt der Frau den Scanner. ‚Mööp, mööp‘.
„Heh!“, entrüstet sich die Frau.
„Ist der Scanner vielleicht kaputt?“
„Geben Sie wieder her!“
Tina gibt das Gerät zurück. Die Frau prüft den Batteriestatus, drückt verschiedene Knöpfe, es piept und summt, mehrere Symbole blinken auf. Sie schüttelt den Scanner, haucht über die Leseeinrichtung und wischt mit einem Taschentuch drüber. Diesmal führt sie das Gerät ganz langsam immer näher an das Etikett. ‚Mööp.‘ „Der Code wird nicht erkannt.“
„Das hab ich auch gemerkt! Kann man das manuell machen, ich meine irgendeinen Zettel ausfüllen? In einer Kladde eintragen? So wie früher!“
„Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Da …“
„Ja, ja, ich weiß! Vor fuffzig Jahren …“, blafft Tina. „Bestimmt ist der Scanner einfach nur abgestürzt und muss neu gestartet werden!“
Die Frau schaltet das Gerät aus und wieder an. Es fährt nicht mehr hoch.
„Tut mir echt leid. Einen Moment, bitte.“ Die Frau dreht sich um und ruft: „Diethild, komm mal bitte! Und bring dein Werkzeug mit. Der Scanner!“
Ein burschikoses Mädchen, vielleicht dreizehn Jahre alt, kommt aus dem hinteren Raum. Eine kleine Werkzeugkiste in der Hand, Farbkleckse auf der Jeans.
„Meine Tochter kann das“, sagt die Frau mit hochnäsig piepsiger Stimme. „Sie hat jetzt in der Schule Werken.“
„Ich schraube das Device auf und prüfe, ob die Platine richtig sitzt, alle Lötstellen top sind“, erklärt Diethild und grinst dabei frech. „Vielleicht Wackelkontakt, vielleicht sind Fremdkörper drin. Vielleicht auch was Kompliziertes.“
Tina nickt. Diethild schraubt das Gerät auf.
„Darf ich Ihnen solange einen Cappuccino bringen? Geht auf’s Haus“, fragt die Frau.
„Ach, wie nett.“
Während die Frau nach hinten verschwindet, schaltet Diethild den Scanner schon wieder an. „Alles easy. War ein bisschen staubig. Sollte jetzt funktionieren.“
Das Gerät fährt nicht hoch. Diethild schüttelt es, versucht es erneut, schraubt es schließlich auf – und zerlegt das Gerät in seine Einzelteile.
Als die Frau mit zwei Cappuccini zurückkehrt, stößt sie gegen ihre auf dem Boden hockende Tochter. Die Heißgetränke schwappen über, Dietlinde fallen Bauelemente aus den Händen.
„Pass doch auf, Mama! Jetzt hast du alles durcheinandergebracht!“, brüllt Diethild und wühlt durch dutzende Einzelteile.
„Tschuldigung, Dieti.“ Und an Tina gewandt sagt sie: „Ach, jetzt sind sie übergelaufen. Ich mache uns neuen Cappuccino.“
Beim Umdrehen wirft sie einen Blick auf den Karton, der auf der Theke liegt. Vorsichtig stellt sie die Gläser ab, holt ihre Brille hervor, wischt mit dem Taschentuch über die Gläser und begutachtet den Aufkleber. „Moment! Das ist ja nicht Hermes, sondern DHL!“
„Wie bitte? Aber es wurde durch Hermes geliefert!“, empört sich Tina.
„Da wird sicherlich auch ein Rücksendeaufkleber für Hermes dabei gewesen sein.“ Belehrend schaut sie Tina an. „Einige Firmen bieten die Retoure über verschiedene Versender an. So, wie es für den Kunden am bequemsten ist. Kundenservice.“
„Oh“, sagt Tina. Am bequemsten, denkt sie, Kundenservice, – und ihr fällt wieder ein, wie ihr der ganze Papierkram aus dem Paket entgegengesegelt kam.
„Die nächste DHL-Station heißt ‚Café chez Horst‘. Nicht weit von hier. Ein netter, älterer Herr führt den Laden. Er ist nett …“
„Und die übernächste?“, zischt Tina.
Schulterzuckend schaut die Frau sie an. „Die Hauptpost am Hauptbahnhof? Oder auf der Hauptstraße?“
Beim Hinausgehen hört Tina noch die Frau zu ihrer Tochter sagen: „Was heißt das, du kannst es nicht mehr zusammenbauen?“

Der Regen nimmt zu. Ein kalter Wind weht. Sie stellt sich an die Hauswand neben dem Eingang, findet im Internet eine andere DHL-Station, noch vor der Hauptpost am Hauptbahnhof oder auf der Hauptstraße gelegen. Sie fasst sich an die kalten Ohren, öffnet wieder die Ladentür. Zwei Köpfe strecken sich hinter der Theke hervor, als Tina hineinruft: „Verkaufen Sie Kopfbedeckungen?“
Zähneknirschend bezahlt sie neunzehn Euro fünfundachtzig für eine farbenfrohe Wollmütze, die zwar warm, aber auch wie selbst gehäkelt aussieht und kein Preisschild aufweist.

Zwanzig Minuten später erkennt sie in der Ferne das gelbe DHL-Zeichen über der Tür des Zeitschriftenladens. – Geschafft!
Als sie das Paket aus dem Drahtkorb holt, bemerkt sie, dass eine Klebestelle aufgegangen ist. – Auch das noch!
„Guten Tag“, sagt sie und deutet auf das Paket. Im Hintergrund bimmelt noch die Türglocke. „Entschuldigung. Haben Sie Tesa? Können Sie mir das bitte zukleben?“
Die Frau im Hosenanzug verzieht das Gesicht.
Tinas Stimme schwankt. „Ich bezahle es Ihnen auch.“
„Macht vierzig Cent.“
Tinas Kinnlade fällt herunter. Sie bezahlt mit 2- und 1-Cent-Stücken, obwohl sie zwei Zwanziger hat.
„Andere nehmen fünfzig“, bemerkt sie, zählt das Geld akribisch nach und bringt einen Klebestreifen an, gerade groß genug, dass er das Paket zuhält. Keinen Millimeter zu viel! Dann scannt sie das Paket. ‚Mööp!‘ Der Code wird nicht erkannt!
Tina steht da mit verkniffenem Gesicht. „Das darf doch nicht wahr sein! Aber Sie sind doch DPD! Ich meine DHL! Versuchen Sie es noch mal!“
Es macht wieder ‚Mööp‘.
„Auch so ne billige China-Ware? Jetzt sagen Sie mir nicht, im Hinterzimmer wartet ihr Sohn mit seinem Brecheisen!“
„Wie bitte?“ Die Frau streicht über den Aufkleber. ‚Mööp‘. „Tut mir leid. Das Etikett ist aufgeweicht.“
„Kann man den mit einem Fön wieder trocknen?“
„Ja, schon“, überlegt sie, „aber die Striche werden dadurch nicht wieder gerade. Besorgen Sie sich einen neuen Code! Den können Sie ganz einfach am Handy herunterladen.“
„Ja, das geht?“ Erleichtert holt Tina ihr Smartphone hervor. Genug aufgeladen ist es. Jetzt kann nichts mehr schief gehen.
Die Frau rollt die Augen. „Sie laden sich die DHL-App herunter und fordern einen neuen QR-Code an. Den bekommen Sie sofort per E-Mail und ich scann den dann ein.“
Tina öffnet den App-Store auf dem Handy, findet das Programm, drückt auf ‚Laden‘. Das Fortschrittssymbol kommt ins Stocken, die Übertragung droht abzubrechen. Sie geht zum Fenster, schnappt sich auf dem Weg dorthin einen Trittschemel, der vor den hohen Regalen mit den Schreibwaren steht, stellt sich drauf und hält das Smartphone ganz hoch und nah an die Scheibe. „Ah jetzt …“
Die Frau schaut auf die Uhr. „Sehr gut. Wir hätten nämlich gleich Frühstückspause.“
„Verdammt! Jetzt hängt’s! – Will der mein Passwort? – Wie ‚Softwareupdate‘? Ich will kein Update! Warum klappt das nicht?“
„Zeigen Sie mal!“, sagt die Frau, stellt sich neben Tina und schaut hoch. „Hat das Android?“
„Ich hab Induktion.“
„Genug Speicher haben Sie aber?“
„Ist ganz neu. Das Display aber schon ausgetauscht.“
„Ach so, na ja, meins ist alt und von der Telekom und hat auch nur eine Vier-Gigabyte-Flatrate …“
„Es hat geklappt!“, unterbricht Tina. „Installiert!“
„Wunderbar! Auf jeden Fall geben Sie dann jetzt Ihre Kunden- und die Sendungsdaten ein und …“
„Prima!“, faucht Tina und springt vom Schemel.
„Huch!“, erschrickt die Frau.
„Aua!“, stöhnt Tina auf, als sie mit dem Fuß umknickt. Sie presst die Kiefer aufeinander, humpelt zum Ausgang und schlägt die Tür hinter sich zu.
Die Bimmel über der Tür klingelt unaufhörlich.
Alle notwendigen Daten stehen auf der Rechnung, die natürlich zu Hause zusammen mit dem anderen, dem ‚bequemen’ Rücksendeaufkleber auf dem Küchentisch liegt.

Sie schiebt das Fahrrad aus Hör- und Sichtweite der Frau, die ihr mit verschränkten Armen hinterherschimpft und gibt ihre Heimadresse ein. Fünfzehn Kilometer ist sie mittlerweile vom wohligen Zuhause entfernt.
Dunkle Wolken am Himmel. Regen wie Bindfäden. Sie zieht die Mütze noch tiefer ins Gesicht, haucht sich in die Hände und reibt sie gegeneinander. Dann radelt sie los. Hat sie doch zuletzt erst den Muddy, den Women’s Schlammlauf überstanden, – und das sogar mit einer Zerrung im Bein – da lässt sie sich von bisschen Regen nicht unterkriegen.
In den Bäumen ringsherum knackt es in den Ästen. Autoscheinwerfer von allen Seiten. Klack, klack – Laternenlicht springt an. Eine Katze verzieht sich in einen düsteren Hauseingang. Autos schleichen vorbei, Scheibenwischer kämpfen gegen das Nass an. In der Ferne donnert es.
Auf dem Radweg weicht sie einigen Biotonnen aus, die der Sturm niedergerissen hat, schlittert über feuchtes Laub, hält gerade mal so das Gleichgewicht. Plötzlich erwischt ein Auto eine riesige Pfütze. Ein gewaltiger Wasserschwall ergiesst sich über Tina.
Fluchend und nass bis auf die Unterhose bleibt sie stehen, lässt die Schultern hängen. Tränen in den Augen. Ihr Handy! Sie holt es hervor, überlegt kurz, jemanden anzurufen, der sie mit dem Auto abholen könnte. Keine Chance! Der Akku ist leer. Trotzig wischt sie die Tränen fort, reißt sich Mütze und Strickjacke vom Körper und stopft das triefende Zeug in den Drahtkorb.
Frau Bramscheids Rätselhefte! Sie hebt sie hoch. Völlig durchnässt. Und was ist das? Dieser Horst hat ihr tatsächlich neben dem kalten Kaffee und dem ausgetrockneten Käsebrötchen auch noch drei identische Hefte angedreht!
Jetzt. Ist. Das. Paket. Dran.
Mit ihrem Hausschlüssel stößt sie Löcher in den Karton, als würde sie mit einem Messer auf einen Menschen einstechen, zerfetzt ihn geradezu. Sie zieht die warme Winterjacke an, stülpt die Kapuze über und zurrt die Bänder ganz eng. Die Ärmel baumeln ihr über die kalten Hände. Die falsche Farbe der Jacke in der Düsterheit kaum auszumachen.
Sie schmeißt den Karton oder das, was es mal war, auf den Boden. Stampft immer wieder auf den einzelnen Teilen herum, bis sie die Schmerzen im Fuß nicht mehr spürt und nur noch flache Stücke übrigbleiben, die sie über die Bordsteinkante schiebt.
Wo sie wie Papierbötchen in den Fluten des abfließenden Regens mitgerissen und schließlich in Richtung Gully getrieben werden.

III
So, das wäre geschafft!, denkt Tina und klatscht in die Hände. Jetzt ein heißes Bad, – aber vorher noch ausgiebig frühstücken!
Voller Vorfreude gibt sie ihre Adresse am Handy ein und steckt es wieder auf die Halterung.
Die Route führt sie vorbei an Feldern und schließlich in ein weitläufiges Gewerbegebiet. Das soll die kürzeste Strecke sein? Hoffentlich findet sie hier zwischen Fabriken und Hallen zumindest einen Kiosk oder Imbiss.
Vor einer Schlosserei sieht sie einen Mann aus einem Auto steigen, einen Regenschirm aufspannen und auf den Eingang zueilen.
„Hallo! Hallo!“, ruft Tina und tritt in die Pedale und bremst kurz vor ihm ab. Erschrocken bleibt er stehen und duckt sich unter dem Schirm.
„Sorry.“ Sie steigt vom Rad. „Wo kann man hier was essen?“
„Ähm, keine Ahnung.“ Er deutet auf seine Umhängetasche. „Also, Mechthild hat mir Brote und eine Banane eingepackt …“
„Bitte! Ich hab so’n Hunger!“ Sie kommt näher, hält den Kopf unter dem Schirm.
„Das reicht nicht für zwei!“, sagt er und zieht den Schirm näher zu sich.
„Iih! Mir läuft der Regen in den Nacken!“ Tina greift nach dem Griff und drückt dabei versehentlich auf den Knopf. Der Schirm schließt sich, die Bespannung schlägt dem Mann gegen den Kopf. Wasser läuft ihm an der Hose hinunter.
„He! Was soll das?“ Verdutzt tritt er zurück und öffnet das Teil wieder. „Ich will trocken bleiben! Sie sind doch eh schon nass!“
„Na, toll …“, sagt sie trotzig. „Wie komm ich denn am besten wieder hier raus?“
„Da fällt mir ein …“ Er zeigt gen Osten. „Also, wenn Sie dort durchfahren, immer dem Geruch nach, stoßen Sie auf die Mülldeponie. Da steht jeden Morgen ein Imbisswagen. Der hat Brötchen, Snacks und Getränke.“ Kaum ausgesprochen verschwindet er unter das schützende Vordach der Schlosserei.
Tina springt aufs Rad. „Danke!“

Wie aus dem Nichts erscheint am Rand des Gewerbegebiets ein Hügel. Oben drauf quälen sich Radlager durch stinkenden Abfall. Auf der Straße eine lange Reihe Müllautos, am Rand der Imbisswagen! Da steht er tatsächlich – nein, er bewegt sich! Tina radelt schneller, kommt aus der Puste. Männer in Orange schauen ihr hinterher, einige feuern sie an. Manno! Nicht mehr einzuholen. Dabei hätte er das Geschäft seines Lebens machen können.
Jetzt wird es endgültig Zeit, heim zu fahren. Sie lässt sich von der Sprachansage der Navi-App weiter leiten und biegt um zwei Kurven, stößt schließlich auf eine Geschäftsstraße. Wo ist sie hier? Sie hat völlig die Orientierung verloren. Und was ist das da für ein Gebäude neben der Bushaltestelle? Nein, so viel Glück kann sie nicht haben. Sie radelt näher. Ein viereckiger Glasbau, eine ausgefahrene Markise mit Aufdruck Café Möllenkamp. Kein Zweifel.
Hastig strampelt sie die letzten hundert Meter, schließt ihr Rad mit dem Zahlenschloss ab und stellt sich unter die schützende Markise. Vergoldete Türgriffe, ein Neueröffnungsschild, farbige Aufkleber überall. Frühstück, Mittagstisch, Kaffee und Kuchen steht da. Das hat sie sich nach all den Strapazen verdient. Aber so in dem edlen Café eintreten wie ein nasser Pudel?
Sie weicht zur Seite, geht sich durchs Haar, wischt über die dicke Winterjacke. So gut wie trocken. Zum Glück ist das Material wasserabweisend. An der Seite sieht sie ein DHL-Paketstation-Schild. Es wird immer besser! Sie schnappt sich ihre durchtränkte Strickjacke aus dem Drahtkorb und schüttelt sie aus.

Kaffeeduft und der Geruch frischer Backwaren und gebratener Bacons strömen ihr in die Nase. Gedämpftes Licht; aus den Lautsprechern klingt beruhigende Klaviermusik. Auf der Suche nach einem freien Tisch geht sie durch die vollen Reihen, nimmt das Geschwätz der Gäste wahr, lächelt, nickt einigen Leuten zu. Teller, Gläser und Tassen klimpern. In einer Glasvitrine sind Torten präsentiert. Herrlich!
Am anderen Ende findet sie einen Tisch. Sie hängt die Winterjacke über ihren Stuhl und die Strickjacke über den anderen. Wildlederbezüge, ganz neu. Jetzt bloß keine Wasserflecken hinterlassen. Sie schnappt sich die beiden Tisch-Sets, auf dem die Speisen und Preise aufgedruckt sind und legt sie unter ihrem Po.

Kurze Zeit später steht ein Kellner vor ihr. „Hallöchen! Was darf’s denn sein? Zur Neueröffnung gibt es zwanzig Prozent auf alles.“ Er blickt auf den Tisch. „Oh, Sie haben ja gar keine Menüblätter. Moment, ich hole Ihnen welche.“
„Nein, nein, keine Umstände! Ich hätte gerne vier verschiedene Brötchen. Butter, Käse und Schinken, Lachs mit Meerrettich, Roastbeef mit Remoulade, Rühreier mit Speck und Zwiebeln, O-Saft, Piccolo, Latte macchiato. Und zwei Scheiben Pumpernickel extra.“
„Keine Marmelade?“
„Nein.“
„Ist Bio und selbstgemacht.“
„Nein.“
„Ist notiert“, sagt er. „Kann aber ein wenig dauern. Wir kommen kaum nach.“
„Danke. Ach so, noch was.“ Tina beugt sich vor. „Ich würde gerne ein Paket per DHL zurückschicken, habe aber keinen Retourenaufkleber. Können Sie da was machen?“
„Online-Bestellung? Na, wenn Sie ihre Anmeldedaten kennen, ihre E-Mail-Adresse und das Passwort, dann ist das kein Problem.“
„Äh“, Tina überlegt kurz, „klar! Ich habe nur eine einzige Mailadresse und, äh …“, sie lächelt verlegen, „nehme überall das gleiche Passwort.“
„Das kenne ich.“ Der Kellner grinst. „Sie können sich dann gerne bei uns am Schalter an einem Tablet auf der Händlerhomepage anmelden und sich das Retourenetikett erzeugen lassen. Das scannen wir dann einfach ein.“
„Geht das auch auf meinem Handy?“
„Aber sicher.“
„Hm“, sagt Tina, „danke.“
Der Kellner eilt zum nächsten Tisch. Tina lächelt ihm hinterher, ballt die Fäuste unter dem Tisch und überlegt, ob sie sich nicht nur den Horst, sondern auch die Frau in ihrem Hosenanzug vornehmen soll, die sie mit ihrer bescheuerten DHL-App in den Wahnsinn getrieben hat.
Sie hebt die Winterjacke an. Wie neu – soweit sie das im Dämmerlicht ausmachen kann. Selbst das Preisschild baumelt noch dran. Einen Karton und Klebeband wird sie hier sicher bekommen, und wenn es ein leerer Tortenkarton ist. Hauptsache, sie wird die Jacke los, die ihr so viel Ärger bereitet hat.
Tina schaut aus dem Fenster. Warum hat es nicht schon früher aufgehört zu regnen? Doch allein in der dünnen Bluse wird es draußen zu frisch sein, da erkältet sie sich ja noch. Glücklicherweise hat sie ihre Wollstrickjacke mit genommen, damit sie drinnen trocknen kann. Tina greift nach ihr. Oh je! Unter und um den Stuhl herum hat sich eine Wasserlache gebildet. Eine potenzielle Unfallgefahr auf den glatten Fliesen! Außerdem ist der Wildlederbezug des Stuhls feucht geworden. Sie hätte die Wolljacke draußen ordentlicher auswringen sollen.
Leider keine Servietten oder Taschentücher zur Hand. Tina steht auf, zieht die Winterjacke über, legt sich die Wolljacke über den Arm und schiebt in einem unbeobachteten Moment mit dem Fuß ein Teil des Tropfwassers beiseite.

Die Schiebetür öffnet sich selbständig, als Tina vor dem Eingang des Damen-WCs tritt. Große Spiegel, moderne Apparaturen, kleine Parfümflakons und Deosprays am Waschbeckenrand. Sie sprüht sich mit allen Düften ein, betrachtet sich im Spiegel. Oh je! Strähniges Haar, herunterhängende Lider, wäßrig weiße Augenränder. Und die Schminke ist verlaufen! Sie befeuchtet ihre Wangen und begutachtet dann die Winterjacke von allen Seiten. Nichts, was einer Rücksendung im Wege stehen würde. Sie hat mal gelesen, dass junge Frauen sogar ihre auf wilden Partys getragenen Kleidchen wieder umtauschen! Die dann wahrscheinlich auf der Mülldeponie landen, die sie gerade kennengelernt hat.
Jetzt nur noch die Wolljacke trocknen, dann lecker frühstücken und alles ist vergessen. Mensch, da hat sie ihrer Freundin aber eine unglaubliche Geschichte zu erzählen. Was wäre passiert, wenn sie auf ihre Wetterankündigung gehört hätte?
Tina bricht in ein beinahe hysterisches Lachen aus.
Schluchzend beginnt sie die Jacke auszuwringen. Jeder einzelne Wollfaden scheint sich vollgesaugt zu haben. Da braucht sie ja Stunden! Sie greift zum Papierspender, versucht mit dem rauen Papierhandtuch Wasser abzutupfen, es aufzusaugen. Nimmt noch ein Tuch und noch eins. Entnimmt schließlich alle restlichen. Hilft nicht wirklich.
Als sie sich nach dem Papierkorb umblickt, fällt ihr der automatische Handtrockner ins Auge. Der warme Luftstrom! Sie hält die Wolljacke ein Stück in das Gerät, zieht sie wieder heraus, fühlt drüber. Vorsichtig steckt sie die Jacke komplett in die Öffnung. Das gute Stück passt soeben hinein, der Trockner summt und bläst warme Luft. Zwei Minuten dürften reichen. Nicht mehr.
Ihr Magen knurrt. Ob das Frühstück schon serviert wurde?
Sie verlässt das WC, geht über den Gang, bis sie ihren Tisch sehen kann. Leer. Eine ältere Dame steht plötzlich vor ihr. „Geht es da zu den Toiletten?“
„Äh, nein. Da hinten“, sagt Tina und zeigt in die entgegengesetzte Richtung. Da kann sie jetzt keinen reinlassen. Die zerknüllten Papiertücher, die Jacke im Handtrockner.
„Von da komme ich gerade.“
Tina macht sich breit. „Da hinten, Richtung Eingang!“
„Sind Sie sicher?“
„Hinter der Theke rechts!“
Die Alte schüttelt den Kopf und kehrt um.
Die Jacke! Schnell! Sie ist lange genug im Luftstrom! Nicht, dass sie einläuft.

Der Handtrockner summt noch immer, als sie das WC betritt. Es riecht ein wenig angekokelt. Sie zieht an der Jacke, bekommt sie nicht heraus. Zieht noch fester. Klack! Die Sicherung springt raus, das Licht erlischt. Gelbe und rote Funken sprühen aus dem Trockner, die Jacke qualmt. Aus einer Kabine schallt es: „Machen Sie das Licht wieder an! Ich bin noch nicht fertig!“
Tina versucht, die kokelnde Jacke mit bloßen Händen aus dem Trockner zu befreien. Zu heiß. Sie öffnet die nächste Kabine, findet im Dunklen die Klobürste. Sie stopft und drückt mit ihr so lange gegen die brennende Jacke, bis sich die Bürste in ihr verfangen hat. Mit aller Anstrengung presst sie die Klobürste samt drumherum gewickelter Jacke heraus. Beidhändig streckt sie die lodernde Fackel weit von sich, während die Frau noch immer an der Tür klopft. „Ich will hier raus! Wie rum muss ich drehen? Die Tür klemmt!“
Reflexartig hält Tina die Fackel ins Waschbecken. Der Infrarot-Sensor am Hahn springt nicht an, es läuft kein Wasser heraus. Verdammte Technik! Das brennende Teil einfach ins Becken legen ist keine Lösung, die herumstehenden Parfums und Deos könnten explodieren. Einfach auf den Boden fallenlassen und wild Drauftreten geht auch nicht, da würde sie sich die Füße verbrennen. Und wer weiß, was außer den Papiertüchern, die sie hat fallen lassen, noch alles Feuer fangen könnte. Jetzt ist guter Rat teuer.
Es wird unerträglich heiß. Der Plastik-Bürstengriff beginnt zu schmelzen, es stinkt, glühende Teilchen springen ihr entgegen. Sie hält die Fackel weit nach oben. Ein schriller, anhaltender Ton – Rauchmelder und Sprinkleranlage gehen an.
Die Frau in der Kabine ruft: „Hilfe! Ich werde nass! Ich will endlich raus!“

Was tun? Wohin? Mit der Fackel in Händen flüchtet Tina aus dem Klo. Leute schreien auf, springen zur Seite. Nun sprüht auch von den Decken des Speisesaals ein ergiebiger Wasserfilm herunter. Im Stakkato ertönen Alarmsirenen, Notbeleuchtung an Decken und Wänden geht an.
Tina sieht, wie jemand in der Wasserlache an ihrem Tisch ausrutscht und auf dem Bauch landet. Als hätte sie es geahnt.
„Bewahren Sie Ruhe!“, ruft ein Kellner und hält beide Arme hoch. „Folgen Sie mir ganz langsam zum Ausgang.“ Wie auf Kommando schwirren daraufhin Leute kreuz und quer durch den Saal. „Feuer! Feuer!“, schreien welche. Einige schlittern über die feuchten Fliesen, andere kommen ins Stolpern. Ein Herr stürzt zu Boden, eine Dame über ihn. Tische und Stühle fallen um, Geschirr scheppert, Eier kullern durch die Gänge, Tina rennt Richtung Ausgang. Im Hintergrund klimpert Richard Clayderman seine Ballade pour Adeline.

Die Eingangstür steht offen, auf dem Bürgersteig steht ein Menschenauflauf im Halbkreis vor den Gebäude. Tina rennt durch den Pulk, Leute weichen aus. Da sieht sie einen Müllbehälter an der Bushaltestelle und eilt drauf zu. Ein älterer Herr ruft noch: „Nein!“ Zu spät. Aus dem Behälter brennt es lichterloh. Leute brüllen und kreischen, eine Kellnerin versucht, mit ihrer Schürze das Feuer im Mülleimer zu ersticken, andere zücken ihre Handys, rufen Hilfe, fotografieren, filmen.
Das Fahrrad! Wo hat sie es nur abgestellt? Links oder rechts? Da ist es! Sie dreht am Zahlenschloss. Wie lautet noch mal der Code? Ist es ihr Geburtstag? Ihr Hochzeitstag? Der Tag ihrer Scheidung? Nach mehrfachem Probieren fällt ihr der Code wieder ein und sie tritt heftig in die Pedale.
Tina saust um die Ecke, zwei Kellner nehmen die Verfolgung auf. Mit Sirenengeheul tost eine Kolonne Löschzüge und ein Rettungswagen herbei. Die Linie 85 trottet heran und hält in sicherer Entfernung vor der brennenden Bushaltestelle.
Bloß. Weg. Hier!
Mit letzter Kraft strampelt sie weiter. Welcher Gang ist noch mal der schnellste? Hektisch fummelt sie an der Gangschaltung herum. Da springt in voller Fahrt die Fahrradkette vom Kettenblatt.
 
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G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
Ähm ... nur ein paar Klitzekleinigkeiten, Darling ;)

Wird sicher die warme Kapuzenjacke sein. Ein Schnäppchen, das sie vorsorglich für den kalten, fiesen Winter bestellt hat.
Vorschlag: Das wird sicher die dicke Kapuzenjacke sein, die sie vorsorglich für kalte, fiese Wintertage bestellt hat.

Sorry, aber zu Fuß oder mit Rad oder Öffentlichen komm ich nicht
Vorschlag: Sorry, aber zu Fuß oder mit dem Rad ist mir das zu ungemütlich. Und mit den Öffentlichen mag ich nicht, wegen Corona.

Ein Wind bläht auf.
Vorschlag: Ein Wind weht auf

wenn die alte Lieblich von nebenan mit ihrem SUV Brötchen holt
Eine alte Frau im SUV? Vorschlag: ... wenn die Nachbarn mit ihrem SUV Brötchen holen

Das Käsebrötchen kommt ihr hoch. Es herrscht Gegenwind. Sie rülpst.
Vorschlag: Das Käsebrötchen ist ihr nicht bekommen. Sie rülpst und stemmt sich dem Wind entgegen.
 
Hallo Isbahan,

schön, dass du vorbeigeschaut und einen tollen Kommentar dagelassen hast.

Ah. Willkommen bei "Humor und Satire" ;)
Yoi, danke fürs Willkommen heißen. Sonst nicht mein Genre.
(Eine weitere habe ich noch, die ist allerdings nur nur semi-humorvoll ...)

Diese hier ist sozusagen ganz frisch.
Mittwoch Abend hat mir ein Bekannter von dem Problem mit dem falschen Etikett erzählt, das seiner Bekannten widerfahren ist. Da dachte ich mir, spinn ich das mal weiter. Und dann war ja gerade noch der Ignatz unterwegs und so spielt das Wetter auch eine Rolle.

Mist. Das kannste also auch.
Hehe. :cool:

Der Rest war neiderregend gut. ;)
Danke für deine Einschätzung.

Deine Vorschläge habe ich gut gebrauchen können.

Bei der Sache mit dem Käsebrötchen gefallen mir allerdings gerade die passenden Bedeutungen bzw. gegenseitigen Auswirkungen so gut in dieser Vier-Satz-Kombi. (Häh, was? o_O)

Die Strecke geht bergauf. Das Käsebrötchen kommt ihr hoch. Es herrscht Gegenwind. Sie rülpst.

Bergauf - hoch. Wind - rülpsen.

Noch einen tollen Restsamstag.
LG, Franklyn


P.S.: Mich ärgert das mit das Akku/der Akku wirklich sehr. Wenn ich es falsch höre – und es kommt oft vor – schwirrt mir immer "Es heißt der Akkumulator, also 'der'" durch den Kopf. Echt.
 
Hallo Franklyn,

tja, Pleiten, Pech und Pannen. Wenn du glaubst, es geht nicht mehr schlimmer, kommt Murphy um die Ecke und legt noch einen drauf.
Genau deshalb kaufe ich Kleidung niemals im Internet.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Rainer,

Danke fürs Lesen und so.

Wenn du glaubst, es geht nicht mehr schlimmer, kommt Murphy um die Ecke und legt noch einen drauf.
Ja, wenn, dann kommt alles auf einmal.
Die Prota hat aber auch Pech gehabt.

Genau deshalb kaufe ich Kleidung niemals im Internet.
Ich übrigens auch nicht. Noch nie. Gerade aus den beschriebenen Gründen.

Aber für die Prota ging's ja noch mal gut aus. Hat sie die dicke Winterjacke ja doch noch gebraucht :)

Schönen sommerlichen Sonntag und
LG, Franklyn
 
Moin zusammen,

habe noch mal kräftig am Text gewerkelt. Bin nun schon recht zufrieden.
Es ist extremer und noch schlimmer geworden ...

Vielleicht habt ihr ja Lust und Spaß an der neuen Version.

LG, Franklyn
 
Hi Franklyn,

oh, bist Du aber fies ...;) Im Bademantel auf die Straße? Einem Wagen hinterherrennen? Am Ende zieht sie den Knoten wieder zu. Hatte sie irgendetwas drunter?o_O Aber die entscheidende Frage (nur, um es noch fieser zu machen): Hatte sie einen Schlüssel dabei?

Solange das Haar an der Luft trocknet, kann sie einen Blick hineinwerfen ... (in die Zeitung).
Zu Fuß zu weit Komma (die Füße schmerzen sowieso noch). Keine Klammern in Erzähltexten...
... zur Tinas wiederholter Verblüffung ...

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Rainer,

danke fürs Flusenfinden.

oh, bist Du aber fies
Hehe.

Hatte sie irgendetwas drunter?o_O
Das soll sich nur in den Gedanken der Leser abspielen.

Aber die entscheidende Frage (nur, um es noch fieser zu machen): Hatte sie einen Schlüssel dabei?
Da hast du mich auf eine tolle Idee gebracht.
Habe ich sofort eingebaut.
Noch eine Stufe schlimmer geworden, das ganze Abenteuer.
Danke für die Inspiration.

LG, Franklyn
 
Hallo Franklyn,

klar hat sich da was in meinen Gedanken abgespielt - wahrscheinlich nicht nur bei mir - , denn so ein Knoten hält nie so richtig fest, wenn man sich bewegt, erst recht, wenn man sich schnell bewegt.:cool:
Auch klar, oder? Im Bademantel hat man für gewöhnlich keinen Schlüssel. Hast Du gut umgesetzt. Aber ...
Ihr Sie durchfährt ein schrecklicher Gedanke oder Ein schrecklicher Gedanke durchfährt / ergreift / erfasst sie
Inspiration kommt doch meist von außen. Passt doch! ;) Gern geschehen.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Rainer,

Danke fürs erneute Lesen.

klar hat sich da was in meinen Gedanken abgespielt - wahrscheinlich nicht nur bei mir - , denn so ein Knoten hält nie so richtig fest, wenn man sich bewegt, erst recht, wenn man sich schnell bewegt.:cool:
Oh je. Kopfkino.

Hast Du gut umgesetzt.
Danke.

Auch danke für den Grammatikfehler.
Habe bei der Gelegenheit auch noch Feintuning gemacht, unnütze Worte entfernt.

Schönen Sonntag und
LG, Franklyn
 
Hallo zusammen,

ich habe den Text in Absätze aufgeteilt, überarbeitet und erweitert.
  • Absatz 5 und 6 sind überarbeitet bzw. neu ("Schlüssel-Drama").
  • Außerdem wurde ein komplett neues Ende eingebaut (ab Absatz 13).
Hinterlässt Tina weitere Schneisen der Verwüstung?
Kommt sie schlußendlich doch noch zu ihrem Frühstück?

Vielleicht hat der/die andere Lust, mal hineinzustöbern.

Viel Spaß. (Den hatte ich auf jeden Fall beim Schreiben.) :D

Liebe Grüße,
Franklyn
 
Hallo Franklyn,

phantastisch! Ich hab mich echt kringelig gelacht.
Pleiten, Pech und Pannen in Dauerschleife. Wo führt das noch alles hin? So kannst Du das nicht stehenlassen.:cool:

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
Jou, mir gefällt`s auch. Für welchen Zweck hast Du das geschrieben? Das Episodenhafte birgt eine Gefahr: Der Text ist sehr lang (nicht langatmig) und man ahnt bereits, dass sie im nächsten Absatz wieder in eine neue Katastrophe schlittern wird. Knackiger wird`s, wenn Madame Prota sich steigernd in immer größere Bedrängnis gerät.
Mein Vorschlag: Keine Absätze, kürzen.
Ich ahne: Du wirst mich dafür hassen ...
 
Hallo Rainer,

danke fürs Lesen.

phantastisch! Ich hab mich echt kringelig gelacht.
Pleiten, Pech und Pannen in Dauerschleife.
You make my Day. Habe mich total dadrüber gefreut.

Wo führt das noch alles hin? So kannst Du das nicht stehenlassen.:cool:
Du sagst es. Irgendwie endet die Geschichte nie :)

Klar, dass ich da im UnterHintergrund noch weiter dran bastle ...

Die alteingesessenen, hinterwäldlerischen Geschäftsleute aus dem Dorf, die sich im Hinterstübchen der Gaststätte Zur Alten Post treffen und Schmieden gegen Amazon planen (sic!), äh, Pläne gegen Amazon schmieden, die in der letzten Szene vor dem Café anrasen und Tina ins Auto zerren, nachdem sie Kettenbruch erlitten hat, da sie den neuen, unfreiwilligen Instagram-Star Tina als Gallionsfigur für ihre Taten brauchen ...

Danke noch mal und ein tolles Wochenende.
LG, Franklyn
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
... und mich haste nun nicht mehr liep?*ganztraurigausderWäscheguck*
 
Hi Isbahan,

schön, dass du auch vorbeigeschaut hast.

Jou, mir gefällt`s auch.
Danke.

Das Episodenhafte birgt eine Gefahr: Der Text ist sehr lang (nicht langatmig) und man ahnt bereits, dass sie im nächsten Absatz wieder in eine neue Katastrophe schlittern wird.
Da ist was dran. Das Ende soll jetzt der endgültig sein und offen sein. Entweder sie wird geschnappt oder kann noch weiter zu Fuß fliehen und sich irgendwo verstecken. Das liegt im Auge des Betrachters :cool:

Knackiger wird`s, wenn Madame Prota sich steigernd in immer größere Bedrängnis gerät.
ich denke, was Schlimmeres als jetzt, Fackel, Wasser, brennender Mülleimer, Feuerwehr, brennende Haltestelle, Rettungswagen kann nicht mehr passieren. Von daher ist m.E. der Höhepunkt erreicht.

Mein Vorschlag: Keine Absätze, kürzen.
Kürzen werde ich einige Sachen noch.
Aber was meinst du mit keine Absätze?
(Die Nummerierung habe ich eingefügt, um besser die Updates kenntlich zu machen.)

Ich ahne: Du wirst mich dafür hassen ...
Und wie :eek:

Alles, was jetzt noch kommen könnte (siehe auch meinen Kommentar an Rainer, wie z.B. das mit den Kaufleuten etc.), passt nur noch ins Format Roman.
Da habe ich auf jeden Fall schon mal Stoff, um das ggf. mal zu realisieren.

Dir einen tollen Samstag.
LG, Franklyn
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
Natürlich meinte ich die Nummerierung. Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass das Erzählerische fast zu kurz kommt, bei der Fülle von Ereignissen und dadurch der Erzähler etwas atemlos wirkt, z.B. hier:

Tina trabt zurück, dreht sich um, sieht zwei Leute mit Paketen fortlaufen, findet einen Pantoffel. Die Geräuschkulisse nimmt ab; aus der Ferne ist ein Martinshorn zu hören.
Vorschlag: Sie (vorher war klar, dass es Tina ist) trabt zurück und als sie sich umdreht, sieht sie, wie zwei Gestalten fortlaufen. Als die Geräuschkulisse abnimmt, findet sie einen (ihrer?) Pantoffeln, in der Ferne erklingt ein Martinshorn ...
Du könntest Teil I und II draus machen, von Nr.1-6 und von Nr. 7-21.
Dir einen noch tolleren Sonntag!
Allerliebste Grüße
Isbahänchen
 
Hi Isbahan,

danke für deinen weiteren Besuch.

Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass das Erzählerische fast zu kurz kommt, bei der Fülle von Ereignissen und dadurch der Erzähler etwas atemlos wirkt, z.B. hier:
Ja, tatsächlich werden einige Dinge in einen einzigen Satz abgehandelt.
Dass Tina atemlos klingen soll, stimmt schon, allerdings soll das Erzählerische auch nicht drunter leiden.

Vorschlag: Sie (vorher war klar, dass es Tina ist) trabt zurück und als sie sich umdreht, sieht sie, wie zwei Gestalten fortlaufen. Als die Geräuschkulisse abnimmt, findet sie einen (ihrer?) Pantoffeln, in der Ferne erklingt ein Martinshorn ...
Das ist ein gutes Beispiel, wo man das ein wenig stecken könnte. Es muss ja nicht alles sauschnell und atemlos sein, sondern nur bestimmte Stellen. Stimmt total.
Ich passe das hier an.

Du könntest Teil I und II draus machen, von Nr.1-6 und von Nr. 7-21.
Dir einen noch tolleren Sonntag!
Ja, oder I bis III.
Mal sehen.

Vielen Dank.
Und dir einen noch noch tolleren Montag :)

Allerallerliebste Grüße,
Franklyn
 



 
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