Peacful thinking.....

yza

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"Ich war schon immer für Frieden auf dieser Welt!"

Ich sage das aus meinem tiefsten Herzen heraus und trotz der Erkenntnis, dass es wohl ein Traum bleiben wird.

Man nennt mich Syd. Ich wurde in den alten Urwäldern des Amazonas in einem tropischen Regenguss geboren. Mein Leben beginnt mit einer Tragödie und wird wohl auch in solch einer Tragödie enden. Kurz nach meiner Geburt tappte ich blind in unserer Ameisenhöhle umher und ich versuchte mich mit meinen Fühlern zu orientieren. Alles war so neu für mich. Nach den ersten Gehversuchen und ich sage euch, ich beneide die Wesen, die nur zwei oder vier Beine haben, fand ich die ersten Traubenzuckerspuren meiner Amme. In meiner Höhle tapsten noch andere frisch geschlüpfte Ameisen herum. Ich nahm gleich die Spur der Amme auf und machte mich wackelig und leicht taumelnd auf meinen 6 Beinen hinter ihr her.

Kaum aus der Geburtskammer heraus, wurde ich von den großen Soldaten umgerannt, geschubst und an die Wand gedrückt. Sie schrien mich an: "Hey, weg da! Platz da! Aus dem Weg!" Tausende von Arbeiterinnen waren hier unterwegs und keuchten, stöhnten, ächzten, während sie Samenkörner, sowie Teile von Blättern verschiedener Pflanzen oder auch Insekten, Mal in Stücken, Mal als gut erhaltenes Ganzes durch unsere teils unterirdische Stadt schleppten. Meine Augen gewöhnten sich zuerst langsam an die Dunkelheit, jedoch halfen mir meine Fühler, mich zu orientieren. Ich musste der Spur der Amme folgen, um in die Kammer mit dem Babyfutter zu gelangen. Hin und wieder tauchte eine der riesigen Soldaten auf, die an den Abzweigungen unzähliger Wege postiert waren. Sie achteten darauf, dass hier unten keine Staus entstanden und halfen denjenigen, die sich mit der Ladung etwas übernommen haben und hin und wieder einfach mitten im Strom der allgemeinen Lastenbewegungen zusammenbrachen. Die Soldaten waren energisch, aber stets freundlich. Sollte jemand nicht mehr weiterkönnen, schnappten sie sich die Ladung, ließen denjenigen einen Moment verschnaufen, packten es ihm dann aber wieder auf die Schultern und sagten: "Hopp! Hopp! Ab in das Lager mit dem Zeug! Auf jetzt und seh zu, dass du weiterkommst!" Sie hielten die Ladung solange, bis der Arbeiter wieder auf allen seiner Füße stand und drängten ihn dann energisch weiter.

Als ich an einer Ecke nicht mehr weiterwusste, hörte ich eine tiefe Stimme sagen: "Na du, wo irrst du denn rum?" Ein Soldat packte mich einfach, hob mich hoch und schubste mich dann in einen weiterführenden, aber den richtigen Tunnel in Richtung Babyfutterkemmer. Noch bevor ich die Kammer mit dem Babyfutter erreichen sollte, hörte ich plötzlich von weit oben aus der Stadt wildes Geschrei und Lärm. Ich hatte keine Ahnung, denn wir Amazonasameisen machen des Öfteren wilden Tumult, obwohl es eigentlich um Nichts geht. Ich spürte in diesem Moment instinktiv, dass es an diesem Tag aber um mein Leben gehen könnte.

Ich kann euch sagen, als gerade frisch geschlüpfter neuer Erdenbewohner, wusste ich nichts über Krieg und Frieden in der Ameisenwelt. Ich wusste auch nichts über mein Volk. Wie sich noch herausstellen sollte, waren wir eine chaotische, aber sehr friedfertige Gemeinschaft.

Anders waren da wohl unsere lieben Nachbarn der Gattung Polyergus rufescens, die gut 7mm groß werden konnten, einzustufen. Allein schon ihre tödlichen Mandibeln, also ihre Mundwerkzeuge, ließen einer gewöhnlichen Waldameise beim Anblick stark die Knien schlottern. Ihre Mandibeln waren effektive Tötungswerkzeuge, sichelförmig mit sehr scharfer Schneidkante und zusätzlich mit feinen kleinen Zähnen besetzt. Mit ihren Mandibeln konnten sie auch unsere gepanzerten Körperteile wie Kopf oder Brust sehr schnell in Einzeleile zerlegen. Als diese bösartigen Sklavenhalter-Ameisen über unsere Stadt herfielen, meine Brüder und Schwestern entführten oder in ihre Einzelteile zerlegten und dabei unseren Bau völlig verwüsteten, da lernte ich schnell, was es heißt, am Leben zu sein.

Ameisen, eigentlich unsere Brüder und Schwestern, hatten unseren Bau angegriffen! Riesige, mordlustige, grausame Sklavenhalterameisen, mindestens genauso grausam, wie Treiberameisen! Kaum, dass ich unsere Ameisenstadt als mein Zuhause kennen gelernt hatte, da musste ich auch schon fliehen.

Plötzlich schnappte mich einer deren Riesen und hielt mich an einem meiner Fühler. Er hielt mich fest mit seinen Zangen, hob mich dann hoch und ließ mich direkt vor seinen martialischen Kauwerkzeugen hin und her baumeln. Er trug mich raus aus dem Bau. "Das war ein kurzer Auftritt auf der Bühne des Lebens.", dachte ich so bei mir und sah mich schon in Einzelteile zerstückelt zu werden. Oder würde dieser Riese mich zu seinem Sklaven machen? Nein - …ich hatte Glück!

"Es lohnt sich ja nicht einmal da reinzubeißen, in diesen Winzling.", brummte mein Feind und schleuderte mich in hohem Bogen vor unsere Stadt. Noch im Flug, sah ich das gesamte Ausmaß der Verwüstung unserer Stadt, die aus einem kleinen Hügel bestand, aber größtenteils unterirdisch lag. Zerstückelte Ameisenkörper lagen verteilt vor den aufgerissenen Eingängen der Stadt. Diese Killerameisen machten sich einen Jux daraus, den immer noch aus ihren Bau Fliehenden Amazonasameisen schmatzend die Köpfe abzubeißen.

Mein Flug endete auf dem Blatt einer Blume, ich rutschte daran hinab und schlug danach auf ein am Waldboden liegendes und mit klebrigem Harz getränktes Stück Baumrinde auf. Ich klebte sofort auf dem Rücken liegend daran fest. Durch den Aufschlag setzte sich das kleine Stück Baumrinde in Bewegung und fiel mit mir eine Böschung hinab, hinunter in einen kleinen Bach, der sich durch den heftigen Regen gebildet hatte. Die starke Strömung riss viele von uns Ameisen mit sich. Ich zappelte und wollte mich befreien, aber es war nicht möglich. Die Rinde und ich trieben, unzertrennlich durch das Harz, auf dem kleinen Wasserlauf in Richtung Fluss. Ich hatte Glück, dass sich das Stück Holz, welches sich im Strom des Wassers wild herumdrehte, immer wieder aufrichtete, so dass ich Luft holen konnte und am Ende immer wieder oben lag. Man mag es nicht glauben, aber wir Ameisen sind gute Schwimmer, allerdings weniger, wenn wir an irgendetwas festgeklebt sind.

Der Fluss war riesig. Ich erschrak, denn von oben fiel ein Schatten auf mich. Genau aus Richtung der Sonne, schoss etwas aus dem Himmel auf mich hinab. Ein Vogel schnappte mit seinem kleinen spitzen Schnabel nach mir und ich konnte mich nur blitzschnell nach links und rechts wegdrehen. Der Vogel konnte wohl nicht schwimmen und musste immer wieder eine kleine Runde zum neuen Angriff fliegen. Er flog mich mehrmals an und er hätte wohl besseren Erfolg gehabt, wenn er einfach eine der im Wasser zappelnden Ameisen aufgepickt hätte. Aber nein, er hatte es sich in den Kopf gesetzt, genau mich zu erwischen. Beim sechsten Angriff schnappte zum Glück ein Kaiman kurz aus dem Wasser nach dem Vogel und schluckte ihn in einem Stück runter. Ich war fix und fertig und wollte endlich meinen Frieden. Bisher waren nur Stunden seit meiner Geburt vergangen und es war ein permanenter Kampf ums Überleben.

Stundenlang versuchte ich mich vom Harz zu befreien, während die Baumrinde immer weiter den Fluss runter trieb. Nachts schnappten Fische nach mir und ich musste ständig auf der Hut sein. Schlafen war unmöglich. Ich bemerkte, dass der Fluss langsamer wurde, überall türmten sich Steinflächen an seinen Ufern auf, die üppige Pflanzenwelt war nicht mehr zu sehen. Das Wasser fing an zu stinken, es war sehr trüb geworden. Die Baumrinde trieb an eine Stelle, wo die Wasseroberfläche in allen erdenklichen Farben aufleuchtete, wie ein Regenbogen, doch der Gestank brannte in meinen Augen.

Komischer Weise löste sich nun das Harz von meinen Füßen und ich war frei. Doch wo sollte ich hin? Einfach ans Ufer schwimmen? In dieser giftigen Dreckjauche?

Ich paddelte mein Stück Baumrinde angestrengt in Richtung einer der steilen Steinwände und krabbelte dann an ihr hoch, weit nach oben. Monströse Bauwerke gab es hier und ich erblickte eine Tierart, die ich noch nie gesehen hatte.

Mir wurde klar, ich würde niemals zu meiner Sippe zurückfinden, doch eine Ameise kann nicht alleine leben. Das Wichtigste schien mir jetzt, herauszubekommen, ob es in dieser Steinwüste auch Artgenossen gab. Ich schlich mich über den steinernen Boden, wobei ich aufpassen musste, dass mich die Zweibeiner, die hier überall herumliefen, nicht zertraten.

Ich hatte Hunger und näherte mich einer Ansammlung von Zweibeinern, die aus ein paar Steinen saßen und genüsslich etwas verspeisten. Ich kletterte zu ihnen nach oben und saß plötzlich auf einem riesigen Brocken Nahrung.

Im nächsten Augenblick hatte mich einer dieser Zweibeiner ins Visier genommen und rief aufgeregt: "So ein kleines Mistvieh. Weg da von meinem Brot!" Er versuchte mich mit einem Stück Eisen platt zu drücken! Ich rannte weg. Instinktiv im Zickzack, erst links, dann rechts, dann wieder links. Ich musste schnell sein! Der Zweibeiner war auch flink, aber ich war clever! Mit meinem gekonnten Sprung in die Tiefe hatte er nicht gerechnet. Puh! Für den Augenblick war ich gerettet. Ich rannte über eine endlose Steinfläche, immer weiter, immer weiter, bis es dunkel um mich herum wurde. Ich war in einen Tunnel gelaufen und blieb hier erstmal.

In der Nacht wurde ich traurig. Im Kokon hatte ich mich so sehr auf das Leben gefreut. Doch seit meiner Geburt hatte ich nichts getan, als gegen den Tod zu kämpfen. Was für eine Welt war das bloß?

Das leise Rascheln, welches ich hörte, schaffte es nicht, mich wach zu halten. Ich brach förmlich zusammen.



Am nächsten Morgen erwachte ich und blickte in die unbekannten Gesichter von Artverwandten. "Er lebt! Tatsächlich!", rief einer der drei aus.

Ameisen haben gute Instinkte und mir war sofort klar, dass ich es hier mit einer anderen Art Ameisen zu tun hatte. Später wusste ich dann, dass es stinknormale Waldameisen waren.

Sie griffen mir unter meine schwachen Beine und versuchten mich auf meine Füße zu bekommen. Dann klopften sie mir brüderlich auf die Schultern und einer fragte: "Wo kommst du her? So etwas wie dich, haben wir noch nie gesehen."

Ich erwiderte stotternd: "Ich glaube, ich bin verfolgt worden."

"Ach, das ist hier meistens so", gab mir der Zweite zu verstehen und fügte hinzu: "Wir Ameisen sind ständig auf der Flucht."

Ich sagte: "Ich bin Syd und komme aus dem Dschungel."

Sie führten mich in ihre Höhle. Im Gegensatz zu unserem Bau im Wald, gab es hier nur Gänge aus Stein. Glatte Wände, die über lange Gänge nach oben und unten miteinander verbunden waren. Schließlich zeigten sie mir ihr Vorratslager. Ich war erstaunt. Sie wohnten anscheinend mit den Zweibeinern zusammen und ernährten sich von deren Nahrung.

"Lassen die Zweibeiner euch in Ruhe?", fragte ich neugierig.

Alle lachten. Einer von ihnen sagte: "Nein, Syd, zwischen uns wird es wohl nie Frieden geben, sie versuchen ständig, uns zu vernichten. Wir müssen uns gut verstecken."

Obwohl ich ein wenig exotischer aussah als sie, akzeptierten sie mich in ihrer Mitte...

Die Waldameisen waren sehr gebildet. Sie erzählten von den Zweibeinern, die sich selbst Menschen nannten. Sie hatten sie studiert und gelernt, mit ihren Eigenheiten zu leben.

Sb (gesprochen Sir) wurde mein bester Freund, er war besonders klug. Er war dahintergekommen war, dass die Menschen über den gesamten Erdball verteilt leben. Sie waren in der Lage, Dinge zu tun, von denen Ameisen nur träumen konnten. Ich glaubte ihm nicht alles, obwohl er sehr überzeugend reden konnte und mir erzählte, dass Menschen mit Raketen zum Mond fliegen können.

Das konnte doch nur eine Lüge sein!

Srb glaubte daran, dass Ameisen viel von den Menschen lernen könnten und in der Lage wären, Gleiches zu schaffen. Andererseits warnte er ständig vor den Menschen, er gab mir zu verstehen, dass sie nichts Gutes im Schilde führten, er sagte, sie seien zerstörungswütig und nicht Herr ihrer Sinne. Nicht selten wurde Srb verspottet und ausgelacht, doch er blieb des Menschen größter Bewunderer, aber auch ein kritischer Feind!

Ich fühlte mich sicher in ihrem Bau. Die Menschen sah ich nicht als Bedrohung.

Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem sich Srbs Prophezeiungen bewahrheiten sollten.



An jenem besagten Morgen hörte ich ein ebenso großes Geschrei, wie damals im Ameisenbau im Dschungel. Ich ahnte nichts Gutes. Gleich darauf fielen mir leblose Ameisenkörper direkt vor die Füße.

"Gas, Gas!", hörte ich es von irgendwoher schreien. Srb zog mich an den Fühlern davon und wir rannten so schnell wir konnten nach draußen.

Die meisten meiner neuen Freunde haben es nicht geschafft. Ein kleines Häufchen Überlebender versammelte sich in sicherer Entfernung. Es war klar, dass diese Unterkunft nicht mehr zu beziehen sein würde, denn nach dem Gasangriff, den die Menschen ausgeführt hatten, wurde der Bau mit einer schleimigen Flüssigkeit gefüllt. Einige der älteren Ameisen kannten diese Prozedur aus Erfahrung.

Wir mussten alle fliehen und umziehen.



"Ich habe es euch gesagt! Diese Menschen sind das Letzte! Sie töten nicht nur Ameisen, sie töten alle Tiere, die ihnen im Weg sind und ich habe sogar gehört, dass sie sich gegenseitig umbringen." Srb klang aufgeregt.

Nun, zumindest mir war klar, dass sich auch Ameisen gegenseitig töteten, ob dies nun ein Zeichen besonderer Schlechtigkeit sein sollte, konnte ich nicht sagen.

Srb sagte zu mir: "Ihre Zerstörungswut ist so unermesslich groß, dass ein Frieden auf Erden unmöglich sein wird."

Frieden, da war wieder dieses Wort. Ich habe ihn nur kurz erleben dürfen. Verfolgung und Flucht hatten mein kurzes Leben geprägt. Kaum zwei Tage hatte ich meinen neuen Bau genießen können. Srb schimpfte weiter über die Menschen, aber er hatte auch einen Plan....

Wir brauchten Tage, bis wir das neue Ziel erreichten, welches uns nun als Unterschlupf dienen sollte. Als ich erkannte, dass wir wieder in der Nähe menschlicher Behausungen angekommen waren, begann ich an Srbs Plan zu zweifeln. Doch er versuchte, mich zu überzeugen: "Glaub mir, ich weiß was ich tue."

Nachts erreichten wir eine lange Röhre, die in einen Berg mündete. Srb führte uns hinein. Am Ende des Tunnels standen wir vor einer Wand. "Haltet euch fest, irgendwann öffnet sich das Tor und dann schlüpfen wir hinein." Srb war offenbar schon oft hier gewesen. Er kannte sich gut aus.

Stunden vergingen und langsam machte sich Ungeduld breit. Da! Ein scharfer Luftzug begleitete das Öffnen der Wand. Wir klammerten uns aneinander. Ich hörte Schreie. Einige unserer kleinen Mannschaft wurden vom Luftzug einfach weggepustet. Ich habe sie nie wiedergesehen. Wir anderen schlüpften durch das von Menschen gemachte Tor.

Srb warnte uns: "Hier darf uns kein Mensch sehen!".

Alles war aus Stein, die Wände waren glatt und kahl. Licht gab es nicht. Wir wanderten in einem Labyrinth aus Rohrleitungen umher, bis wir zu einem Gitter kamen. Dahinter lag ein Raum aus dem wir Stimmen hörten. Keinesfalls wurde hier ameisisch gesprochen. Hier waren Menschen!

Überall in dem Raum blinkten große und kleine Lämpchen. Rot, grün, blau, gelb, weiß – ein leuchtendes Meer aus Farben. Menschen saßen vor eigenartigen Maschinen, auf denen sie mit ihren Fingern herumtippten.

Srb nahm mich beiseite: "Wir müssen die Anderen hierlassen, sie werden erst später nachkommen. Komm mit, ich will dir etwas zeigen."

Srb gab den Anderen die Anweisung, dort zu warten und führte mich weitere Rohrleitungen, mit mehreren Abzweigungen entlang. Plötzlich trafen wir auf ein weiteres Gitter.

"Du bleibst jetzt hier, bis ich wiederkomme. Ich muss das mal checken." Syd ließ mich einfach stehen.



Doch ich war jung und neugierig. Ohne Zögern kletterte ich in einen der anderen Tunnel, bis ich mich in einer Steilwand wiederfand. Von dort aus sah ich direkt in einen riesigen Raum. Ich staunte nicht schlecht, als ich dort eine monströse von Menschen gemachte Maschine entdeckte. Nachdenklich ging ich zurück. Ich fragte Srb sofort was das ist und er erklärte mir: "Das ist eine Rakete. Die Menschen sind mit solchen Dingern zum Mond geflogen. Aber diese hier ist von Ihnen gebaut worden, um andere Menschen zu töten. Es ist eine Atomrakete. Sie kann sehr weit fliegen. Die Menschen haben sie überall auf der Welt verteilt."

Mir war nicht klar, was Srb vorhatte. War das nun eine der Mondraketen, von denen Srb mir erzählt hatte? Aber warum sollten sich Menschen damit gegenseitig töten? Er wollte doch nicht...? Oder doch? Ich rief: „Jetzt weiß ich, was du vorhast!“ Er sah mich erstaunt an und sagte: "So, na was denn?"

"Du willst uns auf den Mond bringen." Er lachte laut los und schüttelte den Kopf, dass seine Fühler wild hin und her schaukelten. Dann sagte er energisch: "Jetzt halt die Klappe und komm weiter."

Wir kletterten durch die kleinen Löcher im Gitter in einen großen Raum. Viele kleine Lichter blinkten und ein ständiges Surren war zu hören. Wir durchquerten den Raum, gelangten an ein anderes Gitter und sahen die Menschen, die wir zuerst von oben, von den Rohrleitungen aus betrachtet hatten, wo nun unsere Freunde warteten.

Die Menschen redeten durcheinander und arbeiteten an ihren Maschinen. Srb war ganz ernst geworden: "Hör zu, ich weiß nicht genau, wie das hier ausgeht, aber wenn ich nicht überleben sollte, dann musst du die Anderen in fünf Tagen wieder nach draußen bringen."

Ich war verdutzt: "Wieso ich? Du bist doch unser Führer."

"Verdammt, versteh doch Mal, vielleicht werde ich dann nicht mehr da sein! Du musst genau fünf Tage warten, hast du verstanden?" Ich nickte, obwohl ich in Wirklichkeit gar nichts begriffen hatte.

Srb sagte energisch: "Los, komm jetzt, du musst mir helfen."

Wir kletterten über ein grünes Kabel in ein kleines Gehäuse aus Metall. Es war verdammt warm hier und ich begann zu schwitzen.

"Sei vorsichtig, dass du nur die bunten Kabel berührst. Fass hier ja nichts an!", warnte mich Srb.

Über uns schwirrten mehrere Propeller und pusteten die warme Luft umher. Plötzlich blieb Srb stehen. Ich blickte mich erstaunt um, ich hatte keine Ahnung, wo wir uns befanden.

Er sagte: "Komm her Syd, du hebst mich jetzt da hoch und wenn ich sage loslassen, dann springst du da rüber und gehst genauso vorsichtig zurück, wie wir hergekommen sind. Dann bleibst du bei den Anderen. Vergiss nicht: in genau fünf Tagen musst du sie wieder herausführen!“

"Und du?", fragte ich ängstlich. Er antwortete nicht. Ich stemmte Srb in waagerechter Lage nach oben. Er machte sich lang, dann rief er: "Lass los!"

Ich sprang weg und schaute nach oben. Ich schrie! „Srb! Neeeeeein!“ Srb hielt sich mit Vorder- und Hinterfüßen an zwei Drähten fest. Sein kleiner Körper glühte plötzlich wie das Funkeln eines Glühwürmchens. Er schrie kurz auf. Ich sah sein schmerzverzerrtes Gesicht. „Lass los, Srb, komm endlich da runter“, rief ich verzweifelt.

Doch Srb hielt sich trotz der Schmerzen, die man ihm ansah, verbissen fest. Ich konnte nichts tun. Dort oben verglühte mein bester Freund! Sekunden später stürzte er zu Boden. Er glühte immer noch schwach. Im gleichen Augenblick hörte ich, wie die Menschen im Raum nebenan lauter wurden und aufgeregt redeten.

"Das ist doch nicht möglich, wir haben gar keinen Befehl bekommen!"

"Der Countdown läuft aber!"

"Abschalten! Abschalten!"

"Der Computer reagiert nicht!"

"Die Raketen starten!"

"Rufen sie den Präsidenten an!"

"Sie haben uns im Visier. Einschlag um 0-500."

Ich konnte nicht weiter zuhören, denn ich kümmerte mich um Srb, dessen Körper dampfte und leicht verkohlt roch. Er lag ohnmächtig vor mir. Ich betastete ihn mit den Fühlern, bis er wieder zu sich kam und stöhnte. Ich war erleichtert, zum Glück sind Ameisen sehr robust.

Ich fragte: "Srb, was sollte das, willst du dich umbringen? Aber bitte ohne meine Hilfe!"

Er lächelte schwach. Mühsam schleppte ich ihn den ganzen Weg zurück.

Die Anderen hatten mitbekommen, welche Aufregung bei den Menschen ausgebrochen war. Sie waren verunsichert und hatten Angst, aber unsere Freunde waren erfreut uns wiederzusehen.

"Wie konnte das nur passieren?", hörten wir einen der Menschen fragen.

Ein anderer sagte laut: "Das kann doch kein Bug sein?"

Nur wenige Minuten später spürten wir, wie der gesamte Berg erzitterte, als wäre ein Erdbeben im Gange. Dreimal hintereinander zitterte der Berg. Wir rückten näher zusammen. Srb hatte sich ein wenig erholt und flüsterte schwach: "Wenn wir hier rauskommen, dann wird es ein Leben in Frieden geben, die Erde gehört dann uns!"

Die Tage im Berg vergingen schnell. Wir beobachteten die Menschen. Sie waren nervös und viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie uns bemerkt hätten. Einige weinten sogar. Immer und immer wieder baten wir Srb um eine Erklärung, aber er schwieg.



Nach fünf Tagen krabbelten wir zurück in die lange Röhre, aus der wir anfangs hier hineingekommen waren. Wir warteten vor der Klappe. Als sie sich öffnete, wurden wir in hohem Bogen durch einen starken Luftzug hinausgeschleudert. Im Flug blickte ich über den Berg und war erstaunt darüber, dass hier nichts mehr so war, wie vor einigen Tagen. Der Himmel war rot und die Erde leergefegt. Keine Bäume, keine Menschenhäuser waren zu sehen. Der Berg war kahl, als hätte man alles auf ihm abrasiert. Die Luft war heiß und trotzdem schneite es. Wir sammelten uns bei einem kleinen verbeulten Blecheimer, der am Fuße des Berges lag.

"So, nun werden wir Ameisen ein neues Leben in Frieden beginnen", verkündete Srb feierlich.



Erst viel später verstanden wir, dass Srb einen Atomkrieg unter den Menschen ausgelöst hatte, die uns nun in Frieden leben ließen. Jedoch weitere Kriege unter den Ameisenvölkern hatte er dadurch nicht verhindern können.
Und obwohl seine Idee einem ameisischen friedliebenden Gedanken entsprungen war, zweifelte ich daran, dass dies eine friedliebende Handlung gewesen war.

Der Zweck heiligt nicht immer alle Mittel.



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Polyergus rufescens)

Die Arbeiterinnen sind rotbraun und 5–7 mm lang, die Königinnen sind dunkelbraun und 8,0–9,5 mm lang und die Männchen sind schwarz und 6,0–7,5 mm lang. In Anpassung an die Lebensweise als Sklavenjäger sind die Mundwerkzeuge stark spezialisiert.[1] Die Mandibeln sind zu effektiven Tötungswerkzeugen umgebildet. Sie sind sichelförmig und haben eine sehr scharfe Schneidkante, die zusätzlich fein gezähnt ist. Mit diesen Mandibeln können Amazonenameisen auch stark gepanzerte Körperteile wie Kopf oder Brust anderer Ameisen sehr schnell durchdringen. Die Maxillen und die Labien sind hingegen stark verkürzt und wohl nicht mehr funktionstüchtig. Die Antennen sind 12-gliedrig.



24 stunden Ameise

Die Arbeiterinnen sind 18 bis 25 Millimeter lang und haben einen schwarzen, manchmal leicht bräunlichen Körper. Die Königinnen werden kaum größer, haben aber für die Eierproduktion eine breitere Gaster. Die Vorderbeine sind goldfarben, Körper und Beine sind behaart. Paraponera clavata ähnelt in ihrer Gestalt einer flügellosen Wespe. Paraponera hat ein Organ in der Gaster, mit dem sie bei Gefahr oder Erregung laut stridulieren kann.
 



 
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