Pechvogel

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anemone

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Es war einmal ein Pechvogel. Immer traten seine Füße in die mit Pech frisch gestrichene Dachpappe, die gerade das Dach neu eindecken sollte. Lange dachte der Rabe „Ich bin aber auch ein Pechvogel!“ und wich den Dächern aus, indem er einen weiten Bogen um sie machte, denn es war recht unangenehm mit dem schwarzen Pech zwischen den Krallen. Überall blieb er hängen und kleben und es dauerte doppel so lange, bis er von der Stelle kam, wie andere Vögel. Eines Tages allerdings sah er, wie eine schneeweiße Möwe sich auf das frisch geteerte Dach eines Hauses niederließ und insgeheim freute sich der schwarze Rabe schon darüber (ich gebe zu, es war Schadenfreude) mit dem Gedanken daran, dass diese Möwe jetzt gleich schwarze Krallen haben und überall festkleben würde, so wie es ihm selbst immer erging. Doch weit gefehlt, so war es nicht. Die Möwe zerrte mit ihrer ganzen Kraft die Füße aus dem Pech (Teer) heraus, drückte ihre Krallen in den Sand, der am Boden lag und flog davon. Da erst sah der Rabe, dass die Möwe keine Schwierigkeiten damit hatte festzukleben und er machte es dem Vogel gleich. Wenn er fortan einem Vogel begegnete, der damit kämpfte, immer wieder seine Füße von der Stelle zu bewegen, weil sie stecken blieben, rief er ihm fröhlich zu:
Du Dummkopf, flieg doch in den Sandhaufen, und scharre deine Krallen hinein und sei stark und nicht so zimperlich, dann schaffst du es auch!
 



 
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