Pegasus

GerRey

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Auf dem Feldweg, wo zu dieser
Jahreszeit flüssiger Staub liegt -
Erde zertreten von Pferdehufen,
sich überschlagenden Hasenpfoten,
schweren Schuhen wie meinen
und anderen Tieren, die Gott schuf -,
kam sie mir auf ihrem Gaul entgegen.

Jetzt, wo ich so schön in Walking-Fahrt
gekommen war, sollte ich mich demütig
an den Wegrand stellen und warten,
bis Pferd und Reiterin an mir
vorbei waren? (Bei meinem Anblick
scheuen weniger die Pferde, eher
die Weiber!)

Aber schon als ich langsamer wurde-
und nach einem Abstellplätzchen für
mich suchte, um kein Hindernis im
Gegenverkehr zu sein, geschah das
Unglaubliche: Vor einer Woche hatte man
das Kornfeld abgeerntet, das auf der
der Koppel gegenüberliegender
Seite lag, dazwischen ging der Feldweg
hindurch, und die junge Frau -
gegen einen alten Mann wie mich,
ein Mädchen, - wich samt Pferd auf das
Stoppelfeld aus, bevor ich bis auf
zwanzig Schritte herangekommen war.

Gerade konnte ich noch in das Gesicht
der Reiterin im abgewandten Halbprofil sehen -
auf dem von der Sonne oder dem Eifer geröteten
Gesicht, das vom Schirm des Reithelms
in der tief am Horizont stehenden
Abendsonne kaum beschattet wurde,
schwamm ein Schmunzeln, das in den Mundwinkeln
einen lüsternen Zug zu haben schien. Ohne dass
mich ihre Blicke bewusst berührten, hielt sie ihre
Aufmerksamkeit auf das Feld, in das sie ritt.
Hatte ich sie auf diesen Gedanken gebracht?
Aber sie schenkte mir nicht einmal einen
Augenaufschlag. Also dankte ich ihr im Stillen
und Schritt weit aus, um schnell beide
in meinem Rücken.zu belassen.

Der Feldweg war keine 200 Meter lang
und mündete in einen schottrigen
Querweg, der ebenfalls noch etwa
150 Meter am Feld entlang führte

Hier angekommen, hatte ich es nun
zur Linken und konnte sehen, wie das
Mädchen auf dem Pferd kühne Schleifen
im Galopp darauf zog. Ihr Wille kam im
unterwürfigen Gehorchen des Pferdes
zum Ausdruck, und dem Tier schien das
sichtlich gut zu tun. Die Reiterin wirkte
wie eine Göttin, deren Busen und das
zu einem Schweif gebundene Haar im
Rhythmus der Bewegung mitschwangen;
Staubfontänen unter den Hufen wirbelnd.

Ich liebte sie im Augenblick.
Fast wäre ich auf die Knie gefallen
und hätte wie ein Kreuzfahrer, der ins
Gelobte Land kommt, vor Ehrfurcht, die
Sehnsucht in Erfüllung zu sehen,
ein Kreuz geschlagen.

Wenn sie auf meinen Nacken umsteigen
wollte, dachte ich in Ansicht ihrer, hätte ich sie
von ihrem Pferd herunter geküsst und wäre
mit ihr galoppiert, wie es das Pferd nicht
gekonnt haben würde! Wild und ungestüm,
mit schmetternden Füßen
in den Tod hinein und weiter durch
das Jenseits und Dantes Höllenkreise - auf
sanfte Wolkengebilde, die alle Schwere
nehmen und zur Ruhe betten …
auf dass alles würde, wie es sollte und
daraus ein neuer Gott sich auf Flügeln
empor schwänge - stark und schnell - gleich
dem galoppierenden Tier auf dem Feld!


Rose Tattoo-Billy Thorpe - Going Down live.mpg
 



 
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