Penetranzparadigma

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Penetranzparadigma

I - Seele

Sieh: Da bist du.
Leben im Garten
Für den Rest bleibt
ein Laben an Gerten
Bekämpfe den Schmerz mit Lust
Ein Kuss dem Erkennen.


II - Verstand

Konzentration auf den Kaffee
Frischluftfladen treiben mit dem Lärm
Presslufthammer, Bus, die letzten Kinder
Atmen

Wer seinen Kopf verflucht
hat's schwer
und noch ein Loch
ein Riss
der Hammer drischt sich ätzend
in die Stadt
die schmale Menschmaschine
rächt sich für die Pressbahn
hämmert Morde in den Dreck
der bricht und kotzt
und übergibt sich
wie die Nachtschicht

Atmen Atmen
stinkend brennt der Kaffee
Teer in Kühlschranknähe
Koffein verpufft im Managergetöse
unwirklich das kleine Hämmern
Fundamente schreien nach Wartung
in den Fenstern stehen wir
und winken


III - Liebe

Erfinde ein Wort
klebe es in Briefe
anonym
Sie wird alles lesen
das geschwärzte
wie das rot hinzugefügte


IV - Synthese

Im Herz der Muschel
schlägt ein Hammer
Luftsprünge.
Horch und guck!
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo lap!

Ich versuche mal eine Annäherung:

Diesen Teil verstehe ich als kurze Vorstellung des Protagonisten. Ein Mensch von Schmerzen gequält, auf der Suche nach einem Ausweg.

Hier haben wir jetzt das Umfeld des lyr.ich.
Sehr gehetzt und ruhelos geschrieben, vielleicht der Ursprung der Schmerzen.

Hier kehrt angenehme Ruhe im Gedicht ein.
Die Andeutung eines Auswegs, wenn auch erst einmal anonym.

Hier jetzt die Lösung für unseren Helden.
Auf das Innere hören und schauen.

So habe ich mir die Sache zusammengereimt. Vielleicht liege ich vollkommen daneben, aber so ergibt das Gedicht für mich einen Sinn.

Insgesamt hinterlässt dein Text eine Art Verstörung nach dem Lesen bei mir, aber das ist ja nicht das schlechteste Gefühl nach einem Gedicht, oder?!

Liebe Grüße
Manfred
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Manfred,

ja, Verstörung wäre schon ein erwünschtes Ziel. Deine Interpretation finde ich klasse, der Innenbezug ist mir so gar nicht aufgefallen. Danke Dir!

cu
lap
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo lap!

Der Innenbezug ergab sich für mich aus der "Synthese".
Die Muschel ist ja etwas verschlossenes und dieser Wunsch nach Ausbruch bzw. Öffnung zieht sich für mich durch das ganze Gedicht.

Liebe Grüße
Manfred
 
Hallo lapismont,
ein ungeewöhnliches und auch gelunges Gedicht. Die Überschrift macht zwar neugierig, gefällt mir aber als Wort nicht so recht. Aber das ist Geschmackssache...
Herzliche Grüße
Karl
 
H

Heidrun D.

Gast
Hach,

das ist wirklich schön und vieldeutig. Nur zwei Kleinigkeiten habe ich zu bemäkeln, einerseits den Titel (bereits von Karl kritisiert) und

Wer seinen Kopf verflucht
hat's schwer
und noch ein Loch
ein Riss
der Hammer drischt sich ätzend
in die Stadt
die schmale Menschmaschine
rächt sich für die Pressbahn
hämmert Morde in den Dreck
der bricht und kotzt
[strike]und übergibt sich
wie die Nachtschicht[/strike]

die durchgestrichen Verse finde ich eigentlich überflüssig weil gedoppelt. Oder meinst du eine berufsbezogene Übergabe der Nachtschicht?

Fragende Grüße
Heidrun
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Oder meinst du eine berufsbezogene Übergabe der Nachtschicht?
:D
jop, meinte ich. Zu sehr Kalauer?
passt aber zur Zeit und schlägt eine Brücke zu Menschenmassen.
mhm.

Hey, was mosert ihr an der schönen Überschrift herum? Die war zuerst da!
Popeliges Penetranzparadigma erschien mir zu übertrieben.
Nein, der Titel soll ja mehrere Inhalte übertragen. Zum einen natürlich den Anklang einer philosophischen Merkwürdigkeit und zum anderen die Penetranz als Bezugspunkt in die Aufmerksamkeit des Lesers rücken.

grübelnd,
lap
 
Hallo lapismont,
an dem Titel habe ich herumgemäkelt, weil es sich nach meinem Empfinden um ein Wortungetüm handelt. Gleichzeitig hat es aber durchaus etwas Originelles...!
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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