Peng

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Das war´s dann.
Überall gehen die Lichter aus. Nichts regt sich mehr. Was ist los? Antwort: Die Atombombe ist abgeworfen worden.
Eigentlich muss man ja bei den Jägern und Sammlern anfangen. Die Schlausten haben sich was ausgedacht, was dem Stamm weiterhilft. Die Töpferscheibe zum Beispiel. Oder war das später?

Lange danach – Jahrhunderte oder eher Jahrtausende - studierten sie Physik und dachten sich was Anderes aus, was dem Stamm absolut nicht weiterhalf. Im Gegenteil. Es vernichtete ihn. Ein Name: Oppenheimer.
Früher, in der Schule, habe ich solche wie ihn immer bewundert. Sie gaben die Mathearbeit nach 10 Minuten ab und konnten den Klassenraum verlassen, während wir Anderen noch über den Zahlen brüteten. Kann man natürlich vom IQ nicht mit ihm vergleichen. Da spielte er in einer ganz anderen Liga.

So einer ist mir nie über den Weg gelaufen. Vielleicht machen wir Normalsterblichen den Fehler, so einen wie ihn zu sehr zu bewundern. Dazu regen die ewigen Schulen, in denen wir rumgesessen haben, die ewigen Matheaufgaben, die wir gelöst haben, ja geradezu an.
Ich habe die Biografie gelesen und den Film gesehen.
Wie konnte aus so einer naturwissenschaftlichen Begabung so etwas werden. Da interessiert es mich auch nicht, dass er großzügig war und seine Studenten nach dem Seminar immer zum Essen eingeladen hat.
Mich interessiert bloß, wie sehr er darauf drang, dass die Atombombe gezündet wurde, und dass sie möglichst viele Menschen vernichtete. Irgendwie hatte ich mir früher immer eingebildet, dass die Wissenschaftler, die die Bombe bauten, sich gar nicht so richtig bewusst waren, was sie da eigentlich taten. Was natürlich Quatsch war.

Er war nicht der Einzige, der beteiligt war. Niels Bohr, Richard Feynman sind bekannte Namen. Aber Oppenheimer war der Motor hinter dem Ganzen. Er, der Langschläfer war, war in Los Alamos schon frühmorgens auf den Beinen.
Was ist in ihn gefahren? Er, der aus sehr reichem Hause stammte, hätte vielleicht Physik Physik sein lassen sollen, die Beine hochlegen und ein Playboyleben mit Drugs, Sex und Rock´n Roll führen sollen.

Stattdessen hat er studiert und studiert, war überall der Beste, bloß um uns schlussendlich die Scheißbombe auf den Kopf zu werfen. Was haben ihm die armen Mandelaugen getan mit ihren Kirschbäumen und dem grünen Tee? Außer den Hunderttausenden, die entweder gleich oder in den nächsten Tagen in Hiroshima und Nagasaki umkamen, starben von Ende des zweiten Weltkrieges bis heute wohl bestimmt noch genauso viele an den Spätfolgen.
Immer noch werden in Japan behinderte Kinder geboren. Von vielen Menschen blieb nach der Abwurf der Bombe bloß ein Schatten im Asphalt. Wie geht das eigentlich? Kann ich mir nicht erklären. Physikerin wird aus mir eher keine.
Vielleicht ist der Asphalt so heiß geworden, dass die Körper zerschmolzen sind und dann, als die Hitze nachließ, nach dem Wiedererstarren der Straßendecke, blieb ein Abdruck von ihnen auf ihm.
Das Schlimmste war der unsichtbare Tod. Die, die die Explosion überlebt hatten, dachten, sie sind noch einmal davongekommen. Tage später fielen ihnen ihre Haare aus.

Irgendwie fragt man sich, ob die Leute in Hiroshima schon eine Ahnung hatten, dass es mit ihnen zu Ende geht, dass ihre Uhren ablaufen, und man sie im fernen Amerika schon im Visier hatte. Dass sie lebende Untote sind, ihre letzten Stunden angebrochen sind. Manche haben ja das zweite Gesicht und wissen alles vorher.
Sie sind ja brennend in den Fluss gesprungen, was ihnen aber nichts genützt hat, da er auch in Flammen stand. Und dann das Mädchen, dass die tausend Kraniche gefaltet hat, als sie zehn Jahre nach Abwurf an Leukämie erkrankte. Das sollte Glück bringen. Es hat ihr aber nichts genützt.
Ich sehe mich noch in Malchin, wo meine Oma wohnte, in Tränen aufgelöst vor der Kinoleinwand sitzen. Es lief "Moskau glaubt den Tränen nicht". Ein Film über eine japanische Tänzerin, die auch diese Krankheit hat, obwohl sie erst Jahre nach Abwurf der Bombe geboren wurde.

Warum hat er nicht das Geld seiner Eltern verprasst mit Glücksspiel und leichten Mädchen? Was wär der Menschheit erspart geblieben.
Warum werden Leute, die so leben, so verurteilt – die tun wenigstens keinem was - andere dagegen, die in seine Fußtapfen treten, hoch geehrt. Ich hab mal von einem Serienkiller gehört, der 75 Menschen ins Jenseits beförderte. Gegen Oppenheimer war er ja regelrecht ein Menschenfreund.

Den Schaden auf der Welt richten die Fleißigen an. Ständig müssen sie Kriege führen, Land erobern bzw. in Friedenszeiten alles betonieren, Häuser, die von dem Leben der Bewohner künden, die mal in ihren Mauern lebten, niederreißen, um Investitionsobjekte ohne Seele zu errichten. Ihr Traum ist es, die ganze Welt in Autobahnen und Parkplätze verwandeln. Davon, einfach mal die Füße still zu halten, halten sie nichts.

Aber das mit diesen ehrgeizigen Physikern ist ja noch mal ´ne ganz andere Kategorie. Die sind ja brandgefährlich.
Natürlich ist mir klar, dass sein Ehrgeiz auch mit seinem Judentum zusammenhängt. Ein Volk, das ewig gedemütigt wurde. Vielleicht ging es absolut nicht spurlos an ihm vorbei, dass er von den Anderen in einem Feriencamp nachts im Kühlraum eingeschlossen wurde. Sowas macht einen zu einem Menschenfeind.

Später, als Student und Wissenschaftler, wollte er es ihnen allen zeigen. Los Alamos - übrigens, auch die Bevölkerung in New Mexiko kräftig verstrahlt -, wo sie in ihrer Hexenküche hockten, brachte ihm die ersehnte Machtstellung.
Bis zu den Vorwürfen der Kommission für unamerikanisches Verhalten wegen angeblicher Spionage. Mir tat das wenig leid.
Im Grunde ist er danach einfach wieder zu den Studenten in Berkeley zurückgekehrt und hat weiter unterrichtet. Von seinen Opfern blieb dagegen nur ihr Schatten im Asphalt. Ihnen hat keiner mehr die Möglichkeit gegeben, sich noch lange vor einer Kommission zu rechtfertigen, bevor die Bombe über ihren Köpfen explodierte.
Er selber ist nicht an seinem schlechten Gewissen gestorben - vielleicht drang so was in seinen intellektuellen Elfenbeinturm, in dem er saß, gar nicht mehr durch -, sondern durch sein jahrelanges Kettenrauchen.
So einer wir er hätte nicht vor die Kommission für unamerikanisches Verhalten gehört, sondern vor ein Tribunal der Völker. Genauso etwas wie die Nürnberger Prozesse, wo die Nazis vor Gericht standen.

Das Mädchen mit den Papierkranichen verzeihe ich dir nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

jon

Mitglied
Schwacher Einstieg, der eine Tirade gegen Oppenheimer folgt. Ich äußere mich mal nicht weiter zum Inhalt, außer dass dessen hervorstechendste Eigenschaft Einseitigkeit ist, sprachlich jedenfalls ist es recht süffig geschrieben. Die Leerzeilen sind natürlich allesamt Quatsch.

Zum Einstieg:

Das war´s dann.
Überall gehen die Lichter aus. Nichts regt sich mehr. Was ist los? Antwort: Die Atombombe ist abgeworfen worden.
Das ist pure Effekthascherei, die nichts mit dem Rest des Textes zu tun hat. Ja, es geht im Text um die Atombombe – nein, eigentlich geht es um den Erbauer der Atombombe. Es geht aber nicht um eine Geschichte, die nach einem Atombombenabwurf spielt.

Eigentlich muss man ja bei den Jägern und Sammlern anfangen. Die Schlausten haben sich was ausgedacht, was dem Stamm weiterhilft. Die Töpferscheibe zum Beispiel.

Später dann – Jahrhunderte oder eher Jahrtausende - studierten sie Physik und dachten sich was Anderes aus, was dem Stamm absolut nicht weiterhalf. Im Gegenteil. Es vernichtete ihn. Ein Name: Oppenheimer.
  • Das ist erstens unlauter: Auch bei den Jägern und Sammlern wurden schon Waffen erfunden, die gegen Menschen eingesetzt wurden. Auf der anderen Seite werden heutzutage viel, viel mehr Dinge erfunden, die nicht der Menschenvernichtung dienen als welche für diese.
  • Das ist zweitens falsch: Die Töpferscheibe wurde lange nach der Jäger-und-Sammler-Zeit erfunden. Und: Nein, die Schlausten später studierten nicht Physik, sie studierten auch Mathe, Biologie, Medizin, Geschichte, Architektur, Malerei … oder sie studierten gar nichts.

Früher, in der Schule, habe ich solche wie ihn immer bewundert. Sie gaben die Mathearbeit nach 10 Minuten ab und konnten den Klassenraum verlassen, während wir Anderen noch über den Zahlen brüteten. Kann man natürlich vom IQ nicht mit ihm vergleichen. Da spielte er in einer ganz anderen Liga.
Unlauter: Das suggeriert, dass Leute, die die Arbeit schon „nach 10 Minuten“ abgeben (was natürlich Quatsch ist, auch sie haben ja die Aufgaben lesen und die Antworten aufschreiben müssen) im Grunde alles Oppenheimer-Typen sind.


Auch indiskutabel absurd:
Den Schaden auf der Welt richten die Fleißigen an.
Um es mal mit Schulnoten zu bewerten:
Sprache/Stil: 1
Inhalt: 4 (im 5-er System) oder 5 (im 6-er System)
 
Hier bin ich nach der Lektüre zwiegespalten, werte Friedrichshainerin. Einerseits finde ich den Text formal als Entrüstungsäußerung einer Normalsterblichen aus deren subjektiver Sicht recht gut gelungen. Doch gegen den Inhalt habe ich sachliche Bedenken. Er ist mir insofern zu personalisierend, zu sehr à la Männer machen Geschichte. Die langfristige technologische Entwicklung zielte unabhängig von den sie um 1940 vorantreibenden Wissenschaftlern auf die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen hin. Das war manchen Zeitgenossen und auch schon manchen aus der vorangegangenen Generation bewusst. Als Beleg fällt mir jetzt gleich die bekannte Passage gegen Ende von Italo Svevos Roman "Zeno Cosini" (geschrieben 1923) ein. Es lassen sich aus dem frühen 20. Jahrhundert wohl noch mehr solcher Katastrophen- und Untergangsszenarien, projiziert auf die Zukunft, finden.

Die Konzentration auf individuelle Schuld lenkt ab von der Untersuchung langfristiger geistig-kultureller Fehlentwicklungen. Die bedeutendere Frage ist doch, warum wurden solche Waffen gerade im Abendland entwickelt und z.B. nicht im Fernen Osten. Unabhängig davon finde ich auch, dass der Text hier Oppenheimers Biographie nicht vollkommen gerecht wird, besonders nicht seiner Entwicklung und Aktivität nach 1945.

Schöne Grüße
Arno
 

John Goodman

Mitglied
Moin :)

Leider muss ich mich meinen Vorrednern anschließen, doch deren ungeachtet habe ich deinen Text interessiert verfolgt. Ich wünschte mir, du hättest die Szenen besser ausgebaut, garniert mit spannenden Dialogen. Das Potenzial dazu hat dein Text zumindest. Immerhin handelt es sich um nichts Geringeres als die Atombombe. Der Weltenzerstörer.

Einen Satz fand ich jedoch richtig stark. Dennoch empfehle ich dir ein wenig mehr mit Adjektiven zu arbeiten.

"Von seinen Opfern blieb dagegen nur ihr eingebrannter Schatten im Asphalt."



Liebe Grüße


John
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo ihr beiden Kommentatoren,
das Thema, das ich angerissen habe, interessiert scheinbar. Kein Wunder, hat Putin doch gerade zu wiederholten Mal mit dem Einsatz von Atombomben gedroht.
Als Schülerin habe ich das Kinderbuch "Tosho und Tamiki" gelesen, dass sich mit dem Abwurf über Hiroshima beschäftigt. Wer die Erbauer dieser Waffe waren, wusste ich nicht.

Von Oppenheimer habe ich eigentlich zuerst im Spiegel was gelesen. Später kam der Film. Danach die Biografie gelesen. Am Anfang beeindruckte mich seine große naturwissenschaftliche Begabung. Einfach deshalb, weil ich in der Beziehung nie punkten konnte. Deshalb bewunderte ich Physiker immer über den grünen Klee.
Aber wenn das denn so ausartet. Sich gegen die Menschheit richtet. Warum soll ich Oppenheimer nicht angreife? Er ist in meinen Augen ein Massenmörder. Er hat den Piloten, der die Bombe über Japan abwarf, sogar selber instruiert, wie er fliegen soll, um die größtmögliche Vernichtung zu erreichen.
Ein hochintelligenter Mann wie Oppenheimer wusste nur zu genau, was er tat.

Dafür, dass die Töpferscheibe schon von den Jägern und Sammlern erfunden wurde, möchte ich eine Hand nicht ins Feuer legen. Aber ich glaube, kommt so raus, was ich damit sagen will.
Gruß Friedrichshainerin
 

jon

Mitglied
Hallo Friedrichshainerin,

natürlich darfst du angreifen, wen immer du willst, aber so einseitig wie hier bleibt es eben nur empörtes Geschimpfe. Dabei geht es mir gar nicht um die "guten Seiten", die du immerhin erwähnst und die Oppenheimers Schuld sicher nicht aufwiegen. Ich vermisse aber eine ernsthafte Frage nach dem Warum. Ihn einfach zum Menschenfeind zu erklären, ist (vor allem, wenn im selben Text die "guten Seiten" erwähnt werden) wohlfeile Runtermache. Das ist insofern ärgerlich, als du mit dem Hinweis auf sein Jude-Sein einen durchaus tauglichen Ansatz angerissen hast.

Die Schluderei beim Rundrum sowie die generalisierte Verunglimpfung von High-IQ-lern und/oder Physikern (als ob es keine chemischen und biologischen Massenvernichtungsmittel gäbe) unterstützt diesen Eindruck des unreflektierten Wutausbruchs. Das passt in die Schlagzeilen- und Empörungskultur, die inzwischen vielfach die zielführende Auseinandersetzung mit Themen ersetzt hat. Aber ich verstehe schon: Es ist leicht, einem Einzelnen alle Schuld zuzuschieben und dies schlichtweg mit dessen Verderbtheit zu begründen.
 
Jon war schneller als ich, der ich noch in Gedanken an meiner eigenen Erwiderung herumfeilte. Im Wesentlichen ist das auch meine Kritik: Aus Geschichte wie Zeitgeschichte sollte man sich kein Kasperletheater mit der Figur des Teufels machen. Es ist dem Erkennen der Zusammenhänge nicht dienlich.

Mich frappiert es, wenn trotz Aufwachsens in der DDR vom Geschichtsprozess und seinen Bedingungen derart abstrahiert wird. Geschätzte Friedrichshainerin, vergegenwärtige dir doch bitte die technologische Entwicklung bis ca. 1940: Erfindung von Sprengstoffen (Nobel) > Konstruktion von Flugzeugen > Beginn des Luftkriegs über Städten im 1. Weltkrieg > Kernspaltung. Damit lagen die Entwicklung von Atombomben und deren Einsatz aus Flugzeugen sozusagen in der Luft. Die Regierungen verschiedener Staaten haben diese Möglichkeit erkannt und geprüft. Die USA waren am schnellsten bei der praktischen Anwendung. Wenn man also einen posthumen Kriegsverbrecherprozess sich vorstellen möchte, gehören u.a. auch Roosevelt und Truman als die Auftrggeber und Finanziers angeklagt. Aber das ist ja vollkommen sinnfrei, die Verantwortlichen sind alle lange tot. Und die Entwicklung, bei denen sie auch nur Räder unter anderen waren, kann man nicht mehr zurückdrehen. Man kann sie nur zu kontrollieren versuchen - und zu verstehen. Zu Letzterem gehört, dass etwas in der Art des Manhattan-Projekts als Forschung damals beinahe zwangsläufig war. Nur dass es auch Deutschland hätte sein können, das als erster Staat über die Bombe verfügte - gar keine angenehme Vorstellung.

Mir ging es bei meinem ersten Kommentar auch um einen noch größeren Horizont: Was treibt eine Kultur an, überhaupt Sprengstoff zu erfinden, der kriegsentscheidend sein kann? Welche Art von Wissen, von Geist, von Bedenkenlosigkeit gehört dazu?
 
Hallo Rezensenten,
warum wollt ihr aus Oppenheimer bloß unbedingt einen netten Kerl machen. Er wusste genau, welche Konsequenzen sein Tun haben würde.
Wieso mache ich alle Hochintelligenten runter? Bauen sie denn alle Massenvernichtungswaffen? Das hier ist keine wissenschaftliche Abhandlung. Wer sich für Hintergründe interessiert, dies hier ist die Rubrik Kurzprosa, muss die Biografie von ihm lesen. Scheinbar liege ich richtig mit meiner Annahme, dass solche Wissenschaftler viel zu unkritisch verehrt werden. Einem imponieren ihre Studien, von denen man keine Ahnung hat. Wir bewundern blind ihre geistige Überlegenheit, die noch nicht mal ihr eigener Verdienst ist. Ist angeboren.
Chemiewaffen und Dynamit sind nichts gegen die nuklearen Waffen.
Die Japaner haben ihn viel zu einfach davonkommen lassen. Wenn er meine ganze Familie ausgelöscht hätte ...
Gruß aus Friedrichshain
 

trivial

Mitglied
Liebe Friedrichshainerin,

leider muss ich mich auch der Masse anschließen und sagen, dass ich diesen Text im Kontext deiner anderen Texte eher negativ herausragend finde – fast schon populistisch.

Dass Oppenheimer angeblich dazu gedrängt habe, die Bombe zu zünden oder den Piloten Anweisungen für größtmögliche Vernichtung gab, erscheint mir sehr spekulativ. Eine kurze Internetrecherche ergibt dazu keine belastbaren Hinweise. Das heißt nicht, dass es unmöglich ist, aber so ohne Kontext einfach reingeworfen, wirkt es etwas fahrlässig.

Was mir bekannt ist – und vermutlich durch den inflationären Gebrauch stark verwässert wurde – ist seine Aussage in einem späteren Interview mit dem Chicago Daily News:

„Now I am become Death, the destroyer of worlds.“

Das sagt meiner Meinung nach sehr viel über sein ethisches Ringen aus – genauso wie sein Einsatz gegen die Wasserstoffbombe und gegen das nukleare Wettrüsten, der schließlich dazu führte, dass er einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen wurde.

Für mich ist der Einsatz atomarer Waffen nicht zu rechtfertigen. Aber dieser Text pervertiert fast schon Oppenheimers Rolle und reduziert sie auf eine sehr einseitige Schuldzuweisung.

Liebe Grüße
Rufus
 

petrasmiles

Mitglied
Es ist schon alles gesagt zu Deinem Text von meinen Vorredner*innen.
Was mich irritiert, ist das Nichteingehen auf Argumente. Und erklären lässt sich das mit einer gewissen Schludrigkeit bei der eigenen Sprache, vielleicht auch dem Denken. Das ist unterkomplex und argumentativ schwach.
Mir ging es zunächst wie John - und den von ihm zitierten Satz finde ich auch stark - aber wenn Du nicht nur in Deinem Text, sondern auch in den Kommentaren dieses verallgemeinernde 'wir' benutzt, das so einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat, dann überwiegt bei mir der Eindruck des 'Problematischen'.
Das wäre jetzt mein Kommentar für einen höchstens zwei Sterne.

Liebe Grüße
Petra
 
warum wollt ihr aus Oppenheimer bloß unbedingt einen netten Kerl machen.
und

Scheinbar liege ich richtig mit meiner Annahme, dass solche Wissenschaftler viel zu unkritisch verehrt werden.
Wenn man sich als Verfasser nicht anders zu wehren weiß, verzerrt man die Gegenposition und unterstellt einfach, was von dieser weder gesagt noch gemeint war. Das ist eine ebenso alte wie überwiegend wirkunglose Methode. Hier gibt es keinen Anhaltspunkt für "unkritsch verehrt" oder "netter Kerl". Warum erfindest du dann so etwas?

Apropos "scheinbar", dazu der Duden: Mit dem Adjektiv scheinbar hingegen wird betont, dass etwas nur dem äußeren Erscheinungsbild nach, aber nicht in Wirklichkeit so ist: Der Eindruck trügt.
 

jon

Mitglied
warum wollt ihr aus Oppenheimer bloß unbedingt einen netten Kerl machen.
Wer will das?

Wieso mache ich alle Hochintelligenten runter?
Das weiß ich auch nicht, du tust es in diesem Text jedenfalls.

Das hier ist keine wissenschaftliche Abhandlung.
Nein. Das ist ein schlecht verhohlener Wutausbruch. Und Wut bringt mit sich, dass man nicht nur nicht "wissenschaftlich" vorgeht, sondern ungerecht einseitig.

Scheinbar liege ich richtig mit meiner Annahme, dass solche Wissenschaftler viel zu unkritisch verehrt werden.
Es gibt sicher auch Leute, die solche Wissenschaftler unkritisch verehren. In diesem Thread habe ich keinen davon gesehen.

Chemiewaffen und Dynamit sind nichts gegen die nuklearen Waffen.
Dynamit ist sicher deutlich weniger dramatisch als eine Atombombe, aber chemische Waffen und biologische haben durchaus ein ähnliches Potential. Darum ging es aber nicht - ab welchem Maß darf man denn deiner "maßgeblichen" Meinung nach, einen Waffenbauer als Massenmörder bezeichnen?
 

trivial

Mitglied
Eine kleine Anmerkung am Rande: Alfred Nobel war über die Folgen seiner Erfindung so erschüttert, dass er den Nobelpreis stiftete, um nicht nur als "Erfinder des Sprengstoffs" in Erinnerung zu bleiben.
 
Hallo,
warum verteidigen hier alle Oppenheimer? Sind hier denn nur Atomphysiker?
Ich habe mich nur an die Fakten aus der Biografie gehalten. Dort stand, dass er persönlich den Bomberpiloten instruiert hat, damit die effizienteste Wirkung der Nuklearwaffe eintritt. Zu dem Zeitpunkt, als in Hiroshima die Menschen starben, wurde in Los Alamos angestoßen, er nahm Glückwünsche entgegen. In dem Film wurde er viel zu positiv dargestellt.
Friedrichshainerin
 

jon

Mitglied
Ich werde das Gefühl nicht los, dass du dich gar nicht im selben Kommentarfaden wie wir bewegst … Mir ist grade endgültig die Lust vergangen, das Lektorat für einen deiner anderen Texte fertig zu machen. In diesem Sinne: Tschüß!
 
Eine kleine Anmerkung am Rande: Alfred Nobel war über die Folgen seiner Erfindung so erschüttert, dass er den Nobelpreis stiftete, um nicht nur als "Erfinder des Sprengstoffs" in Erinnerung zu bleiben.
Das ist wichtig. Und im späteren Verhalten Oppenheimers kann man da Parallelen erkennen. Es ist der gleiche Typ Naturwissenschaftler, der zu spät wahrnimmt, welche Konsequenzen sein bisheriges Handeln in Zukunft haben kann. Das ist in modernen Zeiten gar nicht so selten. Ähnliches sehen wir heute, wenn manche, die sie mit angestoßen haben, vor den Folgen umfassender Digitalisierung bzw. der KI-Anwendung warnen. Darin liegt auch Tragik und das wäre ein angemessener Ansatz für Bearbeitung des Themas Oppenheimer gewesen. In diese Richtung geht zum Teil Kipphardts Oppenheimer-Drama:

https://de.wikipedia.org/wiki/In_der_Sache_J._Robert_Oppenheimer
 



 
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