Penner

Heinrich VII

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Die Regale der Weinabteilung waren prallgefüllt, lange Reihen mit Rot- und Weißwein, auf die sich Florian freute. Nachdem er ein Stück des ersten Ganges durchmessen hatte, rückte er näher an die Regale. Schließlich riss er mit einem Ruck die Ecke des Haltebügels nach rechts und hielt sie so, während er geradeaus weiterging. Die angestoßenen Flaschen kippten, schlugen auf den Boden und zerbarsten wie kleine Bomben. Florian jubelte wie ein Schuljunge; so einen Heidenspaß hatte er seit seiner Kindheit nicht mehr gehabt. Ein Kunde, der gerade die Weinabteilung betrat, blieb stehen und starrte ihn mit offenem Mund an. Florian sah, wie der Mann sich rasch entfernte – vermutlich, um nicht in Zusammenhang gebracht zu werden. Die gesamte rechten Seite des ersten Ganges war bereits wegrasiert, als zwei Supermarktangestellte in die Weinabteilung stürmten.
„Ja, sind Sie denn völlig verrückt geworden?“, schrie einer. Beide starrten ihn ungläubig an. Florian ignorierte sie und machte auf der linken Seite weiter - er war noch nicht fertig. Einen Moment dachte er darüber nach, ob er tatsächlich verrückt sei. Aber nein - es gab andere Gründe. Die Flaschen fielen und zerbarsten weiterhin so wohltuend, dass Florian sich daran ergötzte. Einer der Angestellten schritt nun zur Tat und packte ihn am Arm. „Sie hören jetzt sofort damit auf!“
Der zweite Angestellte, eine Frau, ergriff seinen anderen Arm.
„Sie kommen mit zum Marktleiter!“
Im nächsten Moment zerrten die Angestellten Florian, der den Einkaufswagen losgelassen hatte, mit sich. Mist, dachte er. Links steht noch eine halbe Reihe und es gibt noch zwei weitere Gänge mit Flaschen.
„Wissen Sie eigentlich, wie viel Schaden Sie hier angerichtet haben?“, polterte der Marktleiter, vor dem Florian nun stand. Die beiden Angestellten hielten Florian fest, während der Marktleiter sich die Sauerei in der Weinabteilung ansah. Er winkte zwei Mitarbeiterinnen heran und befahl: „Schreiben Sie auf wie viele und welche Flaschen zu Bruch gegangen sind - aber räumen Sie erstmal nichts weg.“
Dann marschierte der Marktleiter schnurstracks in sein Büro zurück, um sich ein Bild von diesem Menschen zu machen, der so etwas anrichtet. Er nahm die viel zu langen Hosen wahr, deren Säume beim Gehen über den Boden schleiften. Er sah die Spitzen verschlissener Turnschuhe, die vorne unter der Hose hervorblitzten, registrierte den viel zu langen, schäbigen Mantel. Das Hemd war löchrig, die Haare lang, strähnig und ungekämmt, der Bart ungepflegt. Und schließlich grinste Florian auch noch – zur augenscheinlichen „Freude“ des Markleiters, der sein kariöses Gebiss bewundern durfte.
„Das Grinsen wird Ihnen noch vergehen!“
Florian nickte und dachte an die Reihe mit Whisky-, Metaxa-, Baileys- und Kognakflaschen, die er im gegenüberliegenden Gang gesehen hatte. Die würden sicher noch spektakulärer explodieren als Weinflaschen, dachte er – schade.
„Zeigen Sie mal ihren Ausweis!“
Florian zuckte entschuldigend mit den Schultern. Der Marktleiter sah ihn finster an.
„Sagen Sie mir jetzt nicht, Sie haben keinen.“
Florian unternahm keine Anstalten zu antworten oder ein Ausweisdokument vorzuzeigen.
„Wie heißen Sie?“
„Florian.“
„Und der Nachname?“
„Geschenkt - sagen Sie einfach Flori.“
Der Markleiter riss erstaunt die Augen auf.
„Und wo wohnen Sie?“
„Mal unter der, mal unter ´ner andern Brücke.“

Der Marktleiter musterte ihn jetzt einigermaßen ratlos. Wie sollte man jemanden zur Verantwortung ziehen, der keinen Ausweis hat, geschweige denn einen Wohnsitz? Er zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte 110. „Wir haben hier jemanden, der randaliert und mächtig Schaden angerichtet hat. Hat keinen Ausweis. Heißt angeblich nur Florian und ist unter den Brücken der Stadt zuhause.“

Zehn Minuten später tauchten zwei Polizisten auf. Der Marktleiter zeigte ihnen den angerichteten Schaden in der Weinabteilung.
„Sie besitzen also keinerlei Ausweispapiere?“
„Nein!“, antwortete Florian dem Polizisten.
„Und das mit den Weinflaschen - warum haben Sie das gemacht?“
Florian zuckte erneut mit den Schultern.
„Sind Sie betrunken oder stehen Sie unter Drogen?“
„Nein - nüchtern wie der Morgen.“

Die Polizisten nahmen Florian mit aufs Revier. Zur Personenfeststellung und für einen Bericht musste er befragt werden. Unterwegs im Polizeiauto äüßerte der eine Polizist jedoch Zweifel daran, ob das bei diesem Penner überhaupt einen Sinn habe. „Der wohnt doch nirgendwo und für den Schaden kann er auch nicht aufkommen.“
„Ist doch egal“, erwiderte der andere, „er muss eine Aussage machen und dann nehmen wir Fingerabdrücke.“
„Mensch überleg´ doch mal - welchen Sinn soll das haben? Einem nackten Mann kannst du nicht in die Tasche greifen.“
„Wir müssen einen Bericht schreiben und brauchen die Aussage dieses Kerls. Es gibt schließlich Vorschriften, schon vergessen?“
„Den Bericht können wir auch ohne ihn schreiben, der sagt uns eh nicht die Wahrheit. Und den Schaden übernimmt die Versicherung.“
Die beiden Polizisten einigten sich schließlich. Der Fahrer hielt an und sagte zu Florian: „Wenn wir dich nochmal bei so was erwischen, bist du ein Fall für den Knast!“
Florian nickte. Der Polizist machte ihm ein Zeichen, er solle verschwinden. Florian war erleichtert, stieg aus dem Wagen und trottete in die andere Richtung davon.

Als der Polizeiwagen aus seinem Blickfeld verschwunden war, zog Florian sein Handy aus der Hostentasche und rief jemanden an: „Kannst jetzt kommen", sagte er, "die Sache ist gelaufen.“ Danach gab er noch seinen Standort durch und blieb einfach stehen.
Minuten später hielt eine S-Klasse-Limousine am Straßenrand, wendete und nahm Florian auf. Er setzte sich auf die Rückbank, und der Fahrer fuhr sogleich weiter. Unterwegs riss Florian sich den Bart herunter, nahm das Ekelgebiss heraus und setzte die Perücke ab. Den Mantel und das löcherige Hemd zog er ebenfalls aus, auch die Schuhe, und stopfte alles in eine Plastiktüte, die auf der Rückblank bereit lag. Danach zog er sich eine tadellose Hose, ein frisches Hemd und blankgeputzte Schuhe an, die ebenfalls im Auto bereit lagen. Er strich sich mit einem Kamm durch die Haare und lehnte sich zufrieden zurück.

„Und, wie ist es gelaufen?“, fragte der Fahrer und grinste verschwörerisch.
Florian verzog das Gesicht: „Nicht so, wie es hätte sein können. Diese Blödmänner kamen zu früh und haben mir den restlichen Spaß verdorben.
Aber die Polizisten haben mir die Penner-Nummer voll abgenommen.“
Der Fahrer nickte. Als sie ein gutes Stück außerhalb der Stadt waren, hielt er ungefragt an. Florian stieg aus, hatte den Spaten in der Hand, den er sich ebenfalls zurecht gelegt hatte und marschierte hinaus. Der Fahrer parkte das Auto am Straßenrand, stellte den Motor ab und folgte ihm. Florian grub ein Loch in die Erde, als sie ein gutes Stück von der Straße entfernt waren, warf die Plastiktüte hinein und bedeckte sie mit der aufgeworfenen Erde. Dann verwischte er die Spuren, und die beiden setzten sich für einen Moment daneben ins Gras. Florian zog zwei Zigaretten aus der Packung und gab seinem Fahrer eine. Sie rauchten und schwiegen. Nach einer Weile sagte Florian: „Es hat wieder so geprickelt im Bauch - so wie damals.“
Sein Fahrer nahm noch einen Zug, entließ den Rauch und antwortete: „Bedeutet Ihnen das Flaschenumwerfen so viel, Herr Direktor?“
Florian König grinste in sich hinein und nickte. "Weißt du", sagte er nach einer Weile, "es gibt nichts Schöneres, als etwas mit der gleichen Inbrunst zu tun, wie man es in der Kindheit getan hat."
Der Fahrer nickte und gab ihm die fünfzig Euro, die er bei der Wette verloren hatte.
Florian König nahm sie grinsend an und sagte: „Hättest du nicht gedacht, dass ich das tun kann und ungeschoren davonkomme?“
Der Fahrer sah ihn an und schüttelte bewundernd den Kopf.
Florian gab ihm den Fünfziger zurück und tätschelte seine Schulter.
„Ich brauche das Geld nicht, wie du weißt.“
 
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jon

Mitglied
Logikfehler: Erst weiß der Marktleiter an, die Sauerei so zu lassen, bis die Polizei kommt, er ruft die Polizei aber erst, als er mit "Flori" nicht weiterkommt.

Logikfehler: Nein, die Polizei lässt ihn nicht einfach laufen. Der Marktleiter mag denken, dass das eh die Versicherung zahlt, die Polizisten aber sind von Amts wegen verpflichtet zu ermitteln. Im Ernst: Spätestens die Versicherung will die Akte von der Polizei haben, schon wegen der - in diesem Fall geringen - Chance, sich das Geld von Schadenverursacher zurück zu holen.
 

Heinrich VII

Mitglied
Hallo jon,

Logikfehler: Erst weiß der Marktleiter an, die Sauerei so zu lassen, bis die Polizei kommt, er ruft die Polizei aber erst, als er mit "Flori" nicht weiterkommt.
Hier die Änderung:
„Zeigen Sie mal ihren Ausweis!“
Florian zuckte entschuldigend mit den Schultern. Der Marktleiter sah ihn finster an.
„Sagen Sie mir jetzt nicht, Sie haben keinen.“
Florian unternahm keine Anstalten zu antworten oder ein Ausweisdokument vorzuzeigen.
„Wie heißen Sie?“
„Florian.“
„Und der Nachname?“
„Geschenkt - sagen Sie einfach Flori.“
Der Markleiter riss erstaunt die Augen auf.
„Und wo wohnen Sie?“
„Mal unter der, mal unter ´ner andern Brücke.“

Der Marktleiter musterte ihn jetzt einigermaßen ratlos. Wie sollte man jemanden zur Verantwortung ziehen, der keinen Ausweis hat, geschweige denn einen Wohnsitz? Er zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte 110. „Wir haben hier jemanden, der randaliert und mächtig Schaden angerichtet hat. Hat keinen Ausweis. Heißt angeblich nur Florian und ist unter den Brücken der Stadt zuhause.“

Logikfehler: Nein, die Polizei lässt ihn nicht einfach laufen. Der Marktleiter mag denken, dass das eh die Versicherung zahlt, die Polizisten aber sind von Amts wegen verpflichtet zu ermitteln. Im Ernst: Spätestens die Versicherung will die Akte von der Polizei haben, schon wegen der - in diesem Fall geringen - Chance, sich das Geld von Schadenverursacher zurück zu holen.
Da lasse ich mal Fünfe gerade sein. Die Polizisten fertigen einen Bericht an. Sie werden wissen, wie das zu machen ist, dass alles seine Richtigkeit hat. Den entscheidenden Satz habe ich unterstrichen.
Unterwegs im Polizeiauto äüßerte der eine Polizist jedoch Zweifel daran, ob das bei diesem Penner überhaupt einen Sinn habe. „Der wohnt doch nirgendwo und für den Schaden kann er auch nicht aufkommen.“
„Ist doch egal“, erwiderte der andere, „er muss eine Aussage machen und dann nehmen wir Fingerabdrücke.“
„Mensch überleg´ doch mal - welchen Sinn soll das haben? Einem nackten Mann kannst du nicht in die Tasche greifen.“
„Wir müssen einen Bericht schreiben und brauchen die Aussage dieses Kerls. Es gibt schließlich Vorschriften, schon vergessen?“
„Den Bericht können wir auch ohne ihn schreiben, der sagt uns eh nicht die Wahrheit. Und den Schaden übernimmt die Versicherung.“
Die beiden Polizisten einigten sich schließlich. Der Fahrer hielt an und sagte zu Florian: „Wenn wir dich nochmal bei so was erwischen, bist du ein Fall für den Knast!“
Florian nickte. Der Polizist machte ihm ein Zeichen, er solle verschwinden. Florian war erleichtert, stieg aus dem Wagen und trottete in die andere Richtung davon.

Gruß, Heinrich
 

jon

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Die Passage, in der er die Polizei ruft, ist nicht das Problem, sondern dass weit vorher das da steht:
Er winkte zwei Mitarbeiterinnen heran und befahl: „Schreiben Sie auf wie viele und welche Flaschen zu Bruch gegangen sind - aber räumen Sie nichts weg, bevor die Polizei da ist.“
Das heißt, er geht vom Kommen der Polizei aus, bevor er auf die Idee kommt, anzurufen. (Dass er eigentlich nicht die 110 rufen darf, mal außen vorgelassen.)

Und: Das mit dem Bericht habe ich gelesen, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit müssen sie auch irgendwas vom Täter erfassen - Vornamen und Wohnort haben sie ja ihrer Meinung nach, aber ohne Dokumente muss bestimmt noch ein Foto gemacht werden und/oder Fingerabdrücke und/oder was anderes, anhand dessen sich die Identität ermitteln lassen würde. Aber okay - lassen wir die armen überarbeiteten Polizisten mal ein Auge zudrücken. :)
 

Heinrich VII

Mitglied
Die beiden Angestellten hielten Florian fest, während der Marktleiter sich die Sauerei in der Weinabteilung ansah. Er winkte zwei Mitarbeiterinnen heran und befahl: „Schreiben Sie auf wie viele und welche Flaschen zu Bruch gegangen sind - aber räumen Sie erstmal nichts weg.“
Die Bullen (äh - die Polizei natürlich) ist rausgestrichen. ;)
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Heinrich,
da ist einiges nicht ganz korrekt: Vandalismus ist eine der übelsten Formen der Sachbeschädigung, bei der immer von Vorsatz ausgegangen wird. Es ist ein Offizialdelikt, d.h. der Gesetzgeber hat von sich aus ein Interesse an der Strafverfolgung. Ein Antrag des Geschädigten ist nicht erforderlich. Daraus folgt, dass die Polizei ein Verfahren einleiten muss. Der erste Schritt dazu ist die erkennungsdienstliche Erfassung (u.a. Fingerabdrücke).
Die Polizei kann hier also nicht nach eigenem Ermessen vorgehen. Tut sie es trotzdem, ist der Tatbestand einer Begünstigung im Amt gegeben - ein Horror und das Ende für jeden Polizisten.
Zur Strafbemessung benötigt das Gericht übrigens ein Schadensprotokoll (Auflistung/Fotos).
Hört sich alles trocken an, klingt aber logisch.
Gruß Bo-ehd
 

Heinrich VII

Mitglied
Hallo Bo-ehd,

Hallo Heinrich,
da ist einiges nicht ganz korrekt: Vandalismus ist eine der übelsten Formen der Sachbeschädigung, bei der immer von Vorsatz ausgegangen wird. Es ist ein Offizialdelikt, d.h. der Gesetzgeber hat von sich aus ein Interesse an der Strafverfolgung. Ein Antrag des Geschädigten ist nicht erforderlich. Daraus folgt, dass die Polizei ein Verfahren einleiten muss. Der erste Schritt dazu ist die erkennungsdienstliche Erfassung (u.a. Fingerabdrücke).
Die Polizei kann hier also nicht nach eigenem Ermessen vorgehen. Tut sie es trotzdem, ist der Tatbestand einer Begünstigung im Amt gegeben - ein Horror und das Ende für jeden Polizisten.
Zur Strafbemessung benötigt das Gericht übrigens ein Schadensprotokoll (Auflistung/Fotos).
Ok - hab ich schon geschrieben: Diesbezüglich lasse ich in meiner Geschichte Fünfe gerade sein.

Hört sich alles trocken an, klingt aber logisch.
Hast recht: trocken - sehr ungeeignet für eine Geschichte.
Danke für deine Überlegungen.

Gruß, Heinrich
 

Hundsstern

Mitglied
Hi, Henry
Über das übliche Lamento der üblichen Verdächtigen hinaus noch zwei Sätze zum Storytelling. Nur für den Fall, dass das interessant ist.

Die grundsätzliche Idee hat Charme.

Aber 1: S-Klasse, Fahrer, Statussymbole, Anrede Direktor, Suits... entweder die Story ist aus der Zeit gefallen oder aus der Zeit gefallen.

Aber 2: der Robin-Hood-Effekt ist bizarr.
Nicht die Vorstände Dax-notierter Unternehmen, sondern Verkäuferinnen zum Mindestlohn [wenn überhaupt] werden deine alberne Sauerei aufräumen müssen. Shitstorm Faktor 1000.

LGH
 

Aniella

Mitglied
Hallo @Heinrich VII ,

(ich hasse die Leerstelle hinter dem Namen, habe aber jetzt beschlossen sie zukünftig einfach stehen zu lassen), auch wenn man der Geschchte natürlich eine gewisse Komik nicht absprechen kann (der Streich ist gelungen, die Wette gewonnen), so ist das vom Inhalt eigentlich nichts, worüber ich lachen kann. Genau solche Dinge werden in der harten Realität auch einfach so zum Spaß gemacht und am Schlimmsten ist, dass es dann mal wieder die Gemeinschaft am Ende bezahlen muss. Was ist daran komisch?
Sinnfrei fremdes Eigentum zu zerstören ist eine Katastrophe, es macht nicht mal Halt vor uralten Kulturgütern, die dann unwiderbringlich weg sind.
Wenn es wenigstens noch um einen warmen Platz im Knast über den Winter gegangen wäre, dann hätte man ein gewisses Verständnis für eine persönliche Notlage haben können, aber das? Sorry, diesmal kann ich da nichts finden, was mich überzeugt.

LG Aniella
 

Heinrich VII

Mitglied
Hallo Hundsstern,

Hi, Henry
Die grundsätzliche Idee hat Charme.
Oh, danke - das freut mich. :)

Aber 1: S-Klasse, Fahrer, Statussymbole, Anrede Direktor, Suits... entweder die Story ist aus der Zeit gefallen oder aus der Zeit gefallen.
Oh - habe ich von einer bestimmten Zeit erzählt? Es ist ein schöner Kontrast zum Penner Flori, findest du nicht?

Aber 2: der Robin-Hood-Effekt ist bizarr.
Nicht die Vorstände Dax-notierter Unternehmen, sondern Verkäuferinnen zum Mindestlohn [wenn überhaupt] werden deine alberne Sauerei aufräumen müssen. Shitstorm Faktor 1000.
Das meinst du sicher als Witz und nicht ernst. Es ist eine Geschichte. ;)

Gruß, Heinrich
 

Heinrich VII

Mitglied
Hallo Aniella,

(ich hasse die Leerstelle hinter dem Namen, habe aber jetzt beschlossen sie zukünftig einfach stehen zu lassen), auch wenn man der Geschchte natürlich eine gewisse Komik nicht absprechen kann (der Streich ist gelungen, die Wette gewonnen), so ist das vom Inhalt eigentlich nichts, worüber ich lachen kann. Genau solche Dinge werden in der harten Realität auch einfach so zum Spaß gemacht und am Schlimmsten ist, dass es dann mal wieder die Gemeinschaft am Ende bezahlen muss. Was ist daran komisch?
Sinnfrei fremdes Eigentum zu zerstören ist eine Katastrophe, es macht nicht mal Halt vor uralten Kulturgütern, die dann unwiderbringlich weg sind.
Wenn es wenigstens noch um einen warmen Platz im Knast über den Winter gegangen wäre, dann hätte man ein gewisses Verständnis für eine persönliche Notlage haben können, aber das? Sorry, diesmal kann ich da nichts finden, was mich überzeugt.
Ich habe mir schon gedacht, dass nur Wenige bis gar niemand etwas damit anfangen kann. Es war eine Idee (was wäre wenn) - und ich habe eine Geschichte daraus gemacht. Wie das gesellschaftlich beurteilt wird (gerade heutzutage, wo gar nichts mehr erlaubt ist) hat mich dabei nicht interessiert. Dass du deswegen so ein Fass aufmachen musst - Zerstörung von Kulturgütern - befremdet mich ein bisschen. Wie auch immer - es ist deine Meinung. Mich wundert dabei aber doch, dass du die Geschichte überhaupt gelesen und kommentiert hast. Ich finde: Wenn man diese dämliche correctness auch in Geschichten einhalten soll oder muss, dann kann man das Schreiben auch sein lassen. Wenigstens dabei sollte man doch der Fantasie erlauben können, über die üblichen Hürden zu springen. Dass der Vorkommentator auch noch davon anfängt, dass die Mitarbeiterinnen (die die Flaschen aufsammeln müssen) nur mit MIndestlohn bezahlt werden - also ehrlich... Ist der vielleicht in der Linkspartei, habe ich mich gefragt. Aber dein Kommentar zeigt sehr deutlich, was ich immer vermutet habe: Texte müssen im Sinne des Zeitgeistes korrekt sein, dann sind sie gut. Nur: Literarisch gesehen, ist das eher ein Armutszeugnis.

Gruß, Heinrich
 
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DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Heinrich.

Dass der selbst ernannte Penner so einfach davongekommen ist, kann eben nur in einer fiktiven Geschichte passieren. Unterhaltsam ist sie trotzdem!

Ich frage mich die ganze Zeit, wie sich der Protagonist auf der Rückbank umgezogen hat. Blieb alles faltenfrei?
Das schafft eigentlich nur Mr. Bean :)

Gruß DS
 

Heinrich VII

Mitglied
Hallo DocSchneider,

Dass der selbst ernannte Penner so einfach davongekommen ist, kann eben nur in einer fiktiven Geschichte passieren.
Mag sein - ;)

Unterhaltsam ist sie trotzdem!
:)

Ich frage mich die ganze Zeit, wie sich der Protagonist auf der Rückbank umgezogen hat. Blieb alles faltenfrei?
Das schafft eigentlich nur Mr. Bean :)
Mr. Bean und Florian König. :)

Gruß, Heinrich
 

jon

Mitglied
Aber dein Kommentar zeigt sehr deutlich, was ich immer vermutet habe: Texte müssen im Sinne des Zeitgeistes korrekt sein, dann sind sie gut. Nur: Literarisch gesehen, ist das eher ein Armutszeugnis.
Nein, müssen sie nicht. Und als Autor darfst du unreflektierend alles schreiben, was du willst. Aber es ist kühn, davon auszugehen, dass Leser unreflektierend lesen. Noch kühner ist es, dies zu verlangen. Ja, die Wendung in der Story ist einigermaßen originell. Das macht den Inhalt aber nicht besser oder witziger. Das, was da als Aussage rüberkommt (egal, ob du die so treffen wolltest oder nicht), erzeugt eher einen dicken Kloß im Magen.

Eine entfernt ähnliche Idee (die Wirkung von Äußerem und eine fiese Wette) steckt auch im Film "Die Glücksritter". Der ist aber schon von der Beschreibung der Wirkung an witzig. Okay, mit der folgenden Rache wird im Film das Gerechtigkeitsempfinden des Zuschauers bedient. Aber selbst wenn die ausbliebe, könnte man den Anfang als bitter-witzige Gesellschaftsstudie verkaufen. Dein Text hat nicht eine dieser Qualitäten. Du wolltest auch keine dieser Qualitäten in den Text bringen und das ist okay. Du kannst dem Leser aber nicht verbieten, diese Qualitäten zu vermissen.
 

Heinrich VII

Mitglied
Hallo jon,

Nein, müssen sie nicht. Und als Autor darfst du unreflektierend alles schreiben, was du willst. Aber es ist kühn, davon auszugehen, dass Leser unreflektierend lesen. Noch kühner ist es, dies zu verlangen. Ja, die Wendung in der Story ist einigermaßen originell. Das macht den Inhalt aber nicht besser oder witziger. Das, was da als Aussage rüberkommt (egal, ob du die so treffen wolltest oder nicht), erzeugt eher einen dicken Kloß im Magen.
Ich hatte jedenfalls beim Schreiben keinen dicken Kloß im Magen. Mir hat es, im Gegenteil, sehr viel Spaß gemacht. :)

Eine entfernt ähnliche Idee (die Wirkung von Äußerem und eine fiese Wette) steckt auch im Film "Die Glücksritter". Der ist aber schon von der Beschreibung der Wirkung an witzig. Okay, mit der folgenden Rache wird im Film das Gerechtigkeitsempfinden des Zuschauers bedient. Aber selbst wenn die ausbliebe, könnte man den Anfang als bitter-witzige Gesellschaftsstudie verkaufen. Dein Text hat nicht eine dieser Qualitäten. Du wolltest auch keine dieser Qualitäten in den Text bringen und das ist okay. Du kannst dem Leser aber nicht verbieten, diese Qualitäten zu vermissen.
Ja, da gebe ich dir recht. Ich kann einem Leser nichts verbieten, wie auch? Da müsste ich ein Zauberer sein, der einen Sack Flöhe hüten kann, ohne eines dieser possierlichen Plagegeister zu verlieren. Aber: Ich habe es mal erwähnt, und den ein oder anderen vielleicht zum Nachdenken angeregt. Das reicht mir schon.

Gruß, Heinrich

P.S. Als der Flori die Weinflaschen abgeräumt hat, war ich in der Vorstellung dabei und es war ziemlich spaßig. Ich habe mich schon oft gefragt,
wenn ich in der Weinabteilung eines Supermarktes war: Was, wenn man die Flaschen alle kippen und fallen lassen würde ... :cool:
 
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