Es braucht viele präzise Handgriffe, um jemanden wie mich zu erschaffen. Die Arbeit muss sauber und strukturiert ausgeführt werden, damit ich meine Aufgabe erfüllen kann. Meine „Geburt“, wenn man es so nennen mag, erlebe ich gemeinsam mit 31 weiteren Geschwisterchen. Auf meinem Weg durchlaufe ich extreme Phasen: giftig, heiss, kalt und nass – all das ist notwendig, um eigenständig zu werden. Der letzte Schritt, der mich an die Durchtrennung der Nabelschnur erinnert, markiert meinen Übergang in ein eigenständiges Dasein. Von meinen Geschwistern getrennt, bin ich bereit, meiner eigentlichen Bestimmung zu folgen. Doch was ist diese Bestimmung, fragst du dich? Meine Aufgabe ist es, Werkzeuge bereitzustellen, die Glukose und Laktat in Flüssigkeiten wie Blut erkennen können. Sobald eines dieser Enzyme vorhanden ist, wandle ich die Menge in elektrische Signale um. Die Ingenieure übersetzen diese Signale in Zahlen, um festzustellen, wie viel von jedem Enzym in der Flüssigkeit enthalten ist. So wurde es mir zumindest erklärt. Heute ist es endlich so weit: Als Enzymi werde ich erstmals Teil eines Messaufbaus und darf hautnah erleben, wie eine Messung wirklich funktioniert. Ich bin gespannt!
Mit vorsichtiger Hand und Handschuhen, nicht gerade samtweich, aber ich will nicht kleinlich sein, werde ich in den Messaufbau gehoben. Eine Flusszelle wird sanft auf mich herabgesenkt. Die angenehme Wärme umhüllt mich – eine Wohltat, die ich gerne immer spüren würde. Doch plötzlich trifft mich ein kaltes Nass, gefolgt von einem elektrischen Stromstoss, der meinen ganzen Körper durchzuckt. Anfangs unangenehm, aber schon bald gewöhne ich mich daran. Ja, so fühlt es sich an, wenn ich meine Aufgabe erfülle! Mit Stolz lasse ich den Prozess über mich ergehen, wissend, dass ich einen bedeutenden Beitrag für die Medizin leisten kann. Doch dann höre ich aufgeregte Stimmen, die von aussen in meine Kammer dringen. Etwas scheint mit meiner Messung schiefgelaufen zu sein. Panik steigt in mir auf – könnte ich wirklich der Fehler sein? Die Signale zeigen Drift und springen in unregelmässigen Abständen extrem stark ab. Meine Gedanken wandern zu Geschichten, die ich über andere Sensoren wie „Tempi“ gehört habe. Tempi, der stolze Temperatursensor, misst präzise und reproduzierbar die Temperaturänderung durch seinen Widerstand. Er scheint in seinen Aufgaben unfehlbar – ganz anders als ich. Selbst innerhalb einer einzigen Messung gelingt es mir nicht, stabile Werte zu liefern. Ich muss mich zusammenreissen. Ich darf meine Emotionen vor den Ingenieuren nicht zeigen. Vielleicht war ich einfach zu nervös – es ist schliesslich meine erste Messung. In einem schwachen Moment erinnere ich mich schadenfroh daran, dass auch Tempi einmal versagt hat. Ein Totalausfall: Ein Kurzschluss in einer leitenden Flüssigkeit hatte ihn ausser Gefecht gesetzt. Doch anders als ich konnte Tempi sich sofort erholen, kaum dass er aus der Flüssigkeit genommen wurde. Jetzt hoffe ich, dass auch meine nächste Messung besser verläuft – ich will, dass die Ingenieure stolz auf mich sind.
Heute ist ein guter Tag. Erneut werde ich mit Gummihandschuhen in das Messsetup eingesetzt. Zu meinem Erstaunen ist es heute ungewöhnlich kalt. Es scheint, als würde eine andere Art von Messung mit mir durchgeführt werden. Entschlossen mache ich mich an meine Aufgabe und warte auf den bereits bekannten Stromstoss. Da ist er schon! Ab jetzt kann ich meine Werte präzise an das Messsystem übermitteln – in der Hoffnung, dass die Ingenieure dieses Mal zufrieden mit mir sind. Doch kaum setze ich meinen Optimismus ein, höre ich durch die geschlossene Tür unzufriedene Stimmen. Leise läuft mir eine Träne über meinen Körper. Von draussen ertönt ein erstauntes Rufen: „Warum sehen wir jetzt plötzlich diesen Ausschlag? Das kann doch nicht sein!“ Erschrocken halte ich inne und versuche, meine Tränen zurückzuhalten – unter keinen Umständen wollte ich das Ergebnis beeinflussen. Doch war es vielleicht schon zu spät? Um mich von den Sorgen abzulenken, lasse ich meine Gedanken erneut zu den Gesprächen vor meiner Geburt schweifen. Oft war die Rede von „Flowi“. Wenn ich mich recht erinnere, hat auch er eine faszinierende Aufgabe, sogar komplexer als die von Tempi. Flowi ist eine clevere Kombination aus zwei Sensoren: Ein Heizer erwärmt die Lösung, während ein weiterer Sensor die Temperatur misst. Über die Differenz kann die Strömung berechnet werden. Flowi hat immer Gesellschaft – nie ist er allein. Diese Gedanken entpuppen sich als schlechter Trost. Wieder bahnt sich eine Träne ihren Weg über mich. Wie gerne hätte ich in dieser misslichen Lage einen Partner an meiner Seite, statt allein meinem Schicksal ausgeliefert zu sein. In meinen Gedanken verloren, merke ich gar nicht, wie die Messung plötzlich gestoppt wird.
Als ich wieder zu mir komme, dringen Stimmen von draussen zu mir. In angeregter Diskussion versuchen sie herauszufinden, warum ich immer wieder schlagartige Änderungen anzeige, nur um danach wieder zu meinem alten Wert zurückzukehren. Das Messsetup wird in Frage gestellt, sie überlegen, wie es optimiert werden könnte. Und wieder fühle ich mich vergessen – niemand scheint darüber nachzudenken, dass es mir nicht gut geht, dass ich vielleicht selbst Hilfe brauche. Plötzlich reissen mich ihre Worte aus meinen Gedanken. Ich habe den Beginn der Diskussion verpasst, aber ein Satz bleibt hängen, so klar wie ein Nadelstich: Meine Zeit sei begrenzt. Unglaublich! Tempi darf immer wieder Messungen machen, aber ich soll aussortiert werden? Tief in mir steigt Verzweiflung auf, begleitet von leisen Schluchzern, während ich mich meinem Schicksal zu ergeben scheine. Vielleicht war das meine letzte Messung. Vielleicht bekomme ich noch eine letzte Chance. Deswegen im Mittelpunkt zu stehen, fühlt sich falsch an. Ich wünsche mir, dass sie wieder dem Messsystem die Schuld geben – nicht mir. Langsam atme ich tief ein und wieder aus, versuche, mich zu sammeln. Die Gedanken kreisen: Wie könnte ich aus dieser misslichen Lage entkommen? Ein Plan nimmt langsam Form an – ein Funken Hoffnung inmitten der Dunkelheit.
Die Türen öffnen sich langsam, und ich werde vorsichtig aus dem Messaufbau gehoben. Nein, ich will nicht gehen! Bitte, lass mich noch einmal messen – nur ein einziges Mal! Sanft werde ich mit Wasser gereinigt und anschliessend mit einem kalten Luftstoss getrocknet. Vielleicht, ganz vielleicht kann ich meinen Plan doch noch umsetzen. Von meinem Platz aus beobachte ich, wie das Messsetup umgebaut wird. Selbst jetzt bekommt es wieder mehr Aufmerksamkeit als ich – typisch, schliesslich ist meine Lebensdauer vorbestimmt, während das Messsystem unendlich lange funktionieren wird. Meine Gedanken kreisen nervös, ob ich eine weitere Chance bekomme oder ob dies tatsächlich mein Ende ist. Plötzlich hebt mich ein Ingenieur erneut hoch und transportiert mich Richtung Messsystem. Meine Freude ist kaum zu bändigen – ich kann nicht anders, als vor Erleichterung einen kleinen Jubelschrei auszustossen. Ich, Enzymi, habe noch eine allerletzte Chance! Entspannt lasse ich den Prozess über mich ergehen, warte auf den Stromstoss, und da ist er. Mit jeder Faser konzentriere ich mich darauf, perfekte Werte zu liefern – diesmal müssen die Ingenieure stolz auf mich sein. Dann höre ich Stimmen von draussen, eine plötzliche Aufregung. Gespannt lausche ich, und tatsächlich – es sind Jubelschreie! „Die Änderungen am Messsystem haben sich gelohnt, jetzt funktioniert's.“ Hah! Das war ich, nicht euer Messsystem – das geschieht euch recht! Zufrieden beginne ich mit dem zweiten Schritt meines Plans. Langsam schiebe ich die Dichtung beiseite, sodass die gesamte Lösung über mich und in die Elektronik fliesst. Triumphierend warte ich auf mein Ende – und das des Messsystems.
Mit vorsichtiger Hand und Handschuhen, nicht gerade samtweich, aber ich will nicht kleinlich sein, werde ich in den Messaufbau gehoben. Eine Flusszelle wird sanft auf mich herabgesenkt. Die angenehme Wärme umhüllt mich – eine Wohltat, die ich gerne immer spüren würde. Doch plötzlich trifft mich ein kaltes Nass, gefolgt von einem elektrischen Stromstoss, der meinen ganzen Körper durchzuckt. Anfangs unangenehm, aber schon bald gewöhne ich mich daran. Ja, so fühlt es sich an, wenn ich meine Aufgabe erfülle! Mit Stolz lasse ich den Prozess über mich ergehen, wissend, dass ich einen bedeutenden Beitrag für die Medizin leisten kann. Doch dann höre ich aufgeregte Stimmen, die von aussen in meine Kammer dringen. Etwas scheint mit meiner Messung schiefgelaufen zu sein. Panik steigt in mir auf – könnte ich wirklich der Fehler sein? Die Signale zeigen Drift und springen in unregelmässigen Abständen extrem stark ab. Meine Gedanken wandern zu Geschichten, die ich über andere Sensoren wie „Tempi“ gehört habe. Tempi, der stolze Temperatursensor, misst präzise und reproduzierbar die Temperaturänderung durch seinen Widerstand. Er scheint in seinen Aufgaben unfehlbar – ganz anders als ich. Selbst innerhalb einer einzigen Messung gelingt es mir nicht, stabile Werte zu liefern. Ich muss mich zusammenreissen. Ich darf meine Emotionen vor den Ingenieuren nicht zeigen. Vielleicht war ich einfach zu nervös – es ist schliesslich meine erste Messung. In einem schwachen Moment erinnere ich mich schadenfroh daran, dass auch Tempi einmal versagt hat. Ein Totalausfall: Ein Kurzschluss in einer leitenden Flüssigkeit hatte ihn ausser Gefecht gesetzt. Doch anders als ich konnte Tempi sich sofort erholen, kaum dass er aus der Flüssigkeit genommen wurde. Jetzt hoffe ich, dass auch meine nächste Messung besser verläuft – ich will, dass die Ingenieure stolz auf mich sind.
Heute ist ein guter Tag. Erneut werde ich mit Gummihandschuhen in das Messsetup eingesetzt. Zu meinem Erstaunen ist es heute ungewöhnlich kalt. Es scheint, als würde eine andere Art von Messung mit mir durchgeführt werden. Entschlossen mache ich mich an meine Aufgabe und warte auf den bereits bekannten Stromstoss. Da ist er schon! Ab jetzt kann ich meine Werte präzise an das Messsystem übermitteln – in der Hoffnung, dass die Ingenieure dieses Mal zufrieden mit mir sind. Doch kaum setze ich meinen Optimismus ein, höre ich durch die geschlossene Tür unzufriedene Stimmen. Leise läuft mir eine Träne über meinen Körper. Von draussen ertönt ein erstauntes Rufen: „Warum sehen wir jetzt plötzlich diesen Ausschlag? Das kann doch nicht sein!“ Erschrocken halte ich inne und versuche, meine Tränen zurückzuhalten – unter keinen Umständen wollte ich das Ergebnis beeinflussen. Doch war es vielleicht schon zu spät? Um mich von den Sorgen abzulenken, lasse ich meine Gedanken erneut zu den Gesprächen vor meiner Geburt schweifen. Oft war die Rede von „Flowi“. Wenn ich mich recht erinnere, hat auch er eine faszinierende Aufgabe, sogar komplexer als die von Tempi. Flowi ist eine clevere Kombination aus zwei Sensoren: Ein Heizer erwärmt die Lösung, während ein weiterer Sensor die Temperatur misst. Über die Differenz kann die Strömung berechnet werden. Flowi hat immer Gesellschaft – nie ist er allein. Diese Gedanken entpuppen sich als schlechter Trost. Wieder bahnt sich eine Träne ihren Weg über mich. Wie gerne hätte ich in dieser misslichen Lage einen Partner an meiner Seite, statt allein meinem Schicksal ausgeliefert zu sein. In meinen Gedanken verloren, merke ich gar nicht, wie die Messung plötzlich gestoppt wird.
Als ich wieder zu mir komme, dringen Stimmen von draussen zu mir. In angeregter Diskussion versuchen sie herauszufinden, warum ich immer wieder schlagartige Änderungen anzeige, nur um danach wieder zu meinem alten Wert zurückzukehren. Das Messsetup wird in Frage gestellt, sie überlegen, wie es optimiert werden könnte. Und wieder fühle ich mich vergessen – niemand scheint darüber nachzudenken, dass es mir nicht gut geht, dass ich vielleicht selbst Hilfe brauche. Plötzlich reissen mich ihre Worte aus meinen Gedanken. Ich habe den Beginn der Diskussion verpasst, aber ein Satz bleibt hängen, so klar wie ein Nadelstich: Meine Zeit sei begrenzt. Unglaublich! Tempi darf immer wieder Messungen machen, aber ich soll aussortiert werden? Tief in mir steigt Verzweiflung auf, begleitet von leisen Schluchzern, während ich mich meinem Schicksal zu ergeben scheine. Vielleicht war das meine letzte Messung. Vielleicht bekomme ich noch eine letzte Chance. Deswegen im Mittelpunkt zu stehen, fühlt sich falsch an. Ich wünsche mir, dass sie wieder dem Messsystem die Schuld geben – nicht mir. Langsam atme ich tief ein und wieder aus, versuche, mich zu sammeln. Die Gedanken kreisen: Wie könnte ich aus dieser misslichen Lage entkommen? Ein Plan nimmt langsam Form an – ein Funken Hoffnung inmitten der Dunkelheit.
Die Türen öffnen sich langsam, und ich werde vorsichtig aus dem Messaufbau gehoben. Nein, ich will nicht gehen! Bitte, lass mich noch einmal messen – nur ein einziges Mal! Sanft werde ich mit Wasser gereinigt und anschliessend mit einem kalten Luftstoss getrocknet. Vielleicht, ganz vielleicht kann ich meinen Plan doch noch umsetzen. Von meinem Platz aus beobachte ich, wie das Messsetup umgebaut wird. Selbst jetzt bekommt es wieder mehr Aufmerksamkeit als ich – typisch, schliesslich ist meine Lebensdauer vorbestimmt, während das Messsystem unendlich lange funktionieren wird. Meine Gedanken kreisen nervös, ob ich eine weitere Chance bekomme oder ob dies tatsächlich mein Ende ist. Plötzlich hebt mich ein Ingenieur erneut hoch und transportiert mich Richtung Messsystem. Meine Freude ist kaum zu bändigen – ich kann nicht anders, als vor Erleichterung einen kleinen Jubelschrei auszustossen. Ich, Enzymi, habe noch eine allerletzte Chance! Entspannt lasse ich den Prozess über mich ergehen, warte auf den Stromstoss, und da ist er. Mit jeder Faser konzentriere ich mich darauf, perfekte Werte zu liefern – diesmal müssen die Ingenieure stolz auf mich sein. Dann höre ich Stimmen von draussen, eine plötzliche Aufregung. Gespannt lausche ich, und tatsächlich – es sind Jubelschreie! „Die Änderungen am Messsystem haben sich gelohnt, jetzt funktioniert's.“ Hah! Das war ich, nicht euer Messsystem – das geschieht euch recht! Zufrieden beginne ich mit dem zweiten Schritt meines Plans. Langsam schiebe ich die Dichtung beiseite, sodass die gesamte Lösung über mich und in die Elektronik fliesst. Triumphierend warte ich auf mein Ende – und das des Messsystems.