Persönlichkeitskrise(Lim.)

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Carlo Ihde

Mitglied
Geil, geil, geil. Hast mal überlegt, da mehr drauß zu machen, aus dieser Begabung?

Passt in jede Schublade...hihihi, hobelt an sich selbst, also quasi aktiv daran arbeiten, sich von allen Ecken und Kanten zu bereinigen. Schönes Bild. Veträgt Humor. Danke.
 

Ecki

Mitglied
Dir scheinen die Limericks wirlich zu liegen. Inhalt und
Wortwahl stimmig gesetzt, grotesk und komisch, nicht kitschig,
so wie eben ein richtiger Lim. auszusehen hat. Gern gelesen.
Ecki
 
S

Stoffel

Gast
Moin,

eigentlich schließe ich mich den Herren Carlo und Ecki an.
Aber...dennoch eine Überlegung.
Man sagt doch, wer in jede Schublade passt ist doch angepasst, oder?
Also, er hobelt an sich rum, weil er "bedienen" möchte, angepasst sein?
Oder versteh ich das falsch?
Daher passt mir das "ER sich zu fade findet" nicht. Eher finden ihn ANDERE fade, daher hobelt der arme Kerl.
hm? Ich dachte an Menschen, die sich anpassen, um zu gefallen.

Oder aber es ist anders gemeint?

Sonst wäre er auch in meinen Augen genial.:)

lG
Sanne
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Danke Carlo und Ecki,

Stoffel, auch wenns im ersten Moment unlogisch klingt, die Persönlichkeit spielt in diesem Gedicht nur die untergeordnete Rolle und das ist auch das charakteristische am Limerick - dass das Vordergründige am Witz meistens nicht beteiligt ist, nur die Form stellt. Die Pointe besteht aus dem Zusammenspiel der Wörter Schreiner, Hobel und Schublade und darum ist es eigentlich egal, warum er an sich rumschnitzte.
Ein Limerick ist purer Nonsens und widerspricht oft der Logik. Gut gelungen ist er, wenn die letzte Zeile alles vorherige auf den Kopf stellt. Hier noch ein Beispiel, zwar weniger gut aber als Beispiel geeignet. Ich gab ihm den Titel

[blue]Glück gehabt

Ein trauriger Mann aus Steinstücken
wollt sich aus dem Leben verdrücken
Beim Sprung riss der Strick
an seinem Genick
Doch dann brach der Sturz ihm den Rücken[/blue]

Tja, unverhofft kommt oft.

Viele Grüße
Thomas
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Thomas

...trotzdem könntest Du in Zeile vier noch eine Silbe abhobeln.... :p

z.B.:

Er hobelte drum
am Wesen herum

oder
...
am Ego herum

.....

Ausserdem: Ein bisschen Stringenz schadet auch dem Nonsens nicht und insofern hat Stoffel so unrecht nicht.

Trotzdem ein schöner Limerick!

LG

Jürgen
 
S

Stoffel

Gast
Hi Thomas,

*aua*
Mann ist das knallhart. Aber gut:D
Wie fällt Dir bloss so was immer ein. *staun*
Ich werd das auch mal versuchen.

Danke für die Erklärung. Sehr interessanter bereich.

lG
Sanne
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo JoteS

jetzt muss ich erst mal nachschlagen was STRINGENZ bedeutet. Bei Stringtanga hört mein Wissen nämlich auf.

Ach so, zwingende Beweiskraft......och nee, halt ich beim Limerick für zuviel des Guten. Da is mir der Tanga lieber. :D

VG
Thomas
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein Schreinergeselle aus Stade
fand seine Persönlichkeit fade.
Er hobelte drum
an sich selber herum.
Jetzt passt er in jede Schublade!
Ich muss widersprechen. Ein Limerick lebt durch Genauigkeit.
Blödeln allein reicht nicht.

Der furchtbare Reim auf "Schublade" ist so schlimm, dass er genial wird. Er wirkt.

Aber zur Frage der Logik:

Wenn er an sich herumhobelt, weil er fade ist, tut er das nicht, um in eine Schublade zu passen, sondern um sich interessanter zu machen.
Vielleicht hat er zu viel gehobelt. Er hat einfach nicht erreicht, interessanter zu werden, ist aber sehr viel kleiner geworden.
 

viktor

Mitglied
...der "glück gehabt"-lim ist - mit verlaub, DEUTLICH besser als der schreiner-lim.
bei dem ist in z4 eine silbe zuviel und schublade betont sich falsch und knallt nicht als gag.
limericks sind NICHT reiner blödsinn, es muss schon eine inhaltliche geschlossenheit da sein, auch wenn z5 unerwartet daherkommt...
bei "glück gehabt" ist dir das hervorragend gelungen!
tausch doch einfach die beiden lims aus...
liebe grüße
norbert
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Nun muss ich es ja schon wirklich bedauern, dass dieses kleine Goldstück wieder heraus gekramt wurde. "Unterdurchschnittlich" ist ja wohl eine Frechheit.

Verstimmt
Thomas
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich stimme Viktor in allen Punkten zu, mit einer Einschränkung bei "Schublade". Für mich könnte es funktionieren, wenn die Gesamtlogik stimmt. Dazu gehört, dass genauer gezeigt wird, wieso der Schreiner sich verkleinert - und dass das nur eine Nebenwirkung ist.

Ein perfekter oder sehr guter Limerick wird es aber nicht, solange die Schublade "gequetscht" werden muss, um in die Zeile zu passen.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Sach ma, Bernd, du erwartest ja wohl nicht wirklich, dass ich hier nochmal das Wie und Warum erkläre.
Das Gedicht hat sein Forum gehabt, seine Aussage ist klar.

Thomas
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Sta.tor,

ich habe versucht, meine Meinung zu schreiben und auf einen Teil der Antworten zu reagieren. Ich erwarte nicht, dass Du etwas daran machst. Das ist allein Deine Entscheidung. Ich habe aber geschrieben, was ich machen würde, um es zu verbessern, bzw. an welchen Stellen ich Schwachstellen sehe und an welchen Stellen Stärken.

Wenn Du es lediglich als "Kürzestzeitlyrik" mit wenigen Wochen Überlebensdauer betrachtest, lohnt sich wirklich keine Diskussion dazu. Ich betrachte Limericks als etwas Wertvolles. Nur aus diesem Grund habe ich geschrieben.

Eine klare Aussage setze ich als Selbstverständlichkeit voraus. Dazu kommt aber auch, dass der Limerick funktioniert. Und das tut er hier nur teilweise.

Viele Grüße von Bernd
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Natürlich wünsche ich mir mein Eingestelltes nicht als Abschreibware mit Verfallsdatum.
Aber im öffentlichen Forum unterliegt es nun mal einer "Verschleißzeit", das liegt in der Natur der Sache.
Verbesserungsvorschläge nehme ich in der Regel gerne auf und setze sie, wenn sinnvoll, auch um.
Andererseits, überleben meine Werke natürlich bei mir zu Hause gut konserviert und katalogisiert, unabhängig von den Wertungen irgendwelcher Literaturforen.
Das ich sie veröffentliche, hat den selben Grund wie bei dir.

VG Thomas
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Aber da gibts ja zum Glück noch den Kumpel vom Schreiner.
Berühmt für seinen außergewöhnlichen Geschmack:


Ein Fleischergeselle aus Stade
fand Schinkengeschmack etwas fade.
Man meidet ihn, weil -
bei ihm gibt’s das Teil
bestrichen mit Kirschmarmelade.

Viele Grüße
Thomas
 
Hallo Thomas,
ich lese jetzt nicht alle Kommentare durch, um zu schauen, ob schon was gesagt wurde.
Ich finde diesen Lim. prima, weil er sowohl lustig wie auch nachdenklich stimmt. Klasse finde ich die Wortverbindung Schreiner-hobeln-Schublade. Die Schublade wiederum ist doppelt verknüpft; zum Handwerk des Schreiners wie auch zur gesellschaftlichen "Schublade". Er schreinert (im übertragenen Sinne) an sich und ist nun angepasst, lese ich daraus. Das ist eine prima Verquickung. Einziges winziges Manko ist die Betonung der Schublade, da ich sie auf "Schub" betonen würde. Das ist aber nur eine Winzigkeit, der Effekt, die Verquickung ist viel wesentlicher.
Dieser Lim. hat für mich eine prima Pointe, nicht, weil er der "Schenkelklopfer" ist, sondern weil er intelligent und wortgewandt erdacht ist und dadurch eine tolle satirische Note bekommt. Das macht ihn äußerst lesenswert.

VG
Steffen
 



 
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