phantom

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Mimi

Mitglied
phantom


die straßen atmen februarkälte
sprechblasen aus weißen kondenswolken
irgendwo zwischen gestern und morgen
verliere ich den faden

die ersten lichter flackern hinter fenstern
projektionen
beschaulicher leben
die mich nicht meinen

mir folgt mit leisen schritten die furcht
den duft deiner haut zu vergessen
im nächsten regen
und in den pfützen spiegelt sich

ein himmel so fremd
 

sufnus

Mitglied
Hey Mimi!
Das Phantom kann hier auch zum Phantomschmerz weitergedacht werden (kein Titelvorscglag von mir, sondern nur eine Textreflexion).
Was mir formal besonders gut gefällt, ist die Leerzeile vor der letzten Zeile, scheinbar eine Kleinigkeit, aber sie verstärkt für mich sehr die Wirkung der Schlusswendung.
LG!
S.
 

petrasmiles

Mitglied
Große Kunst, liebe Mimi, ich bin wieder begeistert von den schweren Gefühlen in diesen zarten Wortgeweben.

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
Liebe Mimi,

meine Gedanken zu dem Gedicht...

Wer nur das Vorhandene, Gegenwärtige betrachtet, der wird notwendigerweise den Bezug zum Leben, zum Sein und die Bezüge zwischen den Dingen nicht mehr finden können. Dahingehend scheint mir
"irgendwo zwischen gestern und morgen
verliere ich den faden" der Ausgangspunkt zu diesem Gedicht, weshalb ich aber leider auch sagen möchte, im Kontext zur Strahlkraft der anderen Zeilen, sticht "zwischen gestern und morgen" in seiner Banalität sehr heraus, was mich anfänglich etwas irritierte oder es auch noch tut. Eventuell ist der Kontrast auch so gewollt, mir hätte es anders glaube ich besser gefallen. Trotzdem empfinde ich es als ein extrem starkes Gedicht!

Liebe Grüße
R
 

Mimi

Mitglied
Lieber sufnus,
Deine feine "Textreflexion" hat mir überaus gut gefallen – das mit der Assoziation zum Phantomschmerz ist ja durchaus so angedacht gewesen.

Jedenfalls herzlichen Dank für Kommentar und gute Bewertung.

Gruß
Mimi
 

Mimi

Mitglied
Liebe Petra,
vielen Dank für Deinen wertschätzenden Kommentar und die tolle Bewertung!

Gruß
Mimi
 

Mimi

Mitglied
Lieber trivial,
auch an Dich ein Dankeschön für Kommentar und Bewertung.
Deinen Gedankengängen zum Gedicht kann ich gut folgen ...
Die von Dir angesprochenen Zeilen der ersten Strophe sind auch in meiner Leseart als ein, wie Du schriebst, "Ausgangspunkt", zu verstehen.
Das ganze Gedicht steigert sich sozusagen um diese Zeilen herum stetig intensiver.
Ich hoffe, ich konnte Dir meine Gedanken dazu nachvollziehbar beschreiben.

Gruß
Mimi
 

Perry

Mitglied
Hallo Mimi,
ich spüre "Einsamkeit" zwischen den Zeilen, die "Sprechblasen" von einst verschwinden wie ein Phantom.
Im Schlussbild ist die "Furcht" die Nähe des geliebten Menschen zu verlieren gut an der umgebenden Natur gespiegelt.
LG
Manfred
 

Mimi

Mitglied
Dankeschön, Perry, für Deine Gedanken.
Der Mensch ist eigentlich nie völlig isoliert von seiner Umgebung (hier die winterliche Stadt) zu betrachten.

Gruß
Mimi
 



 
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