Phönix

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CrazyOak

Mitglied
Demente Alltagsmühlen zermahlen stetig unsere karge Willenssaat
Nichts keimt mehr in betonierten, steril-digitalisierten Paradiesen
Menschenameisen roboten im Banker und Gentechniker Staat
Vollversicherte werden gemolken in krassen Kassen-Pflege-Verließen

Intelligenzabwesende Traumwelten wabern 24*7 in den medialen Hochöfen
Befeuert von gestrecktem Sehnsuchtskoks und einer Überdosis Ego-Crack
Anabolische Nahrungskreaturen vegetieren auf Hochleistungsbauernhöfen
Triple Sterneköche molekülen Trüffel-Kaviar-Pampe zu einem hippen Snack

Think Tank Krematorien äschern unsere alten analogen Visionen ein
Realitäten stehen in Flammen und spucken schwefelige Albträume aus
Antibiotischer Ascheregen friert stetig den archaischen Freiheitsdrang ein
Hirnrissige Profit-Reaktoren machen unserer letzten Zukunft den Garaus

Es ist Zeit umzukehren, den letzten Rest Verstand zu bemühen
Lass den Phönix aus der Asche Deiner Träume steigen
Erzähl von den Utopien die tief in Deinem Herzen glühen
Flieg ein Zeichen in den Himmel, sei der erhoffte Silberreigen
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Habe gerade erst ein Gedicht gelesen ("Jeopardy"), das gereimt ist, aber keine Metrik zeigt.
Von diesem hier läßt sich das Gleiche sagen, es ist allerdings wesentlich gehaltvoller.
Ich lese es noch einmal.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
einige Formulierungen sind wirklich stark

Seufz.
Wieder mal ein Gedicht, das mit "Die Welt ist so schlecht" anfängt, und dann gar nicht damit aufhören will, und schließlich mit moralinsauren Imperativen endet.

Vielen gefällt sowas.
Manche Formulierungen in den oberen drei Strophen sind ausdrucksstark, zeigen heftige Bilder, die einzelnen Zeilen sind Gedichte für sich. Bei den Reimlosern (die hier, bei den Reimern, kaum reinzuschauen pflegen) ist es üblich, so eine Zeile in Flatterrandprosa als komplettes Lied herauszugeben.

Bei mir führen Imperative zu einem amoralischen Trotz. Aber die Imperativsänger könnten sich bestätigt fühlen.
Also auch denen gefällt sowas.

Mal sehen, wann die ersten Wilhelmbuscheler der Reimer-Fraktion reinschneien und Dir den Metrikmangel vorhalten. Oder die schwachen Reime. Aber ich finde, daß man eine prosaisch-natürliche Sprechrhythmnik haben darf, so wie auch Reime bis zum Nichtreim aufgelöst sein können. Die Zwischenwelten sind interessant, die undefinierbaren Übergänge, die Unabsichtlichkeiten. Und die zwischen den Konstruktionen und den Unabsichtlichkeiten.
 

CrazyOak

Mitglied
Vielen Dank für Deine substantielle Kritik.
Die Welt ist schlecht oder das was wir daraus machen... Oder auch nicht... Darüber wird es wohl nie eine einzige Meinung geben.

Ausgangspunkt des Textes war die Vorstellung "Phönix aus der Asche". Meistens werde ich von einer Phrase oder einem Wort angesprochen. Dann lasse ich den "Rest" darum entstehen.

Die apokalyptische Aufzählung hätte ich wahrscheinlich noch etliche Strophen weiterführen können. Ein Art "Depri-Flow".

"Schwache Reime" ist natürlich richtig. Es ging mir auch mehr darum in jeder Zeile ein Bild entstehen zu lassen und somit den Leser in eine Art negativen Strudel zu bringen, um ihn dann am Ende zumindest "moralisch" zu retten.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
kleiner Tip: Wenn ein kommentierender Beitrag als "Konstruktiver Vorschlag" eingebracht worden ist, hebt er Dein Gedicht ganz nach oben auf die erste Seite. Und das bedeutet für Dich die Chance, mit dem gleichen Klick auf "Konstruktiver Vorschlag" zu antworten, so daß Du sogleich wieder nach oben gerückt wirst. Dann verschwindest Du erst langsam wieder nach unten, wenn und weil andere entweder ein Gedicht einbringen oder - wie hier beschrieben - einen "Konstruktiven usw." Beitrag zu irgendeinem Lied geschrieben haben.
Es kommt nur darauf an, nicht "spontaner Leseeindruck" sondern "Konstruktiver usw." anzuklicken. Das geschieht in der Leselupe in der Regel durch die Kommentatoren (nicht durch den Autor), aber der Autor darf auf gleicher Ebene antworten und dadurch sein Lied auf der ersten Seite halten und hochrücken, damit es gelesen wird (denn weiter unten oder gar auf Seite 2 ... schaut keiner mehr rein).

Und so geschieht es natürlich auch bei den Gedichten anderer, die Du besuchst und kommentierst.
 



 
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